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Diplomacy & Defense Think Tank News

Akzeptanz der einschränkenden Corona-Maßnahmen bleibt trotz Lockerungen hoch

Zusammenfassung:

Neue erweiterte Fassung – die um 9.30 Uhr versandte war unvollständig!

Die wirtschaftlichen und sozialen Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen hat die große Mehrheit der Deutschen mit Disziplin mitgetragen. Sogar am Osterwochenende hielt sich die Bevölkerung an die weitreichenden Kontaktbeschränkungen. Doch nun wecken selektive Lockerungsmaßnahmen, also die Wiedereröffnung von vielen Geschäften und öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, die Hoffnung auf die Rückkehr in die Normalität. Damit wächst auch die Gefahr, dass die Selbst­disziplin nachlässt. Eine seit mehr als einem Monat laufende tägliche Befragung von infratest dimap lässt erst geringe Ermüdungserscheinungen in der Bevölkerung erkennen und zeigt auch, dass rund 40 Prozent der Menschen im Land sich durch die bisherigen Maßnahmen stark eingeschränkt sehen. Die Erhebung zeigt zudem, wie die Befragten weiteren Maßnahmen wie Tracing-App und Schutzmaskenpflicht gegenüberstehen.


Marcel Fratzscher: „Neue Corona-Hilfen sind nur zum Teil sinnvoll – Junge Familien zahlen hohen Preis“

DIW-Präsident Marcel Fratzscher kommentiert die Einigung des Koalitionsausschusses auf weitere Corona-Hilfen:

Die Beschlüsse der Koalition sind nur zum Teil eine sinnvolle Nachbesserung des Wirtschaftsprogramms. Die stufenweise Erhöhung des Kurzarbeitergelds ist hilfreich, um Menschen, die über eine längere Zeit von Einkommensverlusten betroffen sind, stärker zu unterstützen. Die temporäre Reduzierung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie ist aber eher symbolisch und dürfte den meisten Betroffenen kaum helfen, denn sie wird erst dann wirksam, wenn Gaststätten wieder Umsatz generieren können. Solange sie geschlossen bleiben oder der Umsatz beschränkt ist, dürfte diese Maßnahme eine Welle von Insolvenzen in der Branche nicht verhindern können. Die Steuerverrechnung von Verlusten dagegen ist extrem sinnvoll, um Unternehmen effektiv finanziell zu entlasten, gerade auch, wenn sie eben keine Umsätze haben. Das Paket der Koalition ist zudem eine verpasste Chance, vor allem jungen Familien zu helfen. Viele können kaum noch weitere vier Monate den Spagat von Schul- und Kitaschließungen, Home-Schooling und Kinderbetreuung zu Hause bei gleichzeitigem Home-Office leisten. Vor allem Mütter zahlen einen enorm hohen Preis, da ein überproportionaler Teil der zusätzlichen Aufgaben von Ihnen geleistet werden wird. Die Corona-Krise könnte einen empfindlichen Rückschritt bei der Gleichstellung bedeuten. Ein Corona-Elterngeld und eine Corona-Elternzeit mit Lohnausgleich, gekoppelt mit einer massiven Ausweitung von Kita- und Schul-Angeboten sind wichtige und dringende Maßnahmen, um jungen Familien konkret zu helfen.

New podcast explores protection of civilians in the Sahel

DIIS - Wed, 04/22/2020 - 16:12
DIIS researchers talk to Oxford Research Group

Transnational cooperation in times of rapid global changes: the Arctic Council as a success case?

Global agreements such as the 2030 Agenda for Sustainable Development and the Paris Climate Agreement illustrate the need for transnational cooperation to solve complex and interrelated challenges that affect humanity at large. But how can transnational cooperation be more successful in times of rapid global changes? This discussion paper shows that many of the premises discussed in the literature on transnational cooperation and on multistakeholder partnerships mirror the praise and concerns brought forward in regard to the Arctic Council as a case of success. At the same time, particularly by advancing its process management, transnational cooperation under the auspices of the Arctic Council could be furthered.
This study proceeds as follows. It introduces and compares different approaches in global governance research that are considered as strengthening transnational cooperation and critically explores in how far the Arctic Council can be considered an example to learn from for encouraging transnational cooperation. From the case of the Arctic Council the study further expands on the premises brought forward in the literature and suggests to pay more attention to the dimension of knowledge as particularly in times of rapid global changes a shared understanding of challenges is an important basis for transnational cooperation.

Transnational cooperation in times of rapid global changes: the Arctic Council as a success case?

Global agreements such as the 2030 Agenda for Sustainable Development and the Paris Climate Agreement illustrate the need for transnational cooperation to solve complex and interrelated challenges that affect humanity at large. But how can transnational cooperation be more successful in times of rapid global changes? This discussion paper shows that many of the premises discussed in the literature on transnational cooperation and on multistakeholder partnerships mirror the praise and concerns brought forward in regard to the Arctic Council as a case of success. At the same time, particularly by advancing its process management, transnational cooperation under the auspices of the Arctic Council could be furthered.
This study proceeds as follows. It introduces and compares different approaches in global governance research that are considered as strengthening transnational cooperation and critically explores in how far the Arctic Council can be considered an example to learn from for encouraging transnational cooperation. From the case of the Arctic Council the study further expands on the premises brought forward in the literature and suggests to pay more attention to the dimension of knowledge as particularly in times of rapid global changes a shared understanding of challenges is an important basis for transnational cooperation.

Transnational cooperation in times of rapid global changes: the Arctic Council as a success case?

Global agreements such as the 2030 Agenda for Sustainable Development and the Paris Climate Agreement illustrate the need for transnational cooperation to solve complex and interrelated challenges that affect humanity at large. But how can transnational cooperation be more successful in times of rapid global changes? This discussion paper shows that many of the premises discussed in the literature on transnational cooperation and on multistakeholder partnerships mirror the praise and concerns brought forward in regard to the Arctic Council as a case of success. At the same time, particularly by advancing its process management, transnational cooperation under the auspices of the Arctic Council could be furthered.
This study proceeds as follows. It introduces and compares different approaches in global governance research that are considered as strengthening transnational cooperation and critically explores in how far the Arctic Council can be considered an example to learn from for encouraging transnational cooperation. From the case of the Arctic Council the study further expands on the premises brought forward in the literature and suggests to pay more attention to the dimension of knowledge as particularly in times of rapid global changes a shared understanding of challenges is an important basis for transnational cooperation.

Vertieft die Pandemie die digitale Kluft?

Im Zuge der drastischen Maßnahmen, die die Welt ergreift, um die Infektionsraten des Coronavirus zu verlangsamen, arbeiten inzwischen Milliarden von Zuhause aus. Firmen mit hochqualifizierten Angestellten versuchen, die durch die Ausgangssperren entstandenen Verluste durch einen schnellen Umstieg auf digitale Medien (wie Videokonferenzen oder Webinare) auszugleichen. Aber vielen anderen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, fehlen die Voraussetzungen, um bei Social Distancing und digitalen Arbeitsformaten nachzuziehen. Wird dies die digitale Kluft zwischen gutsituierten Angestellten und denjenigen, die nicht in der glücklichen Lage sind, von überall aus arbeiten zu können, vertiefen? Oder könnte die Krise neue globale Wertschöpfungsketten für digitale Dienstleistungen schaffen und zusätzliche Online-Arbeiter rekrutieren?

Die vielen informellen Dienstleistungsjobs im Globalen Süden – etwa im Transport, im Straßenverkauf oder in Reparaturwerkstätten – können nicht vom „Homeoffice“ aus erledigt werden. Doch können (wie teils bereits geschehen) einige dieser Jobs durch Plattformen digitalisiert werden, die verschiedene Arbeitsaufgaben über Websites oder mobile Apps vermitteln, wodurch Transport, Marktinformationen, Lieferdienste, Logistikplanung und Einzelhandelsaktivitäten verbessert werden. Der Großteil dieser Plattformen ist ortsbasiert und verschafft (wie etwa Careem oder GoJek) durch Liefer- und Fahrdienste vor allem Städtern ein (Zusatz-)Einkommen. Dienste für Landwirte wie Marktinformationen und -prognosen sind ebenfalls verbreitet. Bislang leisten relativ wenige Menschen aus der Ferne Schreib- oder Transkriptionsdienste über Online-Plattformen wie Upwork oder Fiverr.

Einerseits erscheint es angesichts der für große Teile der Weltbevölkerung lückenhaften digitalen Infrastruktur und Kompetenzen unvermeidlich, dass die Pandemie die digitale Kluft vertieft. Beim Internetzugang hat die Nutzung von Mobiltelefonen und mobilem Internet in allen Weltregionen stark zugenommen, doch nach wie vor bestehen große Ungleichheiten zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Insbesondere bei der Nutzung von Computern und Festnetz-Breitbandanschlüssen unterscheiden sich meist urbane, gut erschlossene Gebiete von solchen mit erheblich schlechterem Netzzugang. Doch gerade Computer und Internetanschlüsse zu Hause sind für ein produktives Arbeiten aus der Ferne unerlässlich.

Für digitale Kompetenzen gibt es bislang keine anerkannte Messgröße, aber Zahlen zum Humankapital sind ein Anhaltspunkt und legen deutliche Unterschiede und somit eine geringere Arbeitsproduktivität in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen offen. Zudem müssen geeignete Regulierungsmaßnahmen eine neue digitale Kluft zwischen Datenschutz in demokratischen Gesellschaften und staatlicher Überwachung in Autokratien verhindern (Überwachungstechnologien zur Eindämmung der Pandemie gaben bereits einen Vorgeschmack auf die Orwellsche Kontrolle, die durch Kontaktverfolgungs-Apps noch verstärkt werden könnte).

Andererseits können digitale Plattformen Niedriglohnländern helfen, nicht durch die Pandemie abgekoppelt zu werden. Liefer- und Homeoffice-Arbeiten laufen während der Sperrzeiten weiter und werden wohl zunehmend andere Aspekte des Wirtschaftslebens abdecken. In dieser Hinsicht stärkt die Pandemie ortsgebundene Plattformen und Online-Arbeit gleichermaßen (auch wenn gesundheitliche Risiken für Lieferanten ungleich höher sind als für Online-Arbeiter). Langfristig wird das globale Wachstum bei Internet-Plattformen zu einem reiferen Markt und zu einer größeren Vielfalt an leistungsfähigeren und besser (selbst-)regulierten Plattformen führen; dieser Fortschritt wird wahrscheinlich auch in den Globalen Süden ausstrahlen. Fernarbeit ist noch interessanter, da Online-Arbeiter produktive Dienstleistungsexporteure sind, die so höheren Nutzen für sich und ihre Volkswirtschaften erzielen können.

Wirtschaftskrisen bieten Unternehmen in Industrieländern meist einen Anlass, sich derjenigen Arbeiter zu entledigen, deren Arbeit jetzt besser von Maschinen erledigt werden kann – möglicherweise zum Vorteil von Online-Arbeitern anderswo. Diese Automatisierung geht weit über Industrieroboter hinaus. Die größten Jobkiller sind heute Anwendungen für einfache Bürotätigkeiten. Diese Anwendungen scheinen vollständig auf Algorithmen zu basieren, sind aber, um reibungslos zu funktionieren, oft auf verborgene Arbeiter im Globalen Süden angewiesen. Die Pandemie könnte somit das Entstehen neuer globaler Wertschöpfungsketten für digitale Dienstleistungen beschleunigen und Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagern, wie bereits in den letzten Dekaden in der verarbeitenden Industrie geschehen. Heute konzentrieren sich die wachsende Zahl von Online-Fernarbeitern geografisch in Bangalore und Manila, inzwischen kommen immer mehr Online-Arbeiter aus Orten wie Kairo und Nairobi dazu.

Letztendlich könnte die Pandemie zunächst die bestehende digitale Kluft vertiefen und womöglich den digitalen Autoritarismus stärken. Sie eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für diejenigen Menschen in Ballungsräumen des Globalen Südens mit der richtigen Ausbildung und technischen Ausstattung. Zur Bewältigung der akuten Krise sollten sich die Regierungen des Südens gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen für Apps zur anonymen Kontaktverfolgung einsetzen und dann die digitalen Möglichkeiten der Bürger erweitern, indem sie Breitband-Internet vergünstigen und den Marktzugang für Online-Firmen und -Arbeiter erleichtern.

Dieser Text ist Teil einer Sonderreihe unseres Formats Die aktuelle Kolumne, die die Folgen der Corona-Krise entwicklungspolitisch und sozioökonomisch einordnet. Sie finden die weiteren Texte hier auf unserer Überblicksseite.

Vertieft die Pandemie die digitale Kluft?

Im Zuge der drastischen Maßnahmen, die die Welt ergreift, um die Infektionsraten des Coronavirus zu verlangsamen, arbeiten inzwischen Milliarden von Zuhause aus. Firmen mit hochqualifizierten Angestellten versuchen, die durch die Ausgangssperren entstandenen Verluste durch einen schnellen Umstieg auf digitale Medien (wie Videokonferenzen oder Webinare) auszugleichen. Aber vielen anderen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, fehlen die Voraussetzungen, um bei Social Distancing und digitalen Arbeitsformaten nachzuziehen. Wird dies die digitale Kluft zwischen gutsituierten Angestellten und denjenigen, die nicht in der glücklichen Lage sind, von überall aus arbeiten zu können, vertiefen? Oder könnte die Krise neue globale Wertschöpfungsketten für digitale Dienstleistungen schaffen und zusätzliche Online-Arbeiter rekrutieren?

Die vielen informellen Dienstleistungsjobs im Globalen Süden – etwa im Transport, im Straßenverkauf oder in Reparaturwerkstätten – können nicht vom „Homeoffice“ aus erledigt werden. Doch können (wie teils bereits geschehen) einige dieser Jobs durch Plattformen digitalisiert werden, die verschiedene Arbeitsaufgaben über Websites oder mobile Apps vermitteln, wodurch Transport, Marktinformationen, Lieferdienste, Logistikplanung und Einzelhandelsaktivitäten verbessert werden. Der Großteil dieser Plattformen ist ortsbasiert und verschafft (wie etwa Careem oder GoJek) durch Liefer- und Fahrdienste vor allem Städtern ein (Zusatz-)Einkommen. Dienste für Landwirte wie Marktinformationen und -prognosen sind ebenfalls verbreitet. Bislang leisten relativ wenige Menschen aus der Ferne Schreib- oder Transkriptionsdienste über Online-Plattformen wie Upwork oder Fiverr.

