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Diplomacy & Defense Think Tank News

Marcel Fratzscher: „Verlängerung von Kurzarbeitergeld ist unausweichlicher Schritt und wichtiges Signal an Unternehmen“

Die Koalitionsspitzen haben sich darauf verständigt, die Corona-Hilfen für Beschäftigte und Unternehmen zu verlängern. Zentraler Punkt der Einigung ist eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende Dezember 2021. In Not geratene, überschuldete Unternehmen können zudem bis Jahresende Zuschüsse zu den Betriebskosten beantragen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher kommentiert den Beschluss:

Die Verlängerung von Kurzarbeitergeld und Hilfen für die Unternehmen sind zielführend und unausweichlich. Wir müssen uns noch auf etwa zwei bis drei harte Jahre einstellen, bis unsere Wirtschaft wieder einigermaßen in Fahrt kommt. Es ist eine Illusion des Ordoliberalismus zu denken, dass solche Hilfen für Beschäftigte und Unternehmen den Strukturwandel behindern würden. Denn es sind vor allem junge Unternehmen und Unternehmen im Mittelstand, die von dieser Krise besonders hart betroffen sind, die aber für den Strukturwandel und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft enorm wichtig sind.

In der derzeitigen Krise ist es mit das wichtigste wirtschaftspolitische Ziel, die Beschäftigung zu stabilisieren. Dazu muss auch ein klares Signal an die Unternehmen gehen, dass sie nicht allein gelassen, sondern unterstützt werden. Viele Betriebe haben ihre Rücklagen in der ersten Corona-Welle bereits aufgebraucht und mussten Beschäftigte entlassen. Eine zweite Welle würden sie womöglich nicht überleben. Derzeit befinden sich rund fünf Millionen Menschen in Kurzarbeit, ihre Zahl wird wohl nach Ende der Tourismus-Saison wieder steigen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass vom Kurzarbeitergeld in erster Linie Beschäftigte mit geringen Einkommen profitieren, also diejenigen, die jetzt besonders vor den Folgen der Krise geschützt werden müssen. 

Die frühzeitige Bekanntgabe der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes ist essentiell für die Unternehmen. Sie brauchen Klarheit. In der Wirtschaft spielt Vertrauen eine große Rolle: Ist es erst einmal verloren, kann es nur schwer wieder zurückgewonnen werden.

Taming the big green elephant. Setting the motion for transformation towards sustainability

Sustainable low carbon development is a transformative process that constitutes the shifting from the initially chosen or taken pathway to another pathway as goals have been re-visited and revised to enable the system to adapt to changes. For example, political goals that focused on consumption-driven economic growth are now increasingly complemented or even substituted by other goals such as climate production and sustainable development. This change of policy goals means changes in development trajectories. However, shifting of paths entails transition costs that are primarily accrued through the effects of lock-ins (e.g., carbon lock-ins including dependence of fossil fuels) that have framed decisions and collective actions. The uncertainty about these transition costs can be overwhelming or even disruptive. Shifting becomes a question not only of technical optimization, but also of empathy, perspectives and flexibility. Shifting is a matter of negotiations. These transition costs are additional burdens that require new ways of conceptualizing (e.g., democracy), measuring and interpreting. This book aims to provide a comprehensive and integrated analytical framework that promotes the understanding of transformation towards sustainability. It introduces new and expanded theoretical concepts such as knowledge diplomacy, and revisits analytical methods such as scenarios, case studies and ideal types to better understand the dynamics of transformation to sustainability. The analysis of this book is built upon negotiative perspectives to help define, design, and facilitate collective actions in order to execute the principles of sustainability.

Taming the big green elephant. Setting the motion for transformation towards sustainability

Sustainable low carbon development is a transformative process that constitutes the shifting from the initially chosen or taken pathway to another pathway as goals have been re-visited and revised to enable the system to adapt to changes. For example, political goals that focused on consumption-driven economic growth are now increasingly complemented or even substituted by other goals such as climate production and sustainable development. This change of policy goals means changes in development trajectories. However, shifting of paths entails transition costs that are primarily accrued through the effects of lock-ins (e.g., carbon lock-ins including dependence of fossil fuels) that have framed decisions and collective actions. The uncertainty about these transition costs can be overwhelming or even disruptive. Shifting becomes a question not only of technical optimization, but also of empathy, perspectives and flexibility. Shifting is a matter of negotiations. These transition costs are additional burdens that require new ways of conceptualizing (e.g., democracy), measuring and interpreting. This book aims to provide a comprehensive and integrated analytical framework that promotes the understanding of transformation towards sustainability. It introduces new and expanded theoretical concepts such as knowledge diplomacy, and revisits analytical methods such as scenarios, case studies and ideal types to better understand the dynamics of transformation to sustainability. The analysis of this book is built upon negotiative perspectives to help define, design, and facilitate collective actions in order to execute the principles of sustainability.

Internationale Entwicklungszusammenarbeit mit fragilen MENA-Ländern im Kontext von COVID-19

Die Regierungen im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA) begegnen der Pandemie auf unterschiedliche Weise, dabei sehen sich viele durch schwache Sozialsysteme und wachsende gesellschaftliche Frustrationen herausgefordert. In relativ wohlhabenden Ländern – wie Libanon, Ägypten und Irak – haben führende Politiker die Pandemie als Vorwand benutzt, um berechtigte Proteste gegen ihr fehlendes Verantwortungsbewusstsein und ihr Versagen bei der Bereitstellung der Grundversorgung zu unterdrücken. Für die internationale Entwicklungszusammenarbeit, die das Funktionieren legitimer, rechenschaftspflichtiger Regierungen und widerstandsfähiger Gesellschaften unterstützt, stellt dies eine große Herausforderung dar – wie der Fall des Libanon derzeit zeigt.

In scheinbar endlosen Krisen haben die zyklischen Gewaltkonflikte im Jemen, in Syrien und Libyen zu höchst fragilen, rudimentären Gesundheits- und Sozialsystemen geführt, die von der Pandemie überfordert sind. Sie werden durch große, zunehmende Ungleichheiten und politische Instabilität geschwächt. Wie immer sind die Schwächsten am härtesten betroffen – die Zivilbevölkerung und insbesondere Frauen, Kinder, Vertriebene und Flüchtlinge.

Tunesien dagegen, wirtschaftlich schwach und politisch keineswegs stabil, fällt in der Region auf, weil es das Virus entschlossen bekämpft. Tunesien hat frühzeitige und drastische Maßnahmen ergriffen, um zunächst seine Bevölkerung und damit längerfristig auch seine Wirtschaft zu schützen.

Trotz der großen Herausforderungen in der Region erinnerte UN-Generalsekretär António Guterres kürzlich die arabischen Führer daran, dass die Pandemie auch Chancen für Konfliktlösungen und ein building back better bietet, namentlich durch die Überwindung struktureller Schwächen und die Stärkung der Gesellschaftsverträge.

Guterres schlägt einen Paradigmenwechsel vor, wenn er feststellt, dass „niemand sicher ist, bis alle sicher sind“. Dies bringt unsere wechselseitige Verwundbarkeit zum Ausdruck und verlangt eine ganzheitlichere und umfassendere Sichtweise der Bedrohungen der kollektiven ‚menschlichen Sicherheit‘. Letztere ist integral mit Umweltsicherheit verknüpft, die den Mittelpunkt unseres globalen Denkens und Handelns bilden muss.

Es liegt im vitalen Interesse verantwortungsbewusster Regierungen, internationale Organisationen weiter zu stärken anstatt sie zu zerschlagen oder finanziell auszutrocknen. Denn sie versuchen, die wechselseitigen Gefährdungen menschlicher Sicherheit – darunter tiefe strukturelle und horizontale Ungleichheiten innerhalb von und zwischen Ländern sowie scheiternde Gesellschaftsverträge – zu bekämpfen. Es müssen größere Anstrengungen unternommen werden, um die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft zu verstehen, Hindernisse zu überwinden und Mittel und Wege zu finden, nationale Gesellschaftsverträge zu schließen.

Die Volksaufstände des Arabischen Frühlings und die verschiedenen Reaktionen darauf haben im vergangenen Jahrzehnt die Gesellschaftsverträge und die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft bestimmt. Tunesien, Katalysator der Veränderungen, hat echte politische Reformen eingeleitet. Nach einem äußerst integrativen Übergangsprozess hat das Land u.a. einen ständigen trilateralen Dialog zwischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Regierung eingeführt. Das gewonnene Vertrauen der Öffentlichkeit hat dazu beigetragen, dass die Gesellschaft die COVID-19-Regeln der Regierung befolgt.

Für Syrien, den Jemen, Libyen und den Irak, die auf eine lange Geschichte gescheiterter Gesellschaftsverträge und anhaltender gewaltsamer Konflikte und Krisen zurückblicken, verlangen die Pandemie und ihre sich abzeichnenden Folgen radikale Maßnahmen. Es ist entscheidend, die Pfadabhängigkeiten und Zyklen von Gewalt und staatlicher Fragilität zu durchbrechen. Dies ist leichter gesagt als getan, wenn regionale und internationale Akteure Teil des Konflikts sind. Eine länderübergreifende Analyse tief gespaltener Gesellschaften macht deutlich, wie wichtig es ist, nationale politische Regelungen an tragfähige und integrative institutionelle Arrangements zu binden, die strukturelle Konfliktursachen transformieren und die Einhaltung von Zusagen gewährleisten können. Wesentlich ist, dass wachsender sozialer Zusammenhalt – eine Voraussetzung für einen inklusiven Gesellschaftsvertrag – eng mit Fortschritten in diesen Bereichen verbunden ist.

Im Zentrum sozialen Zusammenhalts stehen der Aufbau von Vertrauen und die Erfüllung der materiellen Bedürfnisse und politischen Erwartungen von Gesellschaften. Größeres Vertrauen ist der Kern von tragfähigeren Gesellschaftsverträgen. Internationale Unterstützung durch politisch-normative, finanzielle und technische Zusammenarbeit ist in solchen Kontexten unerlässlich, um nationalen Akteuren bei der Einrichtung von Multi-Stakeholder-Dialogen und der Umsetzung tragfähiger Vereinbarungen zu helfen.

Die internationalen Akteure müssen sicherstellen, dass eine koordinierte Unterstützung keinen Schaden anrichtet – damit der Frieden unter den nationalen Gegebenheiten letztlich organisch wachsen kann. Die Bemühungen um die Bekämpfung der Pandemie in und zwischen fragilen und von Gewaltkonflikten betroffenen Ländern müssen sich auf diese Prioritäten und Verfahren einstellen, wenn die Idee des building back better verwirklicht werden soll. Dies ist keine Hexerei mehr, denn diverse Institutionen haben wegweisende Erkenntnisse über Best Practices in der internationalen Zusammenarbeit gewonnen – auch in Zeiten einer Pandemie.

Erin McCandless ist außerordentliche Professorin an der School of Governance der Witwatersrand University in Südafrika und leitet ein Forschungs- und politisches Dialogprojekt zur Schaffung widerstandsfähiger Gesellschaftsverträge in Ländern, die sich von Konflikten und Autoritarismus abwenden.

Bernhard Trautner ist Politikwissenschaftler und Forscher im Forschungsprogramm Transformation politischer (Un-) Ordnung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE).

Internationale Entwicklungszusammenarbeit mit fragilen MENA-Ländern im Kontext von COVID-19

Die Regierungen im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA) begegnen der Pandemie auf unterschiedliche Weise, dabei sehen sich viele durch schwache Sozialsysteme und wachsende gesellschaftliche Frustrationen herausgefordert. In relativ wohlhabenden Ländern – wie Libanon, Ägypten und Irak – haben führende Politiker die Pandemie als Vorwand benutzt, um berechtigte Proteste gegen ihr fehlendes Verantwortungsbewusstsein und ihr Versagen bei der Bereitstellung der Grundversorgung zu unterdrücken. Für die internationale Entwicklungszusammenarbeit, die das Funktionieren legitimer, rechenschaftspflichtiger Regierungen und widerstandsfähiger Gesellschaften unterstützt, stellt dies eine große Herausforderung dar – wie der Fall des Libanon derzeit zeigt.

