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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / Briefing Paper

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Publikationen des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Updated: 14 hours 39 min ago

Environmental outcomes in agriculture: the effects of environment-related provisions in regional trade agreements

Thu, 02/22/2024 - 07:13

The agriculture sector is both a contributor to global greenhouse gas (GHG) emissions and is affected by trade policies. As more and more regional trade agreements (RTAs) include environment-related provisions (ERPs), this technical note explores whether agriculture-related ERPs in RTAs are associated with reduced GHG emissions from agriculture. The research applies a novel dataset on ERPs related to the agriculture, forestry and fishery sectors (Ag-ERPs) to analyse this relationship in a panel of 195 countries and territories in RTAs notified to the World Trade Organization from 1995 to 2019. The findings show that there is indeed a significant reduction in agriculture-related GHG emissions in countries that enter into RTAs with more Ag-ERPs with their relevant trading partners in agricultural products. A mediation analysis reveals that this association is partly driven by stricter domestic environmental regulation, and partly by a reduction in agricultural land use. However, a large part of the overall association between RTAs with more Ag-ERPs and the reduction in agriculture-related emissions is still unexplained by these two channels. This suggests that lower GHG emission production methods are implemented at given levels of domestic environmental regulation and agricultural land use in countries with more Ag-ERPs in their relevant RTAs.

Die Welthandelsorganisation vor der 13. Ministerkonferenz

Wed, 02/21/2024 - 09:09

Bonn, 21. Februar 2024. Schon häufig wurde die Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO) für tot erklärt. Die Doha-Runde, die erste und einzige multilaterale Verhandlungsrunde im Rahmen der WTO, ist schon lange gescheitert. Und seit 2019 ist das Berufungsgremium der WTO-Streitschlichtung blockiert, weil US-Regierungen die Nachbesetzung freigewordener Richterstellen verweigern.

Manche sagen: Totgesagte leben länger. Und bisher trifft dies für die WTO zu. Auf der anstehenden 13. WTO-Ministerkonferenz (MK13) in Abu Dhabi, die vom 26. bis 29. Februar stattfindet, steht viel auf dem Spiel. Die Mitgliedstaaten müssen Entscheidungen für drängende weltwirtschaftliche Herausforderungen in einem internationalen Umfeld treffen, das von Kriegen, Inflation und Protektionismus geprägt ist. Leider stehen die Chancen schlecht für weitreichende Einigungen. In vielen Fällen dürfte die Verständigung auf einen Fahrplan für weitere Gespräche das bestmögliche Ergebnis sein.

Der wahrscheinlichste Kandidat für einen Erfolg ist ein erweitertes Abkommen zu Fischereisubventionen, das zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele beitragen soll. Ein Großteil des Textes steht. Ziel ist es, Disziplinen zur Abschaffung der Subventionen einzuführen, die zur Überfischung oder zu Überkapazitäten beitragen. Aber selbst hier gibt es noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten, beispielsweise zu möglichen Ausnahmen.

Ein sehr großer Streitpunkt ist die Landwirtschaft. Der Knackpunkt ist die Frage der öffentlichen Vorratshaltung zum Zweck der Ernährungssicherheit. Seit Jahren fordert Indien, dass es erlaubt sein muss, solche subventionierten Vorräte anzulegen. Andere fürchten nicht nur, dass öffentliche Vorratshaltung den Handel verzerrt, sondern auch die Ernährungssicherheit anderer Mitglieder beeinträchtigt. Angesichts der anstehenden Parlamentswahlen in Indien wird diese Diskussion auf der MK13 kaum gelöst werden.

Auch der aktuelle Entwurfstext zur Reform des WTO-Streitbeilegungssystems enthält viele gute Ansätze, aber noch immer keinen Vorschlag für den Hauptstreitpunkt: ein neu aufgelegter Überprüfungs- oder Berufungsmechanismus, wie beispielsweise von der EU vorgeschlagen. Dies deutet stark darauf hin, dass der Text nicht auf der MK13 unterzeichnet wird. Vor allem die Vereinigten Staaten möchten in diesem Wahljahr keinem Mechanismus zustimmen, der WTO-Urteile bestätigen könnte, die den Interessen der USA zuwiderlaufen.

Diese drei Kernthemen zeigen, dass große Einigungen kaum in Reichweite sind. Dies gilt auch für andere wichtige Themen, die auf der Agenda stehen, wie elektronischer Handel oder geistige Eigentumsrechte. Und dennoch: die Bilanz der WTO insgesamt ist um einiges besser als ihr Ruf.

Erstens ist und bleibt die WTO die Hüterin des regelbasierten Welthandels. Sie bietet nicht nur ein Forum, um neue Regeln für den Welthandel zu setzen, sondern überwacht auch deren Einhaltung. Zudem fungiert die WTO als wichtiger Think Tank für die Handelspolitik, der mittels Datenanalysen populistischen „unsere Nation zuerst“-Rufen entgegenwirkt. Diese Funktionen der WTO sind in Zeiten geopolitischer Spannungen erst recht entscheidend.

