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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / Analysen

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Publikationen des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Updated: 2 months 6 days ago

Aquaculture-capture fisheries nexus under Covid-19: impacts, diversity, and social-ecological resilience

Wed, 01/20/2021 - 08:25

The Covid-19 pandemic is a global shock that is significantly affecting coastal social-ecological systems (SES) in different parts of the world. Its widespread impacts have unravelled vulnerabilities in many aspects of society, including food systems. Our study investigated the impacts of a lockdown associated with the pandemic in the province of Bulacan, in the region of Central Luzon, Philippines, where aquaculture and capture fisheries are important and interconnected sectors. In particular, we focused

on impacts related to production and market. We considered people’s coping strategies and the factors that enabled such strategies. Our investigation adopted a case study approach and drew on qualitative data analysed through thematic analysis. The findings revealed differentiated mechanisms through which aquaculture and capture fisheries production were impacted. Both were strongly affected by market disruptions but through slightly different ways. In effect, the lockdown provided the impetus for the uptake and spreading of practices that were previously peripheral, particularly in relation to market exchanges. The study also identified a variety of coping strategies, as well as the importance of social support in the form of food aid, financial assistance, and institutional livelihood assistance. Finally, it discusses the importance of diversity in food sources, the role of local food systems, and governance implications for foregrounding social-ecological resilience in short-term response and

long-term recovery.

Strengthening social systems

Tue, 01/19/2021 - 13:00

Experience shows that strong, well-functioning, adaptable and adequately funded social systems are essential to cope with the negative impacts of crises like COVID-19. This case study examines the strengths and weaknesses of social systems in Africa and how these influenced the response of different countries. It notes that few countries have adequate social protection schemes, but some countries have limited the direct effects of the pandemic by relying on health emergency systems honed during the Ebola outbreak. It seems that building stronger social systems builds resilience.

Die Zeit ist reif für einen globalen Demokratiegipfel

Tue, 01/19/2021 - 12:24

Angriffe auf die Demokratie sind zur neuen Normalität geworden. Dennoch ist es beispiellos, dass ein US-amerikanischer Präsident Anfang 2021 einen Mob zur Erstürmung des Kapitols aufstachelte. Angesichts des weltweiten Aufschwungs „autokratischer Projekte“ haben führende Politiker*innen erneut die Idee einer globalen Koalition für Demokratie ins Spiel gebracht. So kündigte der designierte US-Präsident Joe Biden an, einen internationalen Demokratie-Gipfel einzuberufen. Boris Johnson schlug vor, die G7, also die Gruppe sieben führender Wirtschaftsmächte, mit Australien, Indien und Südkorea zu einer „D10“ der zehn wichtigsten Demokratien auszubauen. Der deutsche Außenminister Heiko Maas schlug kürzlich einen Marshallplan für Demokratie vor, und Schweden hat einen außenpolitischen Fokus auf demokratische Rechte (Drive for Democracy).

Demokratieschutz ist sowohl eine nationale als auch eine internationale Aufgabe ist. Das übersehen Kritiker*innen der Gipfelidee häufig. Um die Demokratie vor autokratischen Tendenzen zu bewahren, muss sie einerseits im Inland wiederhergestellt und im Ausland geschützt werden. Globale Initiativen für die Demokratie können – und müssen – neue Impulse für zukünftiges Handeln geben. Damit globale Initiativen zum Demokratieschutz erfolgreich sind, ist es wichtig sich dem neuen globalen Kontext zu stellen:

Das Ende des „Westens als Vorbild für Demokratie“

Wer heute für die Demokratie eintreten will, muss sich auch eingestehen, dass „der Westen“ keineswegs die Lösungen parat hält und selbst mit Problemen zu kämpfen hat. Frühere Initiativen wie die Community of Democracies konzentrierten sich ab 2000 allein auf äußere Demokratiebedrohungen. Doch innerstaatliche Feinde der Demokratie sind genauso gefährlich. Die Fratze des Nationalismus, wirtschaftliche Unsicherheit, soziale Polarisierung, Desinformation und Verschwörungstheorien, deuten auf einen möglichen Paradigmenwechsel hin, der Demokratie und Menschenrechte nicht befördert. Wie wir in den 1930er Jahren erleben mussten, ist Angst eine sehr mächtige und gefährliche politische Kraft. Offen anzuerkennen, dass die Demokratie weltweit bedroht ist, hilft auch einen Paradigmenwechsel in der internationalen Demokratieförderung einzuleiten – hin zu einer Allianz mit Ländern aus dem globalen Süden und Norden, die auf gegenseitiges Lernen bei der Lösung von Demokratieproblemen baut.

Ein überzeugendes demokratisches Narrativ entwickeln

Wir wissen, dass es kein „Ende der Geschichte“ gibt. Die Auflösung demokratischer Strukturen war in der Geschichte eher die Norm als die Ausnahme, und die Welt befindet sich jetzt in der dritten Autokratisierungswelle. Es stimmt, dass Länder wie China, Russland, Saudi-Arabien und die Türkei Demokratiedefizite und Ereignisse wie den 6. Januar in den USA zum Anlass nahmen, sich selbst als stabil und sicher darzustellen, während sie weltweit aktiv eine antidemokratische Agenda verfolgen. Externen und internen Bedrohungen der Demokratie muss daher mit einem Narrativ begegnet werden, das die Stärken der Demokratie klar in den Vordergrund stellt. Politik und Wissenschaft müssen dringend viel mehr tun, um die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile der Demokratie und des Schutzes von Bürger- und Menschenrechten zu erforschen und zu präsentieren.