In scheinbar endlosen Krisen haben die zyklischen Gewaltkonflikte im Jemen, in Syrien und Libyen zu höchst fragilen, rudimentären Gesundheits- und Sozialsystemen geführt, die von der Pandemie überfordert sind. Sie werden durch große, zunehmende Ungleichheiten und politische Instabilität geschwächt. Wie immer sind die Schwächsten am härtesten betroffen – die Zivilbevölkerung und insbesondere Frauen, Kinder, Vertriebene und Flüchtlinge.

Tunesien dagegen, wirtschaftlich schwach und politisch keineswegs stabil, fällt in der Region auf, weil es das Virus entschlossen bekämpft. Tunesien hat frühzeitige und drastische Maßnahmen ergriffen, um zunächst seine Bevölkerung und damit längerfristig auch seine Wirtschaft zu schützen.

Trotz der großen Herausforderungen in der Region erinnerte UN-Generalsekretär António Guterres kürzlich die arabischen Führer daran, dass die Pandemie auch Chancen für Konfliktlösungen und ein building back better bietet, namentlich durch die Überwindung struktureller Schwächen und die Stärkung der Gesellschaftsverträge.

Guterres schlägt einen Paradigmenwechsel vor, wenn er feststellt, dass „niemand sicher ist, bis alle sicher sind“. Dies bringt unsere wechselseitige Verwundbarkeit zum Ausdruck und verlangt eine ganzheitlichere und umfassendere Sichtweise der Bedrohungen der kollektiven ‚menschlichen Sicherheit‘. Letztere ist integral mit Umweltsicherheit verknüpft, die den Mittelpunkt unseres globalen Denkens und Handelns bilden muss.

Es liegt im vitalen Interesse verantwortungsbewusster Regierungen, internationale Organisationen weiter zu stärken anstatt sie zu zerschlagen oder finanziell auszutrocknen. Denn sie versuchen, die wechselseitigen Gefährdungen menschlicher Sicherheit – darunter tiefe strukturelle und horizontale Ungleichheiten innerhalb von und zwischen Ländern sowie scheiternde Gesellschaftsverträge – zu bekämpfen. Es müssen größere Anstrengungen unternommen werden, um die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft zu verstehen, Hindernisse zu überwinden und Mittel und Wege zu finden, nationale Gesellschaftsverträge zu schließen.

Die Volksaufstände des Arabischen Frühlings und die verschiedenen Reaktionen darauf haben im vergangenen Jahrzehnt die Gesellschaftsverträge und die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft bestimmt. Tunesien, Katalysator der Veränderungen, hat echte politische Reformen eingeleitet. Nach einem äußerst integrativen Übergangsprozess hat das Land u.a. einen ständigen trilateralen Dialog zwischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Regierung eingeführt. Das gewonnene Vertrauen der Öffentlichkeit hat dazu beigetragen, dass die Gesellschaft die COVID-19-Regeln der Regierung befolgt.

Für Syrien, den Jemen, Libyen und den Irak, die auf eine lange Geschichte gescheiterter Gesellschaftsverträge und anhaltender gewaltsamer Konflikte und Krisen zurückblicken, verlangen die Pandemie und ihre sich abzeichnenden Folgen radikale Maßnahmen. Es ist entscheidend, die Pfadabhängigkeiten und Zyklen von Gewalt und staatlicher Fragilität zu durchbrechen. Dies ist leichter gesagt als getan, wenn regionale und internationale Akteure Teil des Konflikts sind. Eine länderübergreifende Analyse tief gespaltener Gesellschaften macht deutlich, wie wichtig es ist, nationale politische Regelungen an tragfähige und integrative institutionelle Arrangements zu binden, die strukturelle Konfliktursachen transformieren und die Einhaltung von Zusagen gewährleisten können. Wesentlich ist, dass wachsender sozialer Zusammenhalt – eine Voraussetzung für einen inklusiven Gesellschaftsvertrag – eng mit Fortschritten in diesen Bereichen verbunden ist.

Im Zentrum sozialen Zusammenhalts stehen der Aufbau von Vertrauen und die Erfüllung der materiellen Bedürfnisse und politischen Erwartungen von Gesellschaften. Größeres Vertrauen ist der Kern von tragfähigeren Gesellschaftsverträgen. Internationale Unterstützung durch politisch-normative, finanzielle und technische Zusammenarbeit ist in solchen Kontexten unerlässlich, um nationalen Akteuren bei der Einrichtung von Multi-Stakeholder-Dialogen und der Umsetzung tragfähiger Vereinbarungen zu helfen.

Die internationalen Akteure müssen sicherstellen, dass eine koordinierte Unterstützung keinen Schaden anrichtet – damit der Frieden unter den nationalen Gegebenheiten letztlich organisch wachsen kann. Die Bemühungen um die Bekämpfung der Pandemie in und zwischen fragilen und von Gewaltkonflikten betroffenen Ländern müssen sich auf diese Prioritäten und Verfahren einstellen, wenn die Idee des building back better verwirklicht werden soll. Dies ist keine Hexerei mehr, denn diverse Institutionen haben wegweisende Erkenntnisse über Best Practices in der internationalen Zusammenarbeit gewonnen – auch in Zeiten einer Pandemie.

Erin McCandless ist außerordentliche Professorin an der School of Governance der Witwatersrand University in Südafrika und leitet ein Forschungs- und politisches Dialogprojekt zur Schaffung widerstandsfähiger Gesellschaftsverträge in Ländern, die sich von Konflikten und Autoritarismus abwenden.

Bernhard Trautner ist Politikwissenschaftler und Forscher im Forschungsprogramm Transformation politischer (Un-) Ordnung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE).

