You are here

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Subscribe to Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung feed Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Nachrichten und Pressemitteilungen
Updated: 2 weeks 2 days ago

„Die Politik ist gefragt, damit alle Haushalte vom Kita-Ausbau und Rechtsanspruch profitieren können“: Interview mit C. Katharina Spieß

Wed, 09/19/2018 - 09:35

Frau Spieß, die Nutzung der Kindertagesbetreuung hängt stark vom Elternhaus ab. Inwieweit unterscheidet sich die Nutzung zwischen unterschiedlichen Haushalts- und Familiengruppen?

Die Nutzung von Kindertageseinrichtungen, und auch die Nutzung im Bereich der Tagespflege, hängen sehr stark vom Elternhaus ab, in dem das Kind lebt. Das trifft allerdings fast ausschließlich auf Kinder in jüngerem Alter zu. Denn wir wissen, dass gerade im letzten Jahr vor der Einschulung nahezu jedes Kind eine Kita besucht. Hier können wir also keine Unterschiede zwischen Haushalten beobachten. Bei den jüngeren Kindern sehen wir, dass insbesondere Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern, in denen beide Elternteile erwerbstätig sind oder ein alleinerziehendes Elternteil einem Beruf nachgeht, eine Einrichtung besuchen. Wir wissen, dass Kinder, deren Eltern keinen Migrationshintergrund haben, überdurchschnittlich stark in Kindertageseinrichtungen vertreten sind. Armutsgefährdete Familien nutzen nicht in dem gleichen Ausmaß Kitas wie Familien, die über der Armutsgrenze liegen. [...]


Livestream zum Bildungspolitischen Forum am 25. September

Wed, 09/19/2018 - 09:01

Der Leibniz-Forschungsverbund (LERN) Bildungspotenziale veranstaltet jährlich ein Bildungspolitisches Forum. Dieses Jahr findet es am Dienstag, den 25. September in Berlin statt und widmet sich dem aktuellen Thema: „Potenziale früher Bildung: Früh übt sich, ...". Hauptorganisator neben der Koordinierungsstelle des LERN-Verbundes ist das DIW Berlin zusammen mit dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN).

Im Mittelpunkt stehen Fragen zu Wirkungen früher Bildung, zur Bedeutung der professionellen Kompetenz pädagogischer Fachkräfte sowie zur Qualität früher Bildungsangebote. Höhepunkte des Programms sind u.a. ein Impulsreferat der Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey, eine Keynote von Kitty Stewart von der London School of Economics and Political Science zur Rolle der frühen Bildung für Chancengerechtigkeit aus einem internationalen Blickwinkel sowie eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aller beteiligten politischen Ebenen zu den Chancen und Herausforderungen, die Potenziale der frühen Bildung auszuschöpfen.

Livestream

Aufgrund des regen Interesses können wir leider keine weiteren Anmeldungen für das Bildungspolitische Forum 2018 annehmen. Die Veranstaltung wird jedoch auf der Webseite des DIW Berlin live übertragen.

Mehr Informationen finden Sie auf der Veranstaltungshomepage und unter dem Twitter-Hashtag #LERNBPF18


Mal mehr, mal weniger: Arbeitszeitwünsche von Männer und Frauen nähern sich immer mehr an

Wed, 09/19/2018 - 09:00
Zusammenfassung:

DIW-Studie zeigt: Arbeitszeitpräferenzen hängen vom Beschäftigtenstatus ab, nicht vom Geschlecht – Paare würden Arbeitszeiten gerne symmetrischer verteilen – Restriktionen bei der Verwirklichung der Wünsche sind größer in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit, für gering Qualifizierte, ausländische und ostdeutsche Beschäftigte sowie bei unzureichender Kinderbetreuung.

Viele Teilzeitbeschäftigte würden gerne mehr arbeiten, viele Vollzeitbeschäftigte lieber weniger. Paare wünschen zunehmend, ihre Arbeitszeiten gleichmäßiger aufzuteilen. Die tatsächlichen Arbeitszeitmuster sind aber seit 30 Jahren erstaunlich stabil. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die DIW-ÖkonomInnen haben auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) untersucht, inwieweit Wunsch und Wirklichkeit bei den Arbeitszeiten auseinanderklaffen, aber auch, welche Restriktionen der Verwirklichung von Arbeitszeitwünschen im Wege stehen.