Einerseits erscheint es angesichts der für große Teile der Weltbevölkerung lückenhaften digitalen Infrastruktur und Kompetenzen unvermeidlich, dass die Pandemie die digitale Kluft vertieft. Beim Internetzugang hat die Nutzung von Mobiltelefonen und mobilem Internet in allen Weltregionen stark zugenommen, doch nach wie vor bestehen große Ungleichheiten zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Insbesondere bei der Nutzung von Computern und Festnetz-Breitbandanschlüssen unterscheiden sich meist urbane, gut erschlossene Gebiete von solchen mit erheblich schlechterem Netzzugang. Doch gerade Computer und Internetanschlüsse zu Hause sind für ein produktives Arbeiten aus der Ferne unerlässlich.

Für digitale Kompetenzen gibt es bislang keine anerkannte Messgröße, aber Zahlen zum Humankapital sind ein Anhaltspunkt und legen deutliche Unterschiede und somit eine geringere Arbeitsproduktivität in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen offen. Zudem müssen geeignete Regulierungsmaßnahmen eine neue digitale Kluft zwischen Datenschutz in demokratischen Gesellschaften und staatlicher Überwachung in Autokratien verhindern (Überwachungstechnologien zur Eindämmung der Pandemie gaben bereits einen Vorgeschmack auf die Orwellsche Kontrolle, die durch Kontaktverfolgungs-Apps noch verstärkt werden könnte).

Andererseits können digitale Plattformen Niedriglohnländern helfen, nicht durch die Pandemie abgekoppelt zu werden. Liefer- und Homeoffice-Arbeiten laufen während der Sperrzeiten weiter und werden wohl zunehmend andere Aspekte des Wirtschaftslebens abdecken. In dieser Hinsicht stärkt die Pandemie ortsgebundene Plattformen und Online-Arbeit gleichermaßen (auch wenn gesundheitliche Risiken für Lieferanten ungleich höher sind als für Online-Arbeiter). Langfristig wird das globale Wachstum bei Internet-Plattformen zu einem reiferen Markt und zu einer größeren Vielfalt an leistungsfähigeren und besser (selbst-)regulierten Plattformen führen; dieser Fortschritt wird wahrscheinlich auch in den Globalen Süden ausstrahlen. Fernarbeit ist noch interessanter, da Online-Arbeiter produktive Dienstleistungsexporteure sind, die so höheren Nutzen für sich und ihre Volkswirtschaften erzielen können.

Wirtschaftskrisen bieten Unternehmen in Industrieländern meist einen Anlass, sich derjenigen Arbeiter zu entledigen, deren Arbeit jetzt besser von Maschinen erledigt werden kann – möglicherweise zum Vorteil von Online-Arbeitern anderswo. Diese Automatisierung geht weit über Industrieroboter hinaus. Die größten Jobkiller sind heute Anwendungen für einfache Bürotätigkeiten. Diese Anwendungen scheinen vollständig auf Algorithmen zu basieren, sind aber, um reibungslos zu funktionieren, oft auf verborgene Arbeiter im Globalen Süden angewiesen. Die Pandemie könnte somit das Entstehen neuer globaler Wertschöpfungsketten für digitale Dienstleistungen beschleunigen und Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagern, wie bereits in den letzten Dekaden in der verarbeitenden Industrie geschehen. Heute konzentrieren sich die wachsende Zahl von Online-Fernarbeitern geografisch in Bangalore und Manila, inzwischen kommen immer mehr Online-Arbeiter aus Orten wie Kairo und Nairobi dazu.

Letztendlich könnte die Pandemie zunächst die bestehende digitale Kluft vertiefen und womöglich den digitalen Autoritarismus stärken. Sie eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für diejenigen Menschen in Ballungsräumen des Globalen Südens mit der richtigen Ausbildung und technischen Ausstattung. Zur Bewältigung der akuten Krise sollten sich die Regierungen des Südens gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen für Apps zur anonymen Kontaktverfolgung einsetzen und dann die digitalen Möglichkeiten der Bürger erweitern, indem sie Breitband-Internet vergünstigen und den Marktzugang für Online-Firmen und -Arbeiter erleichtern.

Dieser Text ist Teil einer Sonderreihe unseres Formats Die aktuelle Kolumne, die die Folgen der Corona-Krise entwicklungspolitisch und sozioökonomisch einordnet. Sie finden die weiteren Texte hier auf unserer Überblicksseite.

Vertieft die Pandemie die digitale Kluft?

Im Zuge der drastischen Maßnahmen, die die Welt ergreift, um die Infektionsraten des Coronavirus zu verlangsamen, arbeiten inzwischen Milliarden von Zuhause aus. Firmen mit hochqualifizierten Angestellten versuchen, die durch die Ausgangssperren entstandenen Verluste durch einen schnellen Umstieg auf digitale Medien (wie Videokonferenzen oder Webinare) auszugleichen. Aber vielen anderen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, fehlen die Voraussetzungen, um bei Social Distancing und digitalen Arbeitsformaten nachzuziehen. Wird dies die digitale Kluft zwischen gutsituierten Angestellten und denjenigen, die nicht in der glücklichen Lage sind, von überall aus arbeiten zu können, vertiefen? Oder könnte die Krise neue globale Wertschöpfungsketten für digitale Dienstleistungen schaffen und zusätzliche Online-Arbeiter rekrutieren?

Die vielen informellen Dienstleistungsjobs im Globalen Süden – etwa im Transport, im Straßenverkauf oder in Reparaturwerkstätten – können nicht vom „Homeoffice“ aus erledigt werden. Doch können (wie teils bereits geschehen) einige dieser Jobs durch Plattformen digitalisiert werden, die verschiedene Arbeitsaufgaben über Websites oder mobile Apps vermitteln, wodurch Transport, Marktinformationen, Lieferdienste, Logistikplanung und Einzelhandelsaktivitäten verbessert werden. Der Großteil dieser Plattformen ist ortsbasiert und verschafft (wie etwa Careem oder GoJek) durch Liefer- und Fahrdienste vor allem Städtern ein (Zusatz-)Einkommen. Dienste für Landwirte wie Marktinformationen und -prognosen sind ebenfalls verbreitet. Bislang leisten relativ wenige Menschen aus der Ferne Schreib- oder Transkriptionsdienste über Online-Plattformen wie Upwork oder Fiverr.

Einerseits erscheint es angesichts der für große Teile der Weltbevölkerung lückenhaften digitalen Infrastruktur und Kompetenzen unvermeidlich, dass die Pandemie die digitale Kluft vertieft. Beim Internetzugang hat die Nutzung von Mobiltelefonen und mobilem Internet in allen Weltregionen stark zugenommen, doch nach wie vor bestehen große Ungleichheiten zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Insbesondere bei der Nutzung von Computern und Festnetz-Breitbandanschlüssen unterscheiden sich meist urbane, gut erschlossene Gebiete von solchen mit erheblich schlechterem Netzzugang. Doch gerade Computer und Internetanschlüsse zu Hause sind für ein produktives Arbeiten aus der Ferne unerlässlich.

Für digitale Kompetenzen gibt es bislang keine anerkannte Messgröße, aber Zahlen zum Humankapital sind ein Anhaltspunkt und legen deutliche Unterschiede und somit eine geringere Arbeitsproduktivität in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen offen. Zudem müssen geeignete Regulierungsmaßnahmen eine neue digitale Kluft zwischen Datenschutz in demokratischen Gesellschaften und staatlicher Überwachung in Autokratien verhindern (Überwachungstechnologien zur Eindämmung der Pandemie gaben bereits einen Vorgeschmack auf die Orwellsche Kontrolle, die durch Kontaktverfolgungs-Apps noch verstärkt werden könnte).

Andererseits können digitale Plattformen Niedriglohnländern helfen, nicht durch die Pandemie abgekoppelt zu werden. Liefer- und Homeoffice-Arbeiten laufen während der Sperrzeiten weiter und werden wohl zunehmend andere Aspekte des Wirtschaftslebens abdecken. In dieser Hinsicht stärkt die Pandemie ortsgebundene Plattformen und Online-Arbeit gleichermaßen (auch wenn gesundheitliche Risiken für Lieferanten ungleich höher sind als für Online-Arbeiter). Langfristig wird das globale Wachstum bei Internet-Plattformen zu einem reiferen Markt und zu einer größeren Vielfalt an leistungsfähigeren und besser (selbst-)regulierten Plattformen führen; dieser Fortschritt wird wahrscheinlich auch in den Globalen Süden ausstrahlen. Fernarbeit ist noch interessanter, da Online-Arbeiter produktive Dienstleistungsexporteure sind, die so höheren Nutzen für sich und ihre Volkswirtschaften erzielen können.

Wirtschaftskrisen bieten Unternehmen in Industrieländern meist einen Anlass, sich derjenigen Arbeiter zu entledigen, deren Arbeit jetzt besser von Maschinen erledigt werden kann – möglicherweise zum Vorteil von Online-Arbeitern anderswo. Diese Automatisierung geht weit über Industrieroboter hinaus. Die größten Jobkiller sind heute Anwendungen für einfache Bürotätigkeiten. Diese Anwendungen scheinen vollständig auf Algorithmen zu basieren, sind aber, um reibungslos zu funktionieren, oft auf verborgene Arbeiter im Globalen Süden angewiesen. Die Pandemie könnte somit das Entstehen neuer globaler Wertschöpfungsketten für digitale Dienstleistungen beschleunigen und Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagern, wie bereits in den letzten Dekaden in der verarbeitenden Industrie geschehen. Heute konzentrieren sich die wachsende Zahl von Online-Fernarbeitern geografisch in Bangalore und Manila, inzwischen kommen immer mehr Online-Arbeiter aus Orten wie Kairo und Nairobi dazu.

Letztendlich könnte die Pandemie zunächst die bestehende digitale Kluft vertiefen und womöglich den digitalen Autoritarismus stärken. Sie eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für diejenigen Menschen in Ballungsräumen des Globalen Südens mit der richtigen Ausbildung und technischen Ausstattung. Zur Bewältigung der akuten Krise sollten sich die Regierungen des Südens gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen für Apps zur anonymen Kontaktverfolgung einsetzen und dann die digitalen Möglichkeiten der Bürger erweitern, indem sie Breitband-Internet vergünstigen und den Marktzugang für Online-Firmen und -Arbeiter erleichtern.

Dieser Text ist Teil einer Sonderreihe unseres Formats Die aktuelle Kolumne, die die Folgen der Corona-Krise entwicklungspolitisch und sozioökonomisch einordnet. Sie finden die weiteren Texte hier auf unserer Überblicksseite.

The Nordics and COVID-19: Together or Apart?

DIIS - Wed, 04/22/2020 - 12:57
So far the tendency of all states, also the Nordic ones, has been to go national instead of regional or global in our responses to this crisis that knows no borders. But there are opportunities to explore in regional cooperation

Pockets of autonomy: Living within different ‘encompassed’ states

DIIS - Wed, 04/22/2020 - 11:14
New article on competing and overlapping state-making in Myanmar

EU-Afrika-Beziehungen nach Corona: Handeln vor dem Schleier des Ungewissen

Am 8. April berief der Auswärtige Dienst der Europäischen Union ein virtuelles Ministertreffen ein, um die Reaktion der EU auf die globale Pandemie zu erörtern. Am Ende der Pressekonferenz verwies der Hohe Vertreter Josep Borrell auf den für Oktober in Brüssel geplanten AU-EU-Gipfel und erwog die Möglichkeit, dass dieser unter gegebenen Umständen eventuell nicht stattfinden könne. Das letzte dieser Treffen auf Staats- und Regierungschef-Ebene zwischen AU und EU Mitgliedstaaten fand im Jahr 2017 in Abidjan statt. Auch der bevorstehende Gipfel war ursprünglich als der Höhepunkt eines Jahres gedacht, das sich verstärkt den Beziehungen zwischen Afrika und der EU widmen sollte. Aufgrund der fortdauernden Corona-Krise bleibt nicht nur die Durchführung des Gipfels, sondern auch die Machbarkeit der angestrebten Agenda in Hinblick auf Afrika ungewiss.

EU-Afrika-Beziehungen nach Corona: Handeln vor dem Schleier des Ungewissen

Am 8. April berief der Auswärtige Dienst der Europäischen Union ein virtuelles Ministertreffen ein, um die Reaktion der EU auf die globale Pandemie zu erörtern. Am Ende der Pressekonferenz verwies der Hohe Vertreter Josep Borrell auf den für Oktober in Brüssel geplanten AU-EU-Gipfel und erwog die Möglichkeit, dass dieser unter gegebenen Umständen eventuell nicht stattfinden könne. Das letzte dieser Treffen auf Staats- und Regierungschef-Ebene zwischen AU und EU Mitgliedstaaten fand im Jahr 2017 in Abidjan statt. Auch der bevorstehende Gipfel war ursprünglich als der Höhepunkt eines Jahres gedacht, das sich verstärkt den Beziehungen zwischen Afrika und der EU widmen sollte. Aufgrund der fortdauernden Corona-Krise bleibt nicht nur die Durchführung des Gipfels, sondern auch die Machbarkeit der angestrebten Agenda in Hinblick auf Afrika ungewiss.

EU-Afrika-Beziehungen nach Corona: Handeln vor dem Schleier des Ungewissen

Am 8. April berief der Auswärtige Dienst der Europäischen Union ein virtuelles Ministertreffen ein, um die Reaktion der EU auf die globale Pandemie zu erörtern. Am Ende der Pressekonferenz verwies der Hohe Vertreter Josep Borrell auf den für Oktober in Brüssel geplanten AU-EU-Gipfel und erwog die Möglichkeit, dass dieser unter gegebenen Umständen eventuell nicht stattfinden könne. Das letzte dieser Treffen auf Staats- und Regierungschef-Ebene zwischen AU und EU Mitgliedstaaten fand im Jahr 2017 in Abidjan statt. Auch der bevorstehende Gipfel war ursprünglich als der Höhepunkt eines Jahres gedacht, das sich verstärkt den Beziehungen zwischen Afrika und der EU widmen sollte. Aufgrund der fortdauernden Corona-Krise bleibt nicht nur die Durchführung des Gipfels, sondern auch die Machbarkeit der angestrebten Agenda in Hinblick auf Afrika ungewiss.

The measurement of multidimensional poverty across countries: A proposal for selecting dimensions

An adequate cross-country comparison of multidimensional poverty requires sound poverty measures. This paper focuses on two central, but often neglected, challenges: the identification of the best theoretical framework and the selection of poverty dimensions. Regarding the first problem, it is argued that Amartya Sen’s capability approach provides the most rigorous analytical apparatus since it views poverty in terms of people’s lack of freedom to live a life they have reason to value, rather than as deprivation of means (income/commodities). In line with the capability approach, the paper then proposes a new solution to the problem of how to select dimensions of poverty. It consists of the expansion of the Constitutional Approach, recently developed by Burchi, De Muro and Kollar, according to which (some) national constitutions could be used as sources of ethically sound poverty dimensions. This approach, so far implemented only at the national level, could be extended to the international context by looking at a minimum list of overlapping dimensions across several countries. Finally, the paper applies this approach, examining several constitutions from all world regions, and supplementing it with three other well-known approaches to the identification of poverty dimensions: the public consensus approach, participatory studies, and surveys. This exercise leads to a clear list of valuable dimensions for international comparisons of poverty. We conclude that international poverty indicators should ideally always contain at least the dimensions of health, education and decent employment.