Demokratische Werte hochhalten und auf Verbündete bauen

Demokratie verteidigen ohne defensiv zu sein – das ist angesichts wirtschaftlicher Erfolge von Autokratien zentral. Globale Initiativen beruhen auf gemeinsamen Werten wie Gleichheit oder die Achtung der Menschenwürde. Der Philosoph Karl Popper beschreibt im „Paradoxon der Toleranz“, dass eine tolerante, demokratische Gesellschaft nicht das Intolerante tolerieren darf.. Die gegenseitige Toleranz von Pluralismus, des Respekts universeller Menschenrechten und der Gleichwertigkeit der Menschen ist das Wertefundament, das nicht angetastet werden darf. Demokratieschutz erfordert, eine rote Linie zu ziehen, die diese Werte schützt, und mit Eliten, Institutionen und Zivilgesellschaften in Dialog zu treten, wenn diese rote Linie in Gefahr ist oder überschritten wurde. Überparteiliche politische Bildung für verschiedene Gesellschafts- und Altersgruppen ist zentral, um diese Werte zu bilden und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Die Bundeszentrale für politische Bildung könnte dafür international ein gutes Vorbild sein.

Auch wenn die Zahl der Autokratien global steigt, sind Regierungen bei der Verteidigung demokratischer Werte nicht mehr auf sich allein gestellt, so wie im Kalten Krieg. Zivilgesellschaften sind nun mächtige Akteure in der Innen- und in der Weltpolitik. Überall auf der Welt zeigen Umfragen, dass sich an den meisten Orten eine klare Mehrheit der Bürger für die Demokratie ausspricht. Es gibt also keinen Grund, sich in eine Abwehrhaltung zu begeben, – die Welt ist voller demokratisch gesinnter Kräfte.

Demokratieschutz? Keine Wahl

Befürchtungen, dass eine globale Initiative zum Schutz der Demokratie die Spaltungen in der Weltpolitik vertiefen wird, sind bedenkenswert. Doch wir haben keine Wahl. Feinde der Demokratie im In- und Ausland haben für die Entstehung und Verschärfung solcher Spaltungen gesorgt. Deutschland ebenso wie alle anderen Länder in Europa wissen aus historischer Erfahrung, dass es die Propheten der Intoleranz nur ermutigt, wenn sie Nachsicht zeigen und eine gemeinsame Antwort mit ihnen suchen. Die EU muss jetzt für die Demokratie eintreten – zuhause und im Ausland.

Professor Staffan I. Lindberg ist Direktor des V-Dem Instituts der Universität Göteburg, Wallenberg Academy Fellow und Leiter der Forschungsprogramme Varieties of Democracy (V-Dem) und Failing And Successful Sequences of Democratization (FASDEM, ERC Consolidator).

Dr. Julia Leininger ist Leiterin des Programms „Transformation politischer (Un-)Ordnung“. Sie arbeitet zu politischer Transformation, Demokratieförderung und sozialer Kohäsion.

Can integrated social protection programmes affect social cohesion? Mixed-methods evidence from Malawi

Tue, 01/19/2021 - 09:42

The primary objective of social protection is to fight poverty and food insecurity. However, there are good theoretical arguments to support the idea that it can also contribute to more complex outcomes, such as social cohesion. This paper investigates the effects of the Tingathe Economic Empowerment Programme (TEEP) in Malawi on three key pillars of social cohesion, namely inclusive identity, trust and cooperation. The TEEP is a multi-component social protection scheme, which targets ultra-poor and labor-constrained households. It provides three randomly selected groups of beneficiaries with three different packages: a lump-sum transfer, a financial and business training connected to the creation of saving (VSL) groups, and a combination of both. A sequential mixed-methods approach was employed to assess the effects of the different project components. This consists of: i) a quantitative analysis based on an experimental design and primary data collected one year after project implementation; ii) a qualitative analysis, based on focus group discussions and individual interviews conducted three years after project implementation.
The study reveals no concrete effects of the lump-sum on social cohesion outcomes. In contrast, the financial and business training makes a difference for social cohesion especially when accompanied by participation in the VSL groups. Indeed, high within-group trust was detected in almost all these groups and the experience of taking part in a common training that participants regarded as very valuable was viewed as a key determinant of this outcome. Moreover, members of the same VSL groups activated different forms of cooperation, both for economic purposes and non-economic ones. Exposure to major external shocks, however, hindered these positive effects.
VSL members’ trust towards other village members (outgroup trust), instead, was low and declined. Similarly, trust towards local institutions was low. An in-depth investigation of the causes indicates that this is not related to the TEEP but to the social cash transfer (SCT) programme on whose infrastructure the TEEP rests. Other village members considered unfair that VSL members received the SCT and this caused jealousy and tensions. Moreover, the members of the VSL groups felt that the local institutions excluded them from other development interventions as they were already benefiting from the SCT programme.
The findings of this study have important policy implications. First, policy-makers aiming at expanding social cohesion should be aware of the possible limitations of just giving cash. Indeed, targeted cash benefit programmes that are not adequately designed and implemented could even hinder social cohesion. Second, another important policy lesson is that VSL groups – already widespread in Malawi for the middle class – can contribute to the expansion of social cohesion and, more in general, can work for the poor, too. Third, there is, however, a need of a longer-term support by external agencies/organizations. As stressed directly by the interviewees, more external assistance would have probably allowed to re-open those VSL groups that had to close in 2017 due to the heavy floods and the delay in some SCT payments.