Berliner Landespolitik: Rückkehr zur Ausgabefreudigkeit: Kommentar von Karl Brenke

Wed, 09/19/2018 - 08:58

Seit fünf Jahren nimmt die Wirtschaftsleistung im Euroraum wieder zu; die Krise scheint überwunden zu sein. Der Schein trügt aber. Denn das Wachstum beruht auch auf Doping. Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen auf ein extrem niedriges Niveau gesenkt und saugt die Schuldtitel der Mitgliedsstaaten einfach auf. Und trotz des Wirtschaftswachstums verharrt die Staatsschuld gemessen an der Wirtschaftsleistung in Südeuropa und Frankreich auf hohem Niveau. Die Zentralbank wird ihre Politik nicht allzu lange beibehalten können, zumal sich zunehmend unliebsame Nebenwirkungen zeigen. So haben sich die Preise bei den Vermögenswerten immer mehr aufgebläht, was in manchen Ländern zu stark steigenden Mieten führt. Die Lage ist also recht fragil. [...]


Tomaso Duso zum Professor an der Technischen Universität Berlin ernannt

Thu, 09/13/2018 - 07:23

Der Präsident der Technischen Universität Berlin hat Tomaso Duso am 12. September 2018 zum Professor für das Fachgebiet "Empirische Industrieökonomik“ an der Fakultät VII – Wirtschaft und Management ernannt. Die Berufung erfolgte gemeinsam mit dem DIW Berlin und ist mit der Leitung der Abteilung "Unternehmen und Märkte" am DIW Berlin verbunden. Herr Duso war zuvor Professor für empirische Industrieökonomik am Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Am DIW Berlin leitet er die Abteilung "Unternehmen und Märkte" bereits seit dem Frühjahr 2013.

Zur Mitarbeiterseite von Tomaso Duso am DIW Berlin


Niedrige Löhne empfindet die große Mehrheit als ungerecht

Wed, 09/12/2018 - 10:35
Zusammenfassung:

DIW-Studie untersucht auf Umfragebasis, als wie gerecht Erwerbseinkommen in Deutschland wahrgenommen werden – Dass Einkommen ungleich verteilt ist, wird grundsätzlich akzeptiert – Überwältigende Mehrheit der Befragten nimmt aber untere Arbeitseinkommen als zu niedrig wahr – Um Gefühl der Gerechtigkeit in der Bevölkerung zu erhöhen, muss Politik bei niedrigen Löhnen ansetzen

Die allermeisten befragten Erwerbstätigen empfinden vor allem niedrige, aber auch mittlere Arbeitseinkommen als zu gering und ungerecht. Das ist ein zentrales Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) von Jule Adriaans und Stefan Liebig, Direktor der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). Befragt wurden hierfür in einer repräsentativen Umfrage (LINOS-2) Beschäftigte zu ihrer Gerechtigkeitswahrnehmung bestimmter Einkommensklassen (hohe, mittlere und niedrige Erwerbseinkommen). Hohe Einkommen (6.100 Euro brutto im Monat im Durchschnitt) werden von etwa der Hälfte der Befragten als gerecht bewertet, 38 Prozent finden sie zu hoch. Mittlere Einkommen (durchschnittlich 2.700 Euro im Monat) empfinden 81 Prozent als zu niedrig, geringe Einkommen von etwa 1.200 Euro im Monat nehmen gar 96 Prozent der Befragten als zu niedrig wahr.  


„Die Konsequenz von empfundener Ungerechtigkeit kann ein Rückzug sein“: Interview mit Stefan Liebig

Wed, 09/12/2018 - 10:29

Herr Liebig, es wird öffentlich viel über eine ungerechte Einkommensverteilung diskutiert. Ist das nur eine subjektive Wahrnehmung oder auch statistisch, wissenschaftlich belegbar?

Die Einkommensungleichheit können wir sehr gut messen. Aber wir können wissenschaftlich nicht bestimmen, ab wann eine Einkommensungleichheit ungerecht ist. Dafür gibt es keine klaren wissenschaftlichen Kriterien, weil Gerechtigkeit ein Wertmaßstab ist. Wir können aber die Menschen fragen, welche Einkommensungleichheit sie als gerecht oder ungerecht empfinden, und das kann man dann mit statistischen Verfahren wissenschaftlich bearbeiten. [...]


