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Updated: 4 days 4 hours ago

Miete: Mietrecht für Airbnb-Zeitalter umstritten

Sun, 07/01/2018 - 10:00

Vom Bundesrat vorgeschlagene Mietrecht-Vereinfachungen zugunsten von Online-Plattformen werden unterschiedlich aufgenommen. Der Mieterverband unterstützt sie, die Hauseigentümer finden sie unnötig. Im Raum steht auch die Angst vor knapper werdendem Wohnraum.

Der Bundesrat will die Verordnung über die Miete und Pacht von Wohn- und Geschäftsräumen so anpassen, dass Mieter ihre Räume einfacher über Buchungsplattformen untervermieten können. Kernpunkt ist, dass Vermieter nicht für jede Untervermietung ihr Einverständnis geben müssen. Am kommenden Dienstag endet die Vernehmlassung.

Der Mieterinnen- und Mieterverband (SMV) ist einverstanden mit der Vereinfachung: Die heutige Regelung sei im Zeitalter der Digitalisierung überholt, schreibt er in seiner Stellungnahme. Gleichzeitig verlangt er aber, alles Nötige zu tun gegen den Verlust von erschwinglichen Wohnungen.

Günstige Wohnungen in Städten würden immer mehr genutzt, um Touristinnen und Touristen oder Geschäftsreisende kurzzeitig unterzubringen, vermittelt von Buchungsplattformen, hält der SMV fest. Er schlägt vor, die Dauer der Vermietungen zu begrenzen, zum Beispiel wie in Genf auf sechzig Tage im Jahr.

Der Hauseigentümerverband Schweiz (HEV) begrüsst zwar die liberale Haltung des Bundesrats, hält aber die Verordnungsänderungen für unnötig. Schon mit dem geltenden Recht könnten Mieter beim Vermieter eine globale Zustimmung für wiederholte, kurzzeitige Untervermietungen einholen und die Konditionen dazu festlegen.

Der HEV verweist auf das sozialpolitisch motivierte Recht für Mieter, ihre Wohnung dank einer Untervermietung nicht kündigen zu müssen, wenn sie vorübergehend abwesend sind. «Dem Vermieter (...) eine wechselnde Personenschar für Ferien- oder andere Kurzaufenthalte aufzuzwingen», dürfe aber nicht sein.

Der Verordnungsentwurf sieht vor, dass trotz grundsätzlichem Recht der Mieter, Räume anzubieten, Vermieter ihre Zustimmung verweigern können. Sie müssen dafür allerdings wesentliche Nachteile geltend machen, etwa negative Auswirkungen auf andere Mieterinnen und Mieter im Haus oder ein besonderer Ausbaustandard der Liegenschaft.

Der Städteverband beurteilt die Verordnungsänderungen mehrheitlich positiv. Allerdings sind einzelne Städte der Auffassung, dass übersetzte Erträge aus Untervermietungen verhindert werden müssen. Mit einer Meldepflicht wollen die Städte sicherstellen, dass die Gäste touristische Abgaben - etwa Kurtaxen - bezahlen.

Beim Branchenverband Hotelleriesuisse kommen die vorgeschlagenen Erleichterungen nicht gut an. Damit nur Private Objekte anbieten können, wünscht er sich Obergrenzen: eine Untervermietung von höchstens sechzig Tagen, höchstens zwei Untervermietungen pro Jahr und eine Untervermietung von höchstens drei Objekten.

Hotelleriesuisse befürchtet, dass mit den Erleichterungen noch mehr Objekte auf den Online-Vermittlungsmarkt kommen und spricht von ungleich langen Spiessen: Im Gegensatz zu den Anbietern von Airbnb-Zimmer müssten Hoteliers viele Bestimmungen einhalten, vom Brandschutz über das Arbeitsrecht bis zur Pflicht, Gäste zu melden.

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Live! GP Österreich im Ticker & Stream: Wer holt sich den Sieg in Spielberg?

Sun, 07/01/2018 - 09:30

Drei Rennen innert zwei Wochen – und das während der Fussball-WM. Die Formel-1-Besitzer das ein Eigentor der Weltmeisterschaft geglückt.

Die gute Nachricht für alle Beteiligten vorweg: 2019 gibt es diesen Wahn- und Unsinn nicht mehr! Wir reden hier von 3 WM-Läufen innerhalb von 2 Wochen: Le Castellet, Spielberg, Silverstone.

Eine logistische Strafaufgabe für alle im Formel-1-Zirkus. Mercedes-Chef Toto Wolff sagt: «Alle sind am Anschlag, vor allem die Mechaniker kommen kaum mehr zur Ruhe. Wir müssen bei allen drei Rennen fast doppelt so viele Leute anstellen, um von Ort zu Ort zu hetzen und dort rechtzeitig das Motorhome und die Garagen einzurichten.»

Da ist den neuen Formel-1-Besitzern von Liberty Media, die mehr Glamour versprachen, tatsächlich das Eigentor während der Fussball-WM geglückt.

Von Le Castellet ging es mit über 100 Transportern und sechs Reifenpannen 1180 Kilometer nach Spielberg. Und in der kommenden Nacht bewegt sich die Karawane schon Richtung Silverstone: 1520 Kilometer.

Sauber-Teammanager Beat Zehnder: «Neben unseren sieben Transportern haben wir noch einen Schlafbus. Dort können sich einige ausruhen, weil im Transporter ja nur zwei Leute erlaubt sind!»

Auch beim Aufstellen der Team-Paläste gibts Engpässe. Die Energy Station von Red Bull benötigt allein 27 Lastwagen und einen zweitägigen Aufbau! Um beim Heimrennen nicht in Verlegenheit zu kommen, hat Red Bull seine Energy Station direkt von Frankreich nach England transportiert.

In Österreich müssen die Teams von Red Bull und Toro Rosso mit einem braunen Holzbau vorliebnehmen. Es ist das Motorhome, das sonst in der MotoGP eingesetzt wird. lDas Motorhome von Red Bull beim Heim-GP stammt aus der MotoGP.

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Schauspieler Max Hubacher über seinen Erfolg in Deutschland: «Ich erhalte viele Zuschriften von Herren»

Sun, 07/01/2018 - 09:19

Um Max Hubacher existiert ein regelrechter Hype: Den Durchbruch schaffte er als «Der Verdingbub», bald darauf spielte er in «Mario» ­einen schwulen Fussballprofi – jetzt entdeckt ihn die deutsche Filmszene als Nazi-Hauptmann. Der 24-Jährige ist derzeit der angesagteste Schweizer Schauspieler. Wir haben ihn in Leipzig besucht, wo er gerade die Schauspielschule abschliesst.

BLICK: Was lernen Sie an der Schauspielschule überhaupt noch?
Max Hubacher: Das haben mich meine Berner ­Kollegen auch gerade gefragt. Ich prahlte, dass ich nun den Rückwärtssalto kann – und fiel natürlich auf die Schnauze. Ich lerne Akro­batik, Fechten, Tanzen, Kung-Fu. Und kann davon nichts perfekt, aber alles ein bisschen.

Klingt wie eine Sportleraus­bildung. Kann auch ein Dicker Schauspieler werden?
Man muss einfach mit jeder Faser seines Körpers dabei sein. Es gibt auch dickere Menschen, die ihren Körper total im Griff haben. Wenn ich zu einer Probe gehe, stelle ich mir immer vor, ich wäre Boxer – ­bereit zum Angriff, aber auch dazu, einzustecken. Das braucht Kondi­tion und Biss. Aber das Wichtigste ist der Sprachunterricht.

Können Sie schon perfekt ­Hochdeutsch?
Mein Schweizer Akzent war zum Glück nie so schlimm. Aber wir Schweizer haben einen Singsang in der Sprache. Das habe ich weggebracht. Nur mit den deutschen Dia­lekten haperts noch, obwohl meine Grossmutter aus Deutschland kommt. Sächseln klappt schon ganz gut. Für Bayrisch müsste ich lange üben. Oder berlinern. Das können aber auch viele Deutsche nicht.

Sie drehen mit 24 einen Film nach dem anderen. Was haben Sie, was andere nicht haben?
Abgesehen von einer ordentlichen Prise Glück? Ich habe schon mit 7 im Kindertheater angefangen. Und ich habe sehr viel gearbeitet – das hat sich ausbezahlt. Ausserdem war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sensible, aber ­taffe ­Typen sind derzeit gefragt. Das ist eine meiner Stärken.

Fleiss ist wichtiger als Talent?
Natürlich. Talent haben viele, sehr viele. Nicht alle haben, ich sagte es schon, Biss. Dann braucht es auch Glück. Du musst entdeckt werden. Die wichtigste Casterin der Schweiz, Corinna Glaus, hat mich für den Film «Stationspiraten» über krebskranke Jugendliche vorgeschlagen und mich gefördert. So konnte ich mich präsentieren. Aber ich ­möchte mich nie auf etwas ausruhen. ­Deshalb habe ich mich auch für die Schauspielschule entschieden.

Mit 7 Jahren standen Sie das erste Mal auf der Bühne, mit 13 waren Sie am Schauspielhaus Zürich. Was ist das: Ungeduld? Ehrgeiz? Leidenschaft?
Abklärungen haben gezeigt, dass es nicht an Aufmerksamkeitsstörung, ADHS, lag. Aber ich war ein sehr aktives Kind. Auf der Bühne ­konnte ich diese enorme Energie kanalisieren. Und ich hasste die Schule. Für meinen Auftritt in Zürich wurde ich für einige Wochen von der Schule dispensiert. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich! Zwei Jahre später kam «Sta­tionspiraten», ich durfte sogar zwei Monate in der Schule fehlen – das war wie ein Ferienlager, die Schauspielerei war für mich das Grösste, endlich ein Bruch mit der Schule. Wäre ich damals mit dem Zirkus mitgefahren, wäre ich jetzt vielleicht Zirkusartist.

Waren Sie ein schwieriger ­Jugendlicher?
Und was für einer! Für meine Eltern tut mir das leid. Sie mussten öfter beim Rektor antraben. Nicht nur wegen der Dispensen, sondern weil ich viel Mist baute und mich die Schule nicht interessierte. ­Heute bedaure ich das. Privilegien weiss man ja meistens erst dann zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Und ich entschuldige mich ­dafür bei ihnen: Ohne meine Antihaltung hätte ich wohl mehr fürs Leben mitnehmen können.

Ihre Mutter ist Radiojournalistin, Ihr Vater Soziologe: Haben die beiden Sie bei all dem Ärger trotzdem unterstützt?
Immer! Sie waren immer für mich da, obwohl ich ihnen das Leben nicht einfach machte. Ich war vor allem desinteressiert. Sie haben immer zu mir gesagt, ich müsse ­etwas finden, wo ich mich ausleben kann. Die Schauspielerei war sicher nicht ihr grösster Wunsch. Aber sie hatten nur eine Bedingung: dass ich die Schule bis zur Matur durchziehe – nachher könnte ich machen, was ich will. Sie haben mir auch immer klare Grenzen gesetzt. Zu viele Freiheiten wären vermutlich nicht gut gewesen für mich.

Was muss ein guter Schauspieler können?
Viele Zuschauer werden nicht analysieren können, was genau ihnen an einem Schauspieler gefallen hat und was nicht. Aber er muss greifbar sein. Sie werden spüren, ob er sie im Herzen berührt hat. Und da gibt es verschiedene Typen: Daniel Day-Lewis bereitet sich unglaublich akribisch vor. Wenn er den ­US-Präsidenten spielt, will er auf dem Set nur mit «Mr. President» ­angesprochen werden. Das kann man so machen, für mich funktioniert das nicht. Da würde ich zum Psycho. Ich brauche auf dem Set Pausen – und Abstand von den ­Figuren. Man sollte sich nicht zu ernst nehmen.

Was tun Sie, um nicht abzuheben?

Wenn ich nach einem Dreh meine Familie besuche und keine Anstalten mache, in der Küche zu helfen, nennt meine Mutter mich «Prinzässli». Dann bin ich sofort zur Stelle! Ich habe gute Menschen um mich. Die meisten meiner Freunde haben nichts mit Film oder Schauspielerei zu tun. Sie interessiert eher, wie schnell ich auf dem Set mit dem Auto fahren durfte, und nicht, wie ich meine Rolle interpretiere.

Warum sind viele Schauspieler mit Schauspielerinnen liiert?

Man lernt sich halt am Arbeitsplatz kennen. In der Schauspielerei arbeitet man sehr intensiv zusammen. Man kommt sich in kürzester Zeit sehr nah. Da kann sich schon etwas entwickeln. Bei vielen Drehs werden richtig viele Partys gefeiert. In zwei Monaten auf dem Set kann es locker zehn geben.

Wird man Schauspieler, um berühmt zu sein?
Kaum jemand gibt es zu, aber die meisten hegen wohl diesen Wunsch. Ich doch auch. Es geht aber eher um das ­Gefühl, was durch Bekanntheit ausgelöst werden kann, und danach sehnt sich jeder Mensch: ­Anerkennung. Aber noch grösser ist meine Lust am Spielen.

Werden Sie reich mit Ihren Rollen?
Je mehr man macht, desto mehr ­bekommt man. Die Gagen werden immer aufgrund des letzten Projekts berechnet. Aber die coolsten Projekte sind oft Low-Budget. Mir ist das egal: Wenn mir ein Projekt gefällt, mache ich es. Das ist ein ­Privileg, das nicht alle haben. Ich bin dankbar, dass ich auswählen kann. Viele Schauspieler finden keine Arbeit. Ich hatte wirklich Glück – das muss ich mir immer wieder vor Augen führen.

Sie spielten ein krebskrankes Kind, einen Bub, der auf dem Bauernhof gequält und ausgebeutet wird, einen schwulen Fussballer, in Ihrem kommenden deutschen Film sind Sie ein ­Nazi-Hauptmann…

Zu einer guten Geschichte gehören nun mal Konflikte. Soll ich lang­weilige Rollen spielen?

Wie wärs mal mit einer ­Hochzeitskomödie?

Keine Ahnung, ob ich lustig sein kann! Eine gute Komödie – wieso nicht? Viele aber spielen mit Stereotypen und Klischees, oft sind sie homo­phob und sexistisch. Mich interessieren Stoffe, die sich tiefer mit einer Materie befassen, die beim Zuschauer einen bleibenden Eindruck hinterlassen und zum Nachdenken animieren.

Ihre Grossmutter flüchtete als Mädchen vor den Nazis in die Schweiz. Jetzt spielt ihr eigener Enkel ­einen Nazi-Hauptmann. Was sagt sie dazu?

Meine Grossmutter ist sehr stolz auf alles, was ich mache. Natürlich hat mich diese Rolle besonders berührt: Der Vater meiner Grossmutter war Pfarrer mit jüdischer Abstammung. Er flüchtete mit ihr in die Schweiz. Ohne diese Flucht gäbe es mich nicht. Nun spiele ich 75 Jahre danach einen der Nazis, vor denen sie geflüchtet sind. Ja, das ist absurd!

Haben Sie die Rolle ohne zu zögern ­angenommen?

Das Drehbuch war sensationell, Regisseur Robert Schwentke hat schon Blockbuster gedreht, der Cast bestand aus Top-Schauspielern – und mir als einzigem Unbekannten. Ich sah mich nicht in der Position, da irgendetwas abzulehnen. Es brauchte sogar eine gewisse Zeit, bis ich meine Ehrfurcht ab­legen konnte.

Als Verdingbub wurden Sie ­immer wieder körperlich ­misshandelt. Wie spielt man so etwas überzeugend?

Indem man sich wirklich schlagen lässt! Die Ohrfeigen waren alle echt, das war schon heftig. ­Gewisse Szenen mussten wir x-Mal wiederholen. Dafür war dann auch meine Wut mit der Zeit echt.

Und wie war es, bei «Mario» Sex mit einem Mann zu spielen?

Das war quasi mein erstes Mal. (lacht) Job ist Job – und doch kommt es aufs Gegenüber an. Das ist auch bei Sexszenen mit einer Frau so. Man muss sich mögen. Wir haben am Set viele Witze geklopft, gerade nach den ersten Kussszenen. Aber mein Pendant Aaron Altaras ist gepflegt, sieht gut aus und riecht gut. Ich habe generell keine Mühe mit Sexszenen. Es muss einfach leiden­schaftlich und überzeugend wirken. Egal, ob mit einer Frau oder einem Mann – ich verliebe mich ja auch nicht in alle Bühnenpartnerinnen.

Nackt auf dem Set herumzu­laufen, macht Ihnen nichts aus?

Ich bin mit meinem Körper zufrieden. Bei allen meinen Rollen gibt es Szenen, die immer dabei sind: ­duschen, sich einen runterholen, Sex haben, kotzen … Das machen halt alle in diesem Alter. (lacht) Ich habe mittlerweile einen lockeren Umgang damit.

Verbinden die Zuschauer Sie mit Ihren Rollen?

Aktuell erhalte ich viele Zuschriften von Herren. Sie verbinden mich mit meiner Rolle als schwuler ­Mario. Aber der Film ist kein ­Outing. Schliesslich bin ich ja auch kein Nazi, bloss weil ich einen ­Nazi-Hauptmann spiele.

Gab es Feedback von schwulen ­Fussballern?

Null! Ich kannte einen schwulen Fussballer, allerdings keinen Profi. Als ich für die Recherchen vor dem Film mit ihm sprechen wollte, brach er den Kontakt ab. Es ist ja auch wirklich ein krasses Tabu: Schwule Fussballer scheinen nicht zu existieren. Dabei wissen alle, dass das nicht stimmt. Es ist so ver­logen!

Ihr Film zeigt ja, was geschieht, wenn sich einer outet: ­Seine Karriere ist zu Ende.

Ich respektiere jeden Fussballer, der sich nicht outen will. Weil ihm der Sport wichtiger ist und ein Outing der Karriere schaden könnte. Es gibt auch Schauspieler, die sich nicht outen. Beispielsweise, weil sie viele weibliche Fans haben. Es herrscht immer noch das veraltete Männlichkeitsbild – und das im 21. Jahrhundert! Da könnte man sich wieder mal ein Beispiel an den Frauen nehmen, die gehen damit wesentlich entspannter und offener um.

Welche Rolle würden Sie nie spielen?

Wenn Geschichte und Regie gut sind, würde ich alles spielen – sogar einen Baum.

Ihre Traumrolle?

Ein Boxer! Aber es muss jetzt nicht grad ein schwuler Boxer sein. (lacht)

 

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Höhlendrama in Thailand: Chaotische Suche nach Junior-Kickern

Sun, 07/01/2018 - 05:08

Chiang Rai – In Thailand sind schon seit Tagen zwölf Junioren-Fussballer und ihr Trainer in einer Höhle gefangen. Der Kontakt ist abgebrochen. Das steigende Wasser erschwert die Bergung. Nun werden Elite-Taucher eingeflogen.

Die Suche nach dem seit mehr als einer Woche in einer Höhle in Thailand verschollenem Jugend-Fussballteam wird intensiviert und mit internationaler Hilfe fortgesetzt. Australien schickte am Sonntag sechs Polizisten, die Erfahrung mit Tauchen in Höhlen haben.

Dies teilte das australische Handels- und Aussenministerium mit. Hilfe leisten auch Retterteams aus Myanmar und Laos, bis zu 32 Angehörige der US-Streitkräfte, drei britische Taucher und ein britischer Höhlenexperte sowie fünf Experten aus China.

Die Zeit läuft gegen die Vermissten. Zu Fuss, per Helikopter und per Drohnen werden fieberhaft neue Höhleneingänge gesucht, zudem sind die Taucher ständig im Einsatz. Trotzdem wissen die Retter weiter nicht, wo sich die Gruppe befinden könnte.

Eltern bangen vor der Höhle

Die zwölf Buben im Alter von 11 bis 16 Jahren und ihr Fussballtrainer waren am Samstag vergangener Woche nach einer Trainingseinheit in die Höhle bei Chiang Rai im Norden Thailands eingestiegen. Die Behörden vermuten, dass die Gruppe von einer Sturzflut überrascht wurde und sich vor dem ansteigenden Wasser immer tiefer in die Höhle rettete.

Die Eltern der Vermissten harren seit Tagen vor der Höhle aus. Obwohl es bisher kein Lebenszeichen von der in der weitläufigen Höhle eingeschlossenen Jugend-Fussballmannschaft gibt, klammern sich viele an die Hoffnung und die Versicherungen der Behörden, dass doch noch alles gut werden wird. Die Verantwortlichen stecken alle vorhandenen Ressourcen in die Suche, aber schlechte Koordination und mangelnde Erfahrung mit solchen Notlagen lassen Zweifel an ihrem Optimismus aufkommen.

Jeden Tag schwindet die Hoffnung

Knapp 1000 Helfer habe die Regierung vor Ort im Einsatz, sagt Provinzgouverneur Narongsak Osotthanakorn. Aber niemand hier kenne sich mit Suchaktionen in Höhlen aus. «Eine solche Lage hat es in unserem Land noch nie zuvor gegeben. Wir sind nicht bereit dafür.»

Thailändische Mediziner versichern, dass die Vermissten eine Woche überleben könnten. Dabei gehen sie aber davon aus, dass sie im Trockenen sind und Trinkwasser zur Verfügung haben. Mit jedem Tag stehen die Überlebenschancen schlechter. Über die nicht auszuschliessende Möglichkeit, dass die Knaben ertrunken sein könnten, möchte hier in Chiang Rai niemand offen reden.

In Thailand herrscht Regenzeit, das Wetter behindert auch die Rettungsarbeiten. Vor einem Betreten der Höhle während der Regenzeit wird gewarnt. (SDA)

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Dutzende Kinder und Jugendliche an Bord: 46 Verletzte bei Bus-Unglück in Deutschland

Sun, 07/01/2018 - 04:53

In Schleswig-Holstein prallte ein Reisebus mit einer Kindergruppe an Bord auf einen Rettungswagen. 46 Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer

Bei einem Busunglück im norddeutschen Schleswig-Holstein sind 46 Menschen verletzt worden, zwei davon schwer. Nach Angaben der Lübecker Polizei stiess ein Reisebus mit einer Kindergruppe an Bord auf einer Landstrasse nördlich von Lübeck am Samstagabend mit einem entgegenkommenden Rettungswagen zusammen.

Der Reisebus war mit 42 Kindern und Jugendlichen sowie fünf Betreuern auf dem Rückweg von einem Ausflug zu einem Ferienlager. Zwei Insassen des Busses wurden bei dem Unfall schwer verletzt, 42 weitere leicht verletzt. Auch die beiden Besatzungsmitglieder des Rettungswagens wurden leicht verletzt. (SDA)

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23 Schmuggler, 2800 illegale Migranten, 500 Kilo Drogen aufgespürt: Europäischen Grenzwächtern gelingt Fahndungs-Coup

Sun, 07/01/2018 - 03:16

An den östlichen Aussengrenzen der EU sind 23 Schleuser festgenommen worden. Bei der grossangelegten Aktion wurden auch tausende illegale Migranten und eine halbe Tonne Drogen aufgespürt.

Bei einer Operation der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache (Frontex) sind an den südöstlichen und östlichen EU-Aussengrenzen 23 Schleuser festgenommen worden. Bei der Aktion wurden von 11. bis 22. Juni 2160 illegal in die EU gelangte Migranten sowie 580 sich illegal aufhaltende Zuwanderer aufgespürt.

Wie die bulgarische Nachrichtenagentur BTA am Samstag unter Berufung auf Frontex berichtete, wurden bei der Aktion unter Leitung von Bulgarien und Litauen ausserdem 31 gestohlene Autos sichergestellt. In Zusammenarbeit mit dem Zoll wurden zudem 330'000 geschmuggelte Zigaretten, 12 Tonnen Tabak sowie 500 Kilogramm Drogen entdeckt, wie es weiter hiess. Festgestellt wurden demnach auch 60 Fälle von Urkundenfälschung.

An dem Einsatz waren nach diesen Angaben die EU-Staaten Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Estland, Griechenland, Polen, Lettland, Litauen, die Slowakei, Slowenien, Österreich und Schweden sowie die Länder des westlichen Balkans Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Albanien und Montenegro beteiligt. (SDA)

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Nach zwei Stunden war es vorbei: Krisengespräch zwischen Merkel und Seehofer

Sun, 07/01/2018 - 00:45

Im Streit um die Asylpolitik in Deutschland hat am Samstagabend ein Krisentreffen zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Innenminister Horst Seehofer stattgefunden. Nach gut zwei Stunden verliess CSU-Chef Seehofer das Bundeskanzleramt wieder.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Innenminister Horst Seehofer am Samstagabend über eine Lösung der Regierungskrise beraten. Zwei Stunden dauerte das Krisengespräch. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt.

Ab Sonntagnachmittag wollen CDU und CSU über die auf dem EU-Gipfel erzielten Vereinbarungen bei ihren Vorstandssitzungen beraten. Merkel hatte die Koalitionsspitzen am Freitagabend darüber informiert. Nach ihren Angaben gibt es nach Griechenland und Spanien von weiteren EU-Staaten politische Zusagen, Rückführungsabkommen für dort registrierte Flüchtlinge abzuschliessen. (SDA)

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Frankreich: Oppositionelle Exil-Iraner für Regimewechsel

Sun, 07/01/2018 - 00:12

Villepinte – Tausende oppositionelle Exil-Iraner haben am Samstag bei einer Veranstaltung nahe Paris ein Ende des Mullah-Regimes in der Heimat gefordert. Der Anwalt von Donald Trump, Rudy Giuliani erklärte, der US-Präsident werde die «diktatorischen Ayatollahs ersticken».

Maryam Rajavi, Chefin des in Paris ansässigen Nationalen Widerstandsrates Iran (NWRI), sagte gemäss Mitteilung in Villepinte: «Ein Regimewechsel ist so nahe wie noch nie zuvor. Die Räder des Wandels haben sich zu drehen begonnen.»

In den vergangenen sechs Monaten hätten iranische Bürger aller Nationalitäten und Ethnien trotz «maximaler Unterdrückung» gegen das Regime aufbegehrt«, betonte Rajavi. »Wir wollen eine Gesellschaft aufbauen, die auf den Fundamenten von Freiheit, Gleichheit und Demokratie basiert.«

Auch der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani hielt eine Rede vor der Konferenz des in Paris ansässigen NWRI, einem Dachverband von Exil-Iranern, die sich der Islamischen Republik widersetzen. Seine Hauptfraktion ist die Volks-Mujaheddin-Organisation des Iran (PMOI) ist, die einst von den USA und Europa als Terrorgruppe eingestuft worden war. Der Anwalt und enge Verbündete von Donald Trump erklärte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, der US-Präsident werde die »diktatorischen Ayatollahs des Iran ersticken«.

Er deutete an, dass Trumps Massnahmen zur Wiedereinführung von Sanktionen direkt auf den Regimewechsel abziele. »Wir sind jetzt realistisch in der Lage, ein Ende des Regimes im Iran zu sehen«, sagte Giuliani und verwies auf die jüngsten Proteste im Iran, die durch einen Währungsverfall ausgelöst wurden, nachdem Trump sich aus dem Nuklearabkommen von 2015 zurückgezogen hatte. »Wenn die grösste Wirtschaftsmacht aufhört, Geschäfte mit Ihnen zu machen, dann brechen Sie zusammen und die Sanktionen werden grösser, grösser und grösser«, sagte er.

Die europäischen Länder, die den Iran-Atomdeal 2015 in Wien mit den USA, Russland und China unterzeichnet haben, halten jedoch an dem Abkommen fest. Sie argumentieren, es verhindere, dass der Iran waffenfähigen Kernbrennstoff entwickelt. Giuliani sagte indes, Europa sollte sich »schämen«. »Dieser Präsident hat nicht vor, den Freiheitskämpfern den Rücken zu kehren.« Die Appeasement-Politik sei vorbei.

In Teheran hatte bereits zuvor der Oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, erklärt, dass Trump mit jedem Versuch scheitern werde, das iranische Volk gegen das herrschende System aufzuwiegeln. »Sie wollen durch Druck auf die Wirtschaft die Iraner gegen ihre Führung aufbringen, aber das haben schon sechs US-Präsidenten vor ihm versucht und mussten aufgeben", sagte Khamenei auf seiner Website.

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Nachschlag von Fibo Deutsch: Verrechnet wie ein Weltmeister

Sun, 07/01/2018 - 00:03

Deutschland ist der wahrscheinlichste Gewinner der Weltmeisterschaft.» Dies trompetete die UBS im Mai in die Welt hinaus. Weltweit wurde die Medienmitteilung zitiert. Berechnet haben es Statistiker des sogenannten Chief Investment Office der Schweizer Grossbank. 10000 virtuelle WM-Turniere haben die UBS-Banker durchgespielt – mittels «ökonomischer Methoden, die normalerweise zur Beurteilung von Anlagemöglichkeiten verwendet werden». Sogar Resultate-Tipps gaben die Statistiker ab: Die Wahrscheinlichkeit, dass Argentinien das Gruppenspiel gegen Kroatien für sich entscheide, liege bei 74 Prozent.

Mehr als einmal lagen die Investment-Profis also spektakulär daneben: Kroatien gewann gegen die Gauchos diskussionslos mit 3:0. Und die Deutschen haben sich als Gruppenletzte von der WM verabschiedet.

Ohne die fachlichen Qualitäten der UBS-Mathematiker in Zweifel ziehen zu wollen: Die Realität ist eben doch ein wenig komplexer als statistische Modelle. Dies sollte man im Hinterkopf haben, wenn einem wieder mal jemand ein «todsicheres» Investment andrehen will.

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Sekunden nach dem Start: Von Japanern entwickelte Rakete geht in Flammen auf

Sun, 07/01/2018 - 00:01

Tokio – Nur wenige Sekunden nach ihrem Abheben hat die Rakete Momo-2 am Samstag in der japanischen Stadt Taiki Feuer gefangen. Die Rakete sollte bis zu 100 Kilometer ins All geschossen werden.

Sekunden nach ihrem Abheben ist eine privat entwickelte Rakete im Norden Japans in Flammen aufgegangen. Der Fehlstart der Momo-2 geschah am Samstag in der Stadt Taiki. Die Rakete sollte bis zu 100 Kilometer ins All geschossen werden.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die zehn Meter lange Rakete nur wenig von ihrer Startrampe abhob, dann Richtung Boden fiel und in einem Feuerball aufging. Es gab keine Verletzten.

Der Präsident des verantwortlichen Unternehmens, Interstellar Technologies, entschuldigte sich für die Panne. Die Rakete habe vermutlich eine Störung im Haupttriebwerk gehabt, sagte Takahiro Inagawa. Sein Team werde die verbliebenen Raketenteile einer Fehleranalyse unterziehen.

Interstellar Technologies begann 2005 als Projekt des japanischen Unternehmers Takafumi Horie. Ziel war, eine relativ kleine, leichte und kostengünstige Rakete zu entwickeln, die Satelliten ins All schicken sollte.

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«Das waren andere, coole Zeiten»: So erinnert sich Federer an seinen Karriere-Start

Sat, 06/30/2018 - 23:53

20 Grand-Slam-Siege, 98 ATP-Titel, 310 Wochen als Weltnummer 1. Roger Federer selbst kann diese Rekordzahlen kaum fassen. Zumal ihm seine bescheidenen Anfänge noch allzu bewusst sind.

«Ich erinnere mich noch an diese Zeiten, als ob das gestern war», antwortet Roger Federer auf die Frage, ob sein Karrierestart vor 20 Jahren schon gefühlte 100 Jahre zurückliege. Seine Gefühle als ­Junior sind ihm völlig präsent. Er beschreibt sie detailliert: «Der Sprung ins kalte Profi-Wasser ist unglaublich. Du bist in der Garderobe mit den Superstars und siehst, wie sie die Schuhe bereit machen, wie sie auf den Platz gehen. Du siehst, der isst ja Fisch! Du denkst, wow, dass ich mal sehe, wie der sich vorbereitet, dass ich mich neben dem oder mit dem einspielen darf – das hätte ich mir niemals vorgestellt.»

Wenn der Rasenkönig von Wimbledon heute in den bewachten ­Gemächern des «All England Tennis Club» an der Londoner Church Road seine Schnürsenkel bindet, den ­Reissverschluss seiner Tennistasche zuzieht oder Smalltalk mit der ­Royal Family hält, erstarren die heutigen jungen Talente vor Ehrfurcht.

 

Oder ist Ehrfurcht das falsche Wort? Denn anders als vor den früher unnahbaren, manchmal auch etwas manischen Borgs, Sampras, McEnroes und Connors «fürchtet» sich niemand vor Federer. Viel mehr wird dieser bewundert und idealisiert – mit seiner Art neben dem Platz beinahe noch stärker als mit seinen Künsten am Ball.

Federer wünscht sich, es wäre länger so geblieben

King Roger ist ein König zum ­Anfassen, der seine Zeiten als ­Bettler nie vergessen hat. Auf­gewachsen in mittelständischen Verhältnissen ging es ihm finanziell zwar recht gut. Bodenständigkeit und Bescheidenheit wurden ihm aber durch die Erziehung seiner ­Eltern mitgegeben. Und das angeborene Talent wie auch seinen Ehrgeiz zum Erfolg zu bündeln, bedeutete jahrelange Knochenarbeit und grosse Opferbereitschaft in der Jugend.

Als sich der 17-jährige «Rodschi» nach seiner Lehrzeit in Ecublens und Biel vor zwanzig Jahren die ersten Gehversuche an internationalen Turnieren verdiente, hatte er schon viel gelernt. In erster Linie, wie man vom Bengel, der wegen Wutanfällen etliche Male vom Training ausgeschlossen wurde und nach Nieder­lagen oft losheulte, zum Engel wird.

Der Schweizer Meister des Jahres 1997 wurde ein Jahr später Wimbledon-Juniorensieger. Vor 20 Jahren. Mithilfe eines Sport-Psychologen bereitete er sich auf die grosse Bühne vor, auf der er weitere drei, vier Jahre – ­mindestens bis zum ersten ATP-Sieg 2001 in Mailand – nur als Neben­darsteller spielte.

 

Der in gut einem Monat 37 Jahre werdende Evergreen erinnert sich: «Es ist ein Kampf, alles ist neu! Du musst kämpfen wegen der Trainings­bälle, wegen der Trainingsplätze, musst erst einmal wissen, wo es zum Court geht, wie weit weg das Hotel gelegen ist und ob du einen Transport­dienst dorthin brauchst oder überhaupt bekommst. Viele ­Informationen auf einen Schlag – dabei sollst du dich ja irgendwann aufs nächste Match konzentrieren.»

Roger spricht in der Gegenwart, als durchlebe er alles noch einmal. Etwas melancholisch fügt er an: «Ja, das waren andere Zeiten. Sehr coole Zeiten. Ich habe sie sehr ­genossen und hätte mir gewünscht, sie dauerten länger an. Diese ganze Unbeschwertheit, das Neue!» Dass er die Gegner eigentlich nur aus dem Fernseher gekannt, allenfalls mal live spielen gesehen habe, sei nicht immer ein Nachteil gewesen. «Es war auch für meine Gegner schwierig – denn als ich jung war, hatte ich nur wenig zu verlieren.»

Irgendwann sei man dann halt ein Teil des Spiels. «Und vier Jahre ­später, wenn nichts mehr so neu ist und du alle kennst, musst du dich wieder neu orientieren.» Er spricht von der Zeit, als er Pete Sampras in Wimbledon schlug und die ganze Welt auf ihn aufmerksam machte. «Das ist mir ein bisschen zum ­Verhängnis geworden», sagt Federer selbstkritisch, «ich dachte, jetzt spiele ich immer und überall so wie gegen Sampras. Aber dann merkst du, jeder Tag ist ein neuer Kampf, man kann sich nie auf den Lorbeeren ausruhen. Cincinnati hat nichts mit Wimbledon zu tun, Rasen-Tennis nichts mit Indoor-Tennis und das wiederum nichts mit Sand.»

Für Federer ist es heute mehr Kampf als damals

Die Ansprüche stiegen, erstmals ­verspürte Roger Druck. Von «Grand-Slam-Blockade» und «ewigem ­Talent» war bald die Rede. Wie der 21-jährige Alexander Zverev heute brauchte auch Federer damals seine Zeit, damit umzugehen. Weil er das Problem bestens kennt, hilft er dem Deutschen heute, indem er ihm Tipps gibt und zur Geduld aufruft.

 

An Druck hat sich der 20-fache Grand-Slam-Sieger längst gewöhnt. Über zwei Jahrzehnte lang gehört er zu den meist Gejagten der Tour, zu den gefragtesten Interviewpartnern und Werbeträgern im Sport. Seit 2003, als er sich mit dem Major-Durchbruch in Wimbledon seinen Jugendtraum erfüllte, hat er in fast jedem Match viel zu verlieren. Den Weltranglisten-Thron musste die ­älteste Weltnummer 1 der Geschichte diese Woche – vielleicht nur vorübergehend – abgeben.

Ab M, 14 Uhr (SRF 2/info live), geht es mit dem Spiel gegen den Serben Dusan Lajovic für den achtfachen Wimbledon-Champion um die Titelverteidigung, in den nächsten 14 Tagen um einen weiteren historischen ­Eintrag. Federer bereut nichts, ist dankbar für sein Leben als Tennisprofi und Familienvater. Aber ­etwas Wehmut schwingt in seiner Stimme doch mit: «Heute ist es ein ganz anderer Kampf.» 

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Xhaka, Zakaria, Elvedi, Sommer, Lang, Drmic: Max Eberl baut an unserer Nati mit

Sat, 06/30/2018 - 23:53

Max Eberl (44) macht aus Schweizern Bundesliga-Stars. Im SonntagsBlick erklärt der Gladbach-Manager, warum die Secondo-Mentalität sein Team besser macht und was ihn am Doppeladler stört.

Ein Teil des Schweizer Nati-­Erfolgs beginnt gegen Ende der 1970er-Jahre in Davos. Dort, im tiefen Graubünden, verbringt der kleine Max aus München mit seinen Eltern jeweils Weihnachten und die Faschingsferien. Es gefällt dem Kleinen im Urlaub in der Schweiz.

Heute ist Max Eberl (44) ein Grosser seines Fachs. Die Liebe zur Schweiz ist geblieben. Am Freitagmorgen um elf Uhr stellt der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach seinen fünften Schweizer Nationalspieler als Neuzugang vor: Michael Lang (27) wird Team­kollege von Yann Sommer (29), Nico Elvedi (21), Denis Zakaria (21) und Josip Drmic (25). Und nach SonntagsBlick-Informationen beschäftigte er sich vor dem Lang-Transfer auch mit Nati-Captain Stephan Lichtsteiner (34), der sich dann für Arsenal entschied.

 

Ein Deutscher macht die Nati besser, indem er unsere Talente im Stahlbad Bundesliga fördert. «Wir sind nur eine Facette in der Geschichte. Wir haben hier fort­gesetzt, was beim FC Basel, den Young Boys oder beim FC Zürich angefangen wurde», sagt Eberl.

Im SonntagsBlick erklärt der Ex-Bayern- und Gladbach-Rechtsverteidiger, wie es zur Schweizer Philosophie der Fohlen kam. «Angefan gen hat es mit einem Gespräch mit Lucien Favre im Jahr 2009. Spä­ter verhandelten wir, und ich konnte ihn als Trainer gewinnen. Das war der Startschuss», erzählt Eberl.

Favre rettet Gladbach vor dem Abstieg. Und Eberl und er beginnen langsam, Schweizer zu verpflichten. Der Grund: Sie sind bezahlbar, integrieren sich schnell, «sind dem deutschen Fussball sehr nahe. Von der Sprache, von der Kultur her. Du hast keine grosse Zeit der Eingewöhnung, keine grossen Probleme. Weil die Schweiz und Deutschland doch ähnliche Länder sind.» Mentalitätsmässig bezeichnet er Sommer und Elvedi als «typische Schweizer, wenn man das so sagen darf. Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit. Sommer ist eine Führungsperson, ein Mensch, der einem Team unglaublich guttut.»

«Ich kenne die Geschichte der Secondos»

Und dann sagt Eberl einen bemerkenswerten Satz: «Mit der Zeit habe ich auch die Geschichte mit den Secondos mitbekommen. Sie sind wild und haben doch den Schweizer Standard in Punkten wie Verlässlichkeit. Ich spüre bei uns in Gladbach, dass genau diese unterschiedlichen Wurzeln, gepaart mit der Schweizer Zuverlässigkeit, befruchtend für das Kader sind.»

 

Eberl erklärt: «Josip zum Beispiel hat eine kroatisch basierende Frechheit, mit der er Tore macht. Granit kam mit einer grossen Grund-Aggressivität und einem wahnsinnigen Selbstvertrauen hierher. Er schoss einige Male übers Ziel hinaus. Am Anfang sagten alle: ‹Der lernts nie!› Er hat dann ein, eineinhalb Jahre gebraucht, um sich durchzusetzen, bis zum Kapitän mit 23. Diese Rolle hat er in einer überragenden Art und Weise ausgefüllt. Er hat gelernt, sein kosovo-albanisches Temperament zu zügeln und trotzdem ehrgeizig zu bleiben. Auch bei Arsenal.»

Die unzähmbare Seite Xhakas zeigte sich im Doppeladler-Jubel gegen Serbien, der für viel Aufregung sorgte. Auch für Eberl war es nicht notwendig: «Ich dachte mir: ‹Granit, das 2:1 alleine ist doch Genugtuung genug. Du hast ein Tor gemacht, Xherdan hat ein Tor gemacht, das ist doch die grösste Bestrafung, die du einem Kontrahenten zufügen kannst.› Da ist diese Geste unnötig, die hat nichts im Fussball verloren. Ich halte eh nichts von politischen Themen auf dem Fussballplatz – auch wenn es in der DNA der betroffenen Spieler anders verankert ist. Sie hätten sich danach entschul­digen sollen und fertig.»

