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Updated: 2 hours 28 min ago

Weltanschauung mit Giuseppe Gracia: Du sollst dich nicht vergleichen

Sun, 08/05/2018 - 21:48

Dauernd vergleichen wir uns mit andern, dank Facebook, Instagram und Snapchat mehr denn je. Auf diesem Jahrmarkt der Entwürdigung geht verloren, dass jeder Mensch einzigartig und unvergleichlich ist.

Wir haben die Angewohnheit, uns mit anderen zu vergleichen. Am liebsten mit Leuten, die glücklicher und lebensfroher wirken, als wir uns selber empfinden, und die natürlich mehr Geld haben und mit attraktiveren Partnern aufwarten. Solche Vergleiche sind für meine Tante Angela-Maria eine Sünde, die wie jede Sünde zu immer neuen Sünden führt, von Neid über Gier bis hin zu Eifersucht und Totschlag.

Auch der dänische Schriftsteller Sören Kierkegaard (1813–1855) warnte: «Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.» Kierkegaard lebte allerdings in einer Zeit ohne Facebook, Instagram und Snapchat. Es war für ihn einfacher, sich gegen die Seuche des Vergleichens zu wappnen.

Jeder ist ein Original

Heute ist diese Seuche nur einen Klick entfernt, rund um die Uhr, weltweit. Schaffe ich mehr Likes und Follower? Poste ich das schönere Leben mit dem grösseren digitalen Applaus? Das Dasein im Internet-Schaufenster schraubt die Erwartungen in ungekannte Höhen. Wenn nicht die Bühne einer Topkarriere, dann will ich wenigstens tolle Abenteuer, einen tollen Body mit vielen authentischen Emotionen. Und natürlich den coolsten Job. Bis keine real vorhandene Arbeit mehr mithalten kann, so wenig wie ein real existierender Lebenspartner.

Dabei ist jeder Mensch von Geburt ein Original, einmalig und unvergleichlich. Jeder Mensch hat eine Würde, ganz unabhängig von der Gesellschaft und den Idealen der gerade herrschenden Kultur. Jeder ist wertvoll ohne den Applaus der Aussenwelt.

Verhängnisvolle Vergleichitis

So gesehen verbreitet das Internet-Schaufenster nicht nur eine verhängnisvolle Vergleichitis, sondern sie schwächt das Bewusstsein für die Menschenwürde. Natürlich stimmt es, dass die sozialen Medien, wie jede Technologie, den Menschen dienlich sein und das Leben besser machen können. Noch nie in der Geschichte konnten wir unabhängig von Zeit und Ort miteinander so schnell in Verbindung treten – eine schöne Sache. Sie darf aber nicht zum Jahrmarkt der Entwürdigung werden. Wir müssen darauf achten, dass der Philosoph Johann Caspar Schmidt (1806–1856) am Ende nicht recht behält mit dem Satz: «Jeder Mensch wird als Original geboren, aber die meisten sterben als Kopie.»

Giuseppe Gracia (50) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. In seiner BLICK-Kolumne, die jeden zweiten Montag erscheint, äussert er persönliche Ansichten.

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Grotto, Schifffahrt, Altstadtbummel: Die letzten Stunden vor dem Absturz

Sun, 08/05/2018 - 21:47

LOCARNO TI - Das Wochenende mit der «Tante Ju» beginnt paradiesisch in der Sonnenstube – und endet mit einer Tragödie am Piz Segnas GR.

Auf der steinernen Terrasse des Grotto Fossati in Meride TI herrschte gestern Hochbetrieb. Nur zwei Tische in der Mitte sind unbesetzt – wie von Engelshand frei gehalten. Genau an diesen Tischen sassen zwei Tage zuvor elf Männer und neun Frauen, die das Wetter und die feinen Speisen genossen.

Der Absturz des Oldtimer-Flugzeuges Ju-52 über Flims GR ist das Thema bei den meisten Gästen. Doch dass die Opfer in diesem Grotto ihren so tragisch geendeten Ausflug ins Tessin eingeläutet hatten, wissen nur wenige. «Sie kamen um 12.15 Uhr mit einem mittelgrossen grauen Bus», sagt Stammgast Danilo Zanini (68). Auch sein Freund Mario Schuster (64) erinnert sich: «Die meisten sprachen Schweizerdeutsch und waren im Alter von 50 aufwärts. Sie sassen dort und hatten viel Spass. Nicht zu fassen, dass sie nun alle nicht mehr leben!»

Die Wirtin: «Wir hörten vom Absturz. Wir sind erschüttert»

Fiorella Lupi (64) bedient mit Routine. Doch ihr übliches strahlendes Lächeln bekommt die Wirtin nicht hin. «Wir sind erschüttert. Ich weiss noch genau, was sie bestellten. Salametti, Pilzrisotto mit Ossobuco. Sie wollten landestypisch essen.» Sie hält inne, die Stimme stockt: «Jetzt hörten wir vom Absturz. Man kann diese Tragödie einfach nicht glauben.»

Der Ausflug in die Sonnenstube beginnt am Freitag. Um 8.30 Uhr ist Check-in im Air Force Center Dübendorf ZH. Die Oldtimer-Maschine Ju-52, liebevoll «Tante Ju» genannt, ist herausgeputzt. 17 Gäste, meist Paare aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern, Schwyz, Zug und Waadt sowie eine Familie mit Sohn aus Niederösterreich gehen an Bord. Jeder Passagier geniesst seinen Fensterplatz. Der Blick auf die Alpen ist atemberaubend. Gegen 11 Uhr landet die «Tante Ju» auf dem Flugplatz von Locarno-Magadino TI. Mit dabei ist Sarah S.* (†66) – sie ist Stewardess und Reisebegleiterin aus Leidenschaft. 

Zwei Tage Sonnenstube mit allem Drum und Dran. Für 1130 Franken pro Person. Es soll ein unvergessliches Erlebnis werden. 

Der Koch: «Sie assen Pasta und Kalbsschnitzel»

Nach dem Mittagessen im Grotto Fossati checkt die Gruppe in einem Nobelhotel in Lugano TI ein. Abends ein Altstadtbummel. Am Samstagmorgen bringt ein Schiff die Gruppe über den Luganersee auf die italienische Seite. In Porlezza (I) ist Markt: Souvenirs werden gekauft, die Stimmung ist gelöst. 

Mittags gehts ins Crotto del Lago. «Seit zehn Jahren bringt uns Sarah die Fluggäste der Ju-52», sagt Wirt Giancarlo Achini (61). Er sagt leise: «Sie war eine so nette, hübsche Frau.» Küchenchef Filippo Nicodemo (40) erinnert sich an das Menü: «Sie assen Penne mit Tomaten und Speck, Kalbsschnitzel mit Pilzen und einen Blätterteigkuchen. Es hatte ihnen so gut geschmeckt.»

Ein letzter Espresso. Ein letzter Blick auf den Luganersee. In Locarno steigt die Gruppe wieder in das Flugzeug. Es soll nach Hause gehen. Doch man fliegt in den Tod. 

*Name der Redaktion bekannt

 

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Flugzeug-Unglück in Graubünden: Die wichtigsten Fakten zum Absturz der JU-52

Sun, 08/05/2018 - 21:46

Am Samstagnachmittag ereignete sich beim Piz Segnas in Graubünden ein Flugzeugabsturz. 20 Personen sind tot. Der Flugbetrieb wurde bis auf Weiteres eingestellt.

Was geschah am Unglückstag?

Das Flugzeug «Tante Ju» war für eine Erlebnisreise im Tessin im Einsatz. Sie flog um ca. 16.15 Uhr aus Locarno nach Dübendorf. Um 17 Uhr hätte sie dort landen sollen. Um 16.50 stürzte sie jedoch ab. Die Einsatzzentrale der Kantonspolizei Graubünden wurde um 16.57 Uhr über den Unfall informiert.

Wo stürzte das Flugzeug ab?

Der Wrack wurde in 2540 Metern Höhe an der Westflanke des Piz Segnas GR gefunden. Es ist das Unesco-Weltnaturerbe. Die sogenannte Glarner Hauptüberschiebung im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen, Glarus und Graubünden zeigt wie nirgendwo sonst die Entstehung der Alpen.

 

Wie viele Verletzte und Tote gibt es?

Alle 20 Personen an Bord sind ums Leben gekommen, wie die Kantonspolizei Graubünden am Sonntag bestätigte. An Bord waren 8 Paare und 4 weitere Einzelpersonen. Darunter waren elf Männer und neun Frauen. Die Personen stammen aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern und Waadt. Auch ein Ehepaar mit Sohn aus Niederösterreich war an Bord. Das Alter der Opfer liegt zwischen 42 und 84 Jahren.

Die beiden Flugkapitäne waren ehemalige Linienpiloten. Der erste (62) habe 31 Jahre Flugerfahrung, 943 Flugstunden sei er alleine mit den JU-Maschinen geflogen. Der zweite Kapitän (63) sei ebenso erfahren. Dieser lässt seine Frau samt zwei Söhnen zurück. Die Flugbegleiterin war 66 Jahre alt und hatte mehr als 40 Jahre Berufserfahrung.

Was ist die Ursache für den Absturz?

Auch das ist noch nicht abgeklärt. An Erfahrung dürfte es den Piloten nicht gemangelt haben. Geflogen werden die Maschinen von ausgebildeten Airline- und Militärpiloten. Die Unfallstelle lässt einige Schlussfolgerungen zu.

«Das Flugzeug ist nahezu senkrecht mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden aufgeprallt», sagt der Daniel Knecht, Sprecher der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) am Sonntag. Es gebe keine Hinweise auf Fremdeinwirkung, Kollision oder Schäden vor dem Unfall. An Bord gebe es jedoch keine sogenannte Black Box, was die Untersuchungen erschwert.

Die Hitze ist eine besondere Herausforderung. «Warme Luft ist dünner. Solche Bedingungen beeinträchtigen die Leistung der Maschine», sagten Piloten zu BLICK. Als Ursache für den Absturz könnte die Hitze jedoch nicht herhalten, sagt Knecht. Ausserdem wurde die dreimotorige JU-52 als Flugzeug mit nur einem Triebwerk konzipiert und gilt deswegen als robust.

Um was für eine Maschine handelt es sich?