Zweitens haben die Mitgliedsstaaten der WTO mit Blick auf neue Regeln für die Weltwirtschaft in den letzten Jahren eine Reihe wichtiger Erfolge erzielt. Dies geschah oft unter dem Radar der breiteren Öffentlichkeit. Seit 2020 laufen beispielsweise in der WTO strukturierte Diskussionen, um Handelspolitik als Hebel für besseren Umweltschutz zu nutzen, u.a., indem Kreislaufwirtschaft gefördert oder Plastikmüll vermieden wird. Um das WTO-Regelwerk weiterzuentwickeln, setzen einige Mitglieder auf plurilaterale Abkommen. Im Juli 2023 erzielten über zwei Drittel der WTO-Mitglieder so eine bahnbrechende Einigung zu einem neuen Abkommen zur Investitionsförderung, das in Abu Dhabi angenommen werden soll. Aktuelle Forschung zeigt, dass insbesondere Entwicklungsländer von diesem Abkommen profitieren können.

Drittens gab es auch bei WTO-Ministerkonferenzen trotz aller Herausforderungen immer wieder bedeutende Schritte nach vorne. Auf der Ministerkonferenz in Bali im Jahr 2013 wurde beispielsweise das Abkommen zur Handelserleichterung beschlossen, das den internationalen Handel vereinfacht und harmonisiert. In Nairobi im Jahr 2015 beschlossen die WTO-Mitglieder das Aus für landwirtschaftliche Exportsubventionen, die jahrzehntelang Agrarmärkte auf Kosten vieler Entwicklungsländer verzerrt hatten. Im Jahr 2022 wurde der sogenannte „TRIPS-Waver“ beschlossen, damit alle Entwicklungsländer auf den Schutz des geistigen Eigentums verzichten können, der für die Herstellung und den Vertrieb von Covid-19-Impfstoffen erforderlich ist.

Die Mitgliedsstaaten dürfen die WTO daher nicht aufgeben. Eine weitere Marginalisierung des multilateralen Handelssystems schadet allen Gesellschaften. Sie schwächt vor allem kleinere und ärmere Staaten, die aufgrund des „One Country, One Vote“ Prinzips eine vergleichsweise starke Stimme in der WTO haben. Umso wichtiger ist es, die Reform der WTO voranzubringen.

Deutschland und die EU müssen ihren Beitrag dazu leisten, die WTO zu stärken. Dies sollte zum einen durch das Schmieden neuer Koalitionen mit Ländern aus dem Globalen Süden vorangetrieben werden. Zudem sollten sich Deutschland und die EU darauf fokussieren, die Umsetzung der WTO-Regeln in ärmeren Ländern substanziell zu unterstützen. Dies wird beispielsweise für Investitionsförderung sehr relevant sein, damit alle Länder möglichst stark von dem neuen Abkommen profitieren. Schließlich braucht es weiterhin innovative Ideen, um Fortschritte zu erzielen. Die WTO ist tot, es lebe die WTO!

The transition of Ghana's cooling appliance sector to a circular economy via a small wins governance framework

Tue, 02/20/2024 - 11:54

Air conditioning poses environmental, socioeconomic, and political challenges, especially in sub-Saharan countries such as Ghana, where almost all devices are imported. Thus far, socio-economically feasible pathways for a cooling transition to a circular economy are unclear. Drawing on qualitative interviews, field observations and survey data, this study analyses the potential of small wins governance as a pathway to sweeping system change along Ghana's air-conditioners' lifecycle. The research analyses the status quo and identifies potential small wins that could lead to transformative shifts in the cooling sector. Through a mixed-methods approach encompassing interviews, surveys, and field assessments, the study uncovers small wins at four stages of the air conditioner lifecycle, from (1) import, (2) retail & purchase, (3) usage & service, and (4) end-of-life management practices. For policymakers and practitioners, our results imply that they should (a) systematically encourage and reap small wins in public-private spaces in the short-term, e.g. changing the incentive structure for staff controlling imports of air conditioners, (b) adjust supporting policies as learning dynamics unfold over time (e.g., energy and refrigerant standards and labels, tax system), but (c) also keep pushing for big wins in the mid-term (e.g., constructions of a recycling plant for refrigerants in West Africa). The findings emphasize the need for a behavioural, consumer-oriented perspective for the pragmatic potential of small wins towards a circular economy. Overall, the study addresses significant gaps in the literature and suggests that bottom-up approaches may offer more success than attempting broad top-down system changes. The paper contributes to the wider discourse on social-ecological transitions and offers valuable insights for policymakers, industry stakeholders, and researchers aiming to foster sustainable practices in the cooling sector.

Sicherheitspolitik ist nicht Entwicklungspolitik

Mon, 02/19/2024 - 16:50

Pünktlich zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) haben prominente Politiker*innen verschiedener Parteien die Bundesregierung aufgefordert, den entwicklungspolitischen Etat zu erhöhen anstatt zu kürzen. Zu den Unterzeichner*innen gehört auch Christopher Heusgen, Präsident der MSC. Sie argumentieren: „Entwicklungspolitik ist Sicherheitspolitik“. Dafür gibt es viele Belege. Gerade in Zeiten zunehmender Fragilität trägt Entwicklungspolitik zur Krisenprävention bei und baut Brücken zu nachhaltigem Frieden. Bei Gewaltkonflikten geht das nur im engen Schulterschluss und Zusammenwirken mit Sicherheitspolitik. In der Vergangenheit hat aber eine Versicherheitlichung der Entwicklungspolitik die Konturen zwischen beiden Politikfeldern verwischt. Die Gestaltung der Zeitenwende darf diesen Fehler nicht wiederholen.

Auch die MSC hat sich zu ihrem 60. Geburtstag von einem engen, auf physische Unversehrtheit fokussiertem Sicherheitsverständnis gelöst. Teilnehmer*innen haben in den vergangenen drei Tagen grundlegende Fragen menschlicher Sicherheit diskutiert – von der militärischen Aufrüstung und NATO über Klimawandel bis zu Wirtschaftsbeziehungen. Die MSC beschreibt in ihrem Bericht eine prekäre Ausgangslage für diese breite Debatte. Die globale Ordnung sei aus dem Gleichgewicht, weil die Vorteile internationaler Zusammenarbeit nicht mehr gesehen würden und das Prinzip der Rivalität zunehmend vorherrsche. Um eine drohende lose-lose-Dynamik aufzuhalten, hälfen nur globale, reziproke Partnerschaften. Das kann Sicherheitspolitik, und noch weniger Verteidigungspolitik, alleine leisten.

Die breit angelegten Diskussionen in München könnten einen glauben machen, dass Entwicklungs- und Sicherheitspolitik ähnlichen Logiken folgten. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich: Entwicklungspolitik kann Sicherheitspolitik für nachhaltigen Frieden sein; Sicherheitspolitik ist aber eben nicht Entwicklungspolitik. Ein solcher Umkehrschluss wäre nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Warum? Zwar beanspruchen beide Politikfelder, menschliche Sicherheit zu schaffen, doch sind ihre –idealerweise miteinander verzahnten – Instrumente und Wirkungen sehr unterschiedlich. Sicherheitspolitik richtet sich gegen (mögliche) Gefahren für das menschliche Leben und soll es vor Angriffen schützen. Physische Sicherheit ist eine Grundlage für nachhaltige Entwicklung. Insofern kann Sicherheitspolitik eine wichtige Bedingung für entwicklungspolitisches Handeln sein, insbesondere in Kriegs- und Terrorismusgebieten. Sie arbeitet aber stets mit einer Logik der Abwehr.  Internationale sicherheitspolitische Bündnisse bilden Allianzen für den Schutz menschlicher Unversehrtheit gegen (mögliche) Aggressoren. Damit verschließen sich Türen für globale Partnerschaften, die derzeit so dringend gebraucht werden, um die Nachhaltigkeitstransformationen anzugehen und das von der MSC skizzierte lose-lose Szenario einzuhegen.

Und da kommt die Entwicklungspolitik ins Spiel. Mit großer Ausdauer um Wege und Formate für reziproke und konstruktive Zusammenarbeit zu ringen ist die DNA entwicklungspolitischen Handelns. Die zugrundeliegende Logik ist Kooperation, um die Übel der Menschheit zu überwinden, die nachweislich Nährboden für Unsicherheiten bereiten  – Armut, Arbeitslosigkeit oder fehlende Zukunftsperspektiven. In diesem Sinne ist Entwicklungspolitik auch „nachhaltige Sicherheitspolitik“. Es setzt voraus, dass Entwicklungspolitik langfristig und strukturbildend angelegt ist, um gemeinsam Transformationsprozesse friedlich zu gestalten. Das geht nur durch Kooperationen, die sich für gemeinsame Zukunftsvorstellungen einsetzen. So übernimmt Entwicklungspolitik auch die Rolle, dort Türen offen zu halten und Brücken zu bauen, wo Sicherheitspolitik Türen verschlossen halten muss.

Entwicklungspolitik ist nicht „die kleine Schwester“ von Sicherheitspolitik – auch wenn dies eine beliebte Darstellung ist. Selbst die MSC, Wiege sicherheitspolitischer Debatten, betont mittlerweile, dass langfristige, reziproke Partnerschaften zwischen dem – wie es im MSC 2024 Bericht heißt – „sogenannten Globalen Süden“ und „Globalen Norden“ zentral für menschliche Sicherheit sind. Damit sind entwicklungspolitische Fragen im Kern sicherheitspolitischer Debatten angekommen. Das scheint nicht neu, denkt man beispielsweise an Debatten über vernetzte Sicherheit im Afghanistaneinsatz. Neu ist jedoch, dass sich globale Politik so verändert hat, dass sich der Kreis derjenigen, die letztendlich über Sicherheit mitentscheiden erweitert hat.