Internationale Entwicklungszusammenarbeit mit fragilen MENA-Ländern im Kontext von COVID-19

Die Regierungen im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA) begegnen der Pandemie auf unterschiedliche Weise, dabei sehen sich viele durch schwache Sozialsysteme und wachsende gesellschaftliche Frustrationen herausgefordert. In relativ wohlhabenden Ländern – wie Libanon, Ägypten und Irak – haben führende Politiker die Pandemie als Vorwand benutzt, um berechtigte Proteste gegen ihr fehlendes Verantwortungsbewusstsein und ihr Versagen bei der Bereitstellung der Grundversorgung zu unterdrücken. Für die internationale Entwicklungszusammenarbeit, die das Funktionieren legitimer, rechenschaftspflichtiger Regierungen und widerstandsfähiger Gesellschaften unterstützt, stellt dies eine große Herausforderung dar – wie der Fall des Libanon derzeit zeigt.

In scheinbar endlosen Krisen haben die zyklischen Gewaltkonflikte im Jemen, in Syrien und Libyen zu höchst fragilen, rudimentären Gesundheits- und Sozialsystemen geführt, die von der Pandemie überfordert sind. Sie werden durch große, zunehmende Ungleichheiten und politische Instabilität geschwächt. Wie immer sind die Schwächsten am härtesten betroffen – die Zivilbevölkerung und insbesondere Frauen, Kinder, Vertriebene und Flüchtlinge.

Tunesien dagegen, wirtschaftlich schwach und politisch keineswegs stabil, fällt in der Region auf, weil es das Virus entschlossen bekämpft. Tunesien hat frühzeitige und drastische Maßnahmen ergriffen, um zunächst seine Bevölkerung und damit längerfristig auch seine Wirtschaft zu schützen.

Trotz der großen Herausforderungen in der Region erinnerte UN-Generalsekretär António Guterres kürzlich die arabischen Führer daran, dass die Pandemie auch Chancen für Konfliktlösungen und ein building back better bietet, namentlich durch die Überwindung struktureller Schwächen und die Stärkung der Gesellschaftsverträge.

Guterres schlägt einen Paradigmenwechsel vor, wenn er feststellt, dass „niemand sicher ist, bis alle sicher sind“. Dies bringt unsere wechselseitige Verwundbarkeit zum Ausdruck und verlangt eine ganzheitlichere und umfassendere Sichtweise der Bedrohungen der kollektiven ‚menschlichen Sicherheit‘. Letztere ist integral mit Umweltsicherheit verknüpft, die den Mittelpunkt unseres globalen Denkens und Handelns bilden muss.

Es liegt im vitalen Interesse verantwortungsbewusster Regierungen, internationale Organisationen weiter zu stärken anstatt sie zu zerschlagen oder finanziell auszutrocknen. Denn sie versuchen, die wechselseitigen Gefährdungen menschlicher Sicherheit – darunter tiefe strukturelle und horizontale Ungleichheiten innerhalb von und zwischen Ländern sowie scheiternde Gesellschaftsverträge – zu bekämpfen. Es müssen größere Anstrengungen unternommen werden, um die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft zu verstehen, Hindernisse zu überwinden und Mittel und Wege zu finden, nationale Gesellschaftsverträge zu schließen.

Die Volksaufstände des Arabischen Frühlings und die verschiedenen Reaktionen darauf haben im vergangenen Jahrzehnt die Gesellschaftsverträge und die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft bestimmt. Tunesien, Katalysator der Veränderungen, hat echte politische Reformen eingeleitet. Nach einem äußerst integrativen Übergangsprozess hat das Land u.a. einen ständigen trilateralen Dialog zwischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Regierung eingeführt. Das gewonnene Vertrauen der Öffentlichkeit hat dazu beigetragen, dass die Gesellschaft die COVID-19-Regeln der Regierung befolgt.

Für Syrien, den Jemen, Libyen und den Irak, die auf eine lange Geschichte gescheiterter Gesellschaftsverträge und anhaltender gewaltsamer Konflikte und Krisen zurückblicken, verlangen die Pandemie und ihre sich abzeichnenden Folgen radikale Maßnahmen. Es ist entscheidend, die Pfadabhängigkeiten und Zyklen von Gewalt und staatlicher Fragilität zu durchbrechen. Dies ist leichter gesagt als getan, wenn regionale und internationale Akteure Teil des Konflikts sind. Eine länderübergreifende Analyse tief gespaltener Gesellschaften macht deutlich, wie wichtig es ist, nationale politische Regelungen an tragfähige und integrative institutionelle Arrangements zu binden, die strukturelle Konfliktursachen transformieren und die Einhaltung von Zusagen gewährleisten können. Wesentlich ist, dass wachsender sozialer Zusammenhalt – eine Voraussetzung für einen inklusiven Gesellschaftsvertrag – eng mit Fortschritten in diesen Bereichen verbunden ist.

Im Zentrum sozialen Zusammenhalts stehen der Aufbau von Vertrauen und die Erfüllung der materiellen Bedürfnisse und politischen Erwartungen von Gesellschaften. Größeres Vertrauen ist der Kern von tragfähigeren Gesellschaftsverträgen. Internationale Unterstützung durch politisch-normative, finanzielle und technische Zusammenarbeit ist in solchen Kontexten unerlässlich, um nationalen Akteuren bei der Einrichtung von Multi-Stakeholder-Dialogen und der Umsetzung tragfähiger Vereinbarungen zu helfen.

Die internationalen Akteure müssen sicherstellen, dass eine koordinierte Unterstützung keinen Schaden anrichtet – damit der Frieden unter den nationalen Gegebenheiten letztlich organisch wachsen kann. Die Bemühungen um die Bekämpfung der Pandemie in und zwischen fragilen und von Gewaltkonflikten betroffenen Ländern müssen sich auf diese Prioritäten und Verfahren einstellen, wenn die Idee des building back better verwirklicht werden soll. Dies ist keine Hexerei mehr, denn diverse Institutionen haben wegweisende Erkenntnisse über Best Practices in der internationalen Zusammenarbeit gewonnen – auch in Zeiten einer Pandemie.

Erin McCandless ist außerordentliche Professorin an der School of Governance der Witwatersrand University in Südafrika und leitet ein Forschungs- und politisches Dialogprojekt zur Schaffung widerstandsfähiger Gesellschaftsverträge in Ländern, die sich von Konflikten und Autoritarismus abwenden.

Bernhard Trautner ist Politikwissenschaftler und Forscher im Forschungsprogramm Transformation politischer (Un-) Ordnung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE).

Bridging the gaps: an integrated approach to assessing aid effectiveness

Does aid contribute to development? If so, under what conditions and to what extent? These questions are as old as the field of development policy itself and they have been controversially discussed among researchers and policymakers ever since. Yet, two main trends put questions related to aid effectiveness high on the political agenda again. First, development actors want to understand and improve their contribution to the Sustainable Development Goals (SDGs). Second, populist parties on the radical right fundamentally question the relevance of aid and thereby bring development policy to the fore of public debates in donor countries. In response, donors feel more pressure to demonstrate and communicate the success of aid. Since the early 2000s, donors’ efforts to meet their commitments under the international aid and development effectiveness agenda have contributed to a plethora of knowledge on what works, what doesn’t work, and why. In parallel, academics have contributed new insights through the study of, for instance, macro effects, impact measurements and research on donor organisations. Increasingly, though, the debate on aid effectiveness has become compartmentalised and fragmented.
This briefing maps these fragmented discussions and proposes an integrated approach to aid effectiveness in research and policymaking. We argue that only an integrated perspective can match the new demands for why, when and how aid can make a difference. Typically, policymakers and researchers operate in one or more of four (often disconnected) communities, working on: 1) macro effects of aid; 2) global principles for development cooperation; 3) the structure and instruments of organisations; 4) the impact of individual interventions.
The first community focuses on research comparing the effects of aid across countries, especially regarding the effect of aid on economic growth or other development indicators. Recently, this analysis has extended to subnational levels and development actors who do not report development finance as per Official Development Assistance (ODA) guidelines, such as China.
The second community engages in the promotion of global principles of effectiveness agreed on by “traditional” providers of aid and partner countries. Five principles of aid effectiveness were enshrined in the 2005 Paris Agenda. As a follow-up, the Global Partnership for Effective Development Cooperation (GPEDC) was created in 2011.
The third community is concerned with managing development organisations. Development organisations have increasingly applied results-based management tools to steering operations, accountability, learning and communicating.
The fourth community focuses on development interventions and the effectiveness of specific development projects. There has been a shift towards more rigorous methods for evaluating project impacts and efforts to aggregate evidence through systematic reviews.
The key insight from our analysis is that an integrated approach to assessing aid effectiveness across the four communities can help to leverage synergies and avoid unintended consequences. For instance, it can improve coordination within development organisations and foster joint knowledge creation among researchers. Finally, an integrated perspective can help to clarify the contribution made by aid to the SDGs vis-à-vis that of other policy fields, and can assist in better communicating the effects of aid to the public.

Bridging the gaps: an integrated approach to assessing aid effectiveness

Does aid contribute to development? If so, under what conditions and to what extent? These questions are as old as the field of development policy itself and they have been controversially discussed among researchers and policymakers ever since. Yet, two main trends put questions related to aid effectiveness high on the political agenda again. First, development actors want to understand and improve their contribution to the Sustainable Development Goals (SDGs). Second, populist parties on the radical right fundamentally question the relevance of aid and thereby bring development policy to the fore of public debates in donor countries. In response, donors feel more pressure to demonstrate and communicate the success of aid. Since the early 2000s, donors’ efforts to meet their commitments under the international aid and development effectiveness agenda have contributed to a plethora of knowledge on what works, what doesn’t work, and why. In parallel, academics have contributed new insights through the study of, for instance, macro effects, impact measurements and research on donor organisations. Increasingly, though, the debate on aid effectiveness has become compartmentalised and fragmented.
This briefing maps these fragmented discussions and proposes an integrated approach to aid effectiveness in research and policymaking. We argue that only an integrated perspective can match the new demands for why, when and how aid can make a difference. Typically, policymakers and researchers operate in one or more of four (often disconnected) communities, working on: 1) macro effects of aid; 2) global principles for development cooperation; 3) the structure and instruments of organisations; 4) the impact of individual interventions.
The first community focuses on research comparing the effects of aid across countries, especially regarding the effect of aid on economic growth or other development indicators. Recently, this analysis has extended to subnational levels and development actors who do not report development finance as per Official Development Assistance (ODA) guidelines, such as China.
The second community engages in the promotion of global principles of effectiveness agreed on by “traditional” providers of aid and partner countries. Five principles of aid effectiveness were enshrined in the 2005 Paris Agenda. As a follow-up, the Global Partnership for Effective Development Cooperation (GPEDC) was created in 2011.
The third community is concerned with managing development organisations. Development organisations have increasingly applied results-based management tools to steering operations, accountability, learning and communicating.
The fourth community focuses on development interventions and the effectiveness of specific development projects. There has been a shift towards more rigorous methods for evaluating project impacts and efforts to aggregate evidence through systematic reviews.
The key insight from our analysis is that an integrated approach to assessing aid effectiveness across the four communities can help to leverage synergies and avoid unintended consequences. For instance, it can improve coordination within development organisations and foster joint knowledge creation among researchers. Finally, an integrated perspective can help to clarify the contribution made by aid to the SDGs vis-à-vis that of other policy fields, and can assist in better communicating the effects of aid to the public.