 

In Xhakas Fussstapfen bei Gladbach tritt langsam aber sicher Denis Zakaria. Der 21-Jährige, der mal neuer Rekordtransfer von Borussia Mönchengladbach werden könnte. 60 Millionen Euro soll Eberl auf­ge­rufen haben, als Borussia Dortmund anfragte, hiess es in deutschen Medien diese Woche.

Eberl selbst dementiert das: «Das stimmt nicht. Ich habe keine Ablösesumme genannt, schon gar nicht an Borussia Dortmund. Der BVB hat nie nach Zakaria gefragt. Da muss man die Kirche schon im Dorf lassen.»

Als Profi schoss Eberl nicht ein einziges Tor

Aber dass Zakaria einst 60 Millionen kosten könnte, schliesst Eberl nicht aus. «Ich mag diese Vergleichbarkeit von Transfers nicht. Der Wechsel von Granit war ein aussergewöhnlicher Transfer zu seiner Zeit, das ist jetzt auch schon wieder zwei Jahre her. Wenn Denis dann irgendwann mal Angebote bekommt, dann werden die höher sein. Aber nicht unbedingt, weil er besser ist als Granit. Sondern, weil sich der ganze Markt verändert hat. Ja, er wird wahrscheinlich mal mehr kosten als Granit.»

Die Rendite wird ansehnlich sein: Zakaria kam 2017 von YB für zwölf Millionen Euro. Granit Xhaka kostete Gladbach 2012 rund 8,5 Millionen Euro und ging 2016 für 45.

«Wir fahren mit unseren Schweizer Jungs sehr gut, haben und werden hoffent­lich noch einige schöne Transfers machen», sagt Eberl. «Ich bin echt froh, dass wir diese Erfolge mit Schweizer Transfers hatten. Alles, was wir in der Schweiz gemacht haben, war gut. Angefangen mit Jörg Stiel, er war der kleinste Goalie, mit dem ich je gespielt habe.»

Stiel selbst bezeichnet Eberl als «einen der wenigen seines Fachs, der mit Moral und Ethik für eine Stabilität in der Bundesliga arbeitet. Und nicht bloss den egoistischen eigenen Erfolg sucht.»

Für Eberl selbst sind Werte wichtig. Er bekam sie von seinen Eltern in Bayern mit. Wie auch den Ehrgeiz: Als Kind schlug er vor Wut einmal ein Loch in die Wand, weil er sein Ziel nicht erreichte. «Maximilian», nannte ihn seine Mutter in solchen Momenten. 1979 bis 1991 spielt er in den Bayern-Junioren, macht ein Spiel für die Profis. Für Gladbach sind es 137 Partien, 0 Tore. «Ein Treffer hätte die Bilanz kaputtgemacht», scherzte er einmal.

Verheiratet ist er mit Simone, seit langem. Sein Weg vom Profi zum Sportdirektor (ab 2008) war eine Umstellung: «Als Spieler arbeitest du hart, hast aber auch viel Freizeit. Nach 6, 7 Wochen als Sportdirektor fragte mich meine Frau, ob wir uns an einem Nachmittag mal wieder sehen können …»

«Mag das Wort Stolz eigentlich nicht so gern»

Eberl arbeitet hart, macht Top-Transfer, gerade mit Schweizern. Selbst geholt hat Eberl «Granit, Nico, Yann, Denis oder Josip und natürlich Lucien – jeder einzelne ist ein guter Transfer gewesen. Und ich bin auch überzeugt, dass auch Michael Lang an dieser Geschichte mitschreiben wird.» Der einzige, der sich nicht durchsetzen konnte, war Djibril Sow (21), der jetzt aber bei YB auf einem guten Weg ist.

 

Lucien Favre (60) seinerseits ist inzwischen bei Dortmund Wie oft hat er Sie mit seiner nicht immer entscheidungsfreudigen Art wahnsinnig gemacht, Herr Eberl? «Das ist jetzt ein ganz anderes Thema. Wir haben viereinhalb Jahre eine hervorragende und erfolgreiche Zusammenarbeit gehabt. Lucien ist ein grossartiger Trainer und du musst jedem Verein gratulieren, der ihn hat. Aber natürlich kenne ich auch die schlaflosen Nächte, die auf den Sportdirektor zukommen …»

Per SMS halten sie auch heute Kontakt, der Abgang Favres 2015 mit seinem abrupten Rücktritt ist vergessen. «Fussball ist schnelllebig, wir haben die schwierige Phase von damals ist überstanden. Lucien und ich haben uns ausgesprochen und alles geklärt», so Eberl.

Die Gegenwart heisst WM. Ist Eberl stolz, wenn er seine Schweizer Fohlen in Russland galoppieren sieht? «Stolz ist eigentlich ein Wort, dass ich nicht so gerne mag. Aber ja, ich freue mich sehr über unsere Schweizer, welche gute Rolle sie im Weltfussball spielen können. Und ich glaube, die Schweiz hat gegen Schweden eine sehr gute Chance, das Achtelfinale zu überstehen.»

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Das sagen die Schweizer über ihren Chef

Yann Sommer: «Max Eberl führt den Verein sehr professionell und familiär. Er legt gleichzeitg sehr viel Wert auf Menschlichkeit und ein gutes Klima im Klub.»

Josip Drmic: «Es ist erstaunlich, mit welcher Menschlichkeit sich Max im harten Fussball-Geschäft bewegt. Er sieht immer erst den Menschen und hat immer erst ein offenes Ohr für die Spieler. In guten und in schlechten Zeiten.»

 

Nico Elvedi: «Max erlebe ich als sehr angenehmen und zugänglichen Sportchef. Er lebt den Fussball und Gladbach 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche. Weil er auch selbst Spieler war, kennt er die Bedürfnisse von uns Profis. Er kommt sehr überzeugend rüber – besonders, wenn er einen Spieler bewegen will, zu Gladbach zu wechseln …»

Denis Zakaria: «Max Eberl ist sehr leidenschaftlich. Gleichzeitig weiss er genau, was er an Arbeit verlangt. Seine Spieler wissen, was von ihnen verlangt wird. Er ist uns sehr nah, er weiss, wie er mit uns umgehen muss. Er schenkt Vertrauen. Er ist ein sehr guter Mensch, bei dem man immer sieht, dass er den Fussball und Gladbach liebt.»

Michael Lang: «Ich erlebte die Verhandlungen mit Max Eberl als hochprofessionell. Du spürst, dass der Klub bei diesem Manager in guten Händen ist, ich habe mich von Anfang an wichtig gefühlt und der Umgang war sehr angenehm. Ich bin restlos davon überzeugt, dass dieser Verein der richtige Schritt ist jetzt für mich.»

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Nachhaltigkeits-Bericht: Cassis erzürnt Hilfswerke

Sat, 06/30/2018 - 23:45

Der Aussenminister kürzt einen Bericht zur Nachhaltigkeit. Schweizer NGOs sind erbost.

Im Mai sorgte Aussenminister Ignazio Cassis (57, FDP) mit seinen Äusserungen zum Nahostkonflikt für Aufsehen. Vor drei Wochen dann provozierte er die Gewerkschaften, als er mit Blick auf die flankierenden Massnahmen in Richtung Brüssel Verhandlungsspielraum signalisierte.

Nun erzürnt der Tessiner auch Schweizer Hilfswerke. Hintergrund ist der Länderbericht über die Umsetzung der sogenannten Agenda 2030 des Bundesrats.

Cassis hat zahlreiche Streichungen vorgenommen

Diese Bestandesaufnahme zur nachhaltigen Entwicklung, die am 17. Juli vor der Uno in New York präsentiert wird, ist deutlich kürzer ausgefallen als erwartet. Namentlich Cassis hat eine Reihe von Streichungen vorgenommen.

Eine Passage, welche Erwerbsarmut als Herausforderung für die Schweiz bezeichnet, wurde ebenso gestrichen wie der Hinweis auf die «beträchtlichen» Unterschiede zwischen Mann und Frau bei der beruflichen Vorsorge.

Gleiches gilt für einen Hinweis zum Wohnraum für armutsbetroffene Haushalte. «Fast 84 Prozent der armutsbetroffenen Haushalte und 57 Prozent der Haushalte in prekären Lebenslagen weisen keine an­gemessene Wohnversorgung auf», heisst es im Entwurf. In der Schlussfassung ist diese Passage nicht enthalten.

Nicht zufrieden mit «dem Länderberichtli»

Bundesrat Cassis sei der Ansicht, dass ein kürzerer und besser geschriebener Bericht vorteilhafter sei als ein zu langer Text, erklärt ein Sprecher des Aussendepartements. Cassis selbst ist mit der Fassung zufrieden: Mit der Agenda 2030 verfüge man nun über einen guten globalen Orientierungsrahmen. Sie solle helfen, «weltweit uns sprachlich und inhaltlich zu verständigen, einen Vergleich zu ermöglichen und die Frage der Nachhaltigkeit in allen politischen Bereichen zu prüfen», sagt er auf Anfrage.

Die Plattform Agenda 2030, ein Zusammenschluss von Organisationen, welcher die Formulierung des Berichts begleitet hat, ist enttäuscht. «Für uns war die Erwartung, dass die Schweiz dieses Jahr bei der Uno die Resultate der Prüfung einreicht und konkrete Massnahmen vorschlägt», sagt die Präsidentin der Plattform, Eva Schmassmann (40). Mit dem vorliegenden «Länderberichtli» sei dies definitiv nicht der Fall.

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Kurt Aeschbacher nach Absetzung «nachdenklich und traurig»: «Als Sondermüll bin ich noch nicht entsorgt»

Sat, 06/30/2018 - 23:45

In seinem ersten Interview nach der Kündigung spricht Kurt Aeschbacher über seine Zukunft im Grünen und die Schwierigkeiten, die aufs Fernsehen zukommen.

BLICK: Wie oft ist Ihnen schon gekündigt worden?
Kurt Aeschbacher: Bisher noch nie. Das hat aber damit zu tun, dass ich seit 40 Jahren nie irgendwo fest angestellt war. So habe ich meine Brötchen immer als Taglöhner verdient. Mal etwas mehr, mal weniger. Mit dem Vorteil, auch Nein sagen zu können, wenn mir ein Auftrag ungelegen kam. Vom Fernsehen gabs ebenfalls nie einen Vertrag, der länger als ein Jahr dauerte. 