Zehn Jahre Lehman-Crash - Erinnern ist der beste Schutz: Kommentar von Dorothea Schäfer

Wed, 09/12/2018 - 10:28

„Ach, die Finanzkrise, die haben doch schon alle vergessen“, ist derzeit manches Mal zu hören, wenn die Rede auf den anstehenden Zehnjahrestag des Lehman-Crashs am 15. September 2008 kommt. Doch ist das so? In der Tat sind die Forderungen nach weniger statt mehr Regulierung jüngst wieder lauter geworden. Bankenchampions werden öffentlich herbeigesehnt; Vielfalt im Bankensektor wird dagegen als Zersplitterung abqualifiziert. Und einige verlangen, den Banken zu erlauben, Eigenkapital einzusparen, wenn sie bestimmte Aktiva halten. Machen wir uns nichts vor: Das „Fenster der Möglichkeiten“ in der Finanzmarktregulierung, aufgestoßen von der Lehman-Insolvenz, ist längst wieder zu. [...]


Rentennahe Jahrgänge haben große Lücke bei der Sicherung ihres Lebensstandards im Ruhestand

Wed, 09/12/2018 - 09:30
Zusammenfassung:

Mehr als der Hälfte der 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen reichen derzeitige Rentenanwartschaften nicht, um aktuellen Konsum vollständig zu decken – Private Versicherungen reduzieren diesen Anteil nur geringfügig – Potentielle Versorgungslücke beträgt durchschnittlich rund 700 Euro im Monat

58 Prozent der Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgängen könnten ihren Konsum nicht aus Anwartschaften aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge oder Beamtenpensionen decken, wenn sie jetzt in den Ruhestand gingen. Sie hätten im Schnitt eine potentielle Versorgungslücke von monatlich rund 700 Euro. Private Versicherungen wie die Riester- und Rürup-Rente würden den Anteil der 55- bis 64-Jährigen mit einer potentiellen Versorgungslücke lediglich um zwei Prozentpunkte senken. Auch wenn sie zusätzlich ihr privates Vermögen einsetzten, könnten gut 40 Prozent ihren aktuellen Konsum nicht decken. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die von der Hans-Böckler-Stiftung finanziert wurde.


Die Türkei braucht eine unabhängige Notenbank und internationale Kredite

Thu, 09/06/2018 - 11:30
Zusammenfassung:

DIW-Berechnungen: Verschärft sich die Krise in der Türkei, wird das dortige Wirtschaftswachstum um mindestens fünf Prozentpunkte zurückgehen – Regierung und Notenbank müssen Gegenmaßnahmen ergreifen: Konsolidierung des Staatshaushalts, Erhöhung des Leitzinses und Senkung des Inflationsziels könnten Lira stabilisieren

Die derzeitige Krise in der Türkei ist vor allem hausgemacht: Eine expansive Konjunkturpolitik, eine hohe Verschuldung und vor allem eine sukzessive Beschneidung der Unabhängigkeit der Zentralbank haben dazu geführt, dass die türkische Lira vor allem seit Jahresbeginn extrem an Wert verloren hat und die Inflation in die Höhe geschnellt ist. Dringend sind Gegenmaßnahmen von Seiten der Regierung und der türkischen Zentralbank erforderlich, damit sich die Währung erholt und das Wirtschaftswachstum nicht zu stark einbricht. Wie diese Maßnahmen aussehen könnten und welche Wirkung sie hätten, untersucht eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die DIW-Ökonomen Alexander Kriwoluzky und Malte Rieth haben anhand eines Modells durchgerechnet, wie sich die Wirtschaft in der Türkei ohne Gegenmaßnahmen weiterentwickelt und was passieren würde, wenn Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen würden. Zudem haben sie auch simuliert, welchen Effekt günstige Kredite internationaler Partner hätten.


Deutsche Wirtschaft wächst weiter moderat, Risiken sind nicht vom Tisch

Thu, 09/06/2018 - 11:06
Zusammenfassung:

DIW Berlin bestätigt weitgehend Einschätzung aus dem Sommer – Arbeitsmarkt und privater Konsum stützen das Wachstum – Gefahr eines Handelskriegs und eines „harten“ Brexits belasten deutsche Exportwirtschaft – Öffentliche Haushalte mit hohen Überschüssen, die in mehr Investitionen fließen sollten

Die deutsche Wirtschaft drückt ein wenig auf das Bremspedal, wird aber auch in diesem und in den kommenden beiden Jahren deutlich wachsen. Die KonjunkturforscherInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) prognostizieren in ihren Herbstgrundlinien für dieses Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 Prozent. Für die Jahre 2019 und 2020 rechnen sie mit einer Wachstumsrate von 1,7 beziehungsweise 1,8 Prozent. Damit bestätigt sich weitgehend die Einschätzung aus dem Frühsommer, wonach die deutsche Wirtschaft etwas an Fahrt verliert, der Wachstumskurs aber grundsätzlich beibehalten wird.