Governance of the water-energy-food nexus for an integrated implementation of the 2030 Agenda

Mon, 01/18/2021 - 13:45

Implementing the 2030 Agenda requires an improved understanding of the interdependencies among the Sustainable Development Goals (SDGs) and targets and the design and implementation of coherent policies across different levels and sectors. The water-energy-food (WEF) nexus has emerged over the past decade as a useful concept to reduce trade-offs and increase synergies in promoting goals of water, energy and food security. While WEF scholarship substantiates the biophysical interlinkages and calls for increased and effective coordination across sectors and levels, knowledge about the conditions for effective coordination is lacking. We aim to contribute to this understanding by conceptualising WEF nexus governance from an analytical perspective as a polycentric system and by developing a framework based on the concept of networks of adjacent action situations (NAASs).
The interdependence among transactions for pursuing WEF securities by actors in the differing action situations generates a need for coordination in changing or sustaining institutions, policy goals and policy instruments that guide actions leading to sustainable outcomes. Coordination is achieved through arrangements based on cooperation, coercion and competition. Coordination in complex social-ecological systems is unlikely to be achieved by a single governance mode but rather by synergistic combinations of such modes. Particular coordination arrangements that emerge in a given context depend on the distribution of authority, information and resources within and across interlinked decision-making centres. Integrating the political ecology-based conceptualisations of power into the analytical framework further extends the governance analysis to include the influence of power relations on coordination. Methodological innovation in delineating action situations and identifying the unit of analysis as well as integrating different sources and types of data are required to operationalise the conceptual framework.

Resilience through placemaking: public spaces in Rotterdam’s climate adaptation approach

Mon, 01/18/2021 - 12:23

Urban public spaces are an opportunity for comprehensive climate adaptation and improved resilience. As a key part of a city’s physical infrastructure, it has long been clear that public spaces can be physically reinforced to absorb or weather the shocks of the climate crisis. As a result, many public spaces are designed to materially resist local impacts of the climate crisis, but fewer have seen efforts to harness their potential for improving social resilience. It is increasingly clear that the unique role of public spaces in civic life positions them to enhance not only physical resilience, but also to support the types of interpersonal connections essential to addressing shared challenges like the climate crisis. Through a “placemaking” approach, both of these goals can be layered into a single space: meaning that public spaces not only protect people from climate hazards, but also provide socially vibrant places and contribute to social cohesion.
As climate-adaptation plans become more widespread in cities across the globe, innovators such as the City of Rotterdam are leading the way by incorporating public spaces into their strategy. The most prominent example of this change is Waterplein Benthemplein, an early example of a “water square”, which absorbs excess stormwater while providing public space. This paper, based on a paradigmatic case study, examines the policy context for Rotterdam with regard to public spaces, climate adaptation, and long-standing practices around water management. It continues with an observational analysis of Waterplein Benthemplein, which provides best practices of, and potential pitfalls for, public space projects aimed at adaptation and/or resilience building.
To successfully work towards a resilient public realm, cities must evolve their practice relating to public spaces in four areas: the ways public spaces are subject to the outcomes of community engagement, and how public spaces are designed, programmed and managed. With these four areas in mind, Waterplein Benthemplein marks a paradigm shift for the inclusion of a public space in urban climate adaptation. In practice, the water square has seen mixed success: on the level of physical resilience building, its strengths are in its design and amenities, and when speaking of social resilience, the square is most effective in its programming and use. Meanwhile, the square has opportunities to be enhanced through climate-informed community outreach, improved and specialised management practices, and accessibility, among other efforts. The City of Rotterdam has continued to change its approach to both public spaces and climate adaptation – serving as a continually evolving example for cities facing climate hazards, particularly those facing hydrological risks.

Mind the Gap? Sketching the relevance of the 2030 Agenda for the Green Deal and other key EU policies in the context of the COVID-19 crisis

Mon, 01/18/2021 - 12:15

The consequences of COVID-19 will shape European policies and politics for years to come. Already before the pandemic, the European Union (EU) was facing difficulties in implementing the 2030 Agenda for Sustainable Development and making progress on the 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Europe is lacking behind particularly on the SDGs related to agriculture, climate change and biodiversity and in strengthening convergence of living standards across EU member states. The pandemic has made these SDGs even more difficult to achieve by 2030, and could derail progress on other SDGs as well. Moreover, recovery measures to address the pandemic’s short- and medium-term socio-economic consequences will determine whether the EU moves towards a sustainable development model by 2030 or locks in unsustainable pathways instead.

Wie die USA den Schaden an den Vereinten Nationen beheben können

Mon, 01/18/2021 - 09:00

Joe Biden wird am 20. Januar 2021 als Präsident der USA in sein Amt eingeführt. Er sieht sich im Ausland mit hohen Erwartungen konfrontiert, die Politik des „America First“ zu beenden – einer Geringschätzung des Multilateralismus, die sich niederschlug in der Schwächung der Vereinten Nationen (UN), Konflikten mit geopolitischen Rivalen, der Missachtung von Verbündeten, der Weigerung, bei der Bewältigung drängender globaler Probleme zu helfen, aber auch in großer und oftmals wilder Unberechenbarkeit.

Biden hat erklärt, dass „Amerika zurück ist“. Um einen Teil des Schadens bei den UN zu beheben, hat er bereits zugesagt, dem Pariser Klimaabkommen wieder beizutreten und die amerikanische Mitgliedschaft und finanzielle Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufrechtzuerhalten. Er versprach, die Finanzierung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) wieder aufzunehmen. Biden kündigte auch an, dass er das „30 X 30“-Versprechen unterzeichnen wird, bis 2030 30 Prozent der Landflächen und Ozeane unter Schutz zu stellen – ein Kernanliegen des bevorstehenden UN-Gipfels zur Eindämmung der Biodiversitätsverluste. Die zugesagte Kandidatur für den UN-Menschenrechtsrat signalisiert ein erneuertes Bekenntnis für die Menschenrechte weltweit in Zeiten der Black Lives Matter Bewegung und erneuten Einsatz in einer der notwendigsten, wenn auch unvollkommensten UN-Institutionen.