Was ging Ihnen durch den Kopf, als TV-Direktor Ruedi Matter Sie anrief und Ihnen den Entscheid mitteilte?
Wenn der Direktor per SMS seinen Anruf ankündigt, dann kann man davon ausgehen, dass es sich dabei nicht primär um die bevorstehende Übermittlung von Ferienwünschen handelt. Immerhin war ich nach einem Gespräch Mitte Mai bei SRF-Unterhaltungschef Christoph Gebel vorgewarnt, dass sich für unsere Sendung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit etwas verändern könnte. 

Wurden Sie sauer?
Sauer nicht, aber ehrlich gesagt sehr nachdenklich und traurig. Hauptsächlich für mein Team, das mit mir über all die Jahre versuchte, gerade auch einfachen Menschen am Bildschirm eine Bühne zu geben und mit ihren Lebenserfahrungen uns alle zu inspirieren.

Sie sind das letzte grosse Aushängeschild von SRF. Ist es nicht fahrlässig vom Sender, Sie zu entsorgen?
Das mit dem Aushängeschild sehen zweifellos nicht alle gleich. Immerhin ganz als Sondermüll bin ich ja noch nicht entsorgt. Bis Ende Jahr geben meine Redaktion und ich das Beste und für nächstes Jahr fungiere ich als Ersatzspieler in der Gartenserie «Hinter den Hecken». Da bin ich kurzfristig für Katharina Locher eingesprungen, die Mutter geworden ist.

Wen sehen Sie als Ihren Nachfolger?
Vielleicht braucht es gar keine Nachfolge. Was es am Bildschirm aber sicher braucht, sind Persönlichkeiten, welche die Zuschauer ernst nehmen, sie nie unterschätzen und ihren eigenen Stil pflegen. Auch wenn man etwa mal damit aneckt.

Ist die Hohezeit der jahrzehntelang bewährten TV-Stars vorbei?
Die Halbwertszeiten von sogenannten Fernsehstars haben sich in unserem digitalen Zeitalter rasant verkürzt. Die Dauerbrenner können sich ja auch kaum mehr entwickeln. Denn sie werden vorher durch knallige Tischbomben ersetzt. Jeder selbst ernannte Influencer füttert heute seine Follower im eigenen Instagram-Programm mit teuer bezahlten Inszenierungen, die das vermeintliche Leben vorgaukeln. 

Wo sehen Sie sich in der Geschichte des Schweizer Fernsehens?
Als einer, der vor fast 40 Jahren rein zufällig in eine Rolle rutschte, die ihm ungemein Spass machte. Nämlich seinen Lebensunterhalt mit Fragen zu verdienen. Ja, und vielleicht wollte ich auch den sogenannt gewöhnlichen Menschen eine Stimme geben. Im Wissen, dass es gerade in unserem Land so viele unbekannte Zeitgenossen gibt, die Wissenswertes zu erzählen haben. 

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Dass wir schon vor über 30 Jahren mit «Grell-pastell» und «Casa Nostra» uns nie scheuten, heikle Themen in einer Unterhaltungssendung am Hauptabend kontrovers umzusetzen. Von fragwürdigen wissenschaftlichen Experimenten über Aids bis zu Fake News, die damals noch nicht so hiessen. Von misshandelten Pelztieren über die Rolle der Kirche bis zu speziellen sexuellen Vorlieben. Nicht einmal ein Bundesgerichtsentscheid, dass ich die religiösen Gefühle der Zuschauer verletzt, die Konzession der SRG missachtet hätte und damit als Moderator untragbar sei, führte zu meiner Entlassung. Für diesen Mut bin ich den damaligen Vorgesetzten immer noch dankbar. 

Das grösste Wagnis?
Ende 2000 meine Samstagabendshow aufzugeben und mein Geld in ein eigenes Studio zu investieren, um dort ohne jegliche Inszenierung einfach nur noch Gespräche, eins zu eins mit unseren Gästen zu führen. Im Vertrauen, dass die besten Geschichten das Leben schreibt. Vorschusslorbeeren für diese Idee gab es damals keine. Dafür viel mediale Häme. 

Die grösste Dummheit?
Die grösste Dummheit ist es wohl, Dummheiten à tout prix vermeiden zu wollen. Dummheiten unterliefen mir am Bildschirm immer dann, wenn ich plötzlich aufhörte zu fragen, sondern nur noch urteilte und meinen Standpunkt über den der anderen stellte. 

Welche Fehler haben Sie gemacht?
Meine Karriere ist bloss eine Summe von Zufällen. Rund um diese Einsicht, wäre es der grösste Fehler, zu meinen, man habe das alles nur geschafft, weil man so wahnsinnig begabt oder ausserordentlich gescheit wäre. 

SRF verliert seit Jahren Zuschauer. Ist die Zeit des Fernsehens als Massenmedium vorbei?
Schaut man die Einschaltquoten bei den Fussballspielen an, ist die Zeit des Massenmediums Fernsehen mindestens in der Sparte Sport sicher nicht vorbei. Düsterer sieht es meiner Ansicht nach bei der Unterhaltung und in gesellschaftlichen oder politischen Fragen aus. Da laufen andere Angebote dem klassischen Fernsehprogramm zunehmend den Rang ab. Diese Entwicklung wird sich noch rasant verstärken. 

Was vermissen Sie am heutigen Fernsehen?
Den Mut zum Experiment.

Haben Sie Angst vor dem 1. Januar 2019?  
Im Gegenteil. Ich bin extrem neugierig, wie sich das anfühlt, plötzlich nicht mehr jede Woche mit einem Bibbern im Bauch vor dem Publikum zu stehen. Ich war mir aber immer bewusst, dass das Fernsehen eine gefährliche Droge ist, der man nur dann entkommen kann, wenn man bewusst auch ein Leben ausserhalb des Bildschirms führt. Ich hoffe nicht, dass ich trotz all dieser Überlegungen plötzlich doch noch in das düstere Loch des Bildschirmentzugs falle. 

Und finanziell? Haben Sie vorgesorgt? Sie sind sicherlich Millionär ...
Multimillionär in Sachen Erfahrungen sicher. Was das Konto anbelangt, habe ich stets gut gelebt und den Moment genossen, ohne dauernd ans Sparen zu denken. Da war und bin ich leider manchmal ein wenig leichtsinnig, wenn es um irgendein Kunstwerk geht, das mich fasziniert. Im Klartext: Die Bilder sind wohl besser versichert als ich.  

Worauf freuen Sie sich als Pensionär am meisten?
(Lacht) Da bin ich fein raus. Da ich keine Pension beziehe, kann ich mich auch nicht als Pensionär fühlen. Ich freue mich, meine Aufgaben als Herausgeber des Magazins «50plus» noch besser wahrzunehmen. Unser Therapiezentrum weiterzuentwickeln und mich auf die Mandate zu konzentrieren, bei denen ich etwas bewegen kann. Schliesslich geh ich endlich regelmässiger dem Unkraut in meinem Steinhaufen in der Provence an den Kragen. Auch die Klagen meiner Freunde sollten dann etwas seltener werden – dass ich nämlich zu wenig Zeit für sie habe.

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Flüchtlinge aus Südeuropa werden nicht mehr aufgenommen: Schweiz erteilt EU-Programm eine Absage

Sat, 06/30/2018 - 23:45

In Südeuropa warten Zehntausende auf ein Asylverfahren. Doch die Schweiz nimmt keine Flüchtlinge aus Südeuropa mehr auf. Einem Umsiedlungsprogramm erteilte die Schweiz eine Absage.

Am Freitagmorgen präsentierten die EU-Regierungschefs ihren Plan für einen Neustart ihrer Füchtlingspolitik. Die ganze Nacht über wurde verhandelt, am frühen Morgen dann der Vorschlag präsentiert: In Zukunft sollen Flüchtlinge in speziellen Zentren ein beschleunigtes Asylverfahren durchlaufen, bevor sie gemäss Dublin-Abkommen einem Land zugewiesen werden.

Tatsächlich aber gibt es schon heute besondere Asylzentren, die ebendiesen Zweck erfüllen sollten: die rasche Verteilung von Menschen in die verschiedenen EU-Länder. Bloss erweisen sich diese sogenannten Hotspots für die Asylsuchenden als leidvolles Provisorium. Konkret: In den Küstenregionen von Italien und Griechenland warten zehntausende Menschen in provisorischen Lagern auf ein Asylverfahren. Es sind Asylsuchende, die von Libyen herkommend zum Teil seit Jahren dort festsitzen.

Die Schweiz nahm bereits 1500 Personen auf

Um die beiden Länder zu entlasten, rief die EU im Herbst 2015 das erste Umsiedlungsprogramm ins Leben – auch die Schweiz beteiligte sich freiwillig daran und nahm rund 1500 Personen auf. 902 Flüchtlinge aus Italien und 579 aus Griechenland nahm sie im Rahmen des ersten sogenannten Relocation-Programms der EU bisher auf. Insbesondere die osteuropäischen Staaten verweigerten jedoch die Teilnahme am Programm. Aus diesem Grund konnte letztlich nur knapp ein Drittel der geplanten Personen umgesiedelt werden. Die EU rief darum im letzten Herbst ein zweites Relocation-Programm ins Leben.

Auch die Schweiz wurde in einem Schreiben von EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos darum gebeten, möglichst viele Personen aufzunehmen. Nun aber wird bekannt: Sie erteilte dem zweiten Umsiedlungsprogramm der EU eine Absage. «Wir sehen zum jetzigen Zeitpunkt von einer Teilnahme am zweiten Relocation-Programm ab», sagt Emmanuelle Jacquet von Sury vom Staatssekretariat für Migration (SEM) zu SonntagsBlick.

«Der Bund zeigt nicht wirklich Solidarität»

Laut SEM halten sich in Griechenland und Italien nicht mehr genügend Personen auf, welche die Kriterien für eine Umsiedlung erfüllen. Gemäss diesen Kriterien müssten die Personen vor Oktober 2017 von den EU-Migrationsbehörden registriert worden sein und eine sehr hohe Chance auf einen positiven Asylentscheid haben.

Die Schweizer Flüchtlingshilfe (SFH) kritisiert das Abseitsstehen der Schweiz. Peter Meier von der SFH sagt: «Der Bund lässt es bei einer Absage bewenden, statt wirklich Solidarität zu zeigen.» Die Schweiz könne Südeuropa entlasten, wenn sie sogenannte Dublin-Fälle vermehrt selbst behandeln würde, statt alle diese Asylsuchenden direkt nach Italien und Griechenland zurückzuschicken.

Nach dem EU-Flüchtlingsgipfel erwartet die Flüchtlingshilfe nun eine einheitliche europäische Flüchtlingspolitik. Die Forderung an alle Länder Europas – auch die Schweiz: «Flüchtlinge müssen auf legalem Weg gefahrlos in ein sicheres Land gelangen können.»

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Ex-KPMG-Kader untersuchte Postauto-Bschiss: Dieser Anwalt spielt eine heikle Doppelrolle

Sat, 06/30/2018 - 23:43

Daniel Lengauer war bis 2013 Kader bei der Revisionsgesellschaft KPMG. Dieses Jahr arbeitete der Anwalt am Postauto-Untersuchungsbericht mit. Teil der Untersuchung: Die KPMG!

Drei Wochen sind vergangen, seit die Post den verhängnisvollen Postauto-Bericht veröffentlicht hat. Ruhe ist seither nicht eingekehrt. Zu aufwühlend sind die Ergebnisse. Wenig Beachtung fand bisher aber die Rolle des Anwaltsbüros Kellerhals Carrard. Die Kanzlei hatte den Auftrag, sich durch die Postauto-Akten zu wühlen. Und die unappetitliche Affäre aufzuarbeiten.

Man bleibt dem Unternehmen verbunden

Die Wirtschaftsanwälte mussten auch die Rolle des Wirtschaftsprüfers KPMG untersuchen. KPMG war die Revisionsgesellschaft von Postauto. Trotzdem will sie in all den Jahren nichts von den betrügerischen Buchungen mitbekommen haben. Und doch steht im Expertenbericht: «Kellerhals Carrard kommt zum Schluss, dass KPMG keine Pflichtverletzungen nachgewiesen werden können.»

Recherchen von SonntagsBlick zeigen: An der Untersuchung von Kellerhals Carrard beteiligt war ausgerechnet der Topjurist Daniel Lengauer. Seit 2013 ist er Partner bei Kellerhals Carrard. Zuvor bekleidete er während 16 Jahren die Position «Head Legal» bei KPMG!

«Das ist sehr delikat», sagt Compliance-Professorin Monika Roth von der Uni Luzern. «Der frühere Head Legal von KPMG hat sehr lange dort gearbeitet, und man bleibt einem solchen Unternehmen doch verbunden.»

Zusammenarbeit wird beendet

Lengauer selbst will sich auf Anfrage von SonntagsBlick nicht äussern. Das übernehmen seine Juristen-Kollegen, die die Untersuchung geleitet haben. «Es ist klar, dass diese Konstellation die Frage aufwerfen könnte, ob Herr Lengauer in irgendeiner Form voreingenommen sei gegenüber seinem früheren Arbeitgeber», schreiben die Anwälte Christoph Jäger und Thomas Nösberger.

Lengauer sei eine von 20 Personen gewesen, die an der Untersuchung mitgearbeitet hätten. «Wir stellten sicher, dass Herr Lengauer zu keiner Zeit in die Untersuchungen zur Rolle der KPMG involviert war.» Zudem habe man die Post über die Vergangenheit von Anwalt Lengauer informiert. Dies bestätigt die Post-Medienstelle.

Lengauer ist nicht der einzige Jurist der Kanzlei mit einer KPMG-Geschichte. Erst im Mai wechselte ein ganzes Team von ­Finanzspezialisten vom Wirtschaftsprüfer zu Kellerhals Carrard. Immerhin: Aufgrund des Untersuchungsberichts beendet die Post die Zusammenarbeit mit der KPMG auf 2019.

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Sie sind überfüllt und unterfinanziert: Frauenhäuser können zu wenig Hilfe leisten

Sat, 06/30/2018 - 23:41

Die Schweiz hat sich verpflichtet, genügend Schutzplätze für Betroffene häuslicher Gewalt anzubieten. Trotzdem müssen Frauenhäuser jedes vierte Gewaltopfer abweisen.

In Schweizer Haushalten grassieren Übergriffe. Sie spielen sich meist im Verborgenen ab, betreffen alle sozialen Schichten und Altersgruppen: Mehr als 17'000 Fälle von häuslicher Gewalt registrierte die Polizei allein im Jahr 2017. Die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher.

Damit Opfer – meist Frauen und Kinder – besser geschützt werden, beteiligt sich die Schweiz seit dem 1. April an einem verbindlichen Übereinkommen des Europarats, der sogenannten Istanbul-Konvention. Diese verpflichtet Bund und Kantone, genügend Schutzplätze für Gewaltopfer anzubieten.

Die Schweiz hinkt den Vorgaben hinterher

Unveröffentlichte Zahlen der Dachorganisation der Schweizer Frauenhäuser (DAO) zeigen: Wegen Platz- und Geldmangel mussten Frauenhäuser 2017 jedes vierte Gewaltopfer abweisen. 612 Hilfe suchende Frauen und ebenso viele Kinder fanden bei der von ihnen angefragten Institution keinen Platz.

Zwar konnte ein Teil der Frauen an ausserkantonale Frauenhäuser weitervermittelt werden. Viele aber landeten in einer Pension oder mussten eine Lösung im privaten Rahmen finden.

So wie Laura S.*: Ihr Ehemann verprügelte sie. Über Jahre hinweg. Besonders hart waren die Schläge, wenn er getrunken hatte. Erst nach langem Zögern konnte sie sich überwinden, in ein Frauenhaus zu flüchten. Doch sämtliche Zimmer im Kanton waren belegt. Sie musste mit ihren Kindern eine Woche lang in einer Pension übernachten – in ständiger Angst, dass ihr Mann sie finden könnte, und ohne angemessene Betreuung für sie und ihre Kinder.

Eine sichere Unterkunft pro 10'000 Einwohner

Ein unhaltbarer Zustand, findet Susan Peter, Präsidentin der Dachorganisation der Schweizer Frauenhäuser. «Die Frauenhäuser sind chronisch unterfinanziert», sagt sie. Viele seien noch immer auf Spendengelder angewiesen. «Es braucht dringend mehr Plätze und mehr Personal.» Nur so könne die Schweiz den neuen, internationalen Verpflichtungen nachkommen.

Wie viele zusätzliche Plätze nötig sind, ist umstritten. Die Europaratskonvention schreibt keine konkrete Zahl fest. Im Staatenvertrag heisst es: «Die Vertragsparteien treffen die erforderlichen gesetzgeberischen Massnahmen, um die Einrichtung von geeigneten, leicht zugänglichen Schutzunterkünften in ausreichender Zahl zu ermöglichen.»

Die Konvention verweist ­dabei auf Empfehlungen des ­Europarats. Demnach braucht es pro 10'000 Einwohner eine ­sichere Familienunterkunft in einem Frauenhaus. Für die Schweiz bedeutet das: Es fehlen mehrere Hundert Plätze.

Es fehlt auch an ergänzenden Hilfsangeboten

Die Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Schweiz wird vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) koordiniert. Auch dort räumt man Handlungsbedarf ein. Sprecherin Sabine Baumgartner sagt: «Es stehen tendenziell zu knappe Ressourcen zur Verfügung.» Die Leistungen der Kantone für den Betrieb der Frauenhäuser müssten deshalb gesichert und harmonisiert werden – «gerade in Zeiten ­eines erhöhten Spardrucks».

Die Kantone wiederum wiegeln ab. Laut dem Präsidenten der Sozialhilfedirektorenkonferenz, Martin Klöti (FDP/SG), stehen «grundsätzlich» genügend Schutzpätze zur Verfügung. Ressourcenmangel sieht er jedoch bei ergänzenden Hilfsangeboten. Bei betreuten Wohnungen etwa, für die Zeit nach dem Frauenhaus, oder bei Opferberatungsstellen, die dafür sorgen, dass Betroffene erst gar nicht im Frauenhaus landen.

Die Aufenthaltsdauer hat zugenommen

Tatsächlich ist die Problematik auch in diesem sogenannten vor- und nachgelagerten Bereich akut. Weil zu wenige Angebote existieren, müssen die Frauen immer länger in Frauenhäusern bleiben. Die Aufenthaltsdauer hat massiv zugenommen, auch das zeigen die Zahlen der Dachorganisa­tion. Blieben Opfer häuslicher Gewalt im Jahr 2010 im Schnitt noch 27 Tage im Frauenhaus, waren es 2017 bereits 37 Tage – so lange wie noch nie.

Dazu kommt: Neben der wachsenden Nachfrage werden die Fälle der betroffenen Frauen komplexer. Selbständige Frauen würden sich laut DAO-Präsidentin Peter vermehrt an ambulante Beratungsstellen wenden. Deswegen sammelten sich vorwiegend schwierige Fälle in den Häusern. «Neben der Gewalt haben die Frauen heute oft auch noch finanzielle und psychische Probleme. Zudem beobachten wir immer mehr verhaltensauffällige Kinder», sagt sie. Das führe dazu, dass die Frauen eine intensivere Betreuung bräuchten und länger blieben als früher.

Zeit bis 2020

Durch die Ratifizierung der Istanbul-Konvention steigt nun der Druck auf die Schweiz. Bis im Herbst will der Bund zusammen mit den Kantonen eine Roadmap erarbeiten. Geplant sind gesetzliche Massnahmen zum Schutz von Ge­walt­opfern. Bis im November soll auch ein konkretes Umsetzungskonzept zur Einhaltung der Istanbul-Konvention stehen.

Denn allzu lange kann sich die Schweiz nicht mehr vor den internationalen Regeln drücken. Spätestens 2020 muss der Bund dem Europarat Bericht über den aktuellen Stand erstatten – auch zur Frage, ob es genügend Schutzplätze gibt.

*Name von der Redaktion geändert

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SonntagsBlick-Chef Gieri Cavelty über häusliche Gewalt: Häusliche Gewalt darf nicht mehr totgeschwiegen werden

Sat, 06/30/2018 - 23:37

In Brig wurde kürzlich eine Mutter von ihrem Partner erschlagen. Das Verbrechen ist in der Öffentlichkeit kein Thema. Die Walliser hoffen, dass die Wunden durch Schweigen geheilt werden. Solange die Menschen so denken, solange gibt es häusliche Gewalt.

Anfang März habe ich an dieser Stelle von meiner einstigen Mitschülerin
Rahel erzählt. Die Mutter zweier Töchter war ein paar Tage zuvor von ihrem Partner im gemeinsamen Haus in Brig erschlagen worden. In der Walliser Öffentlichkeit war dieses Verbrechen kein Thema. Das änderte sich erst, als Peter Bodenmann das Vorgefallene zum Anlass nahm für eine parteipolitische Polemik. Der einstige SP-Präsident und Walliser Staatsrat schrieb in der «Weltwoche», der Täter von Brig sei CVP-Mitglied. Eine Partei mit solchem Personal solle sich moralisch nicht aufspielen.

Peter Bodenmann hat schon Gescheiteres von sich gegeben. Mindestens so verstörend aber waren die Reaktionen, die sein Text im Oberwallis auslöste. Beim gewaltsamen Tod einer Frau durch ihren Partner blieb alles ruhig. Die Polemik gegen die CVP dagegen ern­tete lautstarken Protest.

Bezeichnend ist ein Leserbrief im «Walliser Boten». Die Zuschrift trägt den Titel «Schweigen wäre Gold». Ihr Verfasser geht mit dem CVP-Kritiker Peter Bodenmann hart ins Gericht. Zur Bluttat selbst steht dann allerdings bloss: «Die Zeit wird auch die Wunden von Brig heilen und Ansätze von Verstehen und Verzeihen anbieten.»

Ebendies ist mit ein Problem bei häuslicher Gewalt: dass sie totgeschwiegen wird. Dass die Täter auf Verstehen und Verzeihen zählen dürfen, wenn man nur lange genug nicht darüber redet.

Mitte der 1970er-Jahre startete die deutsche Professorin Maria Mies ein Experiment in angewandter Soziologie. Sie und ihre Studentinnen wollten einen Zufluchtsort für Opfer von Männergewalt einrichten. Die praktischen Forscherinnen baten die Stadt Köln um Unterstützung, wurden freilich abgewiesen. Begründung: In Köln gebe es keine verprügelten Frauen.

Professorin Mies und ihre Studentinnen lancierten eine Strassen­aktion, sprachen Passantinnen an, publizierten eine Telefonnummer für Gewaltopfer. Zahlreiche Betroffene meldeten sich. Die Soziologinnen brachten sie in ihren Privatwohnungen unter und informierten die Behörden: In Köln gebe es eben doch verprügelte Frauen!

So kam es, dass im Herbst 1976 die Städte Köln und Berlin den Opfern von Männergewalt je ein Gebäude zur Verfügung stellten. Das waren die beiden ersten Frauenhäuser im deutschsprachigen Raum.

18 solcher Einrichtungen gibt es heute in der Schweiz. Doch wie Redaktor Fabian Eberhard in der aktuellen Ausgabe des SonntagsBlick schreibt, hat es nicht genügend Platz für alle geschlagenen Frauen. 2017 mussten 612 Frauen – und noch einmal so viele Kinder – abgewiesen werden.

Es wird immer zu wenige Frauenhäuser geben, solange das Thema häusliche Gewalt tabuisiert wird. Solange sich Opfer schämen, das Umfeld wegschaut, die Täter mit Nachsicht rechnen dürfen.

Rahel etwa, die Mutter aus Brig, war allem Anschein nach schon einmal im Krankenhaus, weil ihr Partner sie misshandelt hatte. Häusliche Gewalt ist zwar ein Offizialdelikt. Das heisst: Die Staats­anwaltschaft muss bei einem Verdacht von Amtes wegen ermitteln. Dennoch bleiben viele Fälle unerkannt und ungesühnt. Rahel ist nach ihrem Spitalaufenthalt wieder heimgekehrt. Zu ihren Kindern. Und zu jenem Mann, der sie später endgültig totschlug.

Schweigen ist Gold. Für die Täter.

Wann der Prozess gegen den offenbar geständigen Täter von Brig stattfindet, darüber schweigt die Staatsanwaltschaft.

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Nach Messi auch Ronaldo raus! Cavani schiesst Urus in den Viertelfinal gegen Frankreich

Sat, 06/30/2018 - 22:04

Nach Messi mit Argentinien scheidet auch Cristiano Ronaldo mit Portugal aus. 1:2 gegen Uruguay. Edinson Cavani glänzt mit einem Doppelpack.

Das Spiel

Auf los gehts los in der Sotschi-Arena! Und nachdem Ronaldo – mit kleinem, feinem Kinnbärtchen – ein Schüsschen aufs Uru-Tor abfeuert, stehts nur kurz später bereits 1:0 für die Südamerikaner. Portugal unter Schock? Der Europameister tut sich schwer gegen die engmaschigen Urus. Gute Chancen sind bis zur Pause Mangelware, Ronaldos Freistoss bleibt in der Mauer hängen (32.). Nach dem Seitenwechsel ist Portugal etwas präsenter, kommt zum Ausgleich, der dann prompt wieder futsch ist, als Cavani seinen Doppelpack schnürt. Und als Muslera der Ball aus den Fingern fällt, vergibt Bernardo Silva den Ausgleich aufs leere Tor (70.). Dann muss Cavani mit Muskelproblemen raus, Portugal drückt. Vergebens. Nach Lionel Messi muss mit Cristiano Ronaldo auch der zweite Mega-Star nach Hause.

 

Die Tore

1:0, 7. Minute | Das ging aber fix! Über links läuft sich Luis Suarez frei, erhält den Ball nach einem herrlichen Seitenwechsel von Cavani. Suarez flankt gezogen in die Mitte, wo wieder Edinson Cavani steht und in die rechte obere Torecke einnickt. Die frühe Führung ist Tatsache. 

 

1:1, 55. Minute | Ecke für die Portugiesen. Kurze Ausführung, Guerreiro flankt in die Mitte, wo Ronaldo unter dem Ball durchsegelt und dahinter Pepe unhaltbar per Kopf trifft – alles wieder ausgeglichen! Das allererste Gegentor für Uruguay bei der diesjährigen WM übrigens.

 

2:1, 62. Minute | Langer Abschlag von Muslera in die Spitze. Dort verarbeitet Bentancour den Ball, spielt auf die linke Seite rüber, wo Edinson Cavani sofort abzieht und den Ball halbhoch in die rechte Ecke schlenzt – Doppelpack für den PSG-Star!

 

Der Beste

Edinson Cavani. Sein Kopfball-Tor zum 1:0 leitet er mit einem super Seitenwechsel gleich selber ein. Dann schiesst er traumhaft das Tor zum Sieg – sackstark!

Der Schlechteste

Cristiano Ronaldo. Zwar bemüht und eher unglücklich unterwegs. Aber von einem fünffachen Weltfussballer darf man in so einem Spiel mehr erwarten.

So gehts weiter

Mit dem Einzug in den Viertelfinal erspielt sich Uruguay ein Duell mit Frankreich. Nachdem Portugal nach Hause muss, kommts also am Freitag, 6. Juli (16 Uhr), zum Duell Uruguay gegen Frankreich. (wst)

 

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Innerschweizer Schwing-Hoffnung: Wicki geht lieber ins Heu als in die Badi

Sat, 06/30/2018 - 21:58

Im Sägemehl sorgt er für Spektakel, auf dem Feld mag er es lieber ruhig: BLICK besucht den Innerschweizer Spitzenschwinger Joel Wicki beim Heuen.

Die Zentralschweiz im Juni 2018: Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, es ist warm, ein leichtes Lüftchen geht. Perfektes Badi-Wetter für die einen, für Joel Wicki sind es Tage, an denen geschuftet wird.

Der 21-jährige Spitzenschwinger macht auf dem Hof seines Göttis in Sörenberg den Rücken krumm. Heuen ist angesagt. Da muss das Wetter ausgenützt werden, auch wenn es bei seinem Arbeitgeber, wo er als Baumaschinen-Mechaniker angestellt ist, ebenfalls gerade viel zu tun gibt. «Mir passt das», sagt Wicki. «Ich mache das gerne, heuen ist ja etwas, das nur bei schönem Wetter geht und an der frischen Luft.» Rund 15 Hektar Land bewirtschaftet die Familie im Entlebuch. Darunter auch ein Stück Land bis hoch auf die Haglere, 1900 Meter über Meer, da ist es steil. Mit dem Traktor ist nichts auszurichten.

  Für BLICK schultert der Entlebucher die Heugabel mit einem Schochen trockenem Gras. «Die brauchen wir heutzutage nicht mehr so oft», sagt Wicki lachend. «Aber ein gutes zusätzliches Training ist die Arbeit schon.»

Längst aber reicht es für einen Top-Schwinger nicht mehr, auf dem Bauernhof körperlich zu arbeiten, um für die Saison bereit zu sein. Zumal Wicki ja eigentlich noch seinen anderen Job als Baumaschinen-Mechaniker hat. «Klar gehe ich auch in den Kraftraum», sagt Wicki. «Und die Ernährung habe ich umgestellt, da bin ich viel professioneller geworden.» Speziell abgestimmte Shakes zur Regeneration und zum Muskelaufbau sind auch für ihn mittlerweile Pflicht.

Denn Wicki ist nicht nur auf dem Bauernhof fleissig, sondern auch im Schwingkeller. Zur neuen Saison hat er vor allem in zwei Bereichen gefeilt. «Ich versuche, mehr links herum zu schwingen», sagt er. «Damit sollte ich noch unberechenbarer werden.» Und dann hat er auch an der Bodenarbeit gefeilt. Mit Erfolg. «Ich bin sehr zufrieden, wie es bisher läuft.»

Die Arbeit zahlt sich aus. Wicki, schon letzte Saison einer der spektakulärsten Schwinger des Landes und überall, wo er hinkommt, ein Publikumsliebling, zeigt eine ausgezeichnete Saison.

Am Urner und am Luzerner Kantonalen holte er sich den Festsieg, in Schwyz kam er auf Platz 2, beim Nordostschweizerischen (NOS) vor einer Woche wurde er Vierter. Mit Christian Schuler, Andi Imhof, Roger Rychen, Benji von Ah und Sven Schurtenberger hat er in dieser Saison bereits fünf Eidgenossen gebodigt.

Beim NOS in Herisau musste er sich dagegen zweimal geschlagen geben, der spätere Festsieger Armon Orlik und Daniel Bösch konnten ihn bodigen.

Dass er zu früh in Top-Form gewesen sein könnte, glaubt Wicki nicht. «Nein, das kann ich mir nicht vorstellen», sagt der Entlebucher. «Das haben mein Trainer Daniel Hüsler und ich eigentlich im Griff.»

Schliesslich geht es jetzt Schlag auf Schlag: Am Sonntag steht das Innerschweizerische auf dem Programm, danach die Berg-Klassiker auf Rigi, Brünig und Schwägalp. Da will Wicki wieder von sich reden machen. Die nächste Gelegenheit, einen grossen Namen zu bodigen, kommt beim Heimspiel am Sonntag: Da geht es für Wicki im Anschwingen gegen König Matthias Sempach.

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