„Bauwirtschaft und privater Konsum haben nach wie vor kräftig Dampf“: Interview mit Claus Michelsen

Thu, 09/06/2018 - 10:00
Herr Michelsen, der Aufschwung der deutschen Wirtschaft war zuletzt etwas abgeflacht. Hat die Konjunktur wieder Schwung aufnehmen können?

Tatsächlich hat sich die deutsche Wirtschaft etwas weniger kräftig entwickelt als noch im vergangenen Jahr. Das erste Halbjahr war aber alles andere als schwach, sondern sehr solide. Wir sehen jetzt ein wenig die Sommerflaute, doch Stimmungsindikatoren zeigen, dass viele Unternehmen ihre Perspektiven und damit die der deutschen Wirtschaft für die kommenden Quartale wieder positiver einschätzen.[...]

Das FAZ-Ökonomen-Ranking – Blind Spot Ökonominnen. Kommentar von Elke Holst

Thu, 09/06/2018 - 09:55

Auch 2018 ist es wieder da: Das „Ökonomenranking“ der FAZ – gerade erschienen. Die Medien berichten über die „wichtigsten“, „einflussreichsten“, “an der Spitze“ stehenden „Ökonomen“, die die Debatte prägen. Das ist ja eigentlich sehr interessant. Denn wir wollen natürlich wissen, „wer hat Gewicht in Medien, Forschung und Politik?“ – wie es die FAZ benennt. Ein Blick auf die ersten Positionen zeigt dann: Hier tummeln sich im Wesentlichen Ökonomen aus den DACH-Ländern, die schon aus den 100-Rankings der Vorjahre altbekannt sind. Gut, denken wir, die haben sich im Wettbewerb durchgesetzt, immer weiter verbessert. Ihre Meinung hat Gewicht. [...]


Deutschland ist nicht allein: Kohleausstieg beschäftigt viele Länder auf der Welt

Thu, 09/06/2018 - 08:05
Zusammenfassung:

Studie untersucht Szenarien des Kohleausstiegs in sechs Ländern – In allen Ländern kann zu vertretbaren Kosten auf Kohle verzichtet werden – Sorgfältige Planung und Einbindung aller Stakeholder sind essentiell für den Erfolg des Ausstiegs


Environmental Regulations: Lessons from the Command-and-Control Approach

Tue, 09/04/2018 - 11:00
Zusammenfassung:

Policy makers have long favored command-and-control (CAC) methods to tackle environmental damage. The number of CAC policies devoted to environmental protection has increased steadily since the 1950s and have been a large part of the overall portfolio of environmental laws and regulation in the industrialized world. Schmitt and Schulze (2011) document that between 1970 and 2011 the two most prevalent EU air-pollution control instruments were CAC in nature. Over 50% of the policy instruments were of the CAC type (regulatory, interventionist, and top-down), with emission limits and technical requirements playing the role of the top two. In China and India, most of the environmental legislation also take the form of explicit directives that levy restrictions on both mobile (vehicular) and stationary sources (factories and combustion plants) of pollution (see Tanaka 2014, Greenstone and Hanna 2014).

In the last two decades, there has been a notable increase in research evaluating policy and programs for environmental protection. The design of empirical studies emphasizes causal inference by comparing group of regulated (treated) firms with a comparable control group of firms that were not subject to the treatment. As a result, we now have an improved perspective on the causal effects of environmental policy instruments that address industrial pollution. This review discusses some of the implementation details of prominent CAC type regulations and highlights the lessons learned from the empirical evaluation of these initiatives.


So lässt sich die Rente retten

Mon, 09/03/2018 - 12:00

Die Politik versagt bei der Altersvorsorge. Um sie zu sichern, sind jetzt fünf Maßnahmen notwendig.