Beide Politikfelder stehen somit vor großen Herausforderungen und Reformen. Sie sind erschüttert von erodierenden Regeln und Rivalitäten in der internationalen Ordnung.  Niedrig- und Mitteleinkommensländer in Afrika, Asien und Lateinamerika diversifizieren ihre Beziehungen und treten selbstbewusster auf. „Partnerschaft auf Augenhöhe“, um die sich Entwicklungspolitik im Laufe der Jahre immer wieder bemüht hat, wird nun von ihren Partnern mit einer neuen Vehemenz eingefordert. Stabil geglaubte, sicherheitspolitische Bündnisse wie die NATO geraten zunehmend ins Schwanken.

Um menschliche Sicherheit und Unversehrtheit zu gewährleisten braucht es sowohl Entwicklungspolitik für tragfähige globale Kooperationen zur Gestaltung nachhaltiger Zukünfte, als auch sicherheitspolitische Bündnisse gegen Aggressoren dort, wo Kooperation an ihre Grenzen stößt. Eine Reform des Zusammenspiels auswärtiger Politikfelder würde es ermöglichen, die Zeitenwende umfassend anstatt vor allem militärisch zu gestalten. Ein erster Schritt dahin ist die gemeinsame Anerkennung globaler Problemlagen. Das beschreibt bereits die Nationale Sicherheitsstrategie. Effektives Zusammenwirken von Entwicklungs- und Sicherheitspolitik setzt voraus, dass die sie definierenden Handlungslogiken klar erkennbar sind. Doch auch nach Jahren der Debatten um vernetzte Sicherheit bleiben die Alleinstellungsmerkmale und komparativen Vorteile der jeweiligen Ansätze uneindeutig. Antworten auf diese Fragen müssten nun – auch im Lichte der Evaluierung des Afghanistaneinsatzes – neu beantwortet werden. Dabei steht fest: Ein kohärentes Zusammenspiel unterschiedlicher Instrumente muss ein gemeinsames Ziel haben: Frieden und Sicherheit.

The Russia-Ukraine war’s shockwaves in Africa: a Zeitenwende for German Africa policy?

Mon, 02/19/2024 - 11:56

Two years after Russia’s invasion of Ukraine began, this Working Paper examines repercussions in Africa and on German Africa policy, analysing to what extent they are in continuity with trends that preceded the war and to what extent they represent a break with past patterns. Has the Ukraine war turned out to be a sea change for Africa and German Africa policy, too?

German Development Policy in Africa - Continuities and Ruptures after the Russian Aggression against Ukraine

Mon, 02/19/2024 - 10:43

As a result of Russian aggression against Ukraine since February 2022, an overarching trend in German development policy in Africa has greatly accelerated: Geopolitical and geo-economic issues have become much more prominent. This applies to the context of devel-opment policy, which is now heavily dominated by geopolitical issues: socio-economic problems in partner countries are exacerbated by the global economic consequences of the war. It also applies to the question of how development policy itself can contribute to shap-ing this context and reduce negative implications of the aggression. Can development cooperation be used to make partner countries more resilient in the area of food security and thus reduce dependence on Russia? How can development cooperation help in countering  misinformation in African partner countries? German development cooperation creates regular opportunities to discuss the Russian aggression against Ukraine with partner countries as well as with African regional and continental institutions. Partners in Africa often  emphasize their sovereignty to align with multiple external actors, including Russia. These recent trends apply not only to German, but also to European development policy, the approaches of other bilateral European actors and, more broadly, to the activities of non-European Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) countries.

Wie die Entwicklungsfinanzierung reformiert werden kann

Fri, 02/16/2024 - 13:30

Die Covid-19-Pandemie, geopolitische Spannungen und gewaltsame Konflikte sowie Klima- und Schuldenkrisen haben das makroökonomische Umfeld verändert. In dieser neuen Realität steigender Zinssätze, hoher Inflation und zunehmender Verschuldung nimmt die Verfügbarkeit von Entwicklungsfinanzierung ab, während der Finanzierungsbedarf zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung steigt. Politische Entscheidungsträger und internationale Finanzinstitutionen haben auf der Suche nach Lösungen eine Reihe von Initiativen gestartet. Darauf aufbauend werden in diesem Artikel (weitere) Maßnahmen und Reformen skizziert, um die Entwicklungsfinanzierung an dieses schwierige, von zahlreichen Krisen geprägte Umfeld anzupassen.

Reforming development finance

Fri, 02/16/2024 - 12:19

The Covid-19 pandemic, geopolitical tensions and violent conflicts as well as climate and debt crises have changed the macroeconomic environment. In this new reality of soaring interest rates, high inflation and increasing debt levels, the availability of development finance is decreasing, while the financing needs to achieve the Sustainable Development Goals are increasing. Policymakers and international financial institutions have launched a number of initiatives in a search of solutions. Building on those, this article outlines (further) measures and reforms to make development finance fit for this challenging environment shaped by multiple crises.