The measurement of multidimensional poverty across countries: A proposal for selecting dimensions

An adequate cross-country comparison of multidimensional poverty requires sound poverty measures. This paper focuses on two central, but often neglected, challenges: the identification of the best theoretical framework and the selection of poverty dimensions. Regarding the first problem, it is argued that Amartya Sen’s capability approach provides the most rigorous analytical apparatus since it views poverty in terms of people’s lack of freedom to live a life they have reason to value, rather than as deprivation of means (income/commodities). In line with the capability approach, the paper then proposes a new solution to the problem of how to select dimensions of poverty. It consists of the expansion of the Constitutional Approach, recently developed by Burchi, De Muro and Kollar, according to which (some) national constitutions could be used as sources of ethically sound poverty dimensions. This approach, so far implemented only at the national level, could be extended to the international context by looking at a minimum list of overlapping dimensions across several countries. Finally, the paper applies this approach, examining several constitutions from all world regions, and supplementing it with three other well-known approaches to the identification of poverty dimensions: the public consensus approach, participatory studies, and surveys. This exercise leads to a clear list of valuable dimensions for international comparisons of poverty. We conclude that international poverty indicators should ideally always contain at least the dimensions of health, education and decent employment.

The measurement of multidimensional poverty across countries: A proposal for selecting dimensions

An adequate cross-country comparison of multidimensional poverty requires sound poverty measures. This paper focuses on two central, but often neglected, challenges: the identification of the best theoretical framework and the selection of poverty dimensions. Regarding the first problem, it is argued that Amartya Sen’s capability approach provides the most rigorous analytical apparatus since it views poverty in terms of people’s lack of freedom to live a life they have reason to value, rather than as deprivation of means (income/commodities). In line with the capability approach, the paper then proposes a new solution to the problem of how to select dimensions of poverty. It consists of the expansion of the Constitutional Approach, recently developed by Burchi, De Muro and Kollar, according to which (some) national constitutions could be used as sources of ethically sound poverty dimensions. This approach, so far implemented only at the national level, could be extended to the international context by looking at a minimum list of overlapping dimensions across several countries. Finally, the paper applies this approach, examining several constitutions from all world regions, and supplementing it with three other well-known approaches to the identification of poverty dimensions: the public consensus approach, participatory studies, and surveys. This exercise leads to a clear list of valuable dimensions for international comparisons of poverty. We conclude that international poverty indicators should ideally always contain at least the dimensions of health, education and decent employment.

The politics of forced disappearance in armed conflicts and irregular migration

DIIS - Mon, 04/20/2020 - 14:04
Retsantropologisk brug af biometri er nyttig i forskellige sammenhænge. Ikke kun når det kommer til at identificere ofre for repressive regimer, men også til at identificere afdøde immgranter - og faktisk også på tværs af de felter

European defence cooperation and Denmark. The Danish opt-out on defence

DIIS - Mon, 04/20/2020 - 13:06
The implications of the Danish defence opt-out has grown over the past ten years, as defence policy co-operation among the other EU Member States has been strengthened. DIIS report now in English.

Droht durch Corona eine Verschuldungskrise in den Entwicklungsländern?

Fast die Hälfte der Niedrigeinkommensländer ist hoch verschuldet. Dies war laut Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank bereits vor der Corona-Krise der Fall. Die Verschuldungslage wird sich nun infolge der Pandemie weiter verschlechtern. Die Krise wirkt wie ein Beschleuniger: Nach dem Ende des Rohstoffbooms hat sich die fiskalische Lage in vielen Entwicklungsländern verschlechtert. Laut dem IWF ist die öffentliche Verschuldung Sub-Sahara-Afrikas von durchschnittlich 33,1 Prozent zwischen 2010 und 2016 auf 50,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in 2019 angestiegen.

Der Handlungsspielraum dieser Länder ist also schon jetzt erheblich beeinträchtigt. Nun werden die Steuereinnahmen infolge der Corona-Krise sinken und die Ausgaben zu ihrer Abfederung steigen. Den Entwicklungsländern droht neben einer Gesundheits- und Wirtschaftskrise auch eine Verschuldungskrise. Wie kann die internationale Gemeinschaft dazu beitragen, eine solche Verschuldungskrise in den ärmsten Ländern der Welt zu verhindern?