Bridging the gaps: an integrated approach to assessing aid effectiveness

Does aid contribute to development? If so, under what conditions and to what extent? These questions are as old as the field of development policy itself and they have been controversially discussed among researchers and policymakers ever since. Yet, two main trends put questions related to aid effectiveness high on the political agenda again. First, development actors want to understand and improve their contribution to the Sustainable Development Goals (SDGs). Second, populist parties on the radical right fundamentally question the relevance of aid and thereby bring development policy to the fore of public debates in donor countries. In response, donors feel more pressure to demonstrate and communicate the success of aid. Since the early 2000s, donors’ efforts to meet their commitments under the international aid and development effectiveness agenda have contributed to a plethora of knowledge on what works, what doesn’t work, and why. In parallel, academics have contributed new insights through the study of, for instance, macro effects, impact measurements and research on donor organisations. Increasingly, though, the debate on aid effectiveness has become compartmentalised and fragmented.
This briefing maps these fragmented discussions and proposes an integrated approach to aid effectiveness in research and policymaking. We argue that only an integrated perspective can match the new demands for why, when and how aid can make a difference. Typically, policymakers and researchers operate in one or more of four (often disconnected) communities, working on: 1) macro effects of aid; 2) global principles for development cooperation; 3) the structure and instruments of organisations; 4) the impact of individual interventions.
The first community focuses on research comparing the effects of aid across countries, especially regarding the effect of aid on economic growth or other development indicators. Recently, this analysis has extended to subnational levels and development actors who do not report development finance as per Official Development Assistance (ODA) guidelines, such as China.
The second community engages in the promotion of global principles of effectiveness agreed on by “traditional” providers of aid and partner countries. Five principles of aid effectiveness were enshrined in the 2005 Paris Agenda. As a follow-up, the Global Partnership for Effective Development Cooperation (GPEDC) was created in 2011.
The third community is concerned with managing development organisations. Development organisations have increasingly applied results-based management tools to steering operations, accountability, learning and communicating.
The fourth community focuses on development interventions and the effectiveness of specific development projects. There has been a shift towards more rigorous methods for evaluating project impacts and efforts to aggregate evidence through systematic reviews.
The key insight from our analysis is that an integrated approach to assessing aid effectiveness across the four communities can help to leverage synergies and avoid unintended consequences. For instance, it can improve coordination within development organisations and foster joint knowledge creation among researchers. Finally, an integrated perspective can help to clarify the contribution made by aid to the SDGs vis-à-vis that of other policy fields, and can assist in better communicating the effects of aid to the public.

Pathways for integrating socially responsible public procurement in municipalities

Public procurement expenditures of European Union (EU) member states are enormous, accounting for approximately 14 per cent of value creation in the EU. In many European countries, municipalities are responsible for a large share of these expenditures, as is the case in Germany. By integrating sustainability criteria in tenders for goods, works and services, municipalities can significantly contribute to Sustainable Development Goal (SDG) 12 of the 2030 Agenda for Sustainable Development, which is to ensure sustainable consumption and production patterns. Sustainable public procurement (SPP) practices are, however, the exception rather than the rule. While environmental criteria are increasingly considered, social standards have thus far been considered far less in public tenders. Thus, we analysed what could be done to support the implementation of Socially Responsible Public Procurement (SRPP) practices in German municipalities.
Our empirical evidence shows that there is no gold standard for implementing SRPP in municipal contexts. Figure 1 presents a map with different entry points from which practitioners and policy-makers may embark on fitting pathways. We recommend measures in the following three dimensions.
Regulatory dimension
Regulations and their “translation” for administrative bodies should be ambitious and clear. The regulatory framework on the municipal level should clearly specify how SPP is introduced and implemented, especially by defining concrete SPP goals and translating goals and policies for civil servants.
Institutional dimension
The basis for effective SPP measures is a strategic procurement organisation. Municipal stakeholders may take action in three areas to make procurement organisation more strategic. First, decision-makers can attach a higher value to procurement as an instrument to realise the strategic goals of the municipality. Second, a huge variety of procurement instruments is applicable to support this value shift. Third, due to the decentralised procurement structures in municipalities, coordination and communication between departments and persons should be streamlined, or municipal procurement should become more centralised.
Individual dimension
Information and capacity building should be offered to all stakeholders. In order to adjust regulatory and institutional conditions for effective SRPP implementation, support from administration and political decision-makers on all levels is a prerequisite. Providing customised information and offering capacity building can raise the level of support. In this regard, SRPP is most likely to be achieved when specific staff is assigned responsibility for its implementation.
Based on insights from German municipalities, this paper outlines further success factors and underlying triggers to utilise public procurement in the transformation towards sustainability.

Pathways for integrating socially responsible public procurement in municipalities

Public procurement expenditures of European Union (EU) member states are enormous, accounting for approximately 14 per cent of value creation in the EU. In many European countries, municipalities are responsible for a large share of these expenditures, as is the case in Germany. By integrating sustainability criteria in tenders for goods, works and services, municipalities can significantly contribute to Sustainable Development Goal (SDG) 12 of the 2030 Agenda for Sustainable Development, which is to ensure sustainable consumption and production patterns. Sustainable public procurement (SPP) practices are, however, the exception rather than the rule. While environmental criteria are increasingly considered, social standards have thus far been considered far less in public tenders. Thus, we analysed what could be done to support the implementation of Socially Responsible Public Procurement (SRPP) practices in German municipalities.
Our empirical evidence shows that there is no gold standard for implementing SRPP in municipal contexts. Figure 1 presents a map with different entry points from which practitioners and policy-makers may embark on fitting pathways. We recommend measures in the following three dimensions.
Regulatory dimension
Regulations and their “translation” for administrative bodies should be ambitious and clear. The regulatory framework on the municipal level should clearly specify how SPP is introduced and implemented, especially by defining concrete SPP goals and translating goals and policies for civil servants.
Institutional dimension
The basis for effective SPP measures is a strategic procurement organisation. Municipal stakeholders may take action in three areas to make procurement organisation more strategic. First, decision-makers can attach a higher value to procurement as an instrument to realise the strategic goals of the municipality. Second, a huge variety of procurement instruments is applicable to support this value shift. Third, due to the decentralised procurement structures in municipalities, coordination and communication between departments and persons should be streamlined, or municipal procurement should become more centralised.
Individual dimension
Information and capacity building should be offered to all stakeholders. In order to adjust regulatory and institutional conditions for effective SRPP implementation, support from administration and political decision-makers on all levels is a prerequisite. Providing customised information and offering capacity building can raise the level of support. In this regard, SRPP is most likely to be achieved when specific staff is assigned responsibility for its implementation.
Based on insights from German municipalities, this paper outlines further success factors and underlying triggers to utilise public procurement in the transformation towards sustainability.

Pathways for integrating socially responsible public procurement in municipalities

Public procurement expenditures of European Union (EU) member states are enormous, accounting for approximately 14 per cent of value creation in the EU. In many European countries, municipalities are responsible for a large share of these expenditures, as is the case in Germany. By integrating sustainability criteria in tenders for goods, works and services, municipalities can significantly contribute to Sustainable Development Goal (SDG) 12 of the 2030 Agenda for Sustainable Development, which is to ensure sustainable consumption and production patterns. Sustainable public procurement (SPP) practices are, however, the exception rather than the rule. While environmental criteria are increasingly considered, social standards have thus far been considered far less in public tenders. Thus, we analysed what could be done to support the implementation of Socially Responsible Public Procurement (SRPP) practices in German municipalities.
Our empirical evidence shows that there is no gold standard for implementing SRPP in municipal contexts. Figure 1 presents a map with different entry points from which practitioners and policy-makers may embark on fitting pathways. We recommend measures in the following three dimensions.
Regulatory dimension
Regulations and their “translation” for administrative bodies should be ambitious and clear. The regulatory framework on the municipal level should clearly specify how SPP is introduced and implemented, especially by defining concrete SPP goals and translating goals and policies for civil servants.
Institutional dimension
The basis for effective SPP measures is a strategic procurement organisation. Municipal stakeholders may take action in three areas to make procurement organisation more strategic. First, decision-makers can attach a higher value to procurement as an instrument to realise the strategic goals of the municipality. Second, a huge variety of procurement instruments is applicable to support this value shift. Third, due to the decentralised procurement structures in municipalities, coordination and communication between departments and persons should be streamlined, or municipal procurement should become more centralised.
Individual dimension
Information and capacity building should be offered to all stakeholders. In order to adjust regulatory and institutional conditions for effective SRPP implementation, support from administration and political decision-makers on all levels is a prerequisite. Providing customised information and offering capacity building can raise the level of support. In this regard, SRPP is most likely to be achieved when specific staff is assigned responsibility for its implementation.
Based on insights from German municipalities, this paper outlines further success factors and underlying triggers to utilise public procurement in the transformation towards sustainability.

Wege zur erfolgreichen Integration sozialverantwortlicher öffentlicher Beschaffung in Kommunen

Von den fast 500 Milliarden Euro, die in Deutschland jährlich für die öffentliche Beschaffung ausgegeben werden, entfallen mehr als 50 Prozent auf Kommunen. Neben dem Preis können bei der Auftragsvergabe auch soziale Kriterien zum Tragen kommen (Socially Responsible Public Procurement, SRPP). Somit birgt die öffentliche Beschaffung ein großes Potenzial, zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern im Sinne von Ziel 12 der Agenda 2030 beizutragen. Bislang nutzen deutsche Kommunen diesen Hebel aber nur zurückhaltend. Was ist zu tun, um dies zu ändern? Es gibt nicht den einen Goldstandard für die Umsetzung von SRPP in deutschen Kommunen. Abbildung 1 zeigt einen Baukasten unterschiedlicher Maßnahmen, die je nach kommunalem Kontext und differenziert nach Einführungs- und Konsolidierungsphase genutzt werden können und sich über drei Dimensionen erstrecken – eine regulatorische, eine institutionelle und eine individuelle. Obwohl lokale Maßnahmen somit unterschiedlich aussehen können, ergeben sich folgende allgemeine Empfehlungen für Politik und Praxis:
1.    In Bezug auf die regulatorische Dimension sollten Gesetze und Vorschriften zu SRPP auf allen politischen Ebenen klar und ambitioniert gefasst sein und somit Orientierung für die praktische Umsetzung bieten. Dazu müssen Vorschriften – auch Ratsbeschlüsse – detailliert und klar für die Beschaffungspraxis „übersetzt“ werden (z.B. in Formblättern, Dienstanweisungen oder elektronischen Einkaufskatalogen).
2.    In Bezug auf die institutionelle Dimension können drei Maßnahmen dazu beitragen, kommunale Beschaffungsorganisation sozialverträglicher zu gestalten. Erstens müssen Entscheidungsträger*innen die Beschaffung als strategische Stellschraube anerkennen, mit deren Hilfe kommunale Interessen und Ziele verfolgt werden können. Zweitens sollten strategische Beschaffungsinstrumente intensiver genutzt werden (z.B. durch Bieterdialoge oder elektronische Einkaufskataloge). Drittens sollten Defizite in den Arbeits- und Kommunikationsstrukturen identifiziert und angegangen werden. Die meist dezentrale Beschaffung in deutschen Kommunen erschwert eine strategisch abgestimmte Beschaffungsplanung und -erfassung deutlich. Hilfreich ist daher die Einrichtung von Stellen, die speziell für SRPP bzw. nachhaltige Beschaffung zuständig sind.
3.    In Bezug auf die individuelle Dimension ist persönliches Engagement aktuell der wichtigste Erfolgsfaktor für kommunale SRPP-Maßnahmen. Wichtigster Auslöser hierfür ist die persönliche Überzeugung engagierter Personen. Dieser Erfolgsfaktor ist somit von außen nur schwer zu beeinflussen. Der Fokus sollte daher auf den anderen Auslösern für persönliches Engagement liegen: Austausch, Information und Weiterbildung.
Damit sozialverantwortliche öffentliche Beschaffung mittelfristig der Standard wird, müssen insbesondere Maßnahmen in den regulatorischen und institutionellen Dimensionen ergriffen werden. Engagierte Personen sind wichtig, ihr Auftreten aber kaum steuerbar.