Deutsche Übersetzung

Urban refugees and digital technology

Fri, 02/16/2024 - 11:24

Refugees and displaced people are increasingly moving to cities around the world, seeking out the social, economic, and political opportunity that urban areas provide. Against this backdrop digital technologies are fundamentally changing how refugees and displaced people engage with urban landscapes and economies where they settle. Urban Refugees and Digital Technology draws on contemporary data gathered from refugee communities in Bogotá, Nairobi, and Kuala Lumpur to build a new theoretical understanding of how technological change influences the ways urban refugees contribute to the social, economic, and political networks in their cities of arrival. This data is presented against the broader history of technological change in urban areas since the start of industrialization, showing how displaced people across time have used technologized urban spaces to shape the societies where they settle. The case studies and history demonstrate how refugees’ interactions with environments that are often hostile to their presence spur novel adaptations to idiosyncratic features of a city’s technological landscape. A wide-ranging study across histories and geographies of urban displacement, Urban Refugees and Digital Technology introduces readers to the myriad ways technological change creates spaces for urban refugees to build rich political, social, and economic lives in cities.

Große Erwartungen, Impulse, und viele offene Fragen: zum Abschluss von Joint Futures

Thu, 02/15/2024 - 16:24

Auf Joint Futures haben deutsche, europäische und afrikanische Autor*innen eine Vielfalt von Themen behandelt, die für die deutsche Afrikapolitik von Relevanz sind. Haben wir damit die Arbeit an den neuen Leitlinien einfacher oder schwieriger gemacht? Hier ziehen wir eine Bilanz.

COVID-19 and political trust in local governments: evidence from Nepal

Wed, 02/14/2024 - 09:45

The COVID-19 pandemic has reinvigorated debates about the drivers of political trust. Research so far has mainly focused on national-level institutions, during the early stages of the pandemic and using data from established democracies. However, how does this relationship look like if we pay attention to subnational institutions in non-consolidated democracies, and further away from the initial COVID-19 outbreak? To contribute to this line of research, this article focuses on the local level and explores the association between individuals’ satisfaction with COVID-19 performance and political trust in Nepal. For that, it uses novel data collected via telephone interviews (N = 1400) conducted between 25 April and 24 May 2021, during the second wave of COVID-19. Our main results reveal that satisfaction with local institutions’ COVID-related performance is significantly and robustly associated with levels of political trust at the local level. The association holds even when geographical and time specifications are added, trust towards national institutions or expectations about local governments are included in the analysis and the dependent variable is disaggregated to discard measurement biases. The study thereby provides important insights into the role performance plays for institutional trust beyond the national level and in an unconsolidated democracy.

Trade liberalization, IMF conditionality, and policy substitution in developing countries

Wed, 02/14/2024 - 08:59

Substantial tariff reductions and increased usage of non-tariff measures (NTMs) have been key dynamics of global trade policy in recent decades. We use highly disaggregated data on applied most favored nation tariffs, NTMs, and trade to investigate how International Monetary Fund (IMF) conditionality as a form of external pressure to reduce tariffs contributed to this dynamic in developing countries. Our results show that structural adjustment programs (SAPs) effectively lowered tariffs without increasing the usage of NTMs. A typical three-year program containing tariff conditionality decreased tariff rates in the range of 2.0 to 3.8 percentage points in total. Furthermore, IMF programs reduced NTM initializations significantly. We also show that tariff conditionality was more effective in initiating tariff cuts for countries without previous greater globalization efforts than being a “catalyst” for ongoing liberalization efforts.

Conflict and unconstitutional change of government in Africa: is there still a role for the EU-AU Partnership?

Tue, 02/13/2024 - 16:33

As of 2023, the Sahel crisis has persisted for 12 years and has taken on a new and concerning aspect. Terrorist assaults in Burkina Faso, Mali and Niger, alongside ongoing military coups, are perpetuating instability throughout the entire region. Additionally, the growing rivalry between global powers like Russia and the West has added complexity to regional dynamics. Against this backdrop, the EU-African Union (AU) relations suffered, particularly in the field of peace and security. The aim of this paper is thus to analyse the challenges and opportunities for a renewed EU-AU partnership in a new geopolitical context.

Prioritäten und Koalitionen statt Illusionen

Tue, 02/13/2024 - 10:00

Bonn, 13. Februar 2024. Digitalisierung und Umweltbelange müssen systematisch miteinander verbunden werden. Andernfalls droht der ökologische Fußabdruck der Digitalisierung ihre Vorteile zu überwiegen.

Die Digitalisierung verfügt über großes Potenzial für nachhaltige Entwicklung. Doch die Vorteile der Digitalisierung werden mit einem hohen ökologischen Preis bezahlt. Um die digitale Transformation mit der Bewältigung der ökologischen Krise zu verbinden, müssen ihre Umweltauswirkungen ausgewiesen und Umweltvorteile vorrangig berücksichtigt werden. Internationale sektorenübergreifende Koalitionen können dazu den Weg ebnen.

Positiv auf die Umwelt wirken digitale Technologien, wenn die Sammlung und Analyse großer Datenmengen die Umsetzung umweltfreundlicher Lösungen in den Bereichen Energie, Landwirtschaft oder Mobilität ermöglichen. Digitalisierung optimiert Energieeffizienz und industrielle Prozesse durch virtuelle Modelle (digitale Zwillinge) oder ermöglicht durch intelligente Netzsteuerung die Integration erneuerbarer Energien. Sie kann Re-Design, Reparatur, Recycling und Vertrieb im Sinne einer Kreislaufwirtschaft unterstützen. Precision Farming optimiert den Einsatz von Düngemitteln und Wasser in der Landwirtschaft, und Smart City- und Mobilitätskonzepte können Staus und Emissionen verringern, ebenso wie IT-basierte Heimarbeit.

Unter dem Strich hat der Einsatz digitaler Werkzeuge jedoch bis heute kaum zur Verbesserung der Umweltbilanz geführt: Industrien und Konsumgüter werden digitaler, aber oft auf Kosten einer Zunahme negativer Folgen. Dazu gehören Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Elektroschrott und Ressourcenverbrauch. Rebound-Effekte spielen hier eine wichtige Rolle. Sie treten auf, wenn positive Auswirkungen der Digitalisierung, zum Beispiel Effizienzgewinne, zur höheren Attraktivität eines Produkts oder einer Dienstleistung und in Folge zu mehr Verkäufen oder vermehrter Nutzung führen. Ursprünglich erzielte Einsparungen werden dabei zunichte gemacht.

Der Energieverbrauch von digitalen Infrastrukturen, Diensten und Geräten, insbesondere bei ihrer Herstellung, ist ein zentrales Problem. Sensoren, Server, Rechenzentren, das Trainieren von künstlicher Intelligenz, Online-Streaming und WLAN-Router – sie alle haben einen enormen CO2-Fußabdruck, solange die Energie aus fossilen Quellen stammt. Hardware ist auf seltene Erden angewiesen, deren Abbau zur Zerstörung von Lebensräumen führen kann. Ein Beispiel dafür ist Lithium. Das Element ist für Batterien und damit für Elektromobilität von entscheidender Bedeutung, doch seine Gewinnung bedroht das Ökosystem Wüste. Die Gewinnung von Materialien findet zudem häufig in Entwicklungsländern unter Bedingungen statt, die der Bevölkerung vor Ort schaden.

Das gilt auch für die Entsorgung von Elektroaltgeräten. Elektroschrott gehört zu den am schnellsten wachsenden Abfallsorten. Selbst in der EU, der Region mit der mit Abstand höchsten Recyclingquote weltweit, werden weniger als 40 % wiederverwendet. Hinzu kommen Wasserprobleme: Die Kühlung von Rechenzentren erfordert erhebliche Mengen und kann Wasserkonflikte verschärfen. Googles Hyperscale-Rechenzentren, die für Gmail, Google Drive und YouTube gebraucht werden, verbrauchen 2,1 Millionen Liter Wasser – täglich.

Digitalisierung und Umweltbelange müssen deshalb endlich systematisch zusammengeführt werden. Dazu ist es notwendig, sich von Illusionen über technische Wunderlösungen zu verabschieden und digitale Innovationen dort einzusetzen, wo sie der Umwelt wirklich nützen. Dies beginnt mit der Erfassung und Ausweisung der ökologischen Kosten von Produkten und Dienstleistungen während Produktion, Nutzung und Entsorgung. Die politische Steuerung sollte Effizienzgewinne der Digitalisierung in den Sektoren Energie, Produktion, Mobilität und Gebäude priorisieren. Um Ziele und Kommunikation abzustimmen, sind Multi-Stakeholder-Koalitionen zwischen öffentlichen Einrichtungen, Forschung, Tech-Community und Umweltverbänden entscheidend. Neue Initiativen im Rahmen des EU Green Deal zu Ökodesign und digitalen Produktpässen, Verbraucherinformationen und der Reparatur von Waren können negative Umweltauswirkungen verringern, wenn sie die Folgen auch außerhalb der EU, einschließlich der Entwicklungsländer, berücksichtigen. Folglich muss die Verbindung von Umwelt und Digitalisierung auch in internationalen Prozessen wie dem Global Digital Compact der Vereinten Nationen, der G20, bilateralen Handels- und Technologieräten und digitalen Dialogen vorrangig behandelt werden. Auf diese Weise ist es möglich, die Digitalisierung umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig ihre Lösungen für ökologische Nachhaltigkeit zu nutzen.

Simone Lucatello ist Professor des Instituto Mora in Mexiko-Stadt. Er war PRODIGEES/MGG-Gastwissenschaftler am IDOS im Jahr 2023. Als Autor globaler Umweltberichte für die Vereinten Nationen widmet er sich in seiner Forschung der internationalen Zusammenarbeit und dem Klimawandel.

Wulf Reiners ist Politikwissenschaftler im IDOS-Forschungsprogramm "Inter- und transnationale Zusammenarbeit". Er ist Leiter des ‚Managing Global Governance‘ (MGG)-Programms und wissenschaftlicher Koordinator des PRODIGEES-Projekts.

Diese Kolumne ist im Rahmen des EU Horizon2020-Projekts „PRODIGEES – Promoting Research on Digitalisation in Emerging Powers and Europe Towards Sustainable Development“ (873119-PRODIGEES‑H2020-MSCA-RISE-2019), ko-finanziert von der Europäischen Union, entstanden. Weiterführende Informationen finden Sie unter www.prodigees.info.

Could the EU’s trade deal with Kenya strengthen the African Continental Free Trade Area?

Mon, 02/12/2024 - 09:49

In December, the EU and Kenya signed a trade agreement featuring strong provisions on environmental, social and labour standards. Niels Keijzer, Frederik Stender and Tim Vogel write that as Kenya walks the fine line of compliance, the outcome could not only shape the country’s economic landscape but also have implications for Kenya’s role in the African Continental Free Trade Area.

Euroviews: we need to commit to a new European deal for the future

Fri, 02/09/2024 - 13:25

The new European Parliament, the next European Commission, and the European Council will have a long path ahead to prepare for the next decades of global sustainable development. Jointly reaffirming the EU’s commitment to the SDGs is a clear way forward, UN and EESC experts write.

The effect of COVID-19 on the gender employment gap in Egyptian manufacturing

Fri, 02/09/2024 - 12:48

This paper examines the evolution of the gender employment gap post COVID-19 in the Egyptian manufacturing sector, using a unique firm-level data set. The findings show that the COVID-19 shock led to a slight improvement in the gender employment gap, both in absolute and relative terms, driven by a larger reduction in male employment compared to that for female employment. The heterogeneity analysis shows that exporting firms and firms in industrial zones on average increased both types of employment post COVID-19. Two types of firms contributed to a worsening of the gender gap, namely firms that adopted technology and those that provided worker training prior to the pandemic, pushing male employment up while not doing the same for female employment. Additionally, the informal sector contributed to a worsening of the gender gap during the pandemic.

European elections, Europe’s future and the Sustainable Development Goals: Europe Sustainable Development Report 2023/24

Fri, 02/09/2024 - 08:33

The Europe Sustainable Development Report 2023/24 (5th edition) provides an independent quantitative assessment of the progress by the European Union, its member states and partner countries towards the Sustainable Development Goals (SDGs). In light of the upcoming European Elections and UN Summit of the future, this year’s edition identifies 10 priority actions for the incoming EU leadership to accelerate SDG implementation within Europe and internationally. In the context of a fragmented and multipolar world, the ESDR 2023/24 calls for decisive action by the EU to avoid dangerous environmental and social tipping points. The Europe Sustainable Development Report is co-designed and co-created by and with civil society in Europe. This year’s edition builds on three workshops and one online public consultation organized between April and November 2023. On 04 April 2023, the SDSN and EESC organized a hybrid workshop on ‘How to Strengthen EU’s leadership for the SDGs’ which brought together more than 600 participants, including panellists from the European Parliament, the European Commission, current and incoming Council presidencies, civil society organizations, scientific institutions, and international organizations. Further workshops were held on 12 September 2023 (online) and on 8 November 2023 at the European Economic and Social Committee in Brussels (hybrid format), bringing together scientists, experts and practitioners from all over Europe. The opening chapter and joint statement also benefited from several rounds of consultations with partners.

Green hydrogen for sustainable industrial development: a policy toolkit for developing countries

Mon, 02/05/2024 - 12:40

Green hydrogen (GH2) is gaining significant attention within the global energy landscape. As a clean and renewable energy carrier, GH2 holds the potential to  transform a number of sectors, spanning heavy industries to shipping and aviation. Its benefits are far-reaching, ranging from the reduction of greenhouse gas  emissions to reinforcing energy security and creating opportunities for green industrialization. However, to fully unlock GH2’s potential, an equitable distribution of its benefits to all is indispensable. Against this background, the report “GH2 for sustainable industrial development: A Policy Toolkit for Developing Countries”  reframes the prevailing narrative by shifting its focus away from the role of developing countries as producers and exporters in the future hydrogen market to  highlighting the significance of the hydrogen value chain for developing countries themselves.

Wie die Beteiligung von Geflüchteten Politik und Wissenschaft verbessern kann

Mon, 02/05/2024 - 09:48

Bonn, 5. Februar 2024 - Die weltweite Vertreibung nimmt aufgrund mehrerer Krisen zu. Dafür müssen Lösungen entwickelt werden. Politische Entscheidungsträger*innen und Wissenschaftler*innen müssen mehr tun, um Geflüchtete aktiv in Politik und Forschung einzubeziehen. Trotz zunehmender Anerkennung der zentralen Rolle von Geflüchteten, muss ihre Beteiligung weiter ausgebaut werden. Wenn die Stimmen und Perspektiven Geflüchteter nicht umfassender in die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für Flucht einbezogen werden, bleiben die Legitimität der Maßnahmen und ihre erfolgreiche Umsetzung fraglich. Dies erfordert den politischen Willen der Entscheidungsträger*innen und sorgfältige ethische Überlegungen in der Forschung.

Die Forderungen von Geflüchteten nach Beteiligung an politischen Prozessen und Forschung steigen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Refugee-led organisations (RLOs) weltweit stark gewachsen, wobei das Global Refugee-led Network und Refugees Seeking Equal Access at the Table prominente internationale Beispiele sind. In der Fluchtforschung haben die wissenschaftliche Aufmerksamkeit und gleichberechtigte Beteiligung von Geflüchteten zu einer wachsenden Zahl kritischer Analysen und Publikationen geführt. Viele Wissenschaftler*innen und Geflüchtete fordern mehr partizipative Ansätze und eine aktive Rolle für Geflüchtete in Politik und Forschung.

Geflüchtete in globalen Entscheidungsgremien

Beim zweiten Globalen Flüchtlingsforum (GRF) in Genf/Schweiz im Dezember 2023 waren mehr als 300 der über 4.200 Teilnehmenden Geflüchtetendelegierte. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum GRF 2019, an dem nur rund 70 Geflüchtete teilnahmen. Sprecher*innen der Konferenz kritisierten jedoch zu Recht, dass 23 von 25 eingeladenen Geflüchtetendelegierten des Africa Refugee-led Network die Visa verweigert wurden. Gemessen an der Gesamtzahl der Teilnehmenden blieb 2023 die Repräsentanz von Geflüchteten mit nur 7% gering. Das ist vor allem auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die eine stärkere Beteiligung von Geflüchteten an politischen Entscheidungsprozessen behindern.

Daher organisierten RLOs und Geflüchtete zeitgleich mit dem Forum den Refugee Leadership Multipurpose Space, in dem sie über 40 öffentliche Veranstaltungen zu Fragen von Partizipation und Repräsentation durchführten. Hier stellte Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Kava Spartak als Delegationsmitglied vor. Mit ihm war erstmals ein Geflüchteter offizieller Teil einer deutschen Delegation.

Da RLOs oft die ersten Ansprechpartner*innen bei Krisen in ihren Gemeinden sind, wie z.B. während COVID-19, ist ihre Expertise essenziell für eine gute Politik und muss deshalb systematischer einbezogen werden. Ein Schritt in diese Richtung ist die Einrichtung eines Refugee Advisory Boards in Deutschland. Damit folgt Deutschland Australien, Kanada, Neuseeland und den Vereinigten Staaten, die bereits über solche Gremien verfügen- ein positiver Beitrag um den moralischen, politischen und rechtlichen Auftrag zur Beteiligung von Geflüchteten in der Politikgestaltung zu fördern.

Geflüchtete in der Forschung

Der aktivere Einbezug von Geflüchteten in der Forschung ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn es um ihre Erfahrungen geht. Dies fördert nicht nur einen inklusiveren und ethischeren Ansatz in der Forschung selbst, sondern stellt auch sicher, dass die Erfahrungen und Perspektiven der direkt Betroffenen besser dargestellt werden. Geflüchtete verfügen zweifellos über das beste Wissen über ihre Herausforderungen, Bewältigungsmechanismen und Hoffnungen für die Zukunft. Durch ihren aktiven Einbezug in die Forschung tragen sie zur Wissensgenerierung bei und fördern so ein authentischeres und umfassenderes Verständnis der komplexen Herausforderungen und Chancen, mit denen sie konfrontiert sind.

Partizipative Ansätze erhöhen nicht nur die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Forschung, sondern stärken auch das Gefühl der Handlungsfähigkeit und Würde von Geflüchteten, indem sie als aktive Akteur*innen bei der Gestaltung von Politiken und Maßnahmen, die ihr Leben direkt betreffen, anerkannt werden. Wissenschaftler*innen müssen aber sicherstellen, dass Machtungleichgewichte angemessen berücksichtigt und Geflüchtete nicht gefährdet werden. Dies ist besonders wichtig in einem zunehmend politisierten, komplexen und unsicheren Umfeld weltweit, in dem öffentliche Räume für die Beteiligung von Geflüchteten und Forschung schrumpfen.

Ein IDOS-Forschungsprojekt, das u.a. von den Autoren dieser Kolumne durchgeführt wurde, ist ein gutes Beispiel: Dank einer vertrauensvollen Partnerschaft konnte die Forschung während der COVID-19-Pandemie in Zusammenarbeit mit Geflüchteten fortgesetzt werden, was den entscheidenden Wert ihrer Insiderperspektive und einer partnerschaftlichen Forschung unterstreicht, aber auch zum Nachdenken darüber anregt, wie Forschung stärker lokalisiert werden kann.

Lokal verankerte und partizipativ durchgeführte Forschung ist für humanitäre und entwicklungspolitische Vorhaben von entscheidender Bedeutung. Sie stärkt lokale Forschungskapazitäten und generiert durch lokale Beteiligung während des gesamten Forschungsprozesses kontextspezifische Lösungen, die eine passgenauere Politikberatung ermöglichen. Eine stärkere Beteiligung von Geflüchteten sowohl in der Politik als auch in der Forschung ist unerlässlich, um die Herausforderungen von Fluchtsituationen weltweit zu bewältigen.

Merlin Flaig ist Sozialwissenschaftler und Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprogramm „Transformation politischer (Un-)Ordnung“.

Abis Getachew ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Esurv Consults in Äthiopien.

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