Die laufende Arbeit der UN bei der Bekämpfung der Pandemie und beim Wiederaufbau benötigt die volle Unterstützung der USA. Dies gilt für den Sicherheitsrat, um die sicherheitspolitischen Implikationen von COVID-19 und seine vielfältigen Folgen aufzugreifen, und für das UN-Entwicklungssystem, das vielen Ländern bei ihren sozioökonomischen Gegenmaßnahmen wertvolle Hilfe leistet. Da die Biden-Administration dem Kampf gegen die Pandemie höchste innenpolitische Priorität einräumt, wird es auch wichtig sein, dass sie sich der COVAX-Fazilität anschließt, die den Impfstoff weltweit den Bedürftigsten bereitstellen will. Unklar ist bislang, ob es wieder eine finanzielle Unterstützung der USA für das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) geben wird, wie die neue Regierung mit den erheblichen aufgelaufenen Zahlungsrückständen umgehen wird und, ob die USA der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) wieder beitreten werden.

Die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit den UN wird mehr Kraft erfordern, als viele vorausgesagt haben. Angesichts des fragilen sozialen und demokratischen Gefüges in den USA ist es nicht unwahrscheinlich, dass die für einen konsequenteren Internationalismus notwendige innenpolitische Unterstützung nur schwer erreichbar sein wird, selbst mit einer knappen Mehrheit im Kongress. Hinzu kommt, dass die UN nicht mehr die sind, die Biden nach seiner Amtszeit unter Obama zurückgelassen hat. Heute spielt China eine zunehmend selbstbewusste Rolle in der Welt und hat einen Teil der Lücke in den UN gefüllt. China kündigte an, bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden, verspricht, vielen Entwicklungsländern beim Zugang zum Impfstoff zu helfen, und findet in den UN Verbündete für die Neuinterpretation von Menschenrechten und Souveränität, nicht zuletzt in Russland, dem anderen traditionellen US-Rivalen in den UN.

Die Biden-Administration muss konstruktive Wege finden, um mit China über den Klimawandel, die Pandemie und andere Themen zu sprechen. Gleichzeitig müssen die USA, um für die Menschenrechte eintreten und eine Führungsrolle übernehmen zu können, das Vertrauen anderer Mitgliedsstaaten, vor allem aus dem Globalen Süden, gewinnen. In dieser Hinsicht gute Zeichen sind die Berufung von Linda Thomas-Greenfield zur UN-Botschafterin, einer altgedienten amerikanischen Diplomatin mit großer Afrika-Erfahrung, und der ehemaligen UN-Botschafterin Samantha Power zur USAID-Leiterin.

Gleichwohl haben amerikanischer Einfluss und Soft Power deutlich nachgelassen. Zweifellos hat die Erstürmung des Kapitols, der Zitadelle der amerikanischen Demokratie, am 6. Januar es der neuen Administration schwerer gemacht, als globaler Leuchtturm für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gesehen zu werden – und eine bevorzugte Behandlung zu verlangen. Die kürzlich getroffene US-Entscheidung, Sanktionen gegen zwei hochrangige Beamte des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) zu verhängen, sollte sofort aufgehoben werden. Dennoch wirkt die allseits anhaltende Abneigung in den USA, dem IStGH beizutreten, auf viele Außenstehende wie ein fehlgeleiteter amerikanischer Exzeptionalismus.

Neben einem stärkeren internationalen Engagement für Menschenrechte und Pandemiebekämpfung sollte die Biden-Administration auch die Klimapolitik als Ansatzpunkt betrachten, um die Führungsrolle der USA in den UN wieder zu festigen. Ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien, ein Netto-Null-Ziel bis 2050, eine konsequente inländische Klimastrategie und ein engagierter Klimabeauftragter werden nicht nur dazu beitragen, den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Pandemie grüner zu gestalten. Sie werden auch dazu beitragen, die amerikanische Glaubwürdigkeit bei globalen Klima- und Umweltverhandlungen im Superjahr 2021 wiederherzustellen. Dies wird hoffentlich andere anspornen und es der Welt ermöglichen, den Klimawandel aufzuhalten, bevor es zu spät ist.

John Hendra ist ehemaliger stellvertretender UN-Generalsekretär der Entwicklungsgruppe der Vereinten Nationen (UNDG) und von UN Women und ehemaliger UN-Koordinator in Vietnam, Tansania und Lettland. Er berät weiterhin in Fragen der nachhaltigen Entwicklung und der Reform des Entwicklungssystems der Vereinten Nationen und ist derzeit assoziierter wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE).

Silke Weinlich ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprogramm „Inter- und Transnationale Zusammenarbeit“ am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und leitet ein Forschungs- und Beratungsprojekt zur Reform des UN-Entwicklungssystem.

Analysing the effect of climate policies on poverty through employment channels

Fri, 01/15/2021 - 10:52

The recently proposed Green Deals and "building back better" plans have affirmed the importance to make green transitions inclusive. This is particularly related to the labour market, which may witness significant changes. Empirically, this issue has until now received limited attention. The links between poverty and climate change are explored mainly through the lenses of climate change adaptation, or via the effects of rising energy prices on the purchasing power of poor households. We aim to address this gap by using results from a simulation of the global energy transition based on the IEA's Energy Technology Perspectives required to meet the 2-degree target, and compare this to the 6-degree baseline scenario. The simulation with a multi-regional input-output model finds that, overall, this transition results in a small net job increase of 0.3% globally, with cross-country heterogeneity. We complement this macro-level analysis with cross-country household data to draw implications of the effects on poverty through labour market outcomes. The few job losses will be concentrated in specific industries (manufacturing, electricity and construction), while new jobs will be created in industries that currently witness relatively in-work poverty rates, such as construction. We show that high in-work poverty in the industries of interest, and especially in middle-income countries, is often associated with low skills and an insufficient reach of social protection mechanisms. We conclude that green transitions must ensure that the jobs created are indeed decent including fair wages, adequate working conditions, sufficient social protection measures, and accessible to the vulnerable and poorest households.

Populist radical right parties and European development policy: politicising the migration-development nexus?

Thu, 01/14/2021 - 10:13

Populist radical right parties (PRRPs) have become a permanent feature of many party systems in European countries. Their electoral success has increased since 2015, when many migrants and refugees came to the EU. Research on PRRPs suggests that they contribute to the politicization of some domestic public policy domains, such as asylum and immigration policy. However, we know relatively little about PRRP’s influence on foreign policy, particularly on development policy and foreign aid.
Building on a new dataset that analyses government positions and coalition agreements across European countries since the early 1990s, our recent article explores how PRRPs influence the salience and framing of the nexus between development aid and migration by European governments. More specifically, we look at whether government programmes mention the relationship between migration policy and development aid, and how these documents frame this relationship in terms of whether and how development aid should contribute to the achievement of migration policy objectives and vice versa.

The social value of health insurance: results from Ghana

Mon, 01/11/2021 - 13:51

We use the roll-out of the national health insurance in Ghana to assess the cushioning effect of coverage on the financial consequences of health shocks and resulting changes in coping behaviors. We find a strong reduction in medical expenditures, preventing households from cutting non-food consumption and causing a decrease in the volume of received remittances as well as labor supply of healthy adult household members. Moreover, we present evidence that the insurance scheme reduced the likelihood that households experiencing a health shock pulled their children out of school in order to put them to work. Avoidance of such costly coping mechanisms is potentially an important part of the social value of formal health insurance. The social value of formal insurance can be high despite small consumption responses.

Cling together, swing together: the contagious effects of COVID‐19 on developing countries through global value chains

Mon, 01/11/2021 - 11:01

This paper aims at estimating the economic vulnerability of developing countries to disruptions in global value chains (GVCs) due to the COVID‐19 pandemic. It uses trade in value added data for a sample of 12 developing countries in sub‐Saharan Africa, Asia and Latin America to assess their dependence on demand and supply from the three main hubs China, Europe, and North America. Using first estimates on COVID‐19‐induced changes in final demand and production, we obtain an early projection of the GDP effect during the lockdowns that runs through trade in GVCs. Our estimates reveal that adverse demand‐side effects reduce GDP up to 5.4 percent, and that collapsing foreign supply puts an even larger share of countries’ GDP at risk. Overall, we confirm conjecture that the countries most affected are those highly integrated in GVCs (South‐East Asian countries). We argue, however, that these countries also benefit from a well‐diversified portfolio of foreign suppliers and demand destinations, possibly leading to a cushioning of economic downswing because COVID‐19 stroke major hubs at different times.

Welche Rolle spielt die Wissenschaft im “Superjahr 2021“?

Mon, 01/11/2021 - 09:00

Ein Jahr, geprägt von einer weltweit kollektiven Krisenerfahrung in nicht gekanntem Ausmaß, mit jeweils lokal und sozial unterschiedlichen Ausprägungen, liegt hinter uns. Auch 2021 wird stark von der Covid-19-Pandemie geprägt sein. Gleichzeitig hat es keine geringere Aufgabe als zum historischen Wendepunkt zu werden: Covid-19-Bewältigung, wirtschaftliche und gesellschaftliche Genesung fallen zusammen mit mehreren Großveranstaltungen der internationalen Umwelt- und Klimapolitik. In den Medien ist die Rede vom „Superjahr 2021“.

Was bedeutet dieses Zusammenspiel von Covid-19-Bewältigung und Großveranstaltungen der internationalen Umwelt- und Klimapolitik in 2021 für Forschung und Beratung für nachhaltige Entwicklung, wie sie das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) praktiziert?

Die Herausforderungen der angelaufenen Impfkampagnen gehen weit über die multilateral zu klärenden Fragen nach Finanzierung, Produktion und Zulassung hinaus. Regionale, nationale, lokale und sektorale Governance-Systeme sind aufgefordert, in selten geübter Art für den Zugang zu Impfstoffen und ihre Verteilung ineinander zu greifen. Auch gesellschaftliche Akzeptanz für Impfschutz zu generieren, gestaltet sich weltweit äußerst unterschiedlich.

Zur globalen Gesundheitskrise kommen die kaskadierenden Risiken der Pandemie: sie wirkt als ökonomische Krise, als soziale und politische Krise. Die aufgelegten Wiederaufbauprogramme unterscheiden sich global massiv bezüglich ihrer Finanzvolumina und der an sie gebundenen Umwelt- und Sozialstandards. Laut Internationalem Währungsfonds reichen sie von 9,3% des BIPs in Hocheinkommensländern, bis 6% in Schwellenländern und 1,8% in Niedrigeinkommensländern. Die Weltbank geht von Pandemie-bedingten Zyklen wachsender Einkommensunterschiede weltweit aus. Um sozial und ökologisch nachhaltiges „build forward better“, in den Worten von UN-Generalsekretär António Guterres, sicherzustellen, müssen die Stimulus-Pakete somit sozialen Ungleichheiten durch die Pandemie entgegenwirken und der Klimakrise vorbeugen. 