Bei der Unglücksmaschine handelt es sich um eine JU52 HB-HOT des Baujahrs 1939, ein Flugzeug der JU-Air. Der Flugzeugtyp ist ein Oldtimer, der in den 1930er in Deutschland entwickelt und bis Anfang der 1950er Jahre gebaut wurde. Das Alter an sich sei kein Grund für den Absturz, sagte der SUST-Sprecher.

Das Flugzeug wurde zuletzt Ende Juli gewartet. In Dübendorf gibt es noch zwei weitere Flugzeuge des Typs Ju-52. Sie haben die Kennzeichen HB-HOP und HB-HOS. Sie sind mit einem Originaltriebwerk von BMW ausgestattet.

Wie sehen die Untersuchungen aus?

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat eine Luftraumsperre über der Absturzstelle verfügt. Die Unfallursache wird durch die Bundesanwaltschaft zusammen mit der SUST, der Staatsanwaltschaft Graubünden und der Kantonspolizei Graubünden abgeklärt. Die JU-52 hatte keine Blackbox, was die Ermittlungen deutlich erschwert. Deshalb sei die SUST vor allem auf die Untersuchung des Wracks sowie der drei Motoren angewiesen. Auch Augenzeugen könnten helfen. (man/szm/SDA)

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Extrem-Sünnelen hinterlässt Spuren: Cathy Lugner lässt sich in Spanien rö(s)ten

Sun, 08/05/2018 - 21:14

Cathy Lugner hat es am Strand von Andalusien übertrieben, Adela lässt ihren Bikini bewerten und Francine Jordi hebt das Glas auf Ed Sheeran. Willkommen zu den Foto-Storys des Tages!

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Ju-Air-Crash geht in die Geschichte ein: Die schlimmsten Flugunglücke der Schweizer Luftfahrt

Sun, 08/05/2018 - 20:53

Der Flugzeug-Absturz der Ju-Air forderte 20 Menschenleben. Damit gehört es zu den schlimmsten Unfällen solcher Art.

 

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Rücktrittswelle erschüttert das Land: Schweizer Bob-Sport ist am Boden

Sun, 08/05/2018 - 20:14

Nach dem Rücktritt aller Weltcup-Piloten drohen im Eiskanal magere Jahre. Jetzt sollen Bob-Lehrlinge als Olympia-Hoffnungen aufgebaut werden.

Im Schweizer Bobsport wird das Eis immer dünner. Und das liegt nicht an der Hitzewelle im Land. Sondern an der Rücktrittswelle, die mit Pilot Clemens Bracher (31) ihren überraschenden Höhepunkt erlebt.

Der Emmentaler hört nicht ganz freiwillig auf: «Es tut extrem weh. Aber ich musste einen Grundsatzentscheid fällen.» Er macht den Abgang seines besten Anschiebers, Michael Kuonen, und die Finanznot geltend. Bracher fehlen im 250 000-Franken-Budget für die Saison rund 50 000 Franken. Mit ihm verliert der Eiskanal-Verband Swiss Sliding den letzten Weltcup-Fahrer. Zuvor hatten im Winter bereits Beat Hefti (40) und Rico Peter (34) aufgehört.

Es ist nach den schwachen Olympischen Spielen ohne Medaillen der nächste Tiefpunkt in der schillernden Schweizer Bob-Geschichte. Beat Hefti ist mit seinem nachträglichen Olympia-Triumph 2014 in Sotschi (Sieger Subkow des Dopings überführt) der bisher letzte Goldgewinner. Jetzt sagt der Appenzeller: «Es ist schade, dass der Bobsport in dieser Lage steckt. Hätte man das vor 20 Jahren vorausgesagt, hätten alle den Kopf geschüttelt. Das war undenkbar gewesen.»

Piloten ohne Weltcup-Erfahrung

Der Verband geht ohne Pilot mit Weltcup-Erfahrung in den kommenden Winter. Das gabs noch nie. «Es wirkt planlos», sagen Hefti und Bracher unisono. Swiss-Sliding-Präsident Jürg Möckli verneint und sagt: «Wir beginnen nicht bei null, weil wir intensiv im Nachwuchs gearbeitet haben.»

Eine ganze Reihe junger Piloten steht bereit, die bisher Anschieber waren. Der Walliser Michael Kuonen (27), der Schwyzer Michael Vogt (20), Yann Moulinier (25) aus La Chaux-de-Fonds und der Solothurner Simon Friedli (27) sitzen neu selber an den Steuerseilen. Ob einer dieser Bob-Lehrlinge mal Weltklasse wie Erich Schärer, Gusti Weder oder Beat Hefti wird? Nicht abzusehen.

Selbst Möckli sagt: «Wir können nicht erwarten, dass die Jungen gleich auf Anhieb die Retter der Nation sind. Es wird diese Saison kaum Podestplätze geben.» Selbst Top-Ten-Ränge sind ambitioniert. Das Ziel ist, in der zweiten Saisonhälfte zwei Piloten im Weltcup zu haben. «Daneben muss die Ausbildung weiterlaufen und intensiv trainiert werden», sagt der Verbands-Boss. Aber die Lehrlinge müssen auch punkten, sonst droht der Verlust des zweiten Weltcup-Startplatzes.

Der erst 31-jährige Bracher hätte die Durststrecke abfedern können. Aber der Anfang von seinem Karriereende war der Wunsch seines Edel-Anschiebers Kuonen, selber zu fahren. Dass der Verband mit Nachwuchs-Chef Christoph Langen (zweifacher Olympiasieger für Deutschland) diesen Wunsch eher anschob statt stoppte, frustriert Bracher: «Es kann eigentlich nicht sein, dass Hefti und Peter aufhören und man dann mir auch noch die Mannschaft wegnimmt. Das Ziel muss doch sein, für Olympia 2022 ein starkes Team zu haben. Ich hätte weitergemacht, wenn ein starker Anschieber bei mir für vier Jahre unterschrieben hätte.»
Es ist die ewige Frage im Bobsport: Mit wem werden die Zweier- und Vierer-Schlitten besetzt? Der Kampf um die besten Bremser artete früher zeitweise aus, die Piloten lockten die Top-Anschieber mit hohen Salären. Der Verband will diese internen Grabenkämpfe nicht mehr. Möckli: «Es soll zentraler durch uns organisiert werden.» Wohl auch deshalb hat man sich nicht mehr für Brachers Verbleib eingesetzt, obwohl man den Rücktritt offiziell natürlich bedauert. Hefti, der sich im Laufe seiner Karriere viele Kämpfe mit den Verbandsbossen lieferte, sagt zum Anschieber-Thema nur: «Das war ja letztes Jahr schon das Problem. Man ist nur noch ein Ersatzteillager.»

Interesse an Sport schwindet

In einem Punkt sind sich der Verband und die zurückgetretenen Piloten einig. Auf die Bobnation warten magere Jahre. «Es geht sicher drei, vier Jahre bis die Schweiz wieder einen Toppiloten hat», sagt Bracher, der sich wohl ganz vom Bob abwendet, ihn reizt ein Job als Eishockey-Athletiktrainer.

Der Verband hingegen hofft, dass zumindest einer der Jungen wie Kuonen für Peking 2022 als Medaillenanwärter aufgebaut werden kann. Nachwuchs-Förderer Hefti fürchtet, dass ohne erfolgreiches Aushängeschild das Interesse am Sport schwindet: «2018 haben sie keine Olympia-Medaille geholt. Wenn es in Peking auch keine gibt, wird die Luft auch für eine traditionelle Sportart immer dünner!»

 

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Crash einer Aviatik-Legende: BLICK-Reporter flog mit der «Tante Ju»

Sun, 08/05/2018 - 19:20

Authentischer kann die Fliegerei nicht sein. BLICK-Reporter Adrian Müller (34) wagte sich in die Pilotenkanzel und erlebte den Flug seines Lebens.

Mir bleibt fast das Herz stehen, als der Captain die «Tante Ju» in den Glarner Alpen in eine scharfe Rechtskurve legt und direkt auf eine Felswand zusteuert. «Ist der Pilot völlig wahnsinnig», fragt sich mein flugbegeistertes Hirn. Die Felsen kommen näher und näher, bis der Pilot den über 70-jährigen Oldtimer in letzter Sekunde in Indiana-Jones-Manier hochzieht. «Die Berge scheinen näher, als sie sind. Wir haben immer mindestens 100 Meter Abstand», erklärt mir der Captain mit leuchtenden Augen in der verglasten Cockpitkanzel.

Der Flug meines Lebens – von Dübendorf ZH nach Samedan GR – liegt mittlerweile acht Jahre zurück. Ein unvergessliches Erlebnis nicht nur für Aviatik-Fans. Denn ein Trip mit der 1939 gebauten Ju-52 ist wie eine Reise durch eine Zeitmaschine. Es schüttelt, es rüttelt, die drei BMW-Sternmotoren sorgen für einen Höllenlärm. Mit der Ju-52 fliegt man nicht einfach über die Berge, sondern rattert mit 180 Stundenkilometern durch Alpentäler, kämpft sich mühselig in die Höhe. Berge zum Anfassen. Authentischer kann die Fliegerei nicht sein. 

Der Ju-Mythos darf nicht sterben

Wir schrauben uns weiter hoch Richtung Julierpass, bevor der Captain zum Landeanflug auf den Gebirgsflughafen bei St. Moritz GR übergeht. Im Schneckentempo setzen wir auf der Landebahn auf. Als wir zum Standplatz rollen, jubelt die wartende Menge der Tante Ju zu. 

Mit dem Crash am Piz Segnas zerschellt in den Bündner Bergen eine fliegende Legende. Das Herz der Aviatik-Fans blutet. Denn weltweit ist nur noch eine Handvoll der fast 5000 einst gebauten Ju-52-Oldtimer im Einsatz. Der Mythos darf nicht sterben. Bleibt zu hoffen, dass sich die zwei verbleibenden Maschinen der Ju-Air trotz des Dramas beim Martinsloch schon bald wieder majestätisch in die Lüfte erheben.  

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Ungewissheit bei Ju-Air nach Absturz: Heben die «alten Tanten» nie mehr ab?

Sun, 08/05/2018 - 19:19

ZÜRICH - Nach dem Absturz einer Maschine der Ju-Air ist unklar, ob die «alten Tanten» je wieder in die Lüfte abheben. Die laufende Untersuchung soll Klarheit bringen.

Die «alten Tanten» könnten für immer am Boden bleiben – ein bitteres Ende für ein ruhmreiches Kapitel Schweizer Luftfahrt-Geschichte. Nach dem Absturz einer «Tante Ju» beim Piz Segnas ist unklar, wie es für die 1982 gegründete Ju-Air weitergeht.

Vorerst werden die beiden verbleibenden Ju-52 der Kult-Airline nicht mehr abheben. Ob Ju-Air den Betrieb überhaupt wieder aufnimmt, konnte Chef und Mitbegründer Kurt Waldmeier an der gestrigen Pressekonferenz in Flims GR nicht sagen. Das sei abhängig vom Ausgang der laufenden Untersuchung. Eine Insiderin, die auch als Flugbegleiterin oft an Bord war, sagt zu BLICK: «Der Absturz ist der Todesstoss für die Ju-Air. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Flugbetrieb weitergeführt wird.»

Auf Freiwillige angewiesen

Trägerorganisation der Ju-Air ist der Verein der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe (VFL). Dieser hatte in den 1980er-Jahren die drei ausgemusterten Maschinen der schweizerischen Luftwaffe übernommen.

Existieren konnte die Ju-Air vor allem dank Freiwilligenarbeit, Sponsoren und Gönnern. Geflogen werden die Maschinen von ausgebildeten Airline- und Militärpiloten. Viele davon standen einst im Sold der Swissair.

 

Der Trägerverein zählt aktuell rund 7000 Mitglieder. Sowohl die Crew als auch das Bodenpersonal der Ju-Air arbeiten ehrenamtlich. In den 36 Jahren des Bestehens brachten fast 200 freiwillige Helfer Tausende Arbeitsstunden dafür auf, dass die Flugnostalgie nicht stirbt. Über 600'000 Passagiere wurden befördert. Ein 40-minütiger Rundflug ab Dübendorf ZH kostet 210 Franken.

Sponsoren hielten Ju-Air in den Lüften

Doch um einen «kostenneutralen Flugbetrieb», wie ihn der Verein anstrebt, dauerhaft zu sichern, musste die Ju-Air namhafte Sponsoren an Bord ziehen. So zierte das Logo der neuen Bier-Linie «Hülse» der Schaffhauser Falken-Brauerei die Unglücksmaschine. 

Bereits seit 1997 fliegt ein Flugzeug als Werbeträger für die Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC, und eine Maschine erhielt 2004 ein Hapimag-Outfit. Grössere Summen flossen auch von der deutschen Kofferfirma Rimowa und dem Schokoladenproduzenten Milka zu den «alten Tanten».

 

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Fischer schlagen Alarm: So sterben unsere Fische! «Axpo muss Beznau herunterfahren!»

Sun, 08/05/2018 - 19:17

Im unteren Aaretal übersteigt die Wassertemperatur die kritische Grenze von 25 Grad. Fischer fordern deshalb die Drosselung des AKW Beznau.

Am Ufer der Aare in Klingnau AG: Bernhard Kaufmann (67) hält sein Thermometer in den Fluss und staunt. «Bereits jetzt am Vormittag zeigt es 25,6 Grad!»

«Dabei werden die Höchstwerte jeweils am Nachmittag erreicht», fügt Kurt Braun (64) besorgt hinzu. Der Präsident der Aargauer Fischer: «Diese Wassertemperaturen sind für Fische wie die Äsche tödlich – für Forellen wird es ab 27 Grad fatal.»

Doch eine Abkühlung ist nicht in Sicht. Die Männer vom Fischereiverband sind alarmiert. Sie fordern dringend eine Drosselung des AKW Beznau. Das riesige Kraftwerk, nur ein paar Kilometer flussaufwärts von hier, heizt das ohnehin zu warme Wasser zusätzlich auf. Experten schätzen den Beitrag des Atomraftwerks auf 1,2 Grad

Spitzenwert am Samstagabend

Tatsächlich: Oberhalb von Beznau ist die Aare zwei Grad kühler und liegt damit noch knapp bei 25 Grad. Bei der Aare abwärts lag die Durchschnittstemperatur zuletzt mit 26,5 deutlich darüber. Am Samstagabend wurden 27,1 Grad erreicht – ein vorläufiger Spitzenwert.

Normalerweise ist die Warmwasserzufuhr aus dem AKW verkraftbar. Jetzt wird sie zu einem Problem, wie Benjamin Leimgruber von der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva sagt. Auch er macht sich Sorgen wegen der Wassertemperaturen unterhalb von Beznau.

Bei 25 Grad erreiche das Ökosystem der Oberflächengewässer seine Belastungsgrenze. «Unserer Ansicht nach müsste das Kraftwerk bei diesem Wert stark gedrosselt werden, damit unsere einheimischen Fische eine Überlebenschance haben», so Leimgruber.

Neben dieser kurzfristigen Massnahme sei es langfristig wichtig, dass Fliessgewässer renaturiert werden. Bei dichterem Bewuchs des Ufers heizten sich Gewässer weniger stark auf. Und die Beseitigung von Hindernissen wie Stauwehren gebe den Fischen eine Chance, in kühlere Zonen auszuweichen.

Kraftwerke mit Durchlaufkühlung – wie das AKW Beznau – dürfen Gewässer nicht weiter aufheizen, wenn 25 Grad erreicht sind. So steht es in der Gewässerschutzverordnung, für deren Umsetzung der Kanton Aargau zuständig ist. Wird dieser Grenzwert erreicht, «kann die Behörde Ausnahmen zulassen».

Behörden bleiben passiv

Doch weder das kantonale Umweltdepartement noch die Aufsichtsbehörden des Bundes halten sich im aktuellen Fall für zuständig. Der Kraftwerksbetreiber Axpo teilt auf Anfrage mit, man verfolge die Situation und treffe gegebenenfalls Massnahmen.

Seit Mittwoch habe man den Betrieb am späten Nachmittag jeweils vorübergehend um zehn bis 15 Prozent gedrosselt. «In den übrigen Stunden läuft das Kraftwerk auf Volllast.»

Die Fischer Braun und Kaufmann verstehen die Passivität der Behörden nicht: «Es darf nicht sein, dass die Kraftwerksbetreiber die Aare weiter aufheizen.»

Denn: Die Interessen der Axpo dürfen nicht über die der Umwelt gestellt werden.»

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Wie echt ist Katja Stauber in der «Tagesschau»? «Ich bin keine sprechende Puppe»

Sun, 08/05/2018 - 19:00

SonntagsBlick trifft «Tagesschau»-Ikone Katja Stauber zum grossen Sommer-Interview kurz vor ihrem 56. Geburtstag. Die TV-Lady ist bester Laune.

SonntagsBlick trifft «Tagesschau»-Moderatorin Katja Stauber (55) auf der Terrasse des Restaurants Pflugstein in Erlenbach ZH mit Blick auf den Zürichsee. Seit über 25 Jahren ist Stauber beim SRF, seit 35 Jahren im Newsgeschäft.

Frau Stauber, mögen Sie die Hitze eigentlich?
Katja Stauber: Ich mag den Sommer in der Schweiz. Aber im Moment könnte ich mich schon auch für den Spätfrühling oder den Frühherbst begeistern.

Sie sind immer präsent, das ganze Jahr über zu sehen. Keine Belastung?
Wir arbeiten ja nicht 52 Wochen am Stück. Aber wenn es nur vier Leute gibt, die den Job in der Hauptausgabe machen, muss man sich bei den Ferien halt gut abstimmen. Und wenn dann noch zwei davon verheiratet sind, kann es Engpässe geben. Aber weil wir ein tolles Team sind, hat es noch immer geklappt.

Nie Angst, sich das Bein zu brechen?
Mit Angst in die Ferien zu fahren, halte ich für keinen guten Ansatz.

Sie sind seit 35 Jahren im Newsgeschäft. Was hat sich am stärksten verändert?
Das Tempo. Früher konnte man sich etwas mehr Zeit lassen. Damals war für die allermeisten die «Tagesschau» um 19.30 Uhr der Erstkontakt mit den bebilderten News des Tages. Wer heute einschaltet, kennt so ziemlich alle Breaking News. Also müssen wir mehr einordnen, analysieren und Schwerpunkte setzen. Eine Push-Meldung auf dem Handy erzählt ja nicht die ganze Geschichte.

Haben Sie eine Art Testpublikum? Leute, die Sie stets konsultieren?
Nicht wirklich. Aber mein Mann würde mir schon sagen, wenn ich völlig schräge Sachen bieten würde. Und ich ihm auch (lacht). Ich bin ja auch keine blutige Anfängerin mehr, sondern mache das schon so lange, dass ich ganz gut weiss, was geht und was nicht. TV-Nachrichten sind mein Beruf, nicht mein Hobby. Erfahrung und Instinkt sind wichtig. Und wir arbeiten im Team: Produzenten, Autoren, Korrektoren. Mit sachlicher Kritik kann ich umgehen. Wenn dagegen jemandem meine Frisur und meine Kleider nicht gefallen: Geschmack ist Meinung, nicht Fakt. Da wären wir wieder. Jeder darf seine Meinung haben.

Sie überbringen auch schlechte Nachrichten. Solche Botschafter wurden in anderen Kulturen und früheren Zeiten schon mal geköpft. Lassen Sie das an sich heran?
Wir haben ja meistens eine gewisse Distanz, registrieren die Nachrichten schon eine Weile vor der Sendung und ordnen sie ein. Ab dem Moment, in dem das rote Licht im Studio angeht, werden die News so sachlich und faktentreu wie möglich samt Hintergründen vermittelt. Natürlich fällt das mal leichter, mal schwerer. Richtig schwer wirds bei Kindern. Beispiel Syrien. Wer als Newsprofi abstumpft, sollte aufhören. Als Newsjournalistin höre ich ja nicht auf, ein Mensch zu sein. Im Studio zeige ich keine Seite, die ich sonst nicht habe. Ich zeige einfach nicht alle Seiten. Eine Rolle zu spielen, wäre anstrengend. Und unglaubwürdig.

Sie sind nahe bei sich selber?
Live und in Farbe. Klar: Die Nachrichtenmoderation ist mein Job und eine Funktion. Aber ich bin keine Schauspielerin. Und keine sprechende Puppe.

Leben Sie eigentlich gerne hier?
Unbedingt, das ist das beste Land der Welt. Manche Leute haben Auswanderungsgelüste, das könnte ich mir nie vorstellen. In der Schweiz zu leben, ist ein Privileg, das man gar nicht überschätzen kann. Hier hat man den Sechser im Lotto. Hunger, Korruption, politische Willkür, Krieg: Das kennen die allermeisten hier nur aus den Nachrichten.