Wege zur erfolgreichen Integration sozialverantwortlicher öffentlicher Beschaffung in Kommunen

Von den fast 500 Milliarden Euro, die in Deutschland jährlich für die öffentliche Beschaffung ausgegeben werden, entfallen mehr als 50 Prozent auf Kommunen. Neben dem Preis können bei der Auftragsvergabe auch soziale Kriterien zum Tragen kommen (Socially Responsible Public Procurement, SRPP). Somit birgt die öffentliche Beschaffung ein großes Potenzial, zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern im Sinne von Ziel 12 der Agenda 2030 beizutragen. Bislang nutzen deutsche Kommunen diesen Hebel aber nur zurückhaltend. Was ist zu tun, um dies zu ändern? Es gibt nicht den einen Goldstandard für die Umsetzung von SRPP in deutschen Kommunen. Abbildung 1 zeigt einen Baukasten unterschiedlicher Maßnahmen, die je nach kommunalem Kontext und differenziert nach Einführungs- und Konsolidierungsphase genutzt werden können und sich über drei Dimensionen erstrecken – eine regulatorische, eine institutionelle und eine individuelle. Obwohl lokale Maßnahmen somit unterschiedlich aussehen können, ergeben sich folgende allgemeine Empfehlungen für Politik und Praxis:
1.    In Bezug auf die regulatorische Dimension sollten Gesetze und Vorschriften zu SRPP auf allen politischen Ebenen klar und ambitioniert gefasst sein und somit Orientierung für die praktische Umsetzung bieten. Dazu müssen Vorschriften – auch Ratsbeschlüsse – detailliert und klar für die Beschaffungspraxis „übersetzt“ werden (z.B. in Formblättern, Dienstanweisungen oder elektronischen Einkaufskatalogen).
2.    In Bezug auf die institutionelle Dimension können drei Maßnahmen dazu beitragen, kommunale Beschaffungsorganisation sozialverträglicher zu gestalten. Erstens müssen Entscheidungsträger*innen die Beschaffung als strategische Stellschraube anerkennen, mit deren Hilfe kommunale Interessen und Ziele verfolgt werden können. Zweitens sollten strategische Beschaffungsinstrumente intensiver genutzt werden (z.B. durch Bieterdialoge oder elektronische Einkaufskataloge). Drittens sollten Defizite in den Arbeits- und Kommunikationsstrukturen identifiziert und angegangen werden. Die meist dezentrale Beschaffung in deutschen Kommunen erschwert eine strategisch abgestimmte Beschaffungsplanung und -erfassung deutlich. Hilfreich ist daher die Einrichtung von Stellen, die speziell für SRPP bzw. nachhaltige Beschaffung zuständig sind.
3.    In Bezug auf die individuelle Dimension ist persönliches Engagement aktuell der wichtigste Erfolgsfaktor für kommunale SRPP-Maßnahmen. Wichtigster Auslöser hierfür ist die persönliche Überzeugung engagierter Personen. Dieser Erfolgsfaktor ist somit von außen nur schwer zu beeinflussen. Der Fokus sollte daher auf den anderen Auslösern für persönliches Engagement liegen: Austausch, Information und Weiterbildung.
Damit sozialverantwortliche öffentliche Beschaffung mittelfristig der Standard wird, müssen insbesondere Maßnahmen in den regulatorischen und institutionellen Dimensionen ergriffen werden. Engagierte Personen sind wichtig, ihr Auftreten aber kaum steuerbar.

Wege zur erfolgreichen Integration sozialverantwortlicher öffentlicher Beschaffung in Kommunen

Von den fast 500 Milliarden Euro, die in Deutschland jährlich für die öffentliche Beschaffung ausgegeben werden, entfallen mehr als 50 Prozent auf Kommunen. Neben dem Preis können bei der Auftragsvergabe auch soziale Kriterien zum Tragen kommen (Socially Responsible Public Procurement, SRPP). Somit birgt die öffentliche Beschaffung ein großes Potenzial, zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern im Sinne von Ziel 12 der Agenda 2030 beizutragen. Bislang nutzen deutsche Kommunen diesen Hebel aber nur zurückhaltend. Was ist zu tun, um dies zu ändern? Es gibt nicht den einen Goldstandard für die Umsetzung von SRPP in deutschen Kommunen. Abbildung 1 zeigt einen Baukasten unterschiedlicher Maßnahmen, die je nach kommunalem Kontext und differenziert nach Einführungs- und Konsolidierungsphase genutzt werden können und sich über drei Dimensionen erstrecken – eine regulatorische, eine institutionelle und eine individuelle. Obwohl lokale Maßnahmen somit unterschiedlich aussehen können, ergeben sich folgende allgemeine Empfehlungen für Politik und Praxis:
1.    In Bezug auf die regulatorische Dimension sollten Gesetze und Vorschriften zu SRPP auf allen politischen Ebenen klar und ambitioniert gefasst sein und somit Orientierung für die praktische Umsetzung bieten. Dazu müssen Vorschriften – auch Ratsbeschlüsse – detailliert und klar für die Beschaffungspraxis „übersetzt“ werden (z.B. in Formblättern, Dienstanweisungen oder elektronischen Einkaufskatalogen).
2.    In Bezug auf die institutionelle Dimension können drei Maßnahmen dazu beitragen, kommunale Beschaffungsorganisation sozialverträglicher zu gestalten. Erstens müssen Entscheidungsträger*innen die Beschaffung als strategische Stellschraube anerkennen, mit deren Hilfe kommunale Interessen und Ziele verfolgt werden können. Zweitens sollten strategische Beschaffungsinstrumente intensiver genutzt werden (z.B. durch Bieterdialoge oder elektronische Einkaufskataloge). Drittens sollten Defizite in den Arbeits- und Kommunikationsstrukturen identifiziert und angegangen werden. Die meist dezentrale Beschaffung in deutschen Kommunen erschwert eine strategisch abgestimmte Beschaffungsplanung und -erfassung deutlich. Hilfreich ist daher die Einrichtung von Stellen, die speziell für SRPP bzw. nachhaltige Beschaffung zuständig sind.
3.    In Bezug auf die individuelle Dimension ist persönliches Engagement aktuell der wichtigste Erfolgsfaktor für kommunale SRPP-Maßnahmen. Wichtigster Auslöser hierfür ist die persönliche Überzeugung engagierter Personen. Dieser Erfolgsfaktor ist somit von außen nur schwer zu beeinflussen. Der Fokus sollte daher auf den anderen Auslösern für persönliches Engagement liegen: Austausch, Information und Weiterbildung.
Damit sozialverantwortliche öffentliche Beschaffung mittelfristig der Standard wird, müssen insbesondere Maßnahmen in den regulatorischen und institutionellen Dimensionen ergriffen werden. Engagierte Personen sind wichtig, ihr Auftreten aber kaum steuerbar.

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