Vier Verhandlungsarenen der internationalen Umwelt- und Klimapolitik in 2021 sind hervorzuheben: (1) 15. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention für biologische Vielfalt, geplant für Mai in Kunming, China. (2) 26. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention im November in Glasgow, Schottland (Gastgeber: Großbritannien und Italien) zwecks einer gemeinsamen Dekarbonisierungsstrategie bis 2050. (3) 19. Sitzung des Komitees zur Umsetzung der UN-Konvention zur Bekämpfung von Wüstenbildung im März, virtuell. (4) Ausgestaltung der UN-Dekade Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung 2021-2030 (inkl. UN-Oceans Summit, März, Lissabon, Portugal).

Insbesondere von Europa, den USA und China wird in diesen Verhandlungen ambitionierte Führung erwartet. Die EU-Ratspräsidentschaften Deutschland (2020), Portugal und Slowenien (2021) als Trio, Italiens G20-Präsidentschaft und Großbritanniens G7-Präsidentschaft (gefolgt von Deutschland in 2022) flankieren dies. China hat sich durch die Selbstverpflichtung Ende 2020, bis 2060 CO2-neutral zu sein, positioniert. In den USA lässt der Führungswechsel hoffen.

Die sozial-, wirtschafts- und politikwissenschaftliche Nachhaltigkeits- und kooperative Entwicklungsforschung des DIE findet vor diesem geopolitischen und von der Pandemie geprägten Hintergrund statt. Ziel ist es, über empirisch-basierte – und in internationalen Partnerschaften reflektierte – Forschung, zu Ansätzen zur Covid-19-Krisenbewältigung beizutragen und politische Maßnahmen zum Abwenden künftiger Krisen wissenschaftlich zu begleiten. Es handelt sich um Forschung, die die gesellschaftlichen Herausforderungen und politischen Verhandlungsarenen adressiert, sich hierzu öffentlich äußert, sowie im Sinne transformativer Forschung auch vertraulich beratend agiert.

Vor diesem Hintergrund begrüßt das DIE ausdrücklich die UN Research Roadmap for the COVID-19 Recovery und trägt zu ihrer Umsetzung bei, stets in Verbindung mit klima- und umweltpolitischen Fragestellungen im Kontext globaler Ungleichheiten. Dies umfasst Fragen nach den Auswirkungen der Pandemie auf Gesellschaften und Ökonomien in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie auf regionale (EU, AU) und multilaterale Zusammenarbeit (UN-System, G20) genauso wie die Entwicklung konkreter Ansätze zu Krisenbewältigung und -prävention. Beispiele sind Arbeiten zu den Covid-19-Finanzinstrumenten als transformativem, vorbeugenden Hebel der Klimakrise, oder aber die empirische Erhebung gesellschaftlichen Zusammenhalts in unterschiedlichen Lokalkontexten sowie die Analyse dessen bezüglich Krisenresilienz und -prävention.

Das Jahr 2021 ist durch das Zusammenspiel von Covid-19-Bewältigung und den umwelt- und klimapolitischen Verhandlungen auf Ebene der Vereinten Nationen auch für die Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung ein besonderes Jahr. Es ist ihre Aufgabe, die beschleunigten Prozesse des Krisenmanagements auf Basis gesammelter Expertisen zu reflektieren, die rapiden Veränderungen empirisch zu begleiten sowie für Politik und Gesellschaft Hintergrund- und Orientierungswissen anzubieten. Über Jahre gewachsene, globale Partnerschaften für Reflexions- und Beratungsrunden sowie vertrauliche Beratungsstrukturen zwischen Wissenschaft und Politik sind hierbei von zentraler Bedeutung. Im gemeinsamen kritischen und sachorientierten Austausch gilt es, ‚alternative Fakten‘ in Krisendiskursen einzugrenzen und gemeinsam Covid-19-Bewältigung und Wiederaufbau zu nutzen, um Klimakrise und wachsenden globalen Ungleichheiten entschieden entgegenzutreten.

Anna-Katharina Hornidge ist Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) und hält eine Professur für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn inne. Von Hause aus ist sie Entwicklungs- und Wissenssoziologin. Vor ihrem Umzug an das DIE und die Universität Bonn leitete sie die sozialwissenschaftliche Abteilung am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung und bekleidete eine Professur an der Universität Bremen.

Populist radical right parties in Europe: what impact do they have on development policy?

Fri, 01/08/2021 - 13:04

Previous research suggests that the rise of populist radical right parties (PRRPs) is contributing to the politicization of European domestic and external policies. However, whether this is also the case for European development policy is unclear. Building on a new dataset that analyses government positions and coalition agreements across European countries since the 1990s, we investigate whether, and if so how, the strength of PRRPs affects European governments' framing of the relationship between migration and development policy. Research on PRRPs suggests that they influence other parties' positions directly when they are in government, or indirectly by framing topics such as migration differently from other parties, thereby pushing government and opposition parties to modify their own positions. We find (moderate) support for PRRPs' indirect influence on the framing and salience of the migration–development policy nexus, via their vote and seat share. The effect of PRRPs in government on the formulation of development aid policy goals is smaller.

Chinas Finanzierung des UN-Entwicklungssystems

Tue, 01/05/2021 - 16:57

Die chinesischen Beiträge zum Entwicklungssystem der Vereinten Nationen (UNDS) sind in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Finanzielle Beiträge sind für China zu einem wichtigen Instrument geworden, um weltweit mehr Einfluss auszuüben. Allerdings sieht sich die Volksrepublik China mit unterschiedlichen Erwartungen konfrontiert.

Beyond ‘donor-recipient relations’? A historical-institutionalist perspective on recent efforts to modernise EU partnerships with third countries

Tue, 01/05/2021 - 10:50

This paper presents a historical-institutionalist perspective on the EU’s current efforts to modernise its development policy and reform its various relationships with third countries. Applying concepts that endogenise institutional change, the analysis looks into the origin and basis of the policy and describes the various types of development partnership that the EU pursues with third countries. The paper subsequently analyses the 2007 Joint Africa-EU Strategy and the negotiations on EU-ACP post-2020, with a specific focus on how the development of these partnerships over time affects current EU efforts to seek to move beyond donor-recipient relations. It observes a gap between the reform-oriented discourse and the relative continuity in relationships over time, which serves to secure both the support of reform-oriented actors and those seeking to preserve the status quo. Repetition of this strategy over time combined with the need to launch new initiatives as well as changing circumstances affect this broad-based consensus and the legitimacy of the partnerships concerned.

National urban mobility policies and investment programmes (NUMP) - guidelines

Wed, 12/30/2020 - 17:45

A hands-on and state-of-the-art approach to guide national governments in the development of strategic, action-oriented frameworks for sustainable urban mobility (available in English, French and Spanish).
 

How sustainable is recycling? Reconciling the social, ecological, and economic dimensions in Argentina

Mon, 12/21/2020 - 12:11
How can recycling in developing countries be shaped to be socially, environmentally, and economically sustainable? Our research synthesizes the ideas and expectations of a diverse set of actors in the recycling sector of Buenos Aires, Argentina.

Wie die neue EU-Arktispolitik die Pandemie berücksichtigen sollte

Mon, 12/21/2020 - 08:20

Die Auswirkungen der Pandemie bestimmen weltweit die Jahresrückblicke: Plötzlich und unerwartet ist die „Corona-Krise“ in unseren Lebensalltag gerückt und ein neuer Fluchtpunkt für die politische Zusammenarbeit geworden. Andere globale Herausforderungen wie der Klimawandel scheinen oftmals weniger akut. Anders in der Arktisregion, in der dringender Handlungsbedarf sowohl im Umgang mit der „Corona-Krise“ als auch bei den transformativen Auswirkungen der „Klima-Krise“ besteht. Markus Rex, Leiter der MOSAiC-Arktis-Expedition, beschreibt den Klimawandel mit eindringlichen Worten: „Das Eis der Arktis stirbt.“ Gleichzeitig erkranken in der abgelegenen Region immer mehr Menschen an COVID-19, deren medizinische Versorgung eine besondere Herausforderung darstellt. Für die EU, die im nächsten Jahr im Rahmen des europäischen Grünen Deals eine neue Arktispolitik verabschieden wird, gilt es deshalb, das aktuelle Momentum der politischen Zusammenarbeit aufzugreifen, um die „Corona-“ und die „Klima-Krise“ in der Arktis und global wirksam zu bekämpfen.

„Was in der Arktis geschieht, bleibt nicht in der Arktis. Es betrifft uns alle.“ – so deutlich formulierte der EU-Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei, Virginijus Sinkevičius die Bedeutung der Region kürzlich beim Launch der öffentlichen Konsultation zur neuen EU-Arktispolitik. Die EU will mit einer „klaren und kohärenten Arktispolitik“ zukünftig eine Vorreiterrolle übernehmen. Damit das gelingen kann, muss die EU die Erfahrungen aus der Pandemie unbedingt berücksichtigen. Denn durch COVID-19 haben sich bestehende Ungleichheiten und Herausforderungen in der Region verstärkt – insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Gesundheitsversorgung. Gemeinschaften, die in der Arktis weit entfernt von größeren Gesundheitszentren leben, sind während der Pandemie beispielsweise mehr denn je auf die begrenzte (auch digitale) Infrastruktur angewiesen. Hohe Transportkosten, Grenzschließungen und unterbrochene Lieferketten sind für die Menschen nicht selten lebensbedrohlich.

Lokale Ansätze, wie der gemeinsam mit indigenen Wissensträger*innen entwickelte One Health-Ansatz für die Arktis, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammendenkt, tragen zu einem besseren Verständnis von kurz- und langfristigen Folgen der „Klima-“ und „Corona-Krise“ bei. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie schwächen allerdings die lokalen Strukturen. Wichtige Einnahmen fallen durch Einbrüche im Handel, Tourismus und in der Ressourcenerschließung weg. Zugleich schwächt die historisch hohe Arbeitslosigkeit viele Regionen in der Arktis. Die EU sollte Foren fördern, die zu einem pan-regionalen Austausch unter Einbeziehung lokaler Akteure und Institutionen beitragen, um Herausforderungen transnational zu beraten und Lösungsansätze inklusiv zu formulieren. Vor diesem Hintergrund kann eine Verstetigung des EU-Arktis-Forums, das gemäß der EU-Arktispolitik von 2016 als „zeitweiliges Forum“ gegründet wurde, einen wichtigen Impuls in der neuen EU-Arktispolitik setzen. Das Forum folgte einem Multi-Stakeholder-Ansatz, ermöglichte Diskussionen über regionale Entwicklungen und konzentrierte sich insbesondere auf die Themen internationale Zusammenarbeit sowie Klimawandel.

Zugleich sollte die EU ihr bisheriges Engagement in der Region fortsetzen – insbesondere die Förderung von Forschungsaktivitäten. Diese sind essentiell, um die komplexen regionalen Veränderungsprozesse besser zu verstehen und ein wesentlicher Beitrag zur transnationalen Zusammenarbeit in der Arktis, den die EU leistet. Auch die multilaterale Zusammenarbeit in dem bedeutsamsten intergouvernementalen Forum der Region, dem Arktischen Rat, zeichnet sich vor allem durch herausragende Erfolge im Bereich der Wissensgenerierung aus. Bereits im Sommer stellte der Arktische Rat einen umfassenden Bericht zu den Auswirkungen der Pandemie in der Arktis vor, der gemeinsam mit lokalen und indigenen Wissensträger*innen entwickelt wurde. Auf dessen Grundlage hat der Rat im November Maßnahmen zum Umgang mit den Auswirkungen der Pandemie beraten. Diese ‚Methode‘ kooperativer Wissensgenerierung und informierter politischer Umsetzung ist für das Forum aber kein Neuland, sondern stellt auch die Richtschnur im Bereich des Klimawandels dar. Ein Blick in die Arktis ‚lohnt‘ also – und kann viele Beispiele für erfolgreiche transnationale (Wissens-) Zusammenarbeit für die Bewältigung globaler Krisen aufzeigen, die auch für die EU relevant sind.

Die Treibhausgase in der Atmosphäre haben in diesem Jahr erneut einen Rekordwert erreicht. Prioritäten in der politischen Zusammenarbeit können schnell angepasst werden - das hat die Corona-Pandemie gezeigt. Hoffentlich stehen statt der negativen Auswirkungen der Pandemie erfolgreiche Bewältigungsstrategien im Zentrum der Jahresrückblicke im nächsten Jahr, die Vorbild für den Umgang mit anderen Krisen sind – in der Arktis und weltweit.

Dieser Text entstand in dem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt „Nachhaltige Städtische Entwicklung in der Europäischen Arktis (SUDEA): Verbesserung von Transnationaler Kooperation in Abgeschiedenen Regionen“ (Projektnr. 426674468).

Lösung komplexer Wasserprobleme durch Koordination jenseits des Staates – Erkenntnisse aus Südafrika

Sat, 12/19/2020 - 09:49

Diese Veröffentlichung stellt eine von sechs Analysen sektorenübergreifender Herausforderungen für Wasser-Governance dar, die als Teil des STEER-Forschungsprojekts durchgeführt wurden und deren Resultate in separaten Analysen und Stellungnahmen vorliegen.
Südafrikas Wassergesetzgebung ist international anerkannt für ihre ambitionierte Umsetzung des integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM). IWRM ist ein Konzept, das entwickelt wurde, um komplexe Herausforderungen im Bereich Wasser anzugehen, indem es die Beziehungen zwischen Land und Wasser berücksichtigt und den Wissensstand für andere Wasser nutzende Sektoren und Akteur*innen erweitert. Die Beteiligung von und Koordination zwischen Interessensvertreter*innen, Schlüsselaspekte des IWRM, stehen im Gegensatz zu einem hierarchischen Führungsstil, wie er von den meisten Regierungen praktiziert wird. Wir sehen drei Herausforderungen bei der Umsetzung von IWRM in Südafrika: Erstens, ein duales Governance-System: Die Landschaft der für das Einzugsgebietsmanagement relevanten südafrikanischen Organisationen besteht aus Organisationen des westlichen Governance- und des traditionellen Governance-Systems. Das westliche Governance-System umfasst Organisationen wie das Department of Water and Sanitation (DWS), das mit der Bewirtschaftung der Wasserressourcen beauftragt ist, und das Department of Cooperative Governance and Traditional Affairs, das sich mit der traditionellen Führung in verschiedenen Fragen einschließlich des Landmanagements abstimmt. Gegenwärtig arbeiten diese Organisationen in Land-Wasser-Fragen nicht im erforderlichen Maße zusammen. Zweitens, eine mangelnde Umsetzung der Wassergesetzgebung: Das südafrikanische Wassergesetz von 1998 sieht Behörden für Einzugsgebietsmanagement (Catchment Management Agencies, CMAs) als Netzwerk-Governance-Strukturen vor, die die Einzugsgebiete auf lokaler Ebene bewirtschaften und alle Wassernutzer*innen einbeziehen sollen. Doch nach über 20 Jahren sind diese Strukturen nicht umgesetzt worden. Dies ist auf einen Konflikt von Governance-Stilen zwischen den Stakeholder integrierenden CMAs und dem expertengesteuerten, hierarchischen DWS zurückzuführen. Drittens, Konflikt zwischen Governance-Stilen: In Ermangelung einer CMA haben sich im uMngeni-Einzugsgebiet mehrere informelle oder nicht gesetzlich verankerte Netzwerk-Governance-Strukturen entwickelt (z.B. Foren für Einzugsgebietsmanagement und die uMngeni Ecological Infrastructure Partnership). In einigen Fällen befinden sich Repräsentant*innen dieser Strukturen und Regierungsvertreter*innen im Konflikt über unterschiedliche Ansätze des Wissensmanagements und der Entscheidungsfindung; diese Unterschiede wurzeln in ihrem jeweiligen Governance-Stil. In den vergangenen Jahren hat das DWS einen Prozess zur Erarbeitung der formal notwendigen Strategie des Einzugsgebietsmanagements eingeleitet, der von den Stakeholdern verlangt, sich zu beteiligen und ihre Bedürfnisse zu formulieren. Dieser Prozess könnte zu einem vermittelnden Instrument für Konflikte zwischen den Akteur*innen werden.
Wir machen folgende Vorschläge:
1. Um IWRM umzusetzen ist die Integration der traditionellen Führungsebene in Planungsprozesse auf kulturell sensible Weise von entscheidender Bedeutung.
2. Netzwerkstrukturen – von der Regierung gestaltet oder selbst organisiert – können das zur Umsetzung von IWRM erforderliche Sozialkapital auf lokaler und regionaler Ebene schaffen.
3. Um zwischen vorhandenem hierarchischen und Netzwerk-Governance-Wissen zu vermitteln, sollten Managementstrategien auf einem hybriden Governance-Stil beruhen.

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