Sie schämen sich als Schweizerin für nichts?
Schämen? Nein. Natürlich bin ich nicht ausnahmslos mit allem einverstanden. Wer ist das schon?

Sie haben neben dem schweizerischen auch noch den deutschen Pass. Aber Sie fühlen sich als Schweizerin?
Ganz und gar. Per Definition bin ich ja nicht einmal eine Seconda, weil ich nicht in der Schweiz geboren bin. Aber das sind nur Äusserlichkeiten. Hier bin ich ganz und gar daheim. In Deutschland bin ich eher Touristin. Auch wenn man mir das nicht anhört. Ich träume auf Schweizerdeutsch. Glaube ich wenigstens. Und mit meinem Mann – der auch deutsche Wurzeln hat – spreche ich schweizerdeutsch. Die Schweiz ist unsere Heimat.

Wollen Sie bis zur Pensionierung beim SRF bleiben?
Ausser Reisepläne mache ich kaum Pläne. Vielleicht finde ich eines Tages: So, ich habe genug. Vielleicht auch nicht. Mal schauen. In drei Wochen werde ich 56. Je nachdem, wohin das Pensionsalter wandert, hab ich noch ein, zwei Jahre mehr. Als ich mit 30 beim SRF anfing, hab ich mir gesagt: Ich gebe mir mal fünf Jahre. Und wo bin ich? Immer noch da (lacht). Das zeugt von einem interessanten Job, den ich da beim SRF habe. Der Journalismus wird mich nicht mehr loslassen. Dazu brauche ich keinen Plan.

Waren Sie als junge Frau mal bei einem Berufsberater?
Ja. Er hat die Schublade aufgemacht und geschaut, wo es offene Lehrstellen gab. Sie müssen wissen: Ich war eine fürchterlich faule Schülerin mit entsprechenden Noten. Also schaut der in seine Schublade und meint: «Mmh. Floristin.» Dabei ging damals jede Pflanze in meinen Fingern ein. Fürs KV reichten die Noten nicht. Aber etwas später ging der Knopf auf: eidgenössische Matur, dann habe ich das Jurastudium angefangen. Der Berufsberater hat sicher sein Bestes gegeben. Und ich dann auch (lacht). Vielleicht hätte er noch an eine Gipserin gedacht.

Frauen in klassischen Männerberufen …
Finde ich cool. Sie nicht? Da tun sich ganz neue Chancen und Wege auf. Und es macht auch keinen Sinn, wenn alle nur noch studieren. Am Schluss kann keiner mehr eine Lampe aufhängen. Wenn alle nur noch Kommunikation studieren, wirds zappenduster im Land.

Und Ihre Söhne?
Beide haben eine Berufsmatur. Der eine will jetzt aber doch noch zur Uni. Der andere hat einen tollen Job und macht gerade im Militär weiter. Die sind gut unterwegs.

Letzte Frage. Was wir eigentlich schon immer wissen wollten und nie zu fragen wagten: Welches ist Ihre Schokoladenseite?
Das weiss ich ehrlich gesagt selber nicht. Auch nach 35 Jahren. Aber das hält mich jetzt nachts nicht gerade wach. Die TV-Moderation ist ja eine schizophrene Sache: Einerseits spielt Eitelkeit eine gewisse Rolle, sonst würde man den Job nicht machen. Andererseits sind Kameras und Scheinwerfer schonungslos. Wenn du doof guckst, dann guckst du doof. Da hilft keine Schminke.

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Seehofers Taktik: Selbstmord aus Angst vor dem Tod

Sun, 08/05/2018 - 18:59

Die bayerische Wahlschlacht hat begonnen. Es muss um jede Stimme gekämpft werden. Etwas, was es bei den Christsozialen zuvor nie gab.

Zwei Monate vor den bayerischen Landtagswahlen stehen die Zeichen auf Sturm. Sämtliche Umfragen deuten darauf hin, dass die Christlich Soziale Union (CSU) im Oktober ihre absolute Mehrheit verlieren wird. Am Ende könnte sie bis auf 38 Prozent der Wählerstimmen absacken – 2013 erreichte sie beinahe zehn Punkte mehr.

Die Christsozialen werden von der Alternative für Deutschland (AfD) gejagt. Den Rechtspopulisten trauen die Wahlforscher bis zu 15 Prozent zu. Zum ersten Mal muss die CSU um jede einzelne Stimme kämpfen. So etwas hat es im Freistaat noch nie gegeben!

Und so macht sich jetzt auch der deutsche Innenminister Horst Seehofer auf den Weg in die bayerische Wahlschlacht; er ist der Vorsitzende der bedrängten Staatspartei.
Also raus aus dem ungeliebten Berlin, wo ihn seine Mitarbeiter wegen seiner sehr begrenzten «Arbeitswut» als «Minister Di-Mi-Do» (Dienstag bis Donnerstag) verspotten.

Den Kritikern entfliehen

Weg von den Hauptstadtjournalisten, die ihn als «Ankündigungsminister» lächerlich machen, der keine konkreten Erfolge zu präsentieren hat.
Also düste der «Heimatminister» am Donnerstag ins verlängerte Heimatwochenende – zu einem Abstecher nach Töging am Inn. Es ist sein erster Bierzelt-Auftritt seit Wochen. Reden vor einem Publikum von Angetrunkenen gelten in Bayern als Gradmesser der Popularität. Dort ist emotionalste politische Polemik zu Hause. Dort nimmt man es, zum Wohle der Partei, mit der Wahrheit nicht immer so genau.

Wie bereits in den Wochen zuvor wehrte sich der Vorsitzende auch in der hölzernen Bierhalle von Töging gegen «Fake News», die über ihn verbreitet würden. «Jetzt steht der böse Seehofer vor Ihnen – der Mörder, der Terrorist, der Rassist» – dies hatte sich der beleidigte «Di-Mi-Do»-Minister als polemischen Einstieg in seine Rede ausgedacht.

Doch ausserhalb der Bierhalle zündete der Trick nicht. Die innerparteiliche Kritik am Kurs von Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder, der AfD das Wasser von rechts aussen abzugraben, liess auch nach dieser Rede nicht nach. Keine Spur von der erhofften Geschlossenheit der CSU.

Fremdenfeindliches Vokabular

Seehofer und die Seinen versuchen ein politisches Spiel mit hohem Risiko. Während der Eindruck des Stillstands und der Entscheidungsunfähigkeit in Berlin wächst, verwenden konservative Volksvertreter ein zunehmend fremdenfeindliches Vokabular. Damit wollen sie das Vordringen rechtspopulistischer Inhalte in die Mitte der Gesellschaft wenigstens eindämmen – denn 27 Prozent der Deutschen erklärten gerade in einer Umfrage, mit der Demokratie wenig oder gar nicht zufrieden zu sein.

Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass die Verteidiger der liberalen Demokratie in der Bevölkerung lauter werden: Bei aller Kritik im Detail unterstützt eine überwältigende Mehrheit offensichtlich das bestehende System.
Statt polemischer Parolen bräuchte diese Mehrheit dringend die Unterstützung der konservativen Kräfte um Horst Seehofer. Die aber ähneln in ihrer Panik vor den Rechtspopulisten zunehmend jenen Verwirrten, die aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen.

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Aviatik-Experte über die Absturz-Ursachen: «Der fatale Sturzflug ist völlig rätselhaft»

Sun, 08/05/2018 - 18:57

Kein Notruf, keine Notlandung: Aviatik-Experte Hansjörg Egger erklärt das Rätsel um den Ju-Absturz.

Herr Egger, die Ju-52 krachte senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit in den Boden. Was kann die Ursache für den fatalen Sturzflug sein? 
Alles deutet auf einen Strömungsabriss hin. Dann ist ein Flugzeug nicht mehr flugfähig und saust senkrecht in die Tiefe. Ein Strömungsabriss kann eintreten, wenn die Geschwindigkeit zu tief ist - etwa nach einer scharfen Kurve. In den Bergen fliegt die Ju in geringer Höhe über Boden. Da bleibt keine Zeit, die Maschine abzufangen. Wie es zum Strömungsabriss gekommen ist, bleibt völlig rätselhaft. Umso mehr, als vor dem Absturz keine Kabel oder Felsen touchiert worden sind.  

Die Piloten haben keinen Notruf abgesetzt. Was bedeutet das? 
Das ist ein Anzeichen, dass die Notlage sehr rasch und abrupt aufgetreten ist. Motorenprobleme hätten die erfahrenen Piloten sehr wahrscheinlich per Funk gemeldet und bestimmt versucht, die Ju-52 auf der relativ flachen Ebene notzulanden. Denn die Tante Ju kann eine gewisse Strecke wie ein Segelflugzeug fliegen, selbst wenn alle drei Motoren ausfallen! 

Kann die Hitze den Absturz verursacht haben?
Bei heissen Temperaturen ist Luft weniger tragfähig, die Motoren bringen weniger Leistung. Das unterschätzen manchmal Hobbypiloten aber sicher nicht die erfahrene Crew der Ju! Die Temperatur und das Wetter ist bei den Flugvorbereitungen ein zentraler Faktor. Schon beim Start spürt man, ob das Flugzeug die nötige Power hat. Ebenso wissen sie etwa, welche Abwinde in den Tälern herrschen können. Ich flog mit der Ju schon in Südafrika, die Hitze war nie ein Problem und ist alleine sicher nicht die Absturzursache, höchstens ein Faktor. 

Haben die Piloten womöglich zuviel riskiert, um die Passagiere zu beeindrucken?
Das halte ich für völlig unvorstellbar. Beide haben als Swiss- und Militärpiloten extrem viel Erfahrung. Bei der Luftwaffe finden gerade in diesem Gebiet viele Übungen statt. Die Piloten kennen also das Gebiet wie ihre Westentasche. 

Die abgestürzte Ju-52 war 79 Jahre alt. Sind Oldtimer-Flugzeuge ein Sicherheitsrisiko?
Die Ju-52 ist das wohl meistgehätschelte Flugzeug der Welt, das Personal wartet die Maschinen mit extrem viel Liebe und Sorgfalt. Die Ju hat kein technisches Lebensende und kann bei guter Wartung noch lange fliegen. Die Ju-52 fliegt sich zudem sehr gutmütig, hat schon fast akrobatische Fähigkeiten und hält extrem hohe Belastungen aus. Alter Flieger sind nicht weniger sicher, sie sind vielmehr altbewährt!

Die Ju-52 fliegt auf Sichtflug und hat kein Kollisionswarnsystem. Ist dies noch zu verantworten?
Die Flugzeuge sind seit Jahrzehnten sicher in den Schweizer Alpen unterwegs. Ein Kollisionswarnsystem ist nicht zwingend nötig. Zwei Piloten beobachten den Luftraum und das Flugzeug fliegt sehr langsam. Zudem kann ein solches System bei Panoramaflügen im Gebirge auch Verwirrung stiften.

Die Ju-Air hat nach dem Crash alle Flüge gestoppt. Droht der Airline nun das endgültige Aus?
Klar ist: Der Absturz ist eines der schwersten Unglücke in der Schweizer Zivilluftfahrt. Aber auch die Swissair musste schon Unfälle wegstecken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ju-Air ihren Betrieb nun für immer einstellt.  

 
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Unser Konsum ist schuld am Klimawandel: Müssen wir nun alle so leben wie Sie, Frau Helg?

Sun, 08/05/2018 - 18:38

Unschädlich sein: Das ist das Motto von Jasmin Helg (45) – und für sie schon beinahe ein Full-Time-Job. Um Verzicht gehe es dabei nicht. Im Gegenteil.

Ihr Bett steht in einer alten Villa in Winterthur ZH. Dort wohnt Jasmin Helg mit 13 anderen Menschen zusammen. Das Zimmer ist ihr einziger privater Raum. Der Rest wird geteilt: die Küche, die Stube, der Garten – und der Drucker. «So brauche ich weniger Ressourcen.»

Ein Auto besitzt Jasmin Helg nicht. Und kein Velo. Aber sie ist Mitglied bei ­einer Foodkooperative. Das bedeutet, sie muss auch aufs Feld: Salat anpflanzen, Rüebli sortieren. Ihr Öl, den Reis und Zucker bezieht die WG ebenfalls über eine Kooperative. In grossen Säcken – so fällt kein Plastik an.

Die vierzehn ernähren sich mehrheitlich vegan. Ist sie eingeladen, verzehrt Helg aber auch mal Milchprodukte, in ganz seltenen Fällen auch Fleisch. «Ich will nicht allzu kompliziert sein.»

Bei Coop und Migros kauft sie schon lange nicht mehr ein. «Diese Konzerne sind mir zu gross und undurchsichtig.» Helg will mit ihrem Geld nur unterstützen, wohinter sie voll und ganz stehen kann.

Ihre Kleider sind aus dem Brockenhaus. Das letzte Kleidungsstück, das sie sich neu gekauft hat? Sie studiert lange. Sagt dann: «Lederne Wanderschuhe.» Aber solche, bei denen sie wisse, von welcher Kuh das Leder kommt und wie das Tier gelebt hat.

Reisen als Luxus

Wenn Helg verreist – was sie durchaus tut –, dann bewusst. Dieses Jahr waren sie und ihr Partner mit dem Auto in der Toskana – mit dem Auto?! «Ich habe mir lange überlegt, ob ich mit einem ausgeliehenen Auto hinfahren soll.» Mit dem öffentlichen Verkehr wäre es mühsam gewesen. «Es war ein Luxus, den ich mir gönnte.»

Ihr Schminktäschli ist winzig. Denn mit Lippenstift und Co. hat sie schon lange aufgehört – «sind wir nicht alle genug schön?» In ihrem Necessaire sind also bloss: eine ökologische Bambuszahnbürste, kleine Tabs, die man kiloweise unverpackt kaufen, einzeln im Mund aufschäumen und so die Zähne putzen kann, eine Haarbürste, die sie schon seit 30 Jahren besitzt, ein Mineralstein-Deo, ein Shampoo in fester Form, aufbewahrt in ­einem Aludöschen und eine im Bergell hergestellte Bodylotion – im Plastikfläschchen.

«Ich habe oft trockene Haut.» Ist es leer, werde sie nach einer Lösung in Glas Ausschau halten.

Ihr Laptop hat kürzlich den Geist aufgegeben. Ein Kollege gab ihr seinen. Der ist alt, funktioniert aber wunderbar. Nur der Akku sei defekt. Helg will ihn ersetzen lassen. Kleider flickt sie selber.

Wer nachhaltig leben wolle, müsse das gemeinsam mit anderen tun. Mehr reden, mehr teilen. Das tue gut, gebe Sinn.

Verzicht gegen Ausbeutung

Andererseits findet Helg nicht, dass man Verzicht üben müsse, um das Klima zu schonen und keine Menschen auszubeuten, im Gegenteil: «Ich bin zufrieden, habe mehr Zeit für andere Menschen im Leben.»

Ihre Beobachtung: «Wir haben hier doch alles und noch mehr – eine glückliche Gesellschaft sind wir deswegen nicht.»

Beruflich setzt sie sich dafür ein, dass ihr Lebensstil von immer mehr Menschen geteilt wird. Die gelernte Hochbauzeichnerin ist heute Co-Präsidentin von Transition Zürich, einer Onlineplattform, die all die vielen Projekte, die es in Zürich für einen nachhaltigen Lebensstil bereits gibt, vernetzen und sichtbar machen will.

2500 Franken verdient sie monatlich,­ so viel, wie das bedingungslose Grundeinkommen, das sie fordert. Damit lebe sie gut.

Müssten wir denn nun alle so leben, um den Klimawandel zu stoppen? «Ja!», sagt Helg. «Und es wäre für jeden Menschen in der Schweiz machbar.»

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Thiam könnte erstmals schwarze Zahlen schreiben: Das fehlt dem CS-Chef noch zum Superstar

Sun, 08/05/2018 - 18:17

Dieses Jahr dürfte Tidjane Thiam das erste Mal Schwarze Zahlen als Chef der Credit Suisse schreiben. Kostenmässig hat er die Bank fit getrimmt. Jetzt braucht er eine Wachstumsstrategie.

Seiner hat drei Meter mehr als der von Nachbar Christoph Blocher: 25 Meter Länge misst der Pool in Tidjane Thiams Herrliberger Villa auf der Sonnenseite des Zürichsees. Aber auch sonst hat der Chef der Credit Suisse diese Woche überzeugende Zahlen präsentiert. Viele Finanzanalysten glauben sogar, Thiam stehe besser da als Konkurrent Sergio Ermotti mit seiner UBS (siehe Tabelle).

Thiams bisherige Geschichte bei der Credit Suisse hat drei Kapitel – und ein ungeschriebenes viertes. Die Zusammenfassung: Am Anfang schien es, Thiam könne übers Wasser laufen. Später traute man ihm nicht einmal mehr das Schwimmen zu. Jetzt aber scheint er auf festem Boden angekommen. Nur die Kür steht noch aus.

Kapitel 1: «The Lion King»

Am 10. März 2015 wird Tidjane Thiam als neuer Chef der Credit Suisse angekündigt. Die CS-Aktie hüpft vor Freude: Rund acht Prozent Kursgewinn machen die Bank um Milliarden Franken wertvoller. Hauptgrund für die Vorschusslorbeeren an der Börse ist Thiams Erfolg als Chef der britischen
Lebensversicherung Prudential. Deren Wert hat Thiam fast ver­dreifacht. Damit hat er auch die Schweizer Konkurrentin Swiss Life weit hinter sich gelassen.

Die Kommentare in den Schweizer Medien klingen überrascht, aber meist positiv. Skurriles, sogar Rassistisches kommt hinzu. Der Schweizer Kabarettist Gabriel Vetter tweetet am 12. März 2015: «Es soll ja ernsthaft Journalisten geben in diesem Land, die finden, die Diskussion um den neuen CS-Chef sei nicht rassistisch geprägt. #höhö.»

Skurril der «Tages-Anzeiger» tags darauf im Kulturteil, wo ein Text zur Premiere des Musicals «The Lion King» in Basel so eingeleitet wird: «Der Zeitpunkt ist perfekt: Nur wenige Tage nachdem der franko-ivorische Manager Ti­djane Thiam überraschend zum neuen CEO der Credit Suisse ernannt worden war,
feierte das Musical ‹The Lion King› am Donnerstag in Basel Premiere. Afrika ist damit gleich doppelt in der Schweiz angekommen.»

Kapitel 2: Der Wind dreht

Am 1. Juli 2015 beginnt Thiam bei Credit Suisse zu arbeiten. Er präsentiert sich als guter Kommunikator. Der Unterschied zu seinem Vorgänger, dem Amerikaner Brady Dougan, könnte nicht grösser sein. Dougan war eher spröde, ein Langstreckenläufer, der nur Cola light trank und nie wirklich Deutsch lernte.

Thiam spricht sehr gut Deutsch, mit Charme und Humor. Ein Tag ohne Lachen sei für ihn ein verlorener Tag, sagt er dem Schweizer Fernsehen. Bei einem Treffen mit Journalisten reisst er in kleiner Runde einen Witz nach dem anderen. Auch die Aktionäre haben allen Grund, fröhlich zu sein: Der Aktienkurs steigt bis Ende Juli.

Dann dreht der Wind. Mit dem angepeilten Wachstum in Asien dürfte es schwierig werden. Der Abbau im Investmentbanking provoziert Widerstand. Thiam wird nachgesagt, er sei abgehoben, der typische Absolvent einer französischen Eliteschule. Er habe keine Ahnung vom Banking, schliesslich sei er ein Versicherungsmann.

Verwirrung lösen auch seine überraschenden Ernennungen im Topkader aus. Mit Iqbal Khan wird ein Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young zum Leiter des internationalen Vermögensverwaltungs­geschäfts. Und mit Thomas Gottstein steigt ein Investmentbanker zum Chef des Schweizer Geschäfts bei Credit Suisse auf. Zuvor galt Gottstein vor allem als begnadeter Dealmaker – und als Golfcrack, der jahrelang mit einem Handicap von 0,2 das Ranking im Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» anführte.

In drei Jahren bei der CS muss Thiam immer wieder Verluste ausweisen. Im ersten Jahr wird ein grosser Abschreiber auf dem Investmentbanking fällig. Im zweiten wechselt das Jahresergebnis wegen einer Milliardenbusse im Zusammenhang mit US-Immobilienpapieren auf Rot.

Und letztes Jahr zerrte die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump das Ergebnis ins Minus.

Kapitel 3: «Banker of the Year»

Hat er bisher nur rote Zahlen geliefert, wird er 2018 mit Credit Suisse schwarze schreiben. Allein im zweiten Quartal beträgt der Reingewinn der Grossbank 647 Mil­lionen Franken. Selbst Kritiker bescheinigen Thiam, er habe Dynamik ins Haus gebracht, sogar einen gewissen Optimismus – obwohl er gleichzeitig
die Kosten deutlich senken konnte.

Das Branchenblatt «Euromoney» kürte ihn vor kurzem gar zum «Banker of the Year».

Kapitel 4: Die Bewährung

Die Richtung stimmt, aber die Zahlen sind noch lange nicht gut genug. Insbesondere die Eigenkapitalrendite liegt in den Augen von Finanzanalysten viel zu tief. Mindestens zweistellig müsse sie sein.

Und einigen Investoren geht der Umbau der Bank bisher viel zu wenig weit. Rudolf Bohli, ein aktivistischer Investor, der rund 100 Millionen Franken in Aktien der Credit Suisse investiert hat, sieht noch viel Automatisierungspotenzial und formuliert radikal: «Es soll alles automatisiert werden, von vorne bis hinten. Menschen sollten nur noch dort eingesetzt werden, wo der Kunde menschlichen Kontakt will oder wo gesetzliche Vorschriften es verlangen.»

Die Kür stehe Thiam erst noch bevor, sagt Bankenexperte und Finanzunternehmer Adriano Lucatelli, der bereits bei CS und UBS im Management tätig war. «Nach Anfangsschwierigkeiten hat Thiam einen guten Job gemacht. Er hat die Bank kostenmässig fit getrimmt. Jetzt muss er die Frage beantworten, wie die Bank wachsen kann», so Lucatelli.

Jetzt ist es an Tidjane Thiam, das vierte Kapitel seiner Geschichte bei Credit Suisse zu schreiben.

Wenn ihm dann auch noch die Kür gelingt, kann er zum Superstar der Manager-Gilde werden.

Wie Christoph Blocher einer war, bevor ihn seine Tochter überflügelte. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Auch Gewerbevertreter wehren sich: «Acht-Tage-Regel ist nicht verhandelbar»

Sun, 08/05/2018 - 18:12

Die EU erwartet vom Bundesrat eine Anpassung der Acht-Tage-Meldefrist für ausländische Firmen. Die Schweizer Wirtschaft wehrt sich.

Wenn der Bundesrat die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU retten will, braucht er eine Einigung mit den Sozialpartnern und Kantonen. Die grösste Knacknuss sind die Gewerkschaften: Sie wehren sich vehement gegen Konzessionen bei den flankierenden Massnahmen, wie sie Brüssel von der Schweiz erwartet. Erste Treffen haben nun diese Woche stattgefunden.

 

Die EU stösst sich an der Acht-Tage-Meldefrist für ausländische Firmen, die Aufträge in der Schweiz ausführen. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) winkte schon vor den Gesprächen ab, doch auch einige Vertreter des Gewerbes machen sich für die Frist stark. So der Schweizerische Plattenverband (SPV), die Branchenorganisation des Plattengewerbes.

In einem Schreiben, das SonntagsBlick vorliegt, wandte sich der SPV Ende Juli direkt an Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (66, FDP), der für die Landesregierung einen Kompromiss sondieren soll. «Korrekt handelnde Schweizer Handwerksbetriebe sind akut gefährdet, wenn es nicht gelingt durchzusetzen, dass sich alle Firmen aus dem In- und Ausland an die geltenden Mindestarbeitsbedingungen halten müssen», heisst es darin

Qualität der Kontrollen leidet

Die Kontrollen, gerade bei ausländischen Firmen, die nur kurz in der Schweiz arbeiteten, seien anspruchsvoll. Die Acht-Tage-Regel sei daher schon heute knapp. Bei einer Verkürzung der Frist würden wirksame Kontrollen empfindlich erschwert. «Für uns geht es schlicht darum, dass alle über die gleich langen Spiesse verfügen», sagt SPV-Zentralpräsident Konrad Imbach (59) auf Anfrage.

«Wenn wir unsere Mitarbeiter richtig entlöhnen und den Nachwuchs richtig ausbilden wollen, geht dies nur dann, wenn die flankierenden Massnahmen tatsächlich durchgesetzt werden.»

Daher sei für den Verband auch «die Acht-Tage-Regel nicht verhandelbar». Sonst bleibe zu wenig Zeit für die Organisation der Kontrollen, sagt Verbandspräsident Konrad Imbach. Die Branche habe soeben einen landesweiten Gesamtarbeitsvertrag (LGAV) verabschiedet. «Diesen wollen wir aufrechterhalten. Wenn wir nun aber die flankierenden Massnahmen aufweichen, fragen sich unsere Mitglieder zu Recht, warum sie diesem LGAV zugestimmt haben.»

Skepsis auch in der Westschweiz

In der Westschweiz äussert sich derweil die Fédération des Entreprises Romandes (FER) skeptisch gegenüber einer Aufweichung der flankierenden Massnahmen. FER-Präsident Ivan Slatkine, (45) ist der Meinung, dass die Acht-Tage-Regel Stand heute beibehalten werden sollte. Sie habe sich bewährt. Und sie ist aus seiner Sicht wichtig für die Haltung der Stimmbürger.

«Die Vorschläge von Herrn Schneider-Ammann und Herrn Cassis haben uns insofern überrascht, als die Idee, die Acht-Tage-Frist für entsandte Arbeitnehmer zu verkürzen, die Akzeptanz der bilateralen Abkommen durch die Bevölkerung in unserem Land schwächen könnte», so Slatkine. Änderungen seien in der Zukunft wohl möglich, vorausgesetzt, dass effiziente Kontrollen Lohndumping künftig vermeiden.

Der Widerstand gegen eine Anpassung der flankierenden Massnahmen hat längst das Gewerbe erreicht. Das macht die Aufgabe von Bundesrat Schneider-Ammann nicht eben leichter.

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Klares 3:0 gegen Aufsteiger Xamax: Sion behält im Romand-Derby den kühleren Kopf

Sun, 08/05/2018 - 18:00

Der FC Sion feiert im dritten Super-League-Spiel den zweiten Sieg in Serie. Daheim setzen sich die Walliser dank einer Kasami-Doublette und einem Grgic-Goal gegen Xamax durch.

Das Spiel:
Das erste Meisterschaftsduell und Romand-Derby seit November 2011 ist im Glutofen Tourbillon bei rund 35 Grad eine klare Sache. Sion hat gegen den Aufsteiger deutlich mehr Spielanteile und den kühleren Kopf. Besonders starke zehn Minuten vor und nach der Pause machen den Unterschied aus. Die grösste Xamax-Chance hat Nuzzolo (87.), der nur den Pfosten trifft. Sion zeigt ein gefälliges Match, Trainer Jacobacci und Präsi Constantin dürfen zufrieden sein.

Die Tore:
37. Minute, 1:0 | Pajtim Kasami.  Sions Bastien Toma prüft Xamax-Keeper Laurent Walthert mit einem Flatterball aus rund zwanzig Metern. Dieser lässt den hohen Schuss abprallen, der Ball kommt halbrechts zu Pajtim Kasami. Mit ein paar Schritten Anlauf schlenzt er den Ball mit links toll in die linke entferntere Ecke ins Netz.

40. Minute, 2:0 | Pajtim Kasami. Ein Doppelpack! Nur drei Minuten nach dem 1:0 schlägt Kasami wieder zu. Sions Verteidiger André Neitzke spielt ihn wunderbar an, Kasami lässt Xhemajli und Kamber stehen und trifft flach.

47. Minute, 3:0 | Anto Grgic. Carlitos hat alle Zeit der Welt zum flanken. Im Strafraum steht Anto Grgic, der keine Mühe hat, das Leder zu versenken. Es ist schon Grgics dritter Saisontreffer.

Der Beste:
Kasami zeigte sich laufstark und war offensiv stets sehr präsent. Er leitete mit seinen zwei Toren kurz vor der Pause den Sieg der Walliser ein.

Der Schlechteste:
Arbenit Xhemajli hatte mit der schnellen Sittener Offensive viel Mühe und ermöglichte mit seinem Fehler das 0:2.

Das gab zu reden:
Schöne Geste der Sion-Fans! Sie würdigen den verstorbenen Xamax-Präsidenten Gilbert Facchinetti mit einem Plakat.

 

 

So gehts weiter:
Xamax empfängt nächsten Samstag Thun um 19 Uhr, Sion reist am Sonntagnachmittag (16 Uhr) nach Basel.

Sion – Xamax: 3:0 (2:0)

Tourbillon 10’800 Fans, SR: Bieri

Tore: 37. Kasami 1:0, 40. Kasami 2:0, 47. Grgic 3:0

Sion: Fickentscher; Maceiras, Raphael, Neizke, Abdellaoui; Mveng, Toma, Grgic; Kasami, Carlitos; Djitté

Xamax: Walthert; Gomes, Sejmenovic, Xhemajli, Kamber; Di Nardo, Corbaz; Veloso, Cicek, Doudin; Nuzzolo.

Einwechslungen:
Sion: Uldrikis (55. für Djitté), Baltazar (66. für Carlitos), Ndoye (74. für Mveng)
Xamax: Ramizi (46. für Corbaz), Ademi (46. für Cicek), Tréand (70. für Veloso),

Gelbe Karten: 22. Doudin, 59. Ademi (beide Foul).

Die Noten

Sion: Fickentscher 5; Maceiras 5, Raphael 5, Neizke 5, Abdellaoui 5; Mveng 4, Toma 4, Grgic 5; Kasami 6, Carlitos 4; Djitté 4

Xamax: Walthert 3; Gomes 4, Sejmenovic 4, Xhemajli 3, Kamber 4; Di Nardo 4, Corbaz 3; Veloso 4, Cicek 3, Doudin 4; Nuzzolo 4.

 

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Thun für Kampf schlecht belohnt: St. Gallen zittert sich zum zweiten Saisonsieg

Sun, 08/05/2018 - 18:00

75. Minuten lang scheint die Partie im Kybunpark entschieden. Doch trotz 3:0-Führung der St. Galler kommen die Thuner noch auf 3:2 ran, die Espen bringen das Ding aber nach Hause.

Das Spiel: Die St. Galler verdauen ihr bitteres Europa-League-Aus gegen Sarpsborg mit einem Blitzstart. Nach nur elf Minuten ist die Partie so gut wie entschieden. Verantwortlich dafür ist ein neuer Mann in der Espen-Startelf: Stjepan Kukuruzovic. Der Schweiz-Kroate trifft per Freistoss und Weitschuss zweimal herrlich. Die Thuner finden nicht ins Spiel, hinten lassen sie den Ostschweizern zu viel Platz und vorne sind die Berner Oberländer ideenlos. Kurz vor der Pause muss sich Thun-Keeper Faivre zum dritten Mal geschlagen geben. Cedric Itten markiert seinen dritten Treffer im dritten Spiel und manövriert sich damit an die Spitze der Super-League-Torschützenliste (zusammen mit Sion-Knipser Grgic). Bis 15 Minuten vor Schluss scheint die Partie entschieden, doch die St. Galler machen das Spiel nochmals spannend. Die Berner Oberländer profitieren in drei Minuten gleich doppelt von den bekannten Defensiv-Schwächen der Ostschweizer. Thun drückt auf den dritten Treffer – St. Gallen rettet sich aber über die Zeit und holt sich den zweiten Saison-Sieg.

Die Tore:
4. Minute, 1:0 | Stjepan Kukuruzovic: Blitzstart der Espen! Der neue Mann in der Startformation von St. Gallen fasst sich ein Herz und tritt zum Freistoss an. Der Schweiz-Kroate hämmert den Ball durch die löchrige Thun-Mauer. Keine Chance für Thun-Keeper Faivre.

11. Minute, 2:0 | Stjepan Kukuruzovic: Was für ein Traum-Schuss! Kukuruzovic trifft den Ball perfekt und doppelt nach. Voller Selbstvertrauen zieht der 29-Jährige aus ähnlicher Position wie beim 1:0 ab. Ein Strich! Via Innenpfosten landet das Leder im Netz – auch hier ist Faivre chancenlos.

44. Minute, 3:0 | Cedric Itten: Auf ihn ist Verlass: St. Gallen lässt den Ball gut laufen, Itten hat Platz und zieht ab. Der platzierte Schuss zappelt im Netz, damit bucht der 21-Jährige schon seinen dritten Treffer im dritten Spiel u. Apropos: Mann des Spiels, Kukuruzovic, darf sich noch einen Assist gutschreiben lassen.

75. Minute, 3:1 | Dejan Sorgic: Wirbel im Espen-Strafraum. Die St. Galler können den Ball nicht richtig klären und Sorgic nutzt die Chance. Der Thun-Stürmer trifft aus dem Nichts.

78. Minute, 3:2 | Dennis Salanovic: Es wird wieder hochspannend! Espen-Keeper Stojanovic fliegt an einer Flanke vorbei. Riesen-Bock. Danach stimmt die Zuordnung im Strafraum nicht. Salanovic bedankt sich. Zwei Thun-Treffer in drei Minuten!

Der Beste: Zwei Tore, ein wunderbarer Assist: Stjepan Kukuruzovic.

Der Schlechteste: Kenan Fatkic, In dieser Verfassung nicht Super-League-tauglich.

Das gab zu reden: Die FCSG-Fans reiben sich die Augen, als die Startformation der Espen bekannt wird. Marco Aratore fehlt auf dem Matchblatt. Grund: Der Espen-Flügel wechselt nach BLICK-Informationen ins Ausland! Damit reisst eine unglaubliche Serie. Der 27-Jährige verpasste am 28.11.2015 (!) das letzte Super-League-Spiel für den FC St. Gallen.

So gehts weiter: Der FC St. Gallen muss heute in einer Woche beim FCZ (16 Uhr) ran. Thun reist einen Tag früher, am Samstag, nach Neuenburg und trifft dort auf Aufsteiger Xamax (19 Uhr).

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St. Gallen – Thun 3:2 (3:0)

Kybunpark, 11'272 Fans, SR: Fähndrich

Tore: 4. Kukuruzovic 1:0. 11. Kukuruzovic 2:0. 44. Itten (Kukuruzovic) 3:0. 76.  Sorgic (Salanovic) 3:1. 78. Salanovic (Karlen) 3:2.

Bemerkungen: SG ohne Koch und Muheim (beide verletzt), Barnetta (Trainingsrückstand) und Wiss, Bakayoko, Kchouk, Kräuchi und Nias Hefti (nicht im Aufgebot).
Thun ohne Bigler, Costanzo und Joss (alle verletzt), Gelmi (krank), Righetti und Da Silva (nicht im Aufgebot). 

Aufstellungen:
St. Gallen:
Stojanovic (3); Lüchinger (4), Silvan Hefti (4), Vilotic (4), Wittwer (4); Kukuruzovic (5), Quintilla (4), Ashimeru (5); Kutesa (4), Itten (5), Ben Khalifa (4).
Thun:
Faivre (4); Glarner (3), Sutter (3), Stillhart (3), Facchinetti (3); Hediger (4), Fatkic (3); Tosetti (4), Karlen (4), Spielmann (3); Sorgic (3).

Gelb: 34. Ben Khalifa, 36. Stillhart, 68. Quijntilla , 74. Itten, 77. Tosetti,
90. Sorgic  (alle Foul).

Einwechslungen:
SG:
Tschernegg (59. für Lüchinger).Sierro (65. für Kukuruzovic).  Tafer (81. für Kutesa).
Thun: Schwizer (32. für Fatkic). Salanovic (67. für Spielmann). Hunziker (87. für Tosetti).

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Schon wieder in Lombok: Erdbeben in Indonesien kostet über 80 Menschen das Leben

Sun, 08/05/2018 - 17:59

Erneut bebte die Erde auf der indonesischen Insel Lombok. Das Beben war so stark, dass es auf der nahegelegenen Ferieninsel Bali spürbar war. Mehr als 80 Menschen kamen ums Leben. Ob Schweizer Betroffen sind, klärt das EDA derzeit ab.

Die indonesische Ferieninsel Lombok ist am Sonntag zum zweiten Mal innert einer Woche von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Das Beben hatte eine Stärke von 7,0 und war damit noch gewaltiger als die Erschütterungen von vor wenigen Tagen. Die Zahl der Toten sei zudem auf 82 gestiegen. Dies teilte der örtliche Katastrophenschutz am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Hunderte Menschen seien zudem bei den schweren Erdstössen verletzt worden.

Zuvor hatten die lokalen Behörden von mindestens 39 Todesopfern gesprochen. Tausende Einwohner und Feriengäste flohen aus ihren Häusern beziehungsweise ihren Hotels ins Freie. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von rund zehn Kilometern und war auch auf der Nachbarinsel Bali zu spüren.

Schweizer bislang nicht betroffen

Die Schweizer Vertretung in Jakarta steht laut einer Mitteilung des EDA von der Nacht auf Montag mit den zuständigen lokalen Behörden in Indonesien sowie mit mehreren Schweizern in der betroffenen Region in Kontakt. Sie prüfe derzeit, ob Schweizer Staatsangehörige blockiert seien und Unterstützung durch Dritte benötigten.

Zum aktuellen Zeitpunkt gebe es aber keine Hinweise darauf, dass Schweizer Staatsangehörige im jüngsten Erdbeben auf Lombok zu Schaden gekommen seien.

Zwei Nachbeben und eine Tsunami-Warnung

Die indonesischen Behörden gaben eine Tsunami-Warnung aus, hoben diese aber nach kurzer Zeit wieder auf. Die Behörden hatten die Menschen aufgefordert, sich vom Meer zu entfernen. «Bitte gehen Sie zu einem höher gelegenen Ort», sagte Dwikorita Karnawati, Leiterin der indonesischen Wetter- und Geophysikbehörde, einem lokalen Fernsehsender. Die Menschen sollten dabei «ruhig bleiben und nicht in Panik verfallen».

Meerwasser überflutete zwei Dörfer mit einer Höhe von zehn und 13 Zentimetern, wie Karnawati bekanntgab. Ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde ging davon aus, dass zahlreiche Gebäude in Lomboks Hauptort Mataram beschädigt worden seien. Die meisten Häuser seien mit nicht besonders widerstandsfähigem Material gebaut worden.

Balis Flughafen bei Erdbeben beschädigt

In Mataram sorgte das Erdbeben für Schrecken. «Alle rannten sofort aus ihren Häusern, jeder war in Panik», sagte ein Einwohner der Nachrichtenagentur AFP. Eine 47-jährige Frau berichtete, dass als Folge des Bebens der Strom ausgefallen sei. Patienten seien aus dem grössten Krankenhaus der Stadt in Sicherheit gebracht worden.

Der Erdstoss war auch in rund 100 Kilometern Entfernung auf der Insel Bali zu spüren gewesen. Einwohner und Touristen rannten schreiend auf die Strasse. Auch BLICK-Leserreporter, die sich derzeit auf Bali befinden, erzählen, dass sie die Auswirkungen des Bebens merklich gespürt haben.

«Vom Gebäude nebenan fielen Teile auf die Strasse», sagt der BLICK-Leserreporter. Er sah Mensch, die aus den Gebäuden und Restaurants nach draussen flüchteten. Ausser auf Lombok und Bali war das Beben auch im Osten Javas deutlich zu spüren. Der Korrespondent des australischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks ABC, David Lipson, berichtet von Schäden an Balis Flughafen.

16 Menschen bei letztem Erdbeben auf Lombok getötet

Lombok war erst letzten Sonntag, 29. Juli, von einem Erdbeben erschüttert worden. Dabei wurden 16 Menschen getötet. Ausserdem gab es mehr als 350 Verletzte. Mehr als 500 Ausflügler wurden in den folgenden Tagen von dem aktiven Vulkan Rinjani in Sicherheit gebracht, wo sie zeitweilig festsassen.

Unter ihnen waren auch annähernd 200 Touristen aus dem Ausland, darunter auch mehrere Schweizer. Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Immer wieder bebt dort die Erde, oder es brechen Vulkane aus. (SDA/rad/vof)

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Trainer Seoane zum perfekten YB-Saisonstart: «Adi Hütter hat das auf die Beine gestellt»

Sun, 08/05/2018 - 17:57

Gegen dieses YB ist kein Kraut gewachsen. In der Glutofenhitze des Stade de Suisse kommt Cupsieger Zürich mit 0:4 unter die Räder.

