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Updated: 3 days 10 hours ago

Der abtretende EU-Chef über die Asylfrage, Trump und Skeptiker: «Wir brauchen Einigkeit»

Wed, 09/12/2018 - 21:58

BRÜSSEL - Für Jean-Claude Juncker, den Präsidenten der Brüsseler EU-Kommission, war es die letzte Rede «Zur Lage der EU». Seine Amtszeit endet im nächsten Jahr. Im Interview spricht er über die Themen, die Europa zurzeit bewegen.

2019 macht Jean-Claude Juncker (63) nach fünf Jahren Schluss mit der EU. In einem Interview spricht er als abtretender EU-Chef über die Brennpunkte innerhalb der europäischen Union, die Migrationskrise, Angriffe aus Italien und über US-Präsident Trump.

Herr Juncker, das Europäische Parlament hat sich am Mittwoch mit grosser Mehrheit für Strafmassnahmen gegen Ungarn ausgesprochen. Nun muss die Kommission handeln – werden Sie gegen Budapest vorgehen?
Jean-Claude Juncker: Wenn ich Mitglied des Parlamentes wäre, hätte ich genauso gestimmt. Die Kommission hat Instrumente, die gegen ein Land, das die Rechtsstaatlichkeit verletzt, eingesetzt werden können. Ich stehe deshalb ganz auf der Seite des Parlamentes.

Sie gehören der Europäischen Volkspartei (EVP) an, zu der auch die ungarische Regierungspartei Fidesz zählt. Finden Sie, das passt noch?
Ich habe Probleme damit, dass Ministerpräsident Viktor Orbán mit seiner Partei weiter der Europäischen Volkspartei angehört. Und ich meine, dass die EVP in der nächsten Zeit darüber entscheiden muss, ob das in Ordnung ist.

Die Zahl der EU-Skeptiker wird zunehmend grösser. Aus Italien kommen fast nur noch Angriffe auf Brüssel. Wir kommen Sie mit der Regierung in Rom klar?
Ich habe erst vor wenigen Tagen mit Ministerpräsident Giuseppe Conte gesprochen und ihm erzählt, was die EU alles für sein Land getan hat – übrigens auch zur Bewältigung der Migrationslasten. Seit 2015 wurden 882 Millionen Euro nach Rom überwiesen, um die Aufwendungen für die Betreuung von Flüchtlingen auszugleichen. Wir haben genau das getan, was einige Politiker in Rom gefordert haben: Italien darf 18 Milliarden Euro mehr Schulden machen, um besondere Aufwendungen tragen zu können. Die Bewältigung der Migrationskrise war eine Priorität der EU, und wir haben Länder, die diese Aufgabe übernommen haben, nicht allein gelassen.

Innenminister Matteo Salvini sieht das gar nicht so freundschaftlich ...
Ich weiss. Er sagt, jedes Mal, wenn ich den Mund aufmache, bekomme er mehr Stimmen. Deshalb rede ich auch nicht so viel darüber.

Sie haben vor drei Jahren eine ganze Reihe von Initiativen ergriffen, um die illegale Migration zu stoppen und ein gemeinsames Asylrecht auf den Weg zu bringen. Trotzdem scheint nur wenig gelöst. Würden Sie heute etwas anders machen?
Nein, weil eine ganze Reihe dieser Beschlüsse von einigen Mitgliedstaaten nicht umgesetzt wurden und deshalb auch nicht wirken können. Ich verstehe, dass einige Regierungen überrascht vom Ausmass der Krise und den von uns vorgeschlagenen Massnahmen waren. Aber man darf schon auch fragen: Tschechien hat bisher 28 muslimische Flüchtlinge aufgenommen. Kann man da von einer «Invasion» sprechen?

Alle reden von der fehlenden Einigkeit in der Migrationskrise. Wie wollen Sie die denn wiederherstellen?
Es stimmt: Wir brauchen Einigkeit. Aber dafür müssen sich alle Seiten bewegen. In meiner Rede habe ich angekündigt, dass wir nun den europäischen Küsten- und Grenzschutz ausbauen. Bis 2027 werden 10'000 zusätzliche Experten eingestellt. Und sie bekommen erheblich mehr Kompetenzen, beispielsweise zur Ausweisung. Es gibt Staaten, die haben ihre Solidarität längst gezeigt. Nun müssen sich die bewegen, die bisher glaubten, das ginge sie nichts an.

In wenigen Tagen treffen Sie mit den Staats-und Regierungschefs in Salzburg zusammen. Das Ziel: endlich einen Durchbruch in der Asylpolitik schaffen. Was erwarten Sie von dem Gipfel?
Die Europäische Asyl-Agentur wird kommen. Wir werden den Küsten- und Grenzschutz ausbauen, wir werden ihm neue Kompetenzen auch für die Abschiebung geben. Das wird getan. Ich bin sicher, dass die Mitgliedstaaten hinter den Plänen der Kommission stehen.

Sie haben Afrika überraschend in den Mittelpunkt ihrer Rede «Zur Lage der EU» gestellt. Warum?
Weil Afrika in den Mittelpunkt unserer Politik gehört. Die dortigen Staaten dürfen nicht länger nur ein Thema für unsere Entwicklungshilfe sein. Wir brauchen einen neuen Ansatz, um Afrika wirtschaftlich und politisch als Partner zu behandeln und zu fördern. Ich habe von einer echten Partnerschaft gesprochen. Und genau die bauen wir aus. Es wird deshalb am 7. Dezember ein EU-Afrika-Treffen geben, bei dem wir weitergehende Zusammenarbeit erreichen wollen. Das ist eine der zentrale Fragen des nächsten Jahrzehnts.

Sie haben im Juli US-Präsident Donald Trump getroffen – und damit im Handelsstreit erst mal für Ruhe gesorgt. Glauben Sie, dass Trump jetzt ernsthaft mit Europa über eine Reform des Zollwesens verhandeln will?
Ja, es war ein gutes, erfolgreiches Treffen. Einige Tage später haben wir noch einmal telefoniert, und ich hatte auch da das Gefühl, dass er zu den Abmachungen steht – wir also zu einem Abkommen zum Abbau von Zöllen auf Industrieprodukte kommen. Insofern bin ich optimistisch, dass wir es auch schaffen.

Es gibt viel Unruhe unter den Mitgliedstaaten über die Zukunft der für die Regionen und Kommunen so wichtigen Kohäsionspolitik ...
... das beobachte ich auch, weil es bisher kaum möglich war, unseren Vorschlag richtig darzustellen. Das ist kein Vorwurf an die Medien, es ist uns als Kommission nicht gelungen, deutlich zu machen, dass die Regionen auch künftig gefördert werden – obwohl es natürlich Einschnitte im Haushalt geben wird.

Halten Sie an Ihrem Vorstoss für eine Digitalsteuer fest?
Wir haben dazu einen Vorschlag gemacht. Er liegt auf dem Tisch, wird aber geblockt. Ich halte es nach wie vor für richtig, die Internet-Konzerne dort zu besteuern, wo sie ihre Gewinne erzielen. Wenn die EU-Verträge dies erlauben, sollten wir es tun. Falls die Fachleute feststellen, dass das nur mit einer Vertragsänderung möglich ist, können wir es nicht umsetzen. Ich hoffe, dass wir die Widerstände, die es in einigen Ländern wie Deutschland gibt, ausräumen können, weil das Prinzip dieser Besteuerung richtig ist.

Die Auseinandersetzungen mit Populisten von rechts und von links werden schärfer. Was ist passiert? Hat die Kommission Fehler gemacht?
Ich denke da viel drüber nach. Ich höre den Vorwurf, dass die EU-Kommission daran mitschuldig ist. Nun bin ich realistisch genug, um zu wissen, dass die Kommission auch Fehler macht. Das ist so. Vor drei oder vier Jahren haben uns hier im Parlament und in allen möglichen politischen Kreisen viele gesagt, dass der Populismus zunehmen werde, wenn es der EU nicht gelinge, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Oder wenn wir dabei versagen, die Wirtschaft anzukurbeln. Wir haben das aber geschafft und sie sind trotzdem stärker geworden. Das ist so, weil es eben auch zunehmend Teile der traditionellen Parteien gibt, die sich populistischer Sprache und Argumente bedienen. Sie sind dabei, längst selbst populistisch zu werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Wähler bei dieser Entwicklung am Ende das Original wählt. Das ist eine grosse Gefahr für die nächsten Europawahlen. Deshalb wünsche ich mir, dass die etablierten Parteien aufstehen, dagegen angehen und verhindern, dass sie selbst zu Populisten werden.

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Deutschland: Verfassungsschützer Maassen kann aufatmen

Wed, 09/12/2018 - 21:54

Berlin – Der deutsche Innenminister Horst Seehofer stellt sich trotz der umstrittenen Aussagen von Hans-Georg Maassen zu den Ereignissen in Chemnitz hinter den Verfassungsschutzpräsidenten. Er sehe keinen Grund für Konsequenzen, sagte Seehofer am Mittwoch.

Seehofer sagte nach mehrstündigen Beratungen des Innenausschusses des Bundestages am Mittwochabend in Berlin, er sehe keinen Anlass für «personelle Konsequenzen». Maassen habe seine Sicht der Dinge sehr differenziert dargelegt.

Der Verfassungsschutzchef habe sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass seine Äusserungen in der Öffentlichkeit anders aufgefasst worden seien als von ihm beabsichtigt. Er begrüsse dieses Bedauern, fügte der Innenminister hinzu. Seehofer trat nach der Sitzung kurz gemeinsam mit Maassen vor die Medien.

Seehofer bescheinigte Maassen nach Angaben von Teilnehmern der Sitzung des Innenausschusses, dieser habe vollständig überzeugend argumentiert. Seehofer habe die Einlassungen des Verfassungsschutzchefs begrüsst und auch, dass dieser Bedauern über sein umstrittenes Interview in der «Bild»-Zeitung geäussert habe. Zudem habe sich Maassen klar gegen Rechtsextremismus geäussert.

Die Motivation für das Interview sei nachvollziehbar, aber die Botschaft nicht ideal gelungen, sagte Seehofer nach diesen Angaben weiter. Der Innenminister lobte die Arbeit Maassens als Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Maassen habe aus seiner Sicht auch menschlich überzeugend vorgetragen.

Die SPD forderte Innenminister Seehofer auf, über personelle Konsequenzen an der BfV-Spitze nachzudenken. Die SPD-Innenpolitikerin Eva Högl sagte am Rande einer Sondersitzung des Innenausschusses, ihre Partei habe «starke Zweifel», ob Maassen der richtige Mann für diesen verantwortungsvollen Posten sei. Es sei viel Vertrauen verloren gegangen. Man werde Seehofer für seine Entscheidung aber noch einige Tage Zeit lassen. Högl sagte, sie hätte sich von Maassen nach seinen umstrittenen Äusserungen über fremdenfeindliche Übergriffe in Chemnitz mehr Selbstkritik gewünscht.

Maassen hatte der «Bild»-Zeitung vergangene Woche gesagt: «Die Skepsis gegenüber den Medienberichten zu rechtsextremistischen Hetzjagden in Chemnitz werden von mir geteilt. Es liegen dem Verfassungsschutz keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben.»

Zu einem Video, das eine bedrohliche Szene in Chemnitz zeigen soll, sagte er: «Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.» Weiter sagte Maassen: «Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.»

Maassen selbst kritisierte bei seinem Auftritt im Ausschuss nach Angaben von Teilnehmern heftig die Medien. Demnach sagte er am Mittwoch in Berlin, man solle «Hetzjagden nicht herbeischreiben». Er sprach von einer negativen Stimmung der Bürger gegenüber Medien und Journalisten und erklärte, Medien hätten den Titel des Videos mit dem Begriff «Menschenjagd» vom Twitter-Nutzer «Antifa Zeckenbiss» übernommen. Vom Echo auf seine Zitate sei er überrascht gewesen.

Mit seinen Zweifeln am Begriff «Hetzjagden» hatte Maassen Bundeskanzlerin Angela Merkel widersprochen, die das Wort gebraucht hatte. Innenminister Seehofer verlangte von Maassen eine schriftliche Stellungnahme. In diesem inzwischen eingereichten Bericht relativierte Maassen seine Äusserungen aus dem Interview.

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Musik: Zimermans Appell gegen Waffenexporte

Wed, 09/12/2018 - 21:42

BERN - BE - Das Lucerne Festival hat am Dienstagabend eine Premiere der anderen Art erlebt: Der Starpianist Krystian Zimerman, der seit fast 40 Jahren in der Schweiz lebt, dankte auf der Bühne den demokratischen Kräften, die sich gegen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer wehren.

Er habe der Schweiz sehr viel zu verdanken, sagte Zimerman in einer kurzen Ansprache nach der Aufführung von Leonard Bernsteins 2. Sinfonie. Diese habe ihn und seine Frau nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen während der Achtzigerjahre aufgenommen und er sei seither ein begeisterter Verfechter der Schweizer Demokratie.

Aber gerade deswegen trage er auch eine gewisse Verantwortung. Als besorgter Bürger wehre er sich dagegen, dass Probleme mit Waffen gelöst werden und dass die Waffenindustrie, die gerade mal 0,15 Prozent der Exporte ausmache, die Glaubwürdigkeit der Schweiz aufs Spiel setze.

Vor dem Publikum im Luzerner KKL bedankte sich Zimerman deshalb bei allen «demokratischen Kräften, die sich gegen die Lockerung des Verbots von Waffenexporten in Bürgerkriegsländer» einsetzen. Diese sei mit der Schweizer Neutralität nicht vereinbar. Das Publikum - darunter CVP-Präsident Gerhard Pfister - reagierte mit eher verhaltenem Applaus.

Eine politische Stellungnahme an einem Konzert am Lucerne Festival sei schon sehr aussergewöhnlich, sagte Mediensprecherin Nina Steinhart am Mittwoch auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA. Sie könne sich nicht erinnern, dass sich ein Musiker auf der Bühne in der Vergangenheit je politisch geäussert habe.

Zimerman gilt als äusserst medienscheu. Doch auf der Bühne war es nicht das erste Mal, dass er seine politische Meinung kundtat. So habe er in den Neunzigerjahren in Frankreich die Atomtests auf dem Muruora-Atoll kritisiert oder in Japan den Truppeneinsatz im Irak, sagte er im Gespräch mit Keystone-SDA.

In den USA sorgte der Starpianist 2009 in der Disney Hall von Los Angeles für Aufsehen, als er mit Blick auf die Pläne der USA, in seinem Heimatland Polen ein Raketenschild zu installieren, sagte: «Get your hands off my country».

Zimerman betonte, er sei damals von der «Los Angeles Times» falsch zitiert worden. Er habe nicht die Amerikaner beleidigt, sondern lediglich das US-Militär kritisiert. Dafür habe er sogar eine Standig-Ovation erhalten.

Zimerman hatte am Dienstagabend in Luzern mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Simon Rattle Bernsteins 2. Sinfonie «The Age of Anxiety» aufgeführt. Der amerikanische Komponist und Dirigent hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Er habe während 17 Jahren - bis kurz vor dessen Tod - mit Bernstein zusammen gearbeitet und sei sein letzter Solist gewesen, sagte Zimerman. Dieser habe sich Zeit seines Lebens gegen Gewalt, Waffen und Kriege eingesetzt und sich im Zusammenhang mit dem Vietnam-Krieg 1973 sogar mit dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon angelegt.

Mit seinem Engagement habe ihm der Maestro aufgezeigt, was Bürgerinnen und Bürger erreichen könnten, sagte Zimerman. «Ohne sein Vorbild hätte ich die Courage nicht aufgebracht».

Die nicht immer populäre 2. Sinfonie habe er unzählige Male mit Bernstein gespielt und ihm vor vielen Jahren versprochen, sie an seinem 100. Geburtstag noch einmal zusammen mit ihm aufzuführen, sagte Zimerman.

Doch dazu kam es nicht mehr; Bernstein starb bereits 1990 im Alter von 72 Jahren. Aber Zimerman konnte den Bernstein-Bewunderer Rattle davon überzeugen, das Werk im Jubiläumsjahr ins Tournee-Programm des London Symphony Orchestra aufzunehmen.

Zum Andenken an den grossen Komponisten und Dirigenten spielen die beiden die Sinfonie in diesem Jahr an allen grossen Festivals und auf zahlreichen Bühnen auf der ganzen Welt. Eine Aufnahme mit Zimerman, Rattle und den Berliner Philharmonikern wurde im August veröffentlicht.

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Nelly Diener war die erste Stewardess Europas: Das Fräulein und die Swissair

Wed, 09/12/2018 - 21:27

ZÜRICH - Sie war die erste Stewardess Europas: die Schweizerin Nelly Diener. ­Sie prägte das Bild der adretten Flugbegleiterin für Generationen. Eine Frau aus einer anderen Welt.

Wer während einer Firmenbesichtigung bei Gate Gourmet schon gesehen hat, mit welch schmatzendem Geräusch der Kartoffelstock ins Plastikgeschirr gedrückt wird, um diesen später von einer Flight Attendant mit effizienter Professionalität auf den schmalen Klapptisch serviert zu bekommen, reibt sich beim Gedanken an die Arbeitsrealität der ersten Schweizer Stewardess verwundert die Augen.

Nelly Diener, von ihren Zeitgenossen als «liebenswürdiges, aufrichtiges und bescheidenes Wesen» beschrieben, schmierte die belegten Brote für ihre Fluggäste jeden Morgen selbst. Am Flugplatz Dübendorf angekommen, verarbeitete sie den zuvor gekauften Laib Grahambrot zu Sandwiches, füllte ihre Thermoskannen mit Tee, Kaffee oder Bouillon und vergass nicht, für die besonders ängstlichen Passagiere einen Cognac in den Picknickkorb zu legen. 

1934, als Nelly Diener ihren Dienst bei der Swissair aufnahm, konnte in der jungen Aviatikbranche noch alles passieren. Vielleicht fand sich vor dem Abflug spontan eine Ländlergruppe auf dem Rollfeld ein, um den abfliegenden Passagieren ein Abschiedsständchen zu halten. Vielleicht vergass das Boden­personal, die Gepäckklappe der hauptsächlich aus Holz gezimmerten Curtiss Condor zu schliessen, und Nelly musste während des Flugs in den Gepäckraum kriechen, um diese zu fixieren.

Vielleicht wurde es einem der Passagiere schlecht, und sie musste eine gefüllte Papiertüte auf 3000 Metern Flughöhe durch das geöffnete ­Pilotenfenster entsorgen. Oder Chefpilot Walter Mittelholzer vergass vor dem Rückflug in Berlin, den Benzinstand zu überprüfen, sodass die 15-plätzige Maschine auf einem vom Regen durchnässten Acker notlanden und der Bordfunker an der nächstgelegenen Tankstelle Benzin besorgen musste.

Das erste «Sky Girl» in Europa

Immer mittendrin: die 22-jährige Nelly Diener, erste Lufthostess ­Europas. Balz Zimmermann, der administrative Direktor der noch jungen Swissair, hatte das amerikanische Pendant auf einem Flug in den USA kennengelernt und war angetan. Ellen Church, ihrerseits Pilotin und Krankenschwester, ­hatte den Beruf der Lufthostess praktisch eigenhändig erfunden, da sich keine Airline fand, welche der jungen Frau eine Pilotinnenkarriere ermöglichen wollte. Und so flog sie, in strenger weisser Krankenschwesteruniform und gestärktem Häubchen, wenn auch nicht auf dem Piloten­sitz, so doch als erstes «Sky Girl» der Weltgeschichte durch die Lüfte.

Doch bei der Vorstellung, eine fliegende Krankenschwester mit an Bord zu haben, graute es Balz Zimmermann. Zwar bot Swissair-Mitbegründer und Chefpilot Walter Mittelholzer genügend Einsatzmöglichkeiten für eine Krankenschwester, führte er mit seiner ­nonchalanten Flugweise doch die Bruchlandungsstatistik der Swissair mit Abstand an. Aber diesen Umstand musste man den Passagieren nicht gleich unter die Nase reiben. Der Chefpilot war einer der beliebtesten und bekanntesten Schweizer seiner Zeit. Er flog schon mal vom Zürichhorn nach Süd­afrika, Persien oder Spitzbergen.

So suchten die beiden Swissair-Direktoren nach einem charmanten, vielsprachigen Fräulein, das den Passagieren die Flugangst nahm. Denn nicht jedermanns Magen und Nerven waren geschaffen für die rasanten 200 Stundenkilometer dieses Expressflugs, von dem die Zürcher Presse schrieb, dies sei doch «ein Tempo, das auch dem ­eiligsten Flugpassagier bis auf ­weiteres genügen sollte». Aber wenn das blonde Fräulein mit ­seiner stets perfekten Wasserwelle jede Windböe weglächelte, wer wollte sich da schon die Blösse ­geben?

Nicht den Puls messen oder kalte Kompressen auflegen sollte sie, nein, Nelly Diener war eine Gesellschafterin. «Sie verstand es, mit ­ihrer unmittelbaren Frische und liebenswürdigen Fröhlichkeit auch sensiblen Fahrgästen alle Angst und Benommenheit zu verscheuchen», berichtet ein Zeitgenosse. So sang sie ihren Gästen vor, zündete dienstfertig Zigaretten und Zigarren an und las ihren Passagieren vor.

Lektüre lieferte ihr Chef Walter Mittelholzer genug, war er doch der Medienstar seiner Zeit. Überflog er als erster Pilot den Krater des Kilimandscharo, telegrafierte er dies noch gleichentags an die Redaktion der NZZ und vergass nicht, die beim Überflug gemachten Bilder nach seiner Rückkehr medienwirksam zu inszenieren.

All seine Flugexpeditionen goss Mittelholzer in Winnetou-ähnliche Abenteuerberichte, um die sich die daheimgebliebenen Schweizer in den Buchhandlungen geradezu rissen. Er, der im St. Gallischen eigentlich die Bäckerei ­seines Vaters hätte übernehmen sollen, stellte sie, die in Muri ge­borene Tochter aus einfachsten Verhältnissen, ein. Gemeinsam brausten der fliegende Bäckerssohn und die fliegende Metzgerstochter in damals rapid anmutenden 3 Stunden 40 Minuten jeden Morgen von Dübendorf nach Berlin – und gleichentags ­zurück!

Früher Cognac à discrétion, heute eingeschweisste Nüssli

Nelly Diener wurde der goldene Löffel nicht in den Mund gelegt. Zielstrebig organisierte sie sich ein Welschlandjahr und ein Haushaltsjahr im fernen Glasgow, denn Sprachen, das begriff sie, würden ihr die Tür in die grosse weite Welt öffnen. Ihr Kalkül ging auf, wenn leider auch nur für sehr kurze Zeit.  Am 27. Juli 1934 stürzte sie mit der Curtiss AT-32C bei Tuttlingen in Süddeutschland ab. Die Sternschnuppe am euro­päischen Aviatik­himmel verglühte.

Dennoch erhielt die Swissair Dutzende ­Bewerbungen von «höhensüchtigen» jungen Mädchen, die Nellys Stelle erben wollten. «Im Nu könnten wir eine mächtige, den Himmel verfinsternde Luftverkehrsflotte haben, wenn es nur auf die Stewardessen ankäme», bemerkte die Schweizer Presse mit Erstaunen. Und heute?

Wer seinen Blick über den Horizont schweifen lässt, kann vermutlich ein Flugzeug entdecken, in welchem gerade in diesem ­Moment eine vom Jetlag geplagte, etwas blasse Flight Attendant einem von 239 Passagieren ­einen Bloody Mary und eine Handvoll eingeschweisster Erdnüsschen aufs Klapptischchen drapiert. 

 

Pascale Marders Buch erscheint am 11. September im Bilgerverlag.

Buchpremiere «Nelly Diener – Engel der Lüfte»: 11. September, 20.30 Uhr, Orell Füssli, Bellevue Zürich

Lesungen: 20. September, 20 Uhr, Orell Füssli, Langhaus Baden, 26. September,  19 Uhr, Landesmuseum Zürich mit Besuch der Ausstellung «Walter -Mittelholzer: Pilot, Fotograf, Unternehmer»

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Weil er seinen Rücken schonen will: Garten-Opi begeistert mit Harke bei «Die Höhle der Löwen»

Wed, 09/12/2018 - 21:24

Um sich die Arbeit beim Gärtnern zu erleichtern, hat Rudolf Wild ein Multifunktions-Gartengerät erfunden – und bringt damit die Löwen zum Schnurren.

Mit 79 Jahren ist Rudolf Wild der bisher älteste Kandidat, der in der Vox-Sendung «Die Höhle der Löwen» vor die Kamera trat. Mit viel Charme präsentierte der pensionierte Tischlermeister und begeisterte Hobbygärtner seine Multifunktionsharke «Ruwi» (ein Kunstwort aus seinem Namen).

Und Ruwi kann ganz viel: Je nachdem, welche Seite der Harke eingesetzt wird, kann das Gartengerät Auf- und Abhacken, Einebnen, Saatmulden herstellen, Fugen auskratzen und Unkrautjäten – und das alles im Stehen, ohne Rückenschmerzen.

Erfinder Rudolf Wild überglücklich über Löwen-Deal

Die Löwen sind vom Auftritt des rüstigen Rentners begeistert – und werden beim Garten-Opi kätzchenzahm. Bisher produzierte der seine Ruwi-Harke in der heimischen Werkstatt. Nun wird die Produktion ausgelagert – denn für Wild gab es einen Deal!

Umgerechnet 90'000 Franken bekommt Garten-Opi von Investor Ralf Dümmel (51) für 30 Prozent Anteile an seiner Firma – genau das Angebot, das sich Wild gewünscht hatte.

Der überwältigte Erfinder ist den Freudentränen nahe. «Ich weiss nicht, wie oft ich in meinem Leben so glücklich war. Ich werde diesen Moment mein Leben lang nicht vergessen und ich bin Ihnen auch extrem dankbar. Noch einmal vielen Dank», sagte Wild am Ende, als der Deal mit einer herzlichen Umarmung besiegelt wurde. (paf)

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Schauspielerin Isabel Vollmer im «Playboy»: «Viele denken, ich sei dieses blonde Doofchen»

Wed, 09/12/2018 - 21:23

Isabel Vollmer spielt in ihren Filmen oft das «blonde Gift», wie sie die Rollen selbst kommentiert. Ihre Bilder im «Playboy» sprechen eine ähnliche Sprache – auch wenn das privat überhaupt nicht auf die Schauspielerin zutreffe.

Isabel Vollmer (33) hat derzeit einen Lauf. In der RTL-Show «Freundinnen – Jetzt erst recht» spielt sie momentan den Männertraum Britta, im Kino-Film «Klassentreffen 1.0» ist sie an der Seite von Til Schweiger (54) zu sehen. Nun ist die Schauspielerin auch auf dem Cover des «Playboy» zu sehen. 

Sich beim Shooting hüllenlos zu zeigen, fiel Vollmer dank ihrer Vergangenheit nicht besonders schwer. Dabei half ihr, dass die Fotos auf Ibiza geschossen wurden: «Ich habe eine sehr alte Verbindung zu Formentera, das hier nicht weit weg ist. Dort habe ich meine halbe Kindheit verbracht. Das war früher eine Hippie-Insel. Bis heute fahre ich in fast jedem Urlaub da hin. Vor dem Shooting war ich zwar etwas nervös, aber dann hab ich an diese Zeit zurückgedacht: Meine Eltern waren mit uns immer nackt am Strand. Es ist doch das Normalste der Welt!» Dabei half ihr auch ihre gesunde Einstellung zu der Meinung anderer: «Mir ist egal, was die Leute denken!» 

Vollmer hat zwei Kinder und ist verheiratet

Denn diese haben sich dank der Rollenwahl der Schönheit meistens sowieso schon ein Bild von ihr gemacht. «Viele Leute denken, ich sei wirklich dieses blonde Doofchen, das gerade in der Blüte seines Partylebens steht», erzählt Vollmer. Deshalb erzähle sie in Gesprächen gerne möglichst bald, dass sie verheiratet sei und zwei Kinder habe. «Viele nehmen mich erst dann ernst.» So bürgerlich, wie das klingt, ist der TV-Star dann aber doch nicht: «Ich mag es aber auch, auf Tischen zu tanzen. Ich kann nicht verstehen, dass manche Leute sich nicht trauen, solche Dinge zu tun. Wir haben nur ein Leben!» (klm)

Weitere Motive exklusiv nur unter https://www.playboy.de/stars/isabel-vollmer

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Er ging nach Eklat nicht auf die Strasse: Jetzt spricht Williams-Schiri Ramos

Wed, 09/12/2018 - 21:11

Im US-Open-Final zwischen Serena Williams und Naomi Osaka wurde Schiedsrichter Carlos Ramos übel beschimpft. Die heftige Kontroverse nach dem Eklat beschäftigt den Portugiesen. Aber er sagt: «Es geht mir gut!»

Er wurde als Dieb beschimpft, als Lügner angeschrien und im Nachgang als Sexist und Rassist hingestellt. Schiedsrichter Carlos Ramos hat durch den Ausraster von Serena Williams im US-Open-Final keine einfachen Tage hinter sich.

Nun hat der Portugiese sein Schweigen gebrochen. Zwar darf er zum Vorfall vom letzten Samstag nichts sagen, das verbietet das Reglement den Tennis-Refs. Doch bei der portugiesischen «Tribuna Expresso» versichert er immerhin, dass trotz der heftigen Kontroverse um ihn alles in Ordnung ist.

 

«Mir geht es gut, angesichts der Umstände», sagt Ramos zum befreundeten Autor des Artikels. «Es ist eine delikate Situation. Aber man kann nicht ‹à la carte› schiedsrichtern. Mach dir keine Sorgen um mich.»

Kaum Medien und keine Spaziergänge

Ramos habe Hunderte von Unterstützungsbotschaften von Familie, Kollegen, Spielern und ehemaligen Spielern erhalten. Selber hat er es vermieden, in die sozialen Netzwerke nachzulesen, was über den Fall berichtet wird.

Im Medienkonsum allgemein war Ramos vorsichtig. Er habe nur «ausgewogene» Artikel zu dem Thema gelesen, die sorgfältig ausgelesen und ihm von Freunden zugeschickt worden seien. 

Ramos vermied es Tags nach dem Eklat ausserdem, auf die Strassen von New York zu gehen, um komplizierte Situationen zu vermeiden. 

Überzeugt, richtig gehandelt zu haben

Der 47-Jährige ist absolut sicher, in der Situation richtig gehandelt zu haben. Von der ITF wurde ihm diesbezüglich auch der Rücken gestärkt. Während WTA und der US-Verband ihn ebenfalls attackiert hatten.

Am Freitag steht Ramos übrigens wieder im Einsatz. In Zagreb bei der Davis-Cup-Partie zwischen Kroatien und den USA. (sme)

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«Ich habe es aus Liebe getan»: Bombendroher von Badener Casino verurteilt

Wed, 09/12/2018 - 21:04

BADEN - AG - Ein 24-Jähriger Tscheche hat das Casino Baden vor zwei Jahren mit einer Bombendrohung drei Stunden lahm gelegt. Er wollte, dass sein Freund nach Hause kommt. Nun muss er blechen.

Nachdem der Tscheche (24) schon zwei Prozesstermine versäumt hat, erschien er am Mittwoch tatsächlich vor dem Bezirksgericht Baden. Er musste sich wegen Schreckung der Bevölkerung und Nötigung verantworten.

Am 26. November 2016 löste der 24-Jährige mit einem Telefonanruf ein Grossaufgebot der Polizei aus. Weil er behauptete, eine Bombe gelegt zu haben, muss das Casino Baden geräumt und über 100 Gäste evakuiert werden. Während drei Stunden blieb das Gebäude gesperrt. Dem Casino gingen 100'000 Franken durch die Lappen. 

Tscheche ruft Freund an, dann bedroht er Casino

Jetzt stellt sich heraus: Der Tscheche wollte durch die Drohung mit seinem Freund Kontakt aufnehmen. Dieser zockte an jenem Abend im Casino, er selbst war zuhause in Tschechien. «Ich habe ihn angerufen, aber er hat nicht reagiert. Ich wollte nur, dass er nach Hause kommt und ich mit ihm reden kann», sagt er im Interview mit «Tele M1».

Dann sei ihm die Idee gekommen: «Ich dachte, wenn ich dort eine Bombe anmelde, dann bringen sie die Leute weg und er geht endlich nach Hause», so der 24-Jährige weiter. Er habe es aus Liebe gemacht.

Vor Gericht wurde der Tscheche nun zu einer bedingten Geldstrafe von 9000 Franken und einer Busse von 1000 Franken verurteilt. Sollte er die Busse nicht bezahlen können, muss er hinter Gitter. (hah)

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Junge Grüne wollen auf die Strasse: Steuervorlage 17 soll mit Referendum vors Volk

Wed, 09/12/2018 - 20:51

Die Jungen Grünen werden gegen die Umsetzung der Steuervorlage 17 das Referendum ergreifen. Der Vorstand habe dies nach der Debatte vom Mittwoch im Nationalrat beschlossen, teilte die Partei am Mittwochabend mit.

Die Jungen Grünen werden gegen die Umsetzung der Steuervorlage 17 das Referendum ergreifen. Der Vorstand habe dies nach der Debatte vom Mittwoch im Nationalrat beschlossen, teilte die Partei am Mittwochabend mit.

Nur eine global gerechte Steuervorlage sei zukunftsfähig, wird Co-Präsident Luzian Franzini in der Mitteilung zitiert. Die Steuervorlage halte aber an international geächteten Konstrukten aus der Unternehmenssteuerreform 2 fest, welche sowohl dem Schweizer Fiskus wie auch anderen Ländern enorm schadeten.

Bereits heute entziehe das Steuerdumping Entwicklungsländern 200 Milliarden Franken pro Jahr. Zudem sei der Entscheid aus staatspolitischer Sicht heikel. Indem man komplett sachfremde Teilbereiche verknüpfe, untergrabe man die direkte Demokratie, kritisierte Franzini. (SDA)

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Trekkingunternehmen zocken Versicherer ab: Helis retten kerngesunde Bergsteiger von Mount Everest

Wed, 09/12/2018 - 20:50

Die Gefahr am Mount Everest machen sich betrügerische Trekkingunternehmen zunutze: Sie lassen gesunde Bergsteiger evakuieren und kassieren das Geld der Versicherung.

Auf fast 9000 Metern Höhe lauern unbarmherzige Naturgewalten, der menschliche Körper stösst an seine Grenzen. Am Mount Everest gehören Bergrettungen zum Alltag. Nur: Rund 35 Prozent der Helikopterrettungen dieses Jahr waren unnötig, wie die nepalesischen Behörden enthüllen.

Trekkingunternehmen, Hüttenbetreiber und korrupte Bergführer verdienen ihr Geld damit, kerngesunde oder nur minimal angeschlagene Bergsteiger zu überreden, sich vom Everest fliegen zu lassen.

So seien einigen Touristen sogar Abführmittel verabreicht worden, damit sie sich krank fühlten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Bei einer dieser unnötigen Evakuierungen kam es laut «Luzerner Zeitung» sogar zu einem Todesfall.

Versicherer wollen sich von Everest verziehen

Für die Einsätze blechen müssen die internationalen Versicherer. Oftmals würden Helikopterflüge mehrmals in Rechnung gestellt. Sie haben die Nase voll und stellen der nepalesischen Regierung ein Ultimatum: Wenn die Behörden den Betrügereien kein Ende setzten, würden sie keine Bergsteiger am Everest mehr versichern. Unter den Versicherern sind der britische Traveller Assist und True Traveller sowie Global Rescue aus den USA.

Für den lokalen Tourismus wäre das ein Schlag ins Gesicht. Bis 2020 möchte Nepal die Zahl der Touristen nämlich verdoppeln. Ohne die Versicherer? Unmöglich.

Die Forderung ist begründet. Bei einem Undercover-Einsatz im Auftrag der Versicherer klagte ein Bergsteiger über Kopfschmerzen. Sofort bestellte der Bergführer einen Heli, der ihn ins lokale Spital flog. Kosten für den Einsatz: 12'000 Franken.

Genehmigung für jeden Rettungseinsatz

Anfang September hat die nepalesische Tourismusbehörde nun neue Richtlinien verhängt: Künftig muss jede Bergrettung von der Polizei untersucht werden. Die Versicherungen sind noch nicht zufrieden. Sie fordern, dass jeder Einsatz zuerst abgesegnet werden müsse und nicht mehr als 4000 Franken kosten dürfe.

Doch bleibt im Ernstfall wirklich Zeit, den Einsatz noch von den ausländischen Versicherern genehmigen zu lassen? Die nepalesischen Behörden sind dieser Forderung bisher nicht nachgegangen. Schliesslich war eine Rettung bei der Mehrheit der Fälle tatsächlich erforderlich. (hah)  

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Todesopfer und über 40 Verletzte: Mann rast in China in Menschenmenge

Wed, 09/12/2018 - 20:40

Ein Mann ist in China mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Mindestens neun Menschen starben, 46 weitere wurden verletzt, wie die Lokalregierung der Stadt Hengyang berichtete.

Ein Mann ist in China mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Mindestens neun Menschen starben, 46 weitere wurden verletzt, wie die Lokalregierung der Stadt Hengyang berichtete. Drei der Verletzten waren demnach in einem kritischen Zustand.

Wie das chinesische Online-Portal «The Paper» berichtete, fuhr der Mann am Mittwochabend in der südchinesischen Stadt Hengyang auf einen belebten Platz und erfasste mehrere Menschen mit seinem Geländewagen. Zudem soll er auf mehrere Menschen eingestochen haben.

Laut Berichten anderer Staatsmedien handelte es sich bei dem Täter um einen 54-Jährigen, der bereits mehrfach verurteilt wurde, unter anderem wegen Drogenhandels und Brandstiftung. Der Mann kam demnach in Polizeigewahrsam. Zu den Hintergründen der Tat wurden zunächst keine weiteren Angaben gemacht. Eine Untersuchung wurde eingeleitet.

Mehrere Opfer

Auf Videos, die nach dem Vorfall in Chinas sozialen Netzwerken geteilt wurden, waren Dutzende am Boden liegende Menschen zu erkennen. Andere rannten von dem mit Lichtern geschmückten Platz.

Chinas Städte gelten im internationalen Vergleich als sicher, dennoch gibt es immer wieder Berichte über Gewalttaten, einschliesslich Bombenanschläge, Brandstiftungen und Messerangriffe. Oft werden persönliche Fehden oder psychische Probleme der Täter als Grund für die Angriffe genannt.

Gelegentlich wurden Attacken auch militanten Separatisten zugeschrieben, obwohl solche Angriffe in den letzten Jahren seltener geworden sind. 2013 sprachen die Behörden von einem Terroranschlag, nachdem ein mit Benzin beladener Geländewagen in einer Menschenmenge vor dem Kaiserpalast gerast war und fünf Menschen getötet wurden. Die Polizei machte für die Attacke Separatisten der muslimischen Uiguren verantwortlich. (SDA)

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Surf-Welle erwähnt Standort nicht: «Schämen Sie sich etwa, Mieter in der Mall zu sein?»

Wed, 09/12/2018 - 20:38

EBIKON LU - Die Mall of Switzerland freut sich auf die Eröffnung der Surf-Welle morgen Donnerstag. Man erhofft sich durch die Attraktion höhere Kunden-Frequenzen. Die Wellen-Betreiber dagegen scheinen sich noch nicht so recht mit der Mall angefreundet zu haben.

So richtig rund läufts der Mall of Switzerland noch nicht. Seit rund zehn Monaten ist das flächenmässig zweitgrösste Shoppingcenter der Schweiz nun offen, die angestrebte Besucherzahl von fünf Millionen im ersten Jahr wird man wohl verpassen, wie BLICK berichtet hat.

Da kommt es nur recht, dass morgen Donnerstag eine seit Langem heiss erwartete Attraktion aufmacht: die Indoor-Surf-Welle Oana. Eigentlich wäre geplant gewesen, dass sie den Besuchern schon zur Mall-Eröffnung letzten November im Freizeitgebäude der Mall, wo neben Restaurants auch der Pathé-Kinokomplex untergebracht ist, zur Verfügung steht. Jetzt soll das Angebot mit zehn Monaten Verspätung ein neues Kundensegment in die Mall bringen.

Warum verschweigt Oana die Mall?

Was jedoch auffällt: Weder in der Einladungs-Mail zur Eröffnungsparty noch auf der Homepage, noch auf der Facebook-Seite erwähnt die Firma Oana AG die Mall of Switzerland. Obwohl es doch nur naheliegend wäre, den Standort mittels des riesigen Komplexes, in dem man eingemietet ist, zu beschreiben.

So heisst es jedoch im Mail: «Im Rahmen des Openings bringen Oana und Surf Film Nacht den meistdiskutierten Surffilm des Jahrzehnts als exklusive Schweizer Vorpremiere nach Ebikon!» Auf der Homepage ist die Adresse mit Ebisquare-Strasse angegeben.

Und auf Facebook steht gar: «Endlich Surfen in der Schweiz: Verpasse nicht das grosse OANA Opening in Luzern.» Ausnahme: Einzig für einen anderen Eröffnungsevent – von Donnerstag bis Sonntag gibts jeden Tag Konzerte – wird auf Facebook der Standort «Pathé Mall of Switzerland» angegeben.

Wellen-Betreiber wiegeln ab

Das wirft die Frage auf: Schämen sich die Wellen-Betreiber für die Mall of Switzerland? Sprecherin Kim Grenacher wiegelt ab: «Mit der Mall of Switzerland haben wir den perfekten Partner sowie eine ideale Location für unser Oana-Konzept gefunden. Denn die Mall steht nicht nur für ein tolles Shoppingerlebnis, sondern konnte sich bereits auch als Leisure-Destination (Leisure heisst auf Deutsch Freizeit; d. Red.) schweizweit etablieren.»  Die Zusammenarbeit mit der Mall sei angenehm und professionell, und man freue sich nun auf eine aufregende Zeit. (kst)

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Ständerat: Bundesrat erstellt Wasserbericht

Wed, 09/12/2018 - 20:14

Trotz Hitzesommer wollte Umweltministerin Doris Leuthard keine Strategie über die künftige Wasserversorgung erarbeiten. Doch jetzt muss sie dennoch ran: Der Ständerat hiess eine entsprechende Forderung ihres Kollegen Beat Rieder (CVP) gut.

Der Ständerat macht sich Sorgen über die künftige Wasserversorgung in der Schweiz. Er hat am Mittwoch mit 24:15 Stimmen bei zwei Enthaltungen überraschend deutlich dem Bundesrat den Auftrag gegeben, einen Grundlagenbericht zu erstellen. Dieser soll aufzeigen, wie die Schweiz die Wassernutzung künftig regelt und überregional koordiniert (BLICK berichtete). 

Der Kopf hinter dem Postulat ist der Walliser Ständerat Beat Rieder (55, CVP). Er freut sich über diesen sehr positiven Schritt. Er ist überzeugt, dass in zehn Jahren niemand mehr an der Notwendigkeit eines solchen Berichts zweifelt. «In den nächsten Jahren werden Nutzungskonflikte ums Wasser zunehmen, denn es wird noch heisser und trockener werden.» Zudem gerate das Wasserschloss Schweiz als wichtige Quelle für ganz Europa auch international unter Druck, wenn es Knappheit gibt. 

Umweltministerin Doris Leuthard erinnerte daran, dass das Wassermanagement in der Verantwortung der Kantone liege. Ein Argument, das bei den föderalistisch gesinnten Ständevertretern normalerweise auf fruchtbaren Boden fällt. Die Mehrheit war jedoch der Meinung, dass Wasser ein zu wichtiges Thema sei, um es nur innerhalb der Gemeinde- und Kantonsgrenzen zu betrachten.

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Schweiz - Frankreich: Alain Berset trifft Emmanuel Macron

Wed, 09/12/2018 - 20:12

Bundespräsident Alain Berset hat bei einem offiziellen Besuch in Paris den französischen Präsidenten Emmanuel Macron getroffen. Die beiden Präsidenten sprachen unter anderem über die Beziehungen ihrer beiden Länder und über Europapolitik.

Diskutiert wurden die Bedeutung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen der Schweiz und Frankreichs. Ein Thema des Treffens war auch der rege Austausch im Forschungsbereich, wie Bersets Departement des Innern (EDI) am Mittwoch mitteilte.

Im Gespräch über Europapolitik habe Berset betont, dass nicht nur gemeinsame Interessen die Schweiz, Frankreich und die EU verbänden. Auch fundamentale Werte und enge Zusammenarbeit, etwa bei der Friedensförderung und den Menschenrechten, wirkten verbindend.

Berset erläuterte in Paris auch den Stand der Verhandlungen zum institutionellen Rahmenabkommen mit der EU. Die Schweiz habe noch eine Reihe von Fragen, etwa zur Personenfreizügigkeit und den Begleitmassnahmen, sagte Berset vor den Medien. In der Schweiz müsse man noch ein Gleichgewicht finden, um voranzukommen.

Zur Sprache kam auch der Brexit. In den Gesprächen über Krisen und Konflikte in Gebieten ausserhalb der EU hätten beide Seiten für eine Stärkung des Multilateralismus plädiert, schrieb das EDI. Die Schweiz und Frankreich wollen zu diesem Zweck auf internationaler Ebene weiterhin eng zusammenarbeiten, etwa in der Frankophonie-Organisation. Laut dem EDI verbindet zudem das Engagement für das Internationale Genf Bern und Paris.

Die Debatte zwischen den beiden Landesvertretern konzentrierte sich auch auf den Multilateralismus, den Macron zu einer seiner Prioritäten gemacht hat. Insbesondere verteidigte er im Frühjahr die Welthandelsorganisation (WTO) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) als Reaktion auf Angriffe von US-Präsident Donald Trump.

Beide hätten die Bedeutung eines multilateralen, funktionalen und effektiven Systems hervorgestrichen, das auf der Grundlage klarer und zuverlässiger Regeln anerkannt wird. Dies sei sowohl für Frankreich wie auch für die Schweiz selbstverständlich, versicherte Berset vor Journalisten.

Laut Berset hat der französische Präsident auch «die sehr wichtige Rolle des internationalen Genf» betont - und damit die zentrale Rolle, die die Schweiz im multilateralen Rahmen spielen kann. «Wir haben eine lange Tradition, Plattformen für Dialoge bereit zu stellen wie auch eine lange humanitäre Tradition », sagte er.

Die Schweiz pflegt mit Frankreich gemäss EDI enge und freundschaftliche Beziehungen. 195'700 Auslandschweizerinnen und -schweizer leben in Frankreich, so viele wie sonst nirgendwo. Zudem arbeiten rund 170'000 Grenzgängerinnen und Grenzgänger aus dem Nachbarland in der Schweiz.

Einige Zeit trübten mehrere Dossiers das nachbarschaftliche Verhältnis. Diese sind aber bereinigt, insbesondere der Austausch von Steuerdaten und die Besteuerung am Flughafen Basel-Mülhausen.

Am Dienstag hatte Berset in Paris bereits Angel Gurría getroffen, den Generalsekretär der OECD. Weltwirtschaftliche Perspektiven und die transatlantischen Handelsfragen standen im Zentrum dieses Gesprächs.

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«Swiss Skies» will 5000 Jobs schaffen: Neue Billig-Airline hat Amateur-Homepage

Wed, 09/12/2018 - 20:12

BASEL-MULHOUSE - 5000 neue Jobs für Basel, 1,5 Milliarden Umsatz: Die Pläne für das Projekt «Swiss Skies» klingen abgehoben. Die Homepage dagegen kommt amateurhaft daher. Das sind die neusten Details zur Billigairline, die der Swiss gefährlich werden will.

Haben die Erfinder dieser Zahlen zu dünne Luft geatmet? 1,5 Milliarden Umsatz wollen die vier Personen hinter dem Projekt «Swiss Skies» (auf Deutsch: Schweizer Himmel) in fünf Betriebsjahren erreichen, mit ihrer Billigairline 1900 Mitarbeiter beschäftigen und indirekt 3100 weiteren Personen in der Region Basel zu einem Job verhelfen.

Das Ganze praktisch aus dem Stand: Anfang Woche sickerten erstmals Infos zum Projekt an die Öffentlichkeit durch, heute Donnerstag kommts in der Basler Innenstadt zur Investorenkonferenz. Und schaffen es die Gründer, 100 Millionen Dollar zusammenzukratzen, wollen sie schon im zweiten Halbjahr 2019 ab Basel-Mulhouse in die Welt fliegen, vor allem aber nach Nordamerika.

Was nach den ersten Informationen vom Montag nun noch bekannt wurde: Neben dem Schweiz-Brasilianer Alvaro Oliveira und dem Deutschen Armin Bovensiepen ist auch ein Franzose namens Philippe Blaise an Bord. Er hat früher laut seinem Linkedin-Profil für die Swiss gearbeitet und war zuletzt für die Scheich-Airline Etihad aktiv. Die vierte Person hinter dem Projekt ist noch nicht bekannt.

Firma in Zug eingetragen

Blaise und Oliveira sitzen im Verwaltungsrat der CH Airways Holding AG in Zug, die dort im vergangenen November im Handelsregister eingetragen wurde. Als deren Zweck wird «Erwerb und Verwaltung von dauernden Beteiligungen sowie der Betrieb einer internationalen Fluggesellschaft» angegeben.

Das Projekt hat sogar schon eine Homepage! Sollte die Airline jedoch auch nur annähernd so professionell betrieben werden, wie die Homepage aufgebaut ist, muss man jedem Passagier von einer Reise abraten: Sie wurde mit dem Gratis-Anbieter Wix zusammengebaut, zeigt einzig eine Aussicht aus einem Flugzeugfenster. Für die «Swiss Skies»-Macher ist zu hoffen, dass sich die potenziellen Investoren an der heutigen Konferenz davon nicht abschrecken lassen. Wie das geklappt hat, erklären die vier Männer hinter dem Projekt am Freitag in einer ersten Medienkonferenz. Blick.ch wird vor Ort sein und live berichten. 

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Ex-Nati-Goalie Eldin Jakupovic: «Ich gab zu viel Geld aus – für Autos und im Ausgang!»

Wed, 09/12/2018 - 19:18

Er zoffte sich aus der Nati, zog gerne um die Häuser und spielte mit 20 in der Champions League. BLICK trifft Goalie Eldin Jakupovic (33) in Leicester.

Eldin Jakupovic, seit sechs Jahren spielen Sie auf der Insel. Sind Sie schon ein halber Engländer?
Eldin Jakupovic: Was das Autofahren betrifft, fühle ich mich hier schon wohler als in der Schweiz. Was das Essen angeht, sieht das ein bisschen anders aus. Ich wünsche mir manchmal, ich wäre Yann Sommer.

Die Nummer eins in der Nati?
Nein, nein. Yann hat diesen Status mehr als verdient. Er ist der beste Goalie der Schweiz.

Warum dann?
Er hat doch einen Koch-Blog. Da nehme ich mal an, dass er auch gut kochen kann. Das ist in England sehr viel wert. Aber ich habe Glück, meine Frau ist eine brillante Köchin.

Sommer dürfte am Mittwochabend zwischen Ihren Pfosten im King Power Stadium stehen ...
... Sie machen Scherze. In unserem Stadion kenne ich die Tribüne viel besser als den Fünfmeterraum.

Bei Hull waren Sie bis zum Abstieg vor einem Jahr Publikumsliebling und die Nummer eins. Dann wechselten Sie zu Leicester, wo Sie nun hinter Schmeichel und Ward nur dritter Goalie sind. Was lief schief?
Als ich vor einem Jahr unterschrieben habe, wusste ich, dass es schwer sein würde, an Schmeichel vorbeizukommen. Er ist ein toller Goalie und ein super Typ. Aber man hat mich geholt, damit wir uns gegenseitig pushen. Ich habe immer meine Leistung gebracht. Nun hat man auf diese Saison hin für viel Geld Ward geholt. Der Trainer hat entschieden, dass er seine Nummer zwei ist. Dennoch liess man mich nicht gehen, obwohl gute Angebote vorlagen.

Leicester-Trainer Claude Puel und Eldin Jakupovic ...
... ja, das passt nicht so gut. Wie soll ich sagen? Irgendwie stimmt zwischen uns die Chemie nicht.

Es gibt Spieler, die sind weniger direkt und ehrlich, wenn sie noch unter Vertrag stehen.
Ich muss nicht taktieren, ich habe auch im Verein meine Meinung gesagt. Das passt schon. Ansonsten ist Leicester übrigens eine tolle Adresse. Der Klub, die Kollegen, das Stadion, der Präsident. Wenn ich noch zum Spielen käme, wärs perfekt.

Und jetzt?
Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, im Moment bleibt mir nichts anderes übrig, als mit dieser Situation zu leben. Früher hätte ich getobt. Und es dann im Nachhinein bereut.

Ist das oft vorgekommen?
Das eine oder andere Mal schon. Ich war ehrgeizig, emotional und liess mir nicht viel sagen. Könnte ich die Uhr zurückdrehen, würde ich ein paar Sachen anders machen.

Zum Beispiel?
Mein Abgang bei der Nati vor zehn Jahren. Ich war die Nummer zwei hinter Diego Benaglio. Als ich hörte, dass Marco Wölfli in der Hierarchie plötzlich vor mir sein soll, wurde ich richtig sauer. Ich habe dem Trainer die Meinung gesagt, meine Sachen gepackt und bin nach Hause gegangen.

Danach hat Sie Ottmar Hitzfeld nie mehr aufgeboten.
Das kann ich mittlerweile nachvollziehen. Das Länderspiel gegen Zypern vor zehn Jahren blieb mein einziges. Und wegen dieser Sache hatte ich auch bei GC Probleme.

In Zürich gab es damals viele Nebengeräusche.
Ich lebte früher ein wenig verrückt. Ich war überall, genoss mein Leben und gab viel Geld aus. Für Autos, im Ausgang. Bei GC waren wir damals eine tolle Truppe. Mit Salatic, Bobadilla, Dos Santos, Vallori und Zarate zogen wir oft um die Häuser. Wir haben alle im selben Viertel gewohnt, hat sich einer von uns am Abend weggeschlichen, haben die anderen ihn gleich angerufen: «Wo gehst du hin? Ich komme mit!», hiess es dann. Auf dem Platz haben wir alles gegeben und daneben haben wir gelebt.

Wo sind Ihre Prioritäten heute?
Bei meiner Familie. Ich bin seit acht Jahren mit Dijana ver­heiratet, unsere Tochter Alina ist mittlerweile sieben Jahre alt. Die beiden sind das Schönste, was mir passieren konnte.

Nicht mehr im Ausgang?
Doch, ab und zu. Oft mit meiner Frau, manchmal mit Kollegen. Ich esse auch mal einen Burger oder trinke ein Bier oder zwei Gläser Wein. Das gehört dazu. Ich habe nie wie ein Verrückter auf meine Ernährung geschaut. Aber ich war in meiner Karriere insgesamt nicht mal sechs Monate verletzt. So viel habe ich wohl nicht falsch gemacht.

Sie sind einer der talentiertesten Goalies der Schweiz. Als 20-Jähriger spielten Sie mit Thun schon in der Cham­pions League.
Das war das Geilste, was ich im Fussball erleben durfte. Mit Thun gegen Arsenal und Ajax. Wahnsinn.

Jetzt hats YB geschafft. Haben Sie sich gefreut?
Klar, ich freue mich für jeden Schweizer Klub, der interna­tional spielt. Die Champions League ist das Grösste. Aber sorry, liebe Berner, die grösste Sensation wird trotzdem immer Thun bleiben.

Sie sind in Bilten im Kanton Glarus aufgewachsen. Wie oft sind Sie da?
So oft es geht. Meine Eltern und mein Bruder wohnen da. Bilten ist für mich der schönste Ort der Schweiz – auch wenn schon um 14 Uhr die Sonne untergeht.

Ihre Frau Dijana ist in Amerika gross geworden. Wie gefällt Ihr die Schweiz?
Sehr gut. Sie könnte sich vor­stellen, später da zu wohnen. Die Regionen Zug und Luzern ge­fallen ihr aber besser als Bilten. Sie liebt die Seen und hasst den Geruch von Gülle. Ich liebe es, wenns nach Gülle riecht.

Kommen Sie zurück, wenn Ihr Vertrag ausläuft?
Vielleicht. Mich würden aber auch die USA reizen. Ein, zwei Saisons zum Abschluss in der MLS, das wäre was. Ich werde bald 34, bin aber noch voll im Schuss.

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Zu Besuch in Tschechien: 9 Geheimtipps in Prag, die man erlebt haben muss

Wed, 09/12/2018 - 19:18

Die Hauptstadt Tschechiens wird gerne als «Paris des Ostens» bezeichnet. Verständlich, denn die romantische Metropole mit ihren hundert Türmen hat nicht nur tagsüber eine Menge zu bieten: Sobald die Nacht einbricht und sich ein goldgelbes Licht über die historischen Gebäude legt, fällt der Startschuss für das schillernde Nachtleben.

Jahr der Jubiläen

In Tschechien gibt es dieses Jahr gleich vier Jubiläen zu feiern: den 100. Jahrestag der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik, den 50. Jahrestag des Prager Frühlings (1968), das 80-jährige Münchner Abkommen (1938) sowie das Februardebakel der Demokratie von 1948. In Prag finden deshalb das ganze Jahr hindurch diverse Ausstellungen, Konzerte und Vorführungen statt. Höhepunkte sind die Militärparade, die am 28. Oktober auf der Evropská Strasse über die Bühne geht, sowie die Wiedereröffnung des Nationalmuseums. Vom 27. September bis zum 20. Juni 2019 wird dort die Ausstellung «Made in Czechoslovakia oder Die Industrie, die die Welt eroberte» gezeigt. www.prague.eu

Das Sexmaschinen-Museum

Dieses Museum ist mit Sicherheit etwas ungewöhnlich und gleichzeitig einmalig: Mittelalterliche Dildos, Keuschheitsgürtel und Stimulationsgeräte – rund 300 Geräte werden hier ausgestellt, die teils aus dem 16. Jahrhundert stammen. Das Sexmaschinen-Museum befindet sich in der Prager Altstadt unweit der Kafka-Statue. Es ist täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist ab 18 Jahren.

Älteste Synagoge Europas

Sie gehört zu den ältesten, frühgotischen Gebäuden von Prag und ist gleichzeitig die älteste Synagoge Europas: Die «Altneusynagoge» aus dem Ende des 13. Jahrhunderts ist seit 1995 ein Nationalkulturdenkmal und ist bis heute das religiöse Zentrum der jüdischen Prager Gemeinde. Was den Namen betrifft, so gibt es viele Mythen und Erklärungen. Sicher ist: Eine Kopfbedeckung ist obligatorisch!

Café Louvre

Hier weht ein Wind aus vergangenen Zeiten, als Intellektuelle beim Kaffee über Gott und die Welt diskutierten. Das Caféhaus, das 1902 erstmals Gäste empfing, musste allerdings im zweiten Weltkrieg schliessen. 1992 eröffnete das «Louvre» im Jugendstil erneut seine Tore. Besucher gelangen über ein marmorverkleidetes Treppenhaus in die Räumlichkeiten, die zu den schönsten in Prag gehören. www.cafelouvre.cz

Die Eiffelturm-Kopie

Dieser 63,5 Meter grosse Turm auf dem Berg Petřín erinnert nicht nur an den Eifelturm in Paris: Er wurde 1891 als Kopie im Verhältnis 1:5 errichtet. Und zwar anlässlich der Pariser Weltausstellung, nachdem Mitglieder des Klubs tschechischer Touristen total vom Original hingerissen waren. Die Aussicht ist atemberaubend. Von hier aus kann man nicht nur die Stadt überblicken, sondern bei gutem Wetter beinah ganz Böhmen.

Auf den Spuren Kafkas

Wer sich für das Leben und die Werke des bedeutenden Schriftstellers Franz Kafka interessiert, hat diverse Möglichkeiten: Nahe der St. Niklaskirche befindet sich sein Geburtshaus, welches über eine kleine Ausstellung verfügt. Während inmitten des alten jüdischen Viertels eine surreale, kopflose Hommage an den Autor steht, liegen seine sämtlichen Erstauflagen im Kafka-Museum auf. Begraben ist er neben seinen Eltern auf dem neuen jüdischen Friedhof. www.kafkamuseum.cz

Altböhmische Küche

Eingelegter Hermelin (Weichkäse), Topinky (gebratenes, dunkles Brot), altböhmische Zwiebelsuppe oder «Mährischer Spatz»: im Restaurant U Parlamentu in der Nähe der Karlsbrücke gibt es eine traditionelle, einfache Küche vom Feinsten. Exklusiver ist das Kleinseitner Restaurant Zum blauen Entlein, das vor allem aufgrund seines speziellen Interieurs beliebt ist. Das «Zu den Herzögen» lockt mit seiner altböhmischen Bierstube.

Die Insel Kampa

Sie soll die zweitschönste Stadtinsel der Welt sein: Die Insel Kampa liegt zwischen dem Hauptflussbett der Moldau und dem Teufelsbach, ihrem Flussarm. Der Insel-Park ist perfekt für ein romantisches Picknick oder für eine Pause zwischendurch. Die Mühle aus dem Jahre 1400 bringt einen ganz besonderen Charm mit sich, genauso wie die Kunstinstallationen in der Nähe des Museums für Moderne Kunst Kampa. Den Zugang zur Insel finden Sie am Ende der Karlsbrücke.

Die älteste Brauerei

Bier ist in Prag billiger als Wasser. Das heisst jedoch nicht, dass es schlecht ist. Im Gegenteil: Bier hat in ganz Tschechien einen hohen Stellenwert. Und Brauereien gibt es in Prag wie Sand am Meer. Die Älteste Tschechiens heisst «Břevnover». Dass es diese bereits im 13. Jahrhundert gab, wird in einem Schreiben des gleichnamigen Klosters erwähnt. In der Klosterschenke können Sie frischgezapftes «Břevnover Benedict» trinken. Ein wahrer Genuss für den Gaumen und das Auge. www.brevnov.cz

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Mit dem Skateboard durchs Klassenzimmer! Lena Müller (15) will 2020 olympisch starten

Wed, 09/12/2018 - 19:16

Das IOC führt in Tokio fünf neue Sportarten ein. Das eröffnet auch Skateboarderin Lena Müller frische Perspektiven.

Jung, keck und wieselflink auf vier Rädern! Wenn Lena Müller (15) auf ihrem Skateboard anrollt, rollt mit ihr auch eine neue olympische Sportart heran. In Tokio 2020 geht’s erstmals auf der früher im Volksmund «Rollbrett» genannten Unterlage in den zwei Disziplinen «Park» und «Street» olympisch zur Sache.

Müller sagt voller Vorfreude: «Olympia ist ein Traum, der in Erfüllung gehen kann.» Die Teenagerin aus Nesslau SG ist unsere grosse Hoffnung bei den Frauen. Bei den Männern? Simon Stricker (27) und Iouri Podlatchikov (30) – ja, der Snowboard-Olympiasieger plant wie auch Halfpipe-Erzrivale Shaun White die Sommer-Spiele.

Aber auch die junge Lena fährt stark Snowboard. Viele Tricks gleichen sich, auch wenn im Skateboard keine Saltos möglich sind. «Unmöglich, mich für eine der beiden Sportarten zu entscheiden. Für mich ist es die perfekte Verbindung. Meine Mutter ist Snowboard-Lehrerin, zuerst bin ich im Schnee gefahren. Fürs Training habe ich mit Skateboard begonnen, was auch riesig Spass macht», sagt die Toggenburgerin, die mit 11 Jahren auf dem Snowboard acht Wirbel bricht und drei Monate im Korsett verbringt.

Erste Skaterin an ihrer Sportschule

Doch nun skatet Lena Richtung Tokio. Obwohl sie sich 2019 zuerst qualifizieren muss, öffnen sich schon jetzt neue Türen. Weil ihr Sport olympisch ist, besucht sie als erste Skaterin in St. Gallen die United School of Sports. Also die auf Spitzensport-Nachwuchs ausgerichtete Ausbildungsstätte, die Training und Schulbildung verbindet und mit einem KV-Abschluss endet.

Skateboard macht Schule! Müller drückt nun mit Fussballern, Handballern, Synchronschwimmerinnen, Reiterinnen, Skifahrern und Snowboardern die Schulbank. «Die Mitschüler finden es cool, dass ein Mädchen skatet», sagt Lena. «Und mir gefällt der Einblick in andere Sportarten, man kann bei allen etwas mitnehmen.» Trainieren tut sie täglich. Im Skatepark in St. Gallen, in einer privaten Halle in Bazenheid SG oder mit Nationaltrainer Sascha Leutwyler in Winterthur.

Der Verband «Swiss Skateboard» wurde von Präsident Urs Morgenegg bereits 2006 gegründet. «Wir haben auf die baldige Olympia-Aufnahme spekuliert und konnten erste Strukturen schaffen. Aber es gibt noch viel zu tun», sagt er.

Auch Überzeugungsarbeit – wie am Anfang bei den Snowboardern ist die Szene gespalten: Ist der Olympia-Status cool oder zerstört er die Identität des Freestyle-Sports? Lena sagt dazu fröhlich: «Jeder soll seine Meinung haben. Ich gehe auf jeden Fall nach Tokio, wenn ich kann!»

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Neue Olympia-Sportarten neben Skateboard

Karate:
Elena Quirici (24) ist zweifache Europameisterin und will Olympia-Edelmetall. Mit Ramona Brüderlin, Fabienne Kaufmann und Noemie Kornfeld kommen weitere Karate-Ladies für einen Olympia-Start in Frage. Aber Achtung: Nur die acht weltbesten Frauen kriegen ein Ticket! Bei den Männern sind Noah Tony Pisino und Julian Shane Kandidaten.

Klettern:
Extra für die Premiere in Japan wurde ein neuer Mehrkampf-Modus mit den drei Kletter-Disziplinen Lead, Speed und Bouldern kreiert. Unsere ganz grosse Hoffnung auf Premieren-Gold: Boulder-Weltmeisterin Petra Klingler (26)!

Baseball/Softball:
Bei den Männern (Baseball) belegt die Schweiz in der Weltrangliste Platz 44, bei den Frauen (Softball) Rang 32. Das bedeutet: Auf eine Olympia-Quali haben die beiden Teams keine Chance, nur die weltbesten Teams werden in Tokio um die Medaillen kämpfen.

Surfen:
Es wäre eine Sensation, wenn unter den 20 Männern und 20 Frauen eine Schweizer Vertretung wäre. Für die Qualifikation sind die World Tour 2019 oder die World Surfing Games 2019 oder 2020 entscheidend. Aber selbst für die Surf-Nationen wird es hart: Nur zwei Athleten pro Land dürfen nach Tokio. In den USA, Brasilien oder Australien wird der nationale Cut brutaler als danach an Olympia der Medaillenkampf!

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«In die Details kann man sich verbeissen»: Ein Drohnen-Gesetz fällt nicht einfach vom Himmel

Wed, 09/12/2018 - 19:16

BERN - Bundesrat und Parlament wollen den Drohnen-Betrieb regulieren. Ausgerechnet CVP-Nationalrat Martin Candinas, der das gefordert hat, wird jetzt angst und bang.

Der Drohnenbetrieb muss gesetzlich stärker geregelt werden, ist der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas (37) überzeugt. Denn die Gefahr für Menschen steige durch die wachsende Zahl an Drohnen. Zum Beispiel, wenn diese zunehmend Flugzeugen und Helikoptern in die Quere kommen. Deshalb brauche es mehr Sicherheit im Luftraum.

Schlimmes verhindern wollen mittlerweile alle in Bern. Nach dem Bundesrat und dem Nationalrat hiess gestern auch der Ständerat zwei Vorstösse gut. Einen von Candinas, den anderen von SP-Ständerat Daniel Jositsch (53, ZH). Beide zielen auf eine Registrierungspflicht und eine stärkere Kontrolle von Drohnen ab. Zugleich sollen die heute liberalen Regeln bewahrt werden.

Folgen für die Praxis sind noch völlig unklar

Aber was bedeutet das für die Praxis? Wären auch die Hobby-Drohnen-Piloten und Kinderspielzeug davon betroffen? Erstaunlicherweise wagt nicht einmal Candinas eine Prognose. «Das werden uns die Experten beim Bundesamt für Zivilluftfahrt nun vorschlagen. Dafür sind sie da», so der Präsident der Swiss Helicopter Association.

Offen bekennt Candinas: Geht es nicht mehr nur um den Grundsatz einer stärkeren Regulierung, sondern um deren genaue Bestimmungen, ist es mit der Einigkeit im Bundeshaus schnell vorbei. «In die Details kann man sich verbeissen.»

Knacknüsse gibt es gleich sackweise

Die möglichen Knacknüsse nennt der Bündner gleich selber: «Wollen wir nur kommerzielle Drohnen registrieren? Und wenn nein: Ab welchem Gewicht sind die Multikopter kritisch? Dürfen künftig nur noch Drohnen mit eingebautem Chip, der eine Überwachung zulässt, verkauft werden? Und wie sieht es mit dem Datenschutz aus?»

Wohin die Reise in etwa gehen könnte, hat der Bundesrat in seinen Stellungnahmen zu den Vorstössen von Candinas und Jositsch gezeigt. Demnach müssten grössere Drohnen künftig einen Chip haben, der in einem zentralen Register auf den Besitzer verweist.

Dank dieses Peilsenders könnte dann der Luftraum überwacht und gesteuert werden. «U-Space» nennt sich diese automatisierte Verkehrsleitung der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Damit könnten zum Beispiel Multikopter, die am WEF in Davos in den verbotenen Luftraum eindringen, umgelenkt werden.

Candinas ist jede bessere Kontrolle recht

Trotz dieser offenen Fragen zu den technischen Mitteln und des Geltungsbereichs der neuen Regeln ist Candinas überzeugt: «Schon nur eine Registrierungspflicht wäre ein Fortschritt. Diese würde Drohnenpiloten sensibilisieren, ihre unbemannten Flugobjekte vernünftig einzusetzen.»

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Ex-Botschafter zum deutschen Rechts-Mob: «Man darf die AfD-Leute nicht einfach verdammen»

Wed, 09/12/2018 - 19:03

BERLIN - In Deutschland sind die Rechten auf dem Vormarsch. Tim Guldimann, der ehemalige Schweizer Botschafter in Berlin, fordert eine klarere Abgrenzung von den Rechtsextremen, aber auch mehr Dialog mit den populistischen Parteien.

Nach dem gewaltsamen Tod zweier Deutscher nimmt in Deutschland der Fremdenhass zu. Nach Chemnitz kam es am Montagabend auch in Köthen und Halle (beides Städte in Sachsen-Anhalt) zu Protestmärschen. Tim Guldimann, der ehemalige Schweizer Botschafter in Berlin, fordert eine klarere Abgrenzung vom Rechtsextremismus, aber auch mehr Dialog.

Herr Guldimann, wie erklären Sie sich diese Häufung von Aufmärschen der Rechtsextremen im Osten Deutschlands?
Tim Guldimann:
Die Deutschen im Osten reagieren auf bestimmte Ereignisse anders als im Westen. Vor allem ältere Ostdeutsche sind immer noch frustriert, ja gedemütigt darüber, wie nach dem Ende der DDR ihr Leben durch die «Wessis» bestimmt wurde. Natürlich wurde der Osten mit über 1000 Milliarden Euro wirtschaftlich massiv unterstützt. Was dabei aber mit den Gefühlen und der Identität der Menschen passiert ist, wurde nie richtig aufgearbeitet.

Geht es denn gar nicht ums Flüchtlingsproblem?
Die Flüchtlingszahlen sind stark gesunken, beim umstrittenen Familiennachzug geht es nur noch um kleine Zahlen. Das Thema ist objektiv kein grosses Problem mehr, aber es ist die geeignete Projektionsfläche, um Ängste und Frustrationen abzuladen. Hier sehe ich eine Parallele zum Antisemitismus, der in den Wirtschaftskrisen im 19. und 20. Jahrhundert aufkam.

2015 kamen rund eine Million Flüchtlinge nach Deutschland. Die Silvesternacht von Köln 2015 mit rund 1000 Übergriffen auf Frauen sowie die jüngsten Todesfälle mit deutschen Opfern sind nicht wegzuleugnen.
Lange Zeit hat die Politik tatsächlich die durch die Immigration verbundenen Sorgen der Bürger nicht ernst genommen. Ich fand die Aufnahme der Migranten zwar richtig, sie wurde aber schlecht kommuniziert. Der Staat hat zeitweise die Kontrolle verloren, dies aber nicht eingestanden. Durch die Verunsicherung und die Unterdrückung des Themas gelang es der AfD, schnell zu wachsen.

In mehreren Städten sind Tausende Menschen auf die Strasse gegangen. Sind das wirklich alles Neo-Nazis?
Natürlich sind von den 25 Prozent, die in Sachsen heute die AfD wählen würden, nicht alle rechtsextrem. Das zeigt aber den Missmut gegen «die da oben», gegen den Staat und seine Institutionen.

Was kann man dagegen tun?
Man muss auf Dialog setzen. In einer ostdeutschen Stadt hat die Bürgermeisterin auf der Strasse mit einer verärgerten Frau geredet, der das Geld für die medizinische Behandlung ihrer Tochter fehlt. Am Schluss hat sich die Bürgerin bedankt.

Viele finden aber, man soll sich nicht mit Leuten von der AfD einlassen.
Die Partei wurde demokratisch gewählt. Man darf diese Leute doch nicht einfach stigmatisieren und verdammen. Man muss sie anhören und ihnen klarmachen, dass ihre Probleme angegangen werden. Gleichzeitig muss die rote Linie bekräftigt werden, wenn der Rechtsstaat in Frage gestellt wird.

Wird sich die Lage beruhigen oder werden die Märsche der Rechten weiter zunehmen?
Die Diskussion geht weiter. Dabei wünsche ich mir, dass sich die andern Parteien klarer vom Rechtspopulismus abgrenzen, anstatt sich anzubiedern.

Was meinen Sie damit?
Die CSU etwa versucht, AfD-Wähler abzuwerben. Am 14. Oktober sind in Bayern Wahlen: Sie werden für Innenminister Horst Seehofers Partei voraussichtlich zum Fiasko.

Was halten Sie von der Ihnen nahe stehenden SPD?
Auch bei der SPD fehlt mir bisweilen das klare Bekenntnis zum Rechtsstaat und vor allem die Bereitschaft, über vergangene Fehler zu reden. So hatte sie zum Beispiel ehemaligen anständigen SED-Mitgliedern die Aufnahme in die SPD verweigert.

Könnte es auch in der Schweiz zu solchen Rechtsmärschen kommen?
Auch bei uns gibt es Rechtsradikale, nur ist deren Resonanz in der Gesellschaft viel geringer. Das ist sicher auf unsere direkte Demokratie und die politische Kultur zurückzuführen, in der die Menschen jedes Jahr an vier Abstimmungssonntagen politisch mitentscheiden können. Ein weiterer Grund ist auch, dass es in der Schweiz keine fixen politischen Blöcke gibt: Die Parteien entscheiden im Parlament in verschiedenen Konstellationen.

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