Eine Verschuldungskrise in den Entwicklungsländern kann nur mit einer Kombination aus mehreren Instrumenten verhindert werden. Dazu gehören vor allem sofortige Liquiditätserleichterungen der Gläubiger durch ein zeitlich begrenztes Schuldenmoratorium und durch den Erlass von Schuldendienstzahlungen für die ärmsten hochverschuldeten Länder. Langfristig müssen das Debt Management verbessert und weltweit einheitliche Prinzipien zur verantwortungsvollen Kreditvergabe und Kreditaufnahme eingeführt werden. Die Einigung auf diese steht in der internationalen Gemeinschaft bereits seit längerem aus. Die Weltbank schätzt, dass Sub-Sahara Afrika alleine 100 Milliarden US-Dollar zur sofortigen Stimulierung der Wirtschaft benötigt.

Auf der Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank haben sich alle bilateralen öffentlichen Gläubiger bereit erklärt, den ärmsten Ländern ein Moratorium für ihre Schuldendienstzahlungen von Mai bis Dezember 2020 zu gewähren. Laut Schätzungen der Weltbank könnte eine Aussetzung der Zinszahlungen von allen öffentlichen und privaten Gläubigern alleine im Jahr 2020 Liquidität in Höhe von 44 Milliarden US-Dollar für Sub-Sahara Afrika bereitstellen. Während eines Moratoriums setzt der Schuldner seine Zahlungen für eine bestimmte Zeit aus, wie zum Beispiel die Zinszahlungen. Der große Vorteil eines kurzfristig errichteten Moratoriums ist, dass die Entwicklungsländer in dieser schwierigen Zeit notwendige Ausgaben zur Abfederung der Folgen der Corona-Krise nutzen können und nicht für Schuldendienstzahlungen aufwenden müssen.

Der wesentliche Nachteil ist: Die Ursachen der Verschuldungsprobleme werden nicht erfasst. Es besteht die Gefahr, dass die Verschuldungskrise nur aufgeschoben wird. Zudem könnte ein Moratorium Kapitalflucht weiter erhöhen und das Kredit-Rating der Länder verschlechtern. Aus diesen Gründen sollte dieses Instrument nur angewandt werden, wenn die Länder einen akuten Liquiditätsengpass haben. Ein Moratorium sollte daher nicht pauschal für alle Niedrigeinkommensländer gelten, sondern nur für hochverschuldete Länder. Dafür könnten Schuldengrenzen benannt werden.

Ein weiteres Instrument zur sofortigen Liquiditätshilfe ist der Catastrophe Containment and Relief Trust (CCRT) des IWF. Dieser Fond ermöglicht es dem IWF, Schuldendienstzahlungen armer Länder zu erlassen, wenn diese schweren Naturkatastrophen oder einer Krise der öffentlichen Gesundheit gegenüberstehen. Ende März hat der IWF die Kriterien erweitert, damit dieser Fonds auch für viele Länder mit Pandemien, wie der Corona-Krise angewandt werden kann.

Für die Finanzierung des Fonds muss der IWF allerdings noch mehr Finanzmittel der IWF-Mitgliedstaaten einwerben. Daher sollten die wirtschaftlich starken Länder finanzielle Unterstützung für die Wiederauffüllung dieses Fonds bereitstellen. Damit mehr Länder von den zunächst knappen Mitteln begünstigt werden können, kann der IWF nun auch den Erlass in Tranchen auszahlen. Der IWF wird infolge der Corona-Krise kurzfristig 25 arme Länder mit diesem Instrument unterstützen.

Festzuhalten jedoch ist: Ein Moratorium und auch der CCRT stellen nur kurzfristige Maßnahmen dar. Die Probleme der Verschuldung werden damit nicht ursächlich behoben. Daher sind weitere Schritte notwendig. Diese umfassen Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Schuldenstrukturen in Entwicklungsländern unter Berücksichtigung angemessener Kreditlaufzeiten, Zinssätze und Verhältnisse von Inlands- und Fremdwährungen. Die bestehenden Aktivitäten multilateraler Organisationen wie die Debt Management Facility der Weltbank und des IWF sollten von mehr Ländern unterstützt werden. Nur vier G20 Länder – Deutschland, Japan, Russland und das Vereinigte Königreich – beteiligen sich derzeit an der Finanzierung dieses Instruments. Darüber hinaus sollte sich die internationale Gemeinschaft auf einheitliche Prinzipien zur verantwortlichen Kreditvergabe und -aufnahme einigen.

Die internationale Gemeinschaft trägt in dieser Pandemie eine gemeinsame Verantwortung für die ärmsten Länder der Welt. Daher sind sowohl temporäre sofortige Liquiditätshilfen wie auch langfristige an den Ursachen der Verschuldung ansetzende Maßnahmen wichtig, damit in diesen Ländern neben einer humanitären Katastrophe auch eine finanzielle verhindert werden kann.

Dieser Text ist Teil einer Sonderreihe unseres Formats Die aktuelle Kolumne, die die Folgen der Corona-Krise entwicklungspolitisch und sozioökonomisch einordnet. Sie finden die weiteren Texte hier auf unserer Überblicksseite.

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