 

Das Spiel: Der FCZ wird im Berner Plastik-Ofen (42,1 Grad auf dem Kunstrasen) eiskalt geduscht. YB brennt förmlich auf die Cupfinal-Revanche und führt nach der Startviertelstunde bereits mit 2:0. Auch danach lancieren die Berner einen Angriff nach dem anderen über ihre Aussen-Raketen Sulejmani und Mbabu. Dem Meister gelingt fast alles. Als das Geschehen etwas abkühlt, segelt AirFrance Hoarau kurz vor der Pause zur Entscheidung.

Der zweite Durchgang ist geprägt vom Hitze-Zerschleiss: YB muss nicht mehr, der FCZ kann nicht mehr. Joker Nsame schliesst einen blitzsauberen Konter noch zum 4:0 ab.

So kann Trainer Gerry Seoane auch schon den einen oder anderen Gedanken an den Montag verscwhenden. Um 12 Uhr wird in Nyon der Gegner von YB in den Champions-League-Playoffs ausgelost (live auf BLICK). Doch YB kennt seinen Gegner nur dann definitiv, wenn es Hollands Meister PSV Eindhoven ist. Die anderen möglichen Gegner stehen sich in der dritten Qualifikationsrunde gegenüber. Es sind dies: Celtic Glasgow gegen AEK Athen, Red Bull Salzburg gegen Shkendija aus Tetovo in Mazedonien, Astana aus Kasachstan gegen Dinamo Zagreb.

Die Tore:
13. Minute, 1:0 | Miralem Sulejmani.
Eine meisterliche Kombination: Hoarau per Hacke in die Gasse. Und schon steht Sulejmani alleine vor FCZ-Brecher. Der Serbe spitzelt, Mirlind Kryeziu fälscht unhaltbar ab

15. Minute, 2:0 | Christian Fassnacht. Diesmal glänzt Sulejmani als Vorbereiter und offenbart immense Lücken in der FCZ-Abwehr. Fassnacht verwertet dessen hohen Zaubr-Steilpass mit einem platzierten Flachschuss.

45. Minute, 3:0 | Guillaume Hoarau. Sulejmani trocknet FCZ-Rüegg an der Grundlinie ab und flankt in die Mitte. Brecher bringt die Kugel nicht weg. Hoarau lauert am zweiten Pfosten, überspringt Rüegg und nickt ein.

76. Minute, 4:0 | Jean-Pierre Nsame. Fassnacht erobert den Ball im Vollsprint, überrennt die gesamte FCZ-Abwehr und legt auf den mitgelaufenen Nsame ab. Dieser hämmert das Leder humorlos unters Tordach.

Der Beste: Das ging ja wieder Ruki-Zuki dank Zuki, so der Übername von Miralem Sulejmani. Nach 12 Minuten spitzelt der Serbe das 1:0. Dann bucht er zwei Zuckerassists. Dazwischen ist eine leichte Tendenz zu Hochnäsigkeit auszumachen...

Der Schlechteste: Wen soll man da nehmen? Qual der Wahl, so viele FCZler waren grottenschlecht. Am schlechtesten wohl Pa Modou, dem die Glutofenhitze gar nicht behagt. Er wirkt gegen die YB-Gazellen Mbabu, Fassnacht und Sulejmani wie ein tapsiger Tanzbär.

Statistik: Der Kracher war vor dem Spiel der erste Spitzenkampf der Saison. Nach Schlusspfiff ist klar: YB zementiert die Leaderposition, Zürich fällt ins Mittelfeld zurück. Und: YB und Goalie David von Ballmoos bleiben in der Saison 2018/19 weiter ohne Gegentreffer.

Das gab zu reden 1: Die gelb-schwarze Ungeschlagenheit im Stade de Suisse feiert bald den Einjährigen: Am 9. August 2017 verlor YB beim legendären 0:4 gegen Thun letztmals ein Super-League-Heimspiel.

Das gab zu reden 2: Wenn unter den Abwesenden auf dem Aufstellungsblatt schlicht «nicht im Aufgebot» bei einem Namen steht, ist der Abwesende weder verletzt, krank, Vater geworden, in der U21 eingesetzt oder dergleichen. Im Fall von FCZ-Spieler Rodriguez bedeutet es: nicht mehr erwünscht. Er könnte zu Lausanne gehen. Im Fall von Dwamena heisst das: Kopf nicht frei. Seine nächste Station heisst wohl ZSKA Moskau. Und unter «verletzt» figurieren mit Sarr und Kempter zwei weitere nicht mehr Erwünschte im mit 33 Mann viel zu grossen FCZ-Kader.

Noten:
YB: Von Ballmoos 4; Mbabu 6, Wüthrich 4, Von Bergen 4, Benito 5; Fassnacht 5, Sow 5, Sanogo 5, Sulejmani 6; Ngamaleu 5, Hoarau 5.

Zürich: Brecher 3; Rüegg 2, Palsson 3, M. Kryeziu 2, Pa Modou 1; Marchesano 2, Domgjoni 3, H. Kryeziu 3, Kololli 2; Frey 2, Winter 1.

So gehts weiter: YB gastiert kommenden Sonntag in Luzern (16 Uhr). Zürich empfängt gleichzeitig St. Gallen.

**********

YB – Zürich 4:0 (3:0)

Stade de Suisse  – 22 827 Fans – SR: Schnyder (5)

Tore:
12. Sulejmani (Hoarau) 1:0

15. Fassnacht (Sulejmani) 2:0

45. Hoarau (Sulejmani) 3:0

75. Nsame (Fassnacht) 4:0

Einwechslungen:
YB:
Lauper (67. für Sulejmani)

Nsame (67. für Hoarau)

Schick (80. für Fassnacht)

Zürich:
Odey (46. für Winter)

Khelifi (62. für Marchesano)

Nef (76. für Kololli)

Gelb:
31. Benito (Foul). 34. Von Bergen. 34. Kololli (beide Unsportlichkeit). 63. Domgjoni. 91. Rüegg (beide Foul)

Aufstellungen:
YB: Von Ballmoos; Mbabu, Wüthrich, Von Bergen, Benito; Fassnacht, Sow, Sanogo, Sulejmani; Ngamaleu, Hoarau.

Zürich: Brecher; Rüegg, Palsson, M. Kryeziu, Pa Modou; Marchesano, Domgjoni, H. Kryeziu, Kololli; Frey, Winter.

Bemerkungen: YB ohne Lotomba, Assalé, Teixeira (verletzt) – FCZ ohne Bangura, Maouche, Kempter, Sarr (verletzt). Dwamena und Rodriguez nicht im Aufgebot.

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Inklusivität ist die neue Exklusivität: Wer zahlt, ist dabei

Sun, 08/05/2018 - 17:56

Luxusfirmen wie Gucci wollen Mode allen zugänglich machen. Allen, die bereit sind, 420 Franken für Badeschlappen auszugeben.

Inklusivität heisst das neue Trendwort der Modebranche. Gemeint ist das Gegenteil von Exklusivität. Vereinfacht: Ein Kunde soll nicht mehr betteln müssen, um auf die Warteliste für eine seltene Tasche zu kommen, sondern das Modell in jeder Farbe aus dem Laden mit nach Hause nehmen können.

Vorausgesetzt, er kann es sich leisten. Denn die Preise sind noch dieselben wie zu Zeiten, als Exklusivität Luxus definierte. Die Marke Gucci hat ihren Umsatz beinahe verdoppelt, seit sie auf Inklusivität setzt. Die vielen Fans des italienischen Modehauses geben viel Geld aus für etwas, das viele besitzen. Damit das so bleibt, wird in der Werbung die Illusion einer coolen, jungen Clique kreiert, zu der jeder gehört, der ein Gucci-Produkt besitzt.

Auch die Shops setzen auf Kundennähe – Kleider und Accessoires dürfen angefasst werden, Vitrinen gibts keine. Der Besucher taucht ein in ein gemütliches Ambiente und fühlt sich absolut willkommen.

Wie sich das Geschäft mit Inklusivität auszahlt, zeigt die neue Kollaboration von Gucci mit dem Designer Dapper Dan (73, gebürtig Daniel Day) und dessen gleichnamigem Brand. Der ehemalige Kleinkriminelle führte in den 80er-Jahren in Harlem, New York City, ein Atelier, in dem er gefälschte Markenklamotten designte.

Hip-Hop-Stars wie die Mitglieder des Trios Salt 'n' Pepa, Sportler wie der Boxer Mike Tyson und erfolgreiche Drogendealer rissen sich um die mit riesigen Gucci-Logos bedruckten Lederjacken und um Ganzkörper-Outfits, die flächen­deckend mit dem Louis-Vuitton-­Logo bedruckt waren.

Dapper Dans Kleider, alles Spe­zialanfertigungen, waren Statussymbole, die sich nur die wenigsten leisten konnten. Als erster Designer, der Luxusmode verkaufte, die sich nicht an eine weisse Kundschaft richtete, gehört er zum afroamerikanischen Kulturgut.

Sie trieben ihn in den Ruin, jetzt verdienen sie mit ihm Geld

Das Internet und die damit verbundenen Kommunikationskanäle gabs in der heutigen Form noch nicht, Dapper Dan konnte relativ lange unentdeckt seinem Geschäft nachgehen.

Irgendwann begannen die Marken dann doch zu klagen, auch Gucci. 1992 musste er sein Atelier schliessen. Als Gucci 2017 einen Look von Dapper Dan ungefragt zurück kopierte, löste das im Internet einen Shitstorm aus. Dass er jetzt mit Gucci zusammen Kleider entwirft, die an damals erinnern, kann man ihm nicht verübeln.
Dass sich ein Unternehmen an jemandem bereichert, den es in den Ruin getrieben hatte, ist allerdings daneben. Genauso wie die fast schon lächerlich hohen Preise, die für die Teile verlangt werden.

So kostet ein Paar Badeschlappen aus Leder 420 Franken. Für eine mit Swarovski-Kristallen besetzte Brille ohne Korrektur aus dem Naturmaterial Acetat verlangt Gucci mehr als 1000 Franken. Die Produkte können Interessierte mit ein paar wenigen Klicks online bestellen. Es ist genug für jeden da.

Inklusivität hin oder her: Es gibt schönere Vorstellungen als weisse Modebloggerinnen, die nichts mit Hip-Hop am Hut haben und jetzt plötzlich wie Rapper aus den heruntergekommmenen New Yorker Vierteln der 80er-Jahre herumlaufen. 

 

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