Die große Koalition hat vor wenigen Tagen ein Rentenpaket vorgelegt. Das Selbstlob nach der Einigung über das Paket steht in keinem Verhältnis zu seinem Inhalt. Auf den hatte man sich sowieso schon im Koalitionsvertrag im März geeinigt. Trotzdem hat man sich noch einmal selbst applaudiert und behauptet, die soziale Sicherung im Alter auf neue Füße gestellt zu haben. Das ist sicher nicht der Fall. Solange sich aber die Politik unbequemen Wahrheiten nicht öffnen will und grundlegende Reformen scheut, werden Hoffnungen auf eine nachhaltige Rentenstrategie unerfüllt bleiben. Der nächste Streit ist vorprogrammiert. Es braucht in Sachen Rente einen viel größeren Wurf.

Das aktuelle Rentenniveau von 48 Prozent ist weder großzügig noch auskömmlich. Über die Hälfte der Menschen, die kurz vor der Rente stehen, werden ihren Lebensstandard zum Teil deutlich einschränken müssen. Viele haben nicht oder nicht ausreichend privat vorgesorgt, um ihre Rente aus der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) zu ergänzen. Zudem wird das Rentenniveau ab Mitte der 2020er-Jahre zurückgehen und in den 2040er- Jahren sogar unter 43 Prozent fallen. Es wird zudem immer mehr Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, mit "Niedriglohnkarrieren" oder in Teilzeit und daher mit geringeren Rentenansprüchen, geben. Es ist also geboten, die gesetzliche Rente zu stärken - über 2025 hinaus.

Wie ist das zu finanzieren? Die große Koalition hat versprochen, den Beitragssatz erst einmal nicht steigen zu lassen. Das ist sicher sinnvoll, denn die Sozialversicherungsbeiträge gehören zu den höchsten aller Industrieländer und auch in der Kranken und Pflegeversicherung wird mit steigenden Beitragssätzen gerechnet. Eine noch stärkere Belastung gefährdet letztlich den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Sollen also Steuermittel für die Stabilisierung des Rentenniveaus aufkommen? Die von manchen geforderte Erhöhung der Mehrwertsteuer oder anderer indirekter Steuern wäre eine Mogelpackung, bei der den Menschen Geld aus der linken Tasche genommen und in die rechte Tasche zugesteckt würde. Ein solcher Schritt würde einkommensschwache Menschen benachteiligen, auch Rentnerinnen und Rentner, die einen vergleichsweise hohen Anteil ihrer Ausgaben als indirekte Steuern entrichten. Ob dies die Akzeptanz der Rentenversicherung erhöhen würde, ist sehr fraglich.

Das Rentenniveau kann nur dann glaubhaft stabilisiert werden, wenn die Politik den Mut aufbringt, unbequeme und schwierige Reformen umzusetzen - weit über das hinaus, was sie jetzt auf den Tisch gelegt hat. Hierzu gehören im Kern fünf Maßnahmen. Zum einen muss die Absicherungsfunktion der staatlichen Rente speziell für Menschen mit geringen Einkünften gestärkt werden. Dafür sollte das sogenannte Äquivalenzprinzip der gesetzlichen Rentenversicherung aufgeweicht werden. Dieses Prinzip besagt, dass jeder Euro, der in die GRV eingezahlt wird, die gleiche monatliche Rentenleistung erzielen soll, unabhängig vom Einkommen der Beitragszahlenden. 

Menschen mit sehr geringem Einkommen haben jedoch eine um sieben Jahre geringere Lebenserwartung als Menschen mit sehr hohem Einkommen, beziehen daher deutlich kürzer Rentenleistungen. Dies bedeutet, dass Beiträge und Zuschüsse der GRV bereits heute überproportional Rentnern zugutekommen, die hohe Einkommen und meist auch eine private Vorsorge haben.

Ein zweites Element ist die Erhöhung der Erwerbstätigkeit. Fehlende Ganztagsschulen und Angebote von Kitas, unzureichende Qualität, ein Ehegattensplitting, das Erwerbstätigkeit vor allem für Frauen weniger attraktiv macht, und Diskriminierung im Arbeitsmarkt tragen dazu bei, dass viele Frauen in Deutschland nicht oder deutlich weniger arbeiten, als sie es ohne diese von Staat und Markt gelegten Hürden tun würden. Auch bei älteren Menschen und bei Migrantinnen und Migranten gibt es ein riesiges Erwerbspotenzial, das wir als Gesellschaft nicht ausreichend nutzen. Ein transparentes Einwanderungsgesetz könnte langfristig eine stabile Zuwanderung und erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt gewährleisten und damit die Sozialsysteme entlasten.

Drittens braucht die Rentenversicherung ein Modell zur Absicherung von neuen Formen selbständiger Erwerbstätigkeit, weil Erwerbsverhältnisse im Zuge der Digitalisierung vermutlich zunehmend von der Norm abweichen werden. Mehr Menschen in Arbeit und mehr Versicherte in der Rentenversicherung könnten diese in der kurzen und mittleren Frist entlasten - was gerade ab den 2020er-Jahren bis 2040 relevant wäre. Dabei entstünden aber auch neue Ansprüche, die später gedeckt werden müssten. Es braucht also noch weitere Elemente.

Deswegen sollte als vierte Maßnahme die Flexibilisierung des Renteneintritts ins Auge gefasst werden. Immer mehr ältere Menschen arbeiten bereits heute, weil sie ihre Tätigkeit mögen oder einen Zuverdienst wollen oder brauchen. Diesen Menschen werden zu hohe Hürden in den Weg gelegt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wäre deren Beseitigung für die Wirtschaft wichtig. Und die Lebenserwartung steigt weiter, sodass die Politik nicht umhinkommen wird, eine längere Lebensarbeitszeit durchzusetzen. Wünschenswert wäre, den Menschen dabei eine möglichst große Wahlfreiheit zu ermöglichen.

Neben der staatlichen Rente sollte schließlich als fünftes Element die private Vorsorge gestärkt werden. Viele verlassen sich zu sehr auf den Sozialstaat, der aber gerade durch den demografischen Wandel stark in Anspruch genommen wird. Die Stärkung der privaten Vorsorge, wie beispielsweise mit der Riester-Rente, ist gescheitert. Der Staat kann und muss bessere Anreize setzen, damit mehr Menschen privat fürs Alter sparen. Gleichzeitig ist es so, dass 40 Prozent der Deutschen praktisch kein nennenswertes Erspartes haben, weil ihr gesamtes Einkommen in ihren Lebensunterhalt fließt. Auch deshalb wird diese Komponente alleine das Vorsorgeproblem nicht langfristig lösen.

Die Weichenstellung für das Rentensystem sollte jetzt, in wirtschaftlich guten Zeiten, gesetzt werden und nicht erst dann, wenn die Politik mit dem Rücken zur Wand steht. Durch einen sinnvollen Mix aus stabilem Beitragsniveau, Steuerzuschüssen, höherer Erwerbsquote, Zuwanderung und einem steigenden Rentenalter kann das Rentenniveau nachhaltig stabilisiert werden. Im Kern geht es darum, die Beitragsbasis der Rentenversicherung zu stärken, Versicherungslücken zu schließen, Geringverdiener besser abzusichern und eine funktionsfähige private Vorsorge als ergänzende Einkommensquelle im Alter zu ermöglichen. Von alledem sind die aktuellen Beschlüsse noch weit entfernt.

Der Gastbeitrag von Marcel Fratzscher und Johannes Geyer ist am 3. September 2018 in der Süddeutschen Zeitung (Seite 18) erschienen.


Michaela Engelmann tritt ihren Ruhestand an

Fri, 08/31/2018 - 09:24

Vielen Datennutzenden und auch Befragten ist die Stimme von Michaela Engelmann bestens vertraut. Seit 2005 hat sie telefonische Anfragen von SOEP-Nutzerinnen und Nutzern beantwortet und bei Fragen an Expertinnen und Experten im SOEP-Team weitergeleitet. Seit 2008 war sie auch die Ansprechpartnerin für die SOEP-Befragten am DIW Berlin. Mehr als ein Dutzend Wellen der SOEP-Daten hat sie an Forschende entweder als DVD verschickt oder seit einigen Jahren verschlüsselt digital bereitgestellt und damit unzählige Passwörter übermittelt.

Michaela Engelmann begann im Anschluss an ihre abgeschlossene Lehre bereits im Jahr 1978 ihre Tätigkeit im DIW Berlin. Sie war in mehreren Abteilungen als Teamassistentin und später als technische Redakteurin im DIW tätig, bevor sie 2005 zum SOEP wechselte. Hier betreute sie seitdem die SOEP-Hotline, baute vor allem das SOEP-Vertragsmanagement neu auf, arbeitete bei Konzeption und Durchführung von SOEP-Nutzerbefragungen mit und konzipierte und erstellte etliche nutzerfreundliche Onlinedokumentationen. Von 2011 bis 2015 war sie als Ausbildungsleiterin auch für die Einhaltung des Ausbildungsplans der SOEP-Auszubildenden zu Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung (FAMS) zuständig.

Nach rund 40 Jahren Tätigkeit im DIW Berlin  wünscht das SOEP-Team Michaela alles, alles Gute für ihren wohlverdienten Ruhestand.

Ab 1. September 2018 wird dann Janine Napieraj die SOEP-Hotline betreuen und darüber hinaus für SOEP-Datennutzende die erste Ansprechpartnerin in Vertragsangelegenheiten sein.


DIW Konjunkturbarometer August: Deutsche Wirtschaft trotz hoher Unsicherheiten stabil

Wed, 08/29/2018 - 10:34
Zusammenfassung:

Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat im August erneut etwas nachgegeben, zeigt aber weiterhin ein überdurchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft an. Für das dritte Quartal liegt es mit 101 Punkten (nach zuletzt knapp 104 Punkten) weiter über der 100-Punkte-Schwelle. „Der weltwirtschaftliche Boom des vergangenen Jahres ist zwar vorbei“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. „Die zuletzt hohe Auslastung der Produktionskapazitäten in der deutschen Wirtschaft wird sich im Zuge dessen aber lediglich normalisieren, von einem Einbruch kann keine Rede sein.“ Mit einem Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal wird die deutsche Wirtschaft auch im laufenden Quartal stabil bleiben.


Mutterschaft geht häufig mit verringertem Wohlbefinden einher

Wed, 08/29/2018 - 09:30
Zusammenfassung:

Anteil an Frauen mit psychischen und gesundheitlichen  Belastungssymptomen nimmt nach der Geburt zu – Mentales Wohlbefinden reduziert sich bei vielen Frauen im Verlauf der Mutterschaft weiter  –  vor allem institutionelle Entlastungsmaßnahmen gefordert

30 Prozent der untersuchten Mütter in Deutschland erfahren eine substanzielle Verschlechterung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens innerhalb der ersten sieben Jahre nach der Geburt. Gleichzeitig profitieren aber auch 19 Prozent von einer substanziellen Verbesserung. In einer vergleichbaren Gruppe von kinderlosen Frauen nimmt das mentale Wohlbefinden im Altersverlauf ebenfalls ab, jedoch weniger stark. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basieren.


"Tradierte klassische Leitbilder von Mutterschaft müssten aufgeweicht werden": Interview mit Marco Gießelmann

Wed, 08/29/2018 - 09:25

Herr Giesselmann, Sie haben untersucht, wie sich das mentale Wohlbefinden von Müttern nach der Geburt verändert. Was ist der Hintergrund dieser Fragestellung?

Arbeiten aus den Gender Studies haben gezeigt, dass es ein Spannungsverhältnis zwischen den sozialen Leitbildern von Mutterschaft gibt. Auf der einen Seite ist die versorgende Mutter mit starken sozialen Erwartungen besetzt, andererseits gibt es das Leitbild der erwerbstätigen Mutter. Dazu gibt es überwiegend interviewgestützte, qualitative Arbeiten, die gezeigt haben, dass es aus diesem Spannungsverhältnis heraus bei vielen Müttern zu Einschränkungen im gesundheitlichen, mentalen Wohlbefinden kommt. Die Sichtbarmachung dieses Phänomens hat dann im Jahr 2015 durch den Diskurs unter dem Hashtag #regrettingmotherhood eine Verstärkung erfahren, insbesondere durch die gleichnamige Studie von Orna Donath. Wir haben uns dann gefragt, finden wir diesen Effekt auf Basis bestehender quantitativer Arbeiten mit repräsentativen Stichproben wieder? Und das war nicht so. Das war für uns der Ausgangspunkt zu untersuchen, woran das liegt und wie man das so modellieren kann, dass diese Phänomene auch im Rahmen standardisierter Designs aufgegriffen und getestet werden können. [...]


Pages

THIS IS THE NEW BETA VERSION OF EUROPA VARIETAS NEWS CENTER - under construction
the old site is here

Copy & Drop - Can`t find your favourite site? Send us the RSS or URL to the following address: info(@)europavarietas(dot)org.