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Updated: 6 days 16 hours ago

Weil er als Trump-Fan viele Hass-Kommentare erhielt? Kanye West verabschiedet sich von Instagram und Co.

Sun, 10/07/2018 - 03:57

Der 41-jährige US-Rapper Kanye West hat seine Konten bei Instagram und Twitter gelöscht. Die sozialen Netzwerke des Musikers waren am Samstag nicht mehr zugänglich.

Kayne West hat genug! Der Skandal-Rapper aus den USA hat am Samstag seine Profile auf den sozialen Netzwerken Instagram und Twitter deaktiviert. US-Medien rätseln bereits über den möglichen Grund für den Schritt. «War es etwas, was er sagte?», schrieb das Portal «USmagazine.com».

Der Ehemann von Reality-Star Kim Kardashian hat sich mehrfach positiv über die Politik von Präsident Donald Trump geäussert und war durch politisch fragwürdige Aussagen in die Schlagzeilen geraten. Kürzlich trug er nach einem Auftritt in der US-Show «Saturday Night Live» auf der Bühne eine Schirmmütze mit dem Trump-Slogan «Make America Great Again».

Kayne wollte Likes abschaffen

Eine andere mögliche Erklärung für sein Verschwinden ist eine Idee des Rappers, die er Ende September auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlichte. Kayne will die Likes abschaffen. Er finde, dass der Druck auf Instagram, Facebook und Co. zu gross für die Bürger sei. Und West ging gar noch weiter: «Menschen begehen Suizid, weil sie nicht genug Likes erhalten.»

Kayne blieb seither nicht untätig. Er forderte die Chefs von Twitter, Instagram, Facebook und Snapchat auf, eine gemeinsame Sitzung zum Thema abzuhalten und diese per Livestream in die Welt hinaus zu übertragen. Geschehen ist das bis jetzt nicht. Hat der US-Rapper deshalb die Konsequenzen gezogen?

Jedenfalls ist es nicht das erste Mal, dass sich der Rapper plötzlich von seinen Social-Media-Kanälen verabschiedet. Im vorigen Jahr hatte West für längere Zeit seine Accounts bei Twitter und Instagram deaktiviert, ehe er ein Comeback feierte. (nim/SDA)

Categories: Swiss News

Stärke 5,9 auf der Richterskala: Heftiges Erdbeben erschüttert in Haiti

Sun, 10/07/2018 - 03:31

Haiti ist von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Berichte über Schäden oder Tote gab es zunächst nicht.

Haiti ist von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Das Zentrum des Bebens der Stärke 5,9 lag 20 Kilometer nordwestlich von Port-de-Paix, wie die US-Erdbebenwarte USGS am Samstagabend (Ortszeit) mitteilte. Berichte über Schäden oder Tote gab es zunächst nicht.

Der völlig verarmte Karibikstaat war bereits 2010 von einem heftigen Erdbeben der Stärke 7 erschüttert worden. Mehr als 220'000 Menschen kamen damals ums Leben. Noch immer wohnen viele Haitianer in Notunterkünften. Die wirtschaftliche und politische Lage ist zudem angespannt. (SDA)

Categories: Swiss News

Mindestens drei Stockwerke stark beschädigt: Explosion in Hochhaus in Chisinau (Moldawien)

Sun, 10/07/2018 - 03:23

Bei einer schweren Explosion in einem Hochhaus in der moldauischen Hauptstadt Chisinau sind am Samstagabend nach ersten Berichten mehrere Menschen schwer verletzt worden.

Schwere Explosion in einem Hochhaus in der moldauischen Hauptstadt Chisinau: Am Samstagabend sind beim Vorfall nach ersten Berichten mehrere Menschen schwer verletzt worden. Nach Angaben des Fernsehens wurden durch die Explosion mindestens drei Stockwerke stark beschädigt.

Über die Ursache der Explosion in dem 20-stöckigen Gebäude lagen zunächst keine Angaben vor, jedoch wurde in den Medien spekuliert, dass sich möglicherweise Gas aus einem undichten Behälter auf einem Balkon entzündet hatte. Ein Bewohner soll dort mehrere Gasflaschen aufgestellt haben. (SDA)

Categories: Swiss News

Niko Kovac zur Kritik an seiner Arbeit: «Das Spielchen der Medien gehört dazu»

Sun, 10/07/2018 - 03:14

Fussball-Deutschland spricht über ihn – wir mit ihm. SonntagsBlick trifft Bayern-Trainer Niko Kovac (46) in dessen erster Krise. Ottmar Hitzfeld (69) gibt ihm Tipps. Ein Gespräch über Druck, Religion, eine Nacht im Knast und eine Rauferei.

Es ist edel-rustikal im Restaurant Eierwiese im Münchner Vorort Grünwald. Die Speisekarte der Schank und Speise­meisterei verspricht bayrische Schmankerl wie «Gröstl vom Ferkel mit Knödel» oder «Grünwalder Krustenbraten mit Dunkelbierjus».

Niko Kovac (46) und Ottmar Hitzfeld (69) bestellen sich Espresso und Cappuccino, dazu stilles Wasser. Für SonntagsBlick trifft sich der aktuelle Bayern-Trainer mit der Münchner Trainer-Legende. Von 2001 bis 2003 spielte Kovac unter Hitzfeld.

Es ist der Tag nach dem 1:1 der Bayern gegen Ajax, die dritte sieg­lose Partie von Kovac in Folge. Gestern mit dem 0:3 gegen Gladbach folgt die vierte. «Verzockt sich Kovac? Welche Stars schon sauer sind», schreibt «Sport Bild». «Wut-Abgang von James», titelt «Bild» oder die «Süddeutsche» meint: «Kovac wirkt bekümmert.» Beim Interview nicht.

 

Niko Kovac, Ottmar Hitzfeld ist in München, um seine Enkel zu besuchen, die hier leben. Ohne Stress. Sind Sie eifersüchtig?
Niko Kovac: Ich beneide ihn schon, klar, aber das hat er sich verdient. Zu Ottmars Zeit war der Stress vielleicht sogar grösser als bei mir. Als er Trainer und ich Spieler beim FC Bayern war, hatte der Klub knapp 100 Angestellte, heute ist es ein Zigfaches. Mir wird heute einiges mehr abgenommen als ihm damals. Und zur Frage: Diese Phase des Geniessens kommt auch in meinem Leben noch. Ich werde bestimmt nicht auf der Trainerbank sterben, sondern mich irgendwann entspannt zurücklehnen und beobachten.

Ottmar, was war am 7. November 2002?
Ottmar Hitzfeld: Keine Ahnung.

Sie brachen das Training ab, weil sich Niko und Bixente Lizarazu die Köpfe einschlugen.
Hitzfeld: Ja?
Kovac: Stimmt. Oder fast. Abgebrochen hat er das Training nicht, die Einheit wäre eh fertig gewesen. Wir hatten einen kleinen Disput, sage ich mal. Ein sturer Franzose und ein sturer Kroate. Jeder wollte recht haben, keiner nachgeben, und dann gingen wir aufeinander los.

 

Nur Lizarazu bekam eine Geldstrafe, warum?
Hitzfeld: Ich weiss es nicht mehr. Aber es gab schlimmere Fälle. Zum Beispiel, als Lizarazu Lothar Matthäus vor laufenden Kameras geohrfeigt hat.

Niko, was haben Sie von Hitzfeld mitgenommen?
Kovac: Er hat mich als Gentleman immer beeindruckt. Er ist eine ruhige Person mit Einfühlungsvermögen, der jedem Menschen mit Respekt begegnet. Und als Trainer? Da ist jedes Wort zu schwach, um seine Qualitäten zu würdigen.
Hitzfeld: Jetzt nicht übertreiben ...
Kovac: Doch, das meine ich so. Er ist ein Vorbild für viele – und auch für mich.

Ottmar, Sie bewunderten die Teamfähigkeit von Niko, weil er oft auf der Bank sass und trotzdem ein Leader war.
Hitzfeld: Er hat auch oft gespielt. Er war aber einer, der die Mannschaft immer angespornt hat, selbst wenn er auf der Bank sass. Man sah schon damals, dass er die Sozialkompetenz hat, um die Gruppe führen zu können. Darum bin ich auch nicht überrascht, dass er es als Trainer zu Bayern geschafft hat. Die mensch­liche Komponente ist uns beiden wichtig, darum haben wir uns immer so gut verstanden.

Niko, duzen die Spieler Sie?
Kovac: Ja.
Hitzfeld: Bis 42 haben mich die Spieler auch geduzt. Dann ging ich zu Dortmund und dachte, ich müsse ein wenig mehr für meine Autorität tun. Die Spieler sagten dann «Trainer» und «Sie», ich habe die Spieler weiterhin geduzt. Es war mehr eine Schutzmassnahme, ich kam aus der Schweiz und musste mir die Sporen hart abverdienen.

Die wussten alle damals nicht, dass Sie Deutscher sind.
Kovac: Ich sage, das wissen heute noch viele nicht (lacht).

Eine Parallele zwischen Ihnen ist der katholische Glaube. Wie leben Sie diesen, Niko?
Kovac: Ich versuche, darin neue Kraft zu sammeln und mich mental zu erden. In der heutigen Zeit kann man ganz vieles nicht mehr alleine schaffen, da braucht man Unterstützung. Der eine holt es sich beim Freund, der Freundin, beim Psychiater oder sonst wo. Ich hole mir die Kraft in meinem Glauben. Weil ich an den lieben Gott glaube und daran, dass er uns das eine oder andere Mal in die richtige Richtung führt.

 

Beten Sie alleine?
Kovac: In Gemeinschaft, mit der engsten Familie. Oder wenn man sonntags zur Messe geht in einer grösseren Gruppe.

Ottmar hat seine Frau sogar in der Kirche kennengelernt, sie sass in der letzten Reihe. «Die ist hübsch und auch noch katholisch ...», sagten Sie.
Hitzfeld: Das war früher auch noch wichtig. Wenn man eine Frau nach Hause brachte, war in meinemElternhaus immer die erste Frage, ob sie katholisch sei.

Sie haben Sie einem anderen Lörracher ausgespannt.
Hitzfeld: Der Nachbarsjunge war auch verliebt in sie und hat gekämpft. Aber zum Glück war er furchtbar eifersüchtig, und ich setzte mich durch. Er wohnt übrigens immer noch drei Häuser neben meinem Elternhaus. Wenn er mich sieht, schaut er aber meistens weg.

Auch Sie haben Ihre Jugendliebe geheiratet, Niko. Wie haben Sie Kristina kennengelernt?
Kovac: Mit 19 in der Schule in Berlin. Und auch wir liefen uns in der Kirche über den Weg, wir besuchten die­selben Gottesdienste. Irgendwann fanden wir uns sympathisch. Allerdings dauerte es bei ihr ein wenig länger, bis sie mich nett fand (lacht).

Wie schwierig ist es, dass Ihre Frau und Ihre 17-jährige Tochter in Salzburg leben?
Kovac: München ist für mich in diesem Punkt ein Volltreffer. Salzburg ist relativ nah, wir können uns gegenseitig besuchen. Und auch meine Eltern leben hier. Sie kamen mit, als mein Bruder und ich vor 17 Jahren zu Bayern wechselten.

Die Eltern von Niko Kovac kommen Ende der 60er-Jahre nach West-Berlin. Vater Mate ist Zimmermann, Mutter Ivka Putzfrau. Die Familie wohnt in Berlin-Wedding, einem Einwanderer-Viertel. Niko kommt 1971 zur Welt, Bruder Robert 1973, später kommt noch Schwester Nikolina dazu. «Familie ist für mich das Wichtigste», sagt Kovac, «sie holt mich auf den Boden zurück.» Mit Bruder Robert spielte er bei Bayern und für Kroatien. Heute ist er sein Assistenz-Trainer.

 

Niko, wie sind Sie aufgewachsen?
Kovac: Meine Eltern kamen wie alle Gastarbeiter damals eigentlich nur nach Berlin, um kurzzeitig etwas Geld zu verdienen und sich in Kroatien eine Existenz aufzubauen. Aus dem kurzzeitig sind für meine Eltern jetzt 50 Jahre geworden.

Waren Sie arm?
Kovac: Wir lebten in ganz bescheidenen Verhältnissen, als Zimmermann und Raumpflegerin verdiente man nicht viel. Aber als Kind braucht man wenig, um glücklich zu sein, es hat uns nie gestört. Und du lernst ganz früh, auf Wünsche zu verzichten und zu teilen.

Zum Beispiel das Zimmer?
Kovac: Ja, ein eigenes Zimmer gabs nie. Robert und ich hatten ein Stockbett. Ich durfte oben schlafen und er musste unten, weil er ja der Kleinere war... Ja, mir wurde nichts geschenkt, wir mussten uns immer alles hart erarbeiten. Egal, in welchem Bereich, ob im schulischen oder im sportlichen. Wir mussten uns immer durchsetzen. Aber das hat uns geprägt, der Charakter wurde geschärft, das hat uns im Sport sehr geholfen.

Sie haben später sehr viel Geld verdient. Ist es einfach, damit umzugehen?
Kovac: Am Schluss geht es immer um den Menschen und den respektvollen Umgang miteinander. Ich bin nicht besser als Du, Du bist auch nicht besser als ich. Wir sind alle gleich. Mein Benehmen hat sich durch das Geld nicht verändert, ich lebe bescheiden und demütig und habe meine normale Seite, wie jeder andere Mensch auch. Natürlich haben wir unsere Eltern unterstützt und auch Verwandte. Das ist unsere Kultur.

 

Ottmar, Sie waren Sohn eines Zahnarztes.
Kovac: Ach, viel bessere Verhältnisse finanziell... (lacht)
Hitzfeld: Ja, aber wir sind auch bescheiden aufgewachsen. Wir hatten zwar ein Haus, aber es wurde auch überall gespart. Auch mit der Kleidung. Andere Kinder hatten immer das Neuste, ich musste immer die alten Sachen von meinem Bruder tragen, auch den Pullover mit den geflickten Löchern.

Damals gab es auch noch Schläge mit der Rute.
Hitzfeld: Ja, mit dem Weidenstock. Da hatten wir eine Heiden-Angst davor, wenn wir was ausgefressen hatten. Ich bin immer um meine Mutter rumgetanzt, wenn sie mich zu treffen versuchte. Zum Glück war ich schnell. Aber es war halt so üblich, wenn man zu spät nach Hause kam.

Oder wenn man sich als Behinderter ausgab, um Geld zu sammeln.
Hitzfeld: Ich sah das als Kind bei Kriegsopfern und ich dachte, das kann ich auch machen. Ich versteckte mein Bein unter einer Decke und versuchte auch an Geld zu kommen. Es gab dementsprechend  grossen Ärger zuhause.

Niko, Sie wuchsen in Berlin auf. Wie sehr hat Sie der Jugoslawien-Krieg dennoch geprägt?
Kovac: Das war eine schlimme Zeit zwischen 1991 und 1995. Ich hatte Verwandte und Bekannte in Kroatien, als die Bomben fielen. Das geht dir nahe, wenn es Deinen Nächsten passiert. Man sieht dadurch vieles differenzierter im Leben. Gottseidank ist das alles vorüber. Ich glaube auch, dass die Wogen soweit geglättet sind heute, sodass man gemeinsam in eine Zukunft schauen kann.

 

Haben Sie eigentlich auch den deutschen Pass?
Kovac: Nein, weil ich mit dem kroatischen nie Nachteile hatte. Ich bin hier aufgewachsen, spreche die Sprache perfekt – aber ich habe mich immer als Kroate gefühlt.

Ist dieser Stolz, Kroate zu sein, auch das Erfolgsgeheimnis der Nationalmannschaft und die Sensation mit dem WM-Final?
Kovac: 1998 war es so, dass der Krieg die Mannschaft und der Patriotismus sehr zusammenschweisste. 2018 denke ich nicht, dass es noch um den Krieg ging.

Mit dem schwierigen Verhältnis einiger Länder wurde bei der WM 2018 auch die Schweiz konfrontiert, als Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka gegen Serbien mit dem Doppeladler jubelten. Shaqiri wurde nun ein böser Empfang bei Liverpools Champions-League-Spiel in Belgrad angekündigt.
Hitzfeld: Ich war ja im Stadion und habe erlebt, wie die Serben Shaqiri und Xhaka provoziert haben, selbst die Hymne ausgepfiffen wurde. Die Tore waren ein Befreiungsschlag, die Spieler haben nichts überlegt beim Jubel – darum darf man es nicht überbewerten. Es war ein Ventil, das sich geöffnet hat. Ich sehe auch den Fall in Deutschland ähnlich.

 

Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die mit Erdogan posierten?
Hitzfeld: Ja. Die Spieler waren sich in jenem Moment nicht bewusst, was das für Wellen schlagen wird. Wenn der Präsident deiner Heimat dich fragt, ob er ein Foto machen lassen darf, kann man in diesem Moment nicht nein sagen. Ich möchte denjenigen sehen, der das ablehnt. Das Umfeld, die Berater hätten das verhindern müssen im Vorfeld.
Kovac: Ich habe mich in Deutschland noch nie darüber geäussert – und werde es jetzt auch in der Schweiz nicht tun.

Anruf bei Ivan Rakitic. SonntagsBlick fragt den Barcelona-Spieler, wie er Kovac sieht. Er sagt: «Niko ist einer der besten Typen, die ich im Fussball je kennengelernt habe. Erst als Mitspieler und als Captain, dann als Trainer. Er hat sich alles verdient und erarbeitet. Ich bin unheimlich stolz, dass mein Kollege, dieser geile Typ, es gepackt hat. Und ich bin überzeugt, dass es für ihn noch weiter geht.»

Kovac: Das freut mich riesig. Ich werde ihm eine SMS schicken und mich bedanken. Es rührt mich deswegen, weil er zwischenmenschlich nette Worte für mich übrig hat. Es zeigt mir, dass ich im Umgang mit anderen nicht alles falsch mache. Und das ist mir viel wichtiger als der eine oder andere Titel.

 

Haben Sie bei Ivan von Anfang an gesehen, als ihr ihn uns geklaut habt, dass er ganz ein Grosser wird?
Kovac: Ihr seht es immer so, dass wir ihn geklaut hätten, aber wie viele habt ihr den anderen «gestohlen»...? (lacht) Mit nur 4,5 Millionen Einwohnern müssen wir auch im Ausland akquirieren – und es gibt auch heute in der Schweiz noch Talente, die wir für uns gewinnen möchten. Ich war damals der erste, der nicht in Kroatien geboren wurde und für die Nationalmannschaft gespielt hat. Nach mir kamen Simunic, Petric und eben Rakitic. Ivan hat eine fantastische Karriere hingelegt, weil er nicht nur fussballerisch gut ist, sondern auch ein toller Junge. Vorher haben wir von einem Spieler gesprochen, der nur Captain für sein Ego sein will. Ivan ist das Gegenteil. Er will Anführer sein und sieht sich dennoch als kleiner Teil der Gruppe.

«Sport-Bild» schreibt, dass gewisse Stars schon sauer sind. Empfinden Sie es so?
Kovac: Sag du erst was, Ottmar, du hast da mehr Erfahrung.
Hitzfeld: Das sind die typischen Geschichten, die dann kommen, wenn man einige Male nicht gewinnt. Vor zwei Wochen wurde noch von Nikos super Rotation und seinem goldenen Händchen geschrieben. Aber eine Saison ist ein Marathon, kein Sprint. Wichtig ist, dass die Spieler im Frühjahr nicht überbelastet sind.
Kovac: Wenn man bei Bayern München nicht gewinnt, dann entsteht Druck. Das ist normal. Ich lese sehr wenig. Der frühere Sportchef von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, sagte mir mal: «Wenn Du Erfolg hast, lies jede Zeile. Wenns nicht läuft, gar nichts.» Ich versuche mich nicht beeinflussen zu lassen in meinen Entscheidungen.

Aber es ist schon schwieriger, Arjen Robben bei Bayern auf die Bank zu setzen als Gelson Fernandes bei Frankfurt.
Kovac: Es ist bei keinem Spieler einfach, es geht immer um Menschen. Und Gelson ist ein super Mensch. Mir tut jede Entscheidung im Herzen weh, aber ich darf nur elf Spieler aufstellen. Aber es ist dann das Spielchen der Medien, es gehört dazu, man geht seltener zu denen, die zufrieden sind. Aber es gibt ja Statistiken, im Schnitt haben alle meine Spieler sieben Partien gemacht. Es ist wichtig, alle Spieler im Rhythmus zu haben.

Was heisst Rhythmus?
Kovac: Das kann auch heissen: Der eine spielt Samstag und Samstag, der andere Dienstag und Dienstag. Das beugt Verletzungen vor.

Wie oft hat man als Bayern-Trainer Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeness am Telefon?
Hitzfeld: Man kann eigentlich in Ruhe arbeiten. Man muss nur gewinnen. Dass man sich einmal die Woche austauscht, ist wichtig für den Trainer selbst. Und das Management braucht Insider-Kenntnisse.

 

Wie war Ihre Nacht im Knast?
Kovac: Du warst im Knast? Was hast Du denn gemacht?
Hitzfeld: Ja. Wir hatten Polterabend eines Kollegen, einer wollte Zigaretten kaufen. Der Laden wurde gerade geschlossen, wir gingen rein, die Frau bekam Angst. Sie war gerade überfallen worden am Tag zuvor und dachte, es passiert schon wieder. Sie rief die Polizei, wir wurden in Handschellen weggebracht, verbrachten die Nacht im Gefängnis.
Kovac: Wo war das denn?
Hitzfeld: In Campione, ich spielte bei Lugano. Das Problem war: Der Kollege wollte am anderen Tag um 11 Uhr in Zürich heiraten, das sind ja etwa vier Stunden. Der Präsident von Lugano hat uns morgens um fünf Uhr ausgelöst, er schaffte es zur Hochzeit. Seine Braut wusste ja von nichts...
Kovac: Hauptsache, er hats geschafft...

Im April wird bekannt, dass Kovac Frankfurt verlässt und dank einer Ausstiegsklausel für einen Top-Klub (2,2 Millionen Euro) zu den Bayern geht. Eintracht-Sportchef Fredi Bobic schäumt, bezeichnet die Bayern als «unprofessionell», «respektlos» und «bedenklich».

Schmerzte Sie der Abgang?
Kovac: Das Thema ist vorüber. Diejenigen, die involviert waren, wissen, wie es war. Natürlich, es war eine entscheidende Phase und niemand wollte, dass es vorzeitig rauskommt. Aber es ist nun mal so und es hat ja ein gutes Ende genommen.

Haben Sie bei Bayern nun auch eine Klausel für Barcelona?
Kovac: (lacht) Ich bin hier sehr gut aufgehoben.

Niko, eine Ernährungsberaterin empfahl bei Frankfurt Ihren Spielern komplett vegane Kost. Sie sagten: «Ich habe Argentinier im Team. Ich bin Kroate. Kroaten ohne Fleisch, das geht nicht.» Was braucht ein Profi heute?
Kovac: Es gibt verschiedene Ansätze, aber für mich ging es in eine falsche Richtung. Ich glaube, jeder muss selbst wissen, wie er sich am besten fühlt: Das hat auch viel mit der Herkunft zu tun. Letzten Endes waren die Jungs dann gestärkt im Pokalfinale gegen die Bayern, das wir 3:1 gewannen.

 

Wie ist es bei Bayern?
Kovac: Alfons Schuhbeck ist auch schon 30 Jahre Mannschaftskoch, er macht tolle Produkte für die Spieler. Alles ausgewogen. Aber man darf auch mal naschen, da geht es auch um den Gemütszustand der Spieler. Ein Mensch muss zufrieden sein, wenn er nur asketisch lebt, ist das auch nicht gut.
Hitzfeld: Die Eigenverantwortung ist das wichtigste. Aber wenn man gewinnt, darfs auf dem Büffet auch mal Pommes haben. Hoeness sagte mal den Satz: «Manchmal braucht die Seele Schnitzel und Pommes.»

Uli Hoeness sagte auch mal über Alain Sutter: «Alain Sutter muss nur mal ab und zu auf sein Müsli verzichten und sich einen ordentlichen Schweinebraten einverleiben.» Sutters Antwort: «Wie man aussieht, wenn man zu viel Schweinebraten isst, sieht man an Herrn Hoeness.»
Hitzfeld: Kennst Du Alain Sutter noch?
Kovac: Ja, klar, er war vorher bei Nürnberg und nachher bei Freiburg. Der blonde Linksfuss.

Ottmar Hitzfeld schwebt als Dortmund-Trainer einmal in Lebensgefahr wegen eines Darmdurchbruchs, lag auf der Intensiv-Station. Und erlitt nach seiner Zeit bei Bayern ein Burnout. «Ich zog mich eineinhalb Jahre nach Engelberg zurück. Erst dann war ich wieder bereit zu arbeiten. Und seither habe ich auch das Handy lautlos gestellt. Früher dachte ich immer: Jede Nachricht ist wichtig. Ich muss Tag und Nacht erreichbar sein. Das war der grösste Fehler.»

Niko, was machen Sie, damit Ihnen das nicht passiert?
Kovac: Der Druck wird immer grösser auf die Trainer. Durch die sozialen Medien ist alles viel schnelllebiger geworden. Aber Du musst auch abschalten. Wenn Du immer im Hamsterrad bist und nicht zwischendurch rausspringst, hauts dir die Sicherungen raus. Dann ist die Luft draussen und das ist dann schwer zu kitten.
Hitzfeld: Gelingt Dir das Abschalten?
Kovac: Ich versuche hin und wieder mal zu golfen. Da ist alles weit weg, für fünf Stunden lang.
Hitzfeld: Und wie oft warst du als Bayern-Trainer seit Juli golfen?
Kovac: Einmal.
Hitzfeld: Siehst Du, es ist schwer.
Kovac: Ja, das ist so. Aber ich versuche, auf den Körper zu hören. Wenn er Schlaf braucht, zum Beispiel am Nachmittag, dann kriegt er ihn. Dann stelle ich keinen Wecker.

 

Beschäftigen Sie sich mit sozialen Medien?
Kovac: Nein. Null. Ich habe kein einziges Konto. Ich bin eh in der Öffentlichkeit, ich muss mich nicht noch gläserner machen, als ich schon bin. Und es nimmt dir Zeit und Energie weg: Du beschäftigst dich mit dem, was du liest. Und mit dem, was du schreibst. Ich will mich nicht beeinflussen lassen, was ein Journalist schreibt oder jener Experte meint.

Lustig ist: Bei Red Bull Salzburg übernahmen Sie die Amateure von Adi Hütter. Nun wurde er Ihr Nachfolger bei Frankfurt.
Kovac: Wir sind ein gutes Team. Er hat mir damals gute Jungs hinterlassen und ich ihm nun auch, denke ich. Ich schätze ihn sehr, er hat einen richtig guten Job in der Schweiz gemacht. Natürlich ist die Bundesliga nochmals ein Sprung. Jetzt muss er sich hier die Anerkennung erarbeiten – ich bin überzeugt, er wird es schaffen.

Wenn Niko nicht Meister wird, wird’s ein Schweizer Trainer dieses Jahr. Einverstanden, Ottmar?
Hitzfeld: Niko wird Meister.
Kovac: Danke, Ottmar.

Wie sehen Sie Lucien Favre?
Kovac: Sehr gut, ein Top-Mann. Als ich bei Salzburg noch spielte, hatten wir ein direktes Duell. Wir spielten 2006 in der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation gegen Zürich – und kamen nach einem 2:0-Sieg und einem 1:2 weiter. Ich habe gegen ihn also schon mal gewonnen.

 

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Das ist Niko Kovac

Geboren am 15. Oktober 1971 in Berlin. Als Spieler zwischen 1989 und 2009 bei Hertha Zehlendorf, Hertha BSC, Leverkusen, Hamburg, Bayern München (von 2001 bis 2003 unter Hitzfeld) und Red Bull Salzburg. 83 Spiele für die kroatische Nationalmannschaft. Als Trainer begann er 2009 im Nachwuchs von Red Bull Salzburg, wurde dann U21-Trainer Kroatiens, darauf Nationaltrainer (u.a. bei der WM 2014 in Brasilien). 2016 bis 2018 war er Coach von Eintracht Frankfurt. Im Pokalfinale dieses Jahres besiegte er die Bayern, wo er diesen Sommer die Nachfolge von Jupp Heynckes übernahm.

Kovac ist verheiratet mit seiner Jugendliebe Kristina und Vater von Laura (17), die in Salzburg leben.

Das ist Ottmar Hitzfeld

Geboren am 12. Januar 1949 in Lörrach. Als Spieler zwischen 1968 und 1983 bei FV Lörrach, Basel, Stuttgart, Lugano und Luzern. Als Trainer zwischen 1983 und 2014 beim SC Zug, Aarau, GC, Dortmund, Bayern und der Schweizer Nati. Mit dem BVB und den Münchnern je einen Champions-League-Sieg (1997 und 2001), dazu Welt-Trainer des Jahres.

Hitzfeld ist verheiratet mit Beatrix, Vater von Matthias (39) und Opa von Henry (3) und Carlotta (1).

Categories: Swiss News

Wollen sie das neue Tarifsystem umgehen? Ärzte bieten Patienten viel häufiger auf

Sun, 10/07/2018 - 03:13

Seit Anfang Jahr nahmen die Konsultationen um elf Prozent zu. Wollen die Ärzte damit das neue Tarifsystem von Gesundheitsminister Alain Berset umgehen?

Zwanzig Minuten. So viel Zeit darf sich der Arzt bei ­einer normalen Abklärung nehmen. Es sei denn, sein Patient ist unter sechs oder über 75 Jahre alt. Dann beträgt die Limite 30 Minuten. Das gilt seit Anfang Jahr. So hat es Alain Berset (46) entschieden. Sein Ziel: Kosten sparen. Das Anliegen des Bundesrats scheint aufzugehen – aber nur auf den ersten Blick.

Im ersten Halbjahr 2018 sanken die Kosten pro Arztkonsultation im Schnitt um zehn Prozent. Dies belegen Zahlen, die der Krankenkassenverband Santésuisse auf Anfrage von SonntagsBlick zusammengestellt hat.
Das grosse Aber: Im gleichen Zeitraum haben die Arztkonsultationen laut Santésuisse um elf Prozent zugenommen. Die Ärzte bieten die Patienten also häufiger auf: ein Nullsummenspiel!

Santésuisse-Geschäftsführerin Verena Nold hat für diesen Anstieg kein Verständnis: «Die Behandlungszeit ist angemessen, um die Patienten optimal zu betreuen. Es geht um medizinische Leistungen, diese müssen im Zentrum stehen. Für anderes ist der Arzt nicht zuständig.»

Die Haus- und Kinderärzte sehen es naturgemäss anders. Der Verband der Haus- und Kinderärzte Schweiz (MFE) hat eine Befragung bei seinen Mitgliedern durchgeführt, um he­rauszufinden, wie die Ärzte mit den vom Bund vorgegebenen Zeitlimiten klarkommen.

Das Resultat: 86 Prozent sehen sie als grösseres oder sehr grosses Problem. 30 Prozent der Haus- und Kinderärzte geben an, dass sie nicht mehr alle erbrachten Leistungen in Rechnung stellen.

Tricksereien bei der Abrechnung

Und was tun Mediziner, die nicht auf Honorare verzichten wollen? 41 Prozent der Befragten in der Santésuisse-Studie gaben an, «auf andere Tarifpositionen auszuweichen». Sprich: zu tricksen!
Yvan Rielle sieht daran nichts Verkehrtes. Er arbeitet für den Verband MFE und hat die Umfrage durchgeführt.

«Dass Ärzte auf andere Tarifpositionen ausweichen, heisst nicht, dass sie etwas Illegales machen – sie nutzen den Spielraum innerhalb des Systems, um abrechnen zu können, was sie ja tatsächlich geleistet haben.»

Die Krankenkassen aber zeigen sich von der Haus- und Kinderarzt-Umfrage schockiert. «Das übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen», so Santé­suisse-Geschäftsführerin Nold. Zwar hält sie den Hausärzten zugute, dass diese «grundsätzlich gute Arbeit» machten. Das Resultat der Umfrage aber sei skandalös.
«Das zeugt von einer unglaublichen Selbstbedienungsmentalität», beklagt Nold. Dies gehe zulasten der Patienten. «Sie leiden darunter in Form höherer Prämien.»

Jetzt sammelt man eigene Daten

Rielle hält für den Verband MFE dagegen: «Von den Haus- und Kinderärzten wird viel Koordinationsarbeit verlangt. Zum Beispiel Berichte schreiben, mit Schulen telefonieren oder mit Eltern und Angehörigen kommunizieren. Dafür haben sie zu wenig Zeit.» Er verlangt, dass Alain Berset die Zeitlimiten wieder abschafft. Die Zahlen von Santésuisse will Rielle allerdings nicht kommentieren.

Lösen kann den Konflikt nur Alain Bersets Bundesamt für Gesundheit. Dort verteidigt man die Zeitlimiten: «Der Bundesrat musste eingreifen, weil sich die Tarifpartner – also Ärzte, Spitäler und Krankenkassen – nicht einigen konnten,» teilt ein Sprecher mit. Derzeit sammle man eigene Daten, 2019 wisse man mehr.

Categories: Swiss News

Interview mit Pipilotti Rist: Weshalb wir Angst vor Farben haben

Sun, 10/07/2018 - 03:12

Mit «Save the Corals» macht die Videokünstlerin Pipilotti Rist gemeinsam mit dem WWF auf das dramatische Korallensterben aufmerksam. Die Performance findet heute Sonntag, 7. Oktober, von 12 bis 17.30 Uhr im Hallenbad Hirschengraben in Bern statt.

Ein Atelier im Untergeschoss eines Hauses in Zürich, Kreis 4. Pipilotti Rist (56) trägt pinkfarbene Hosen, buntes Hemd und Foulard. Die international erfolgreiche Künstlerin zeigt ihre Schätze, in Kisten geordnet: Postkarten, Fotos, Bilder, Möbel, «ich sammle tausend Dinge». Die letzten Vorbereitungen zur Performance vom Sonntag in Bern laufen. Gemeinsam mit dem WWF will sie auf das dramatische Korallensterben aufmerksam machen.

Die Natur ist in vielen Bereichen bedroht. Wie sind Sie gerade auf die Korallen gekommen?
Pipilotti Rist: Ich machte vor gut 20 Jahren Filmaufnahmen in Ägypten. Als ich das erste Mal auf Tauchgang war, konnte ich mich kaum mehr erholen vor lauter Freude. Da unten war eine dermassen fantasievolle, bunte Welt, die sich die Evolution ausgedacht hat, diese Fische und Korallen, all diese Farben. Vor zwei Jahren bin ich wieder untergetaucht und jetzt war alles tot. Ich kam zur Erkenntnis: Tot sein bedeutet keine Farbe mehr haben. Die Algen, die auf den Korallen leben, lösen sich, wenn die Wassertemperatur nur geringfügig ansteigt. Und die Korallen können keinen Sauerstoff und keine Nahrung mehr aufnehmen. Zuerst bleichen sie aus, dann werden sie grau. Wie es mit uns auch passiert am Ende der Tage. Mein Lieblingsthema, gespiegelt in einer einzigen Tragödie: Farbe bedeutet Leben. Gleichzeitig ist sie verpönt, weil sie als unkontrollierbar gilt. Dieses Verschlingende und Überwältigende der Fantasie kann bedrohlich wirken. (Denkt länger nach) Ich stelle Ihnen gerne eine Gegenfrage: Warum vermeiden wir in unserer Gesellschaft Farben?

Farbe mäandert, ufert aus, überrascht. Das erzeugt Angst, weil es uns konfus macht und unkontrollierbare Handlungen provozieren könnte.
Also eliminieren wir Farbe aus unserem Leben, damit wir es besser kontrollieren können. Aber dadurch gehen wir schnurstracks Richtung Sterben. Wir extrahieren das Leben, damit wir es kontrollieren können … Beim Meer ist es natürlich noch spezieller: Grundsätzlich haben wir schon mal keinen Meeranstoss. Und diese explosive Farbenwelt findet unter der Wasseroberfläche statt, deshalb fällt sie uns noch weniger auf. Wenn unsere Wälder so dramatisch abstürben, würden wir viel rascher reagieren und etwas gegen die Klimaerwärmung unternehmen. Im Wasser hingegen passiert es im Verborgenen. Ich merkte an mir selber: Durchgeschüttelt hat es mich vor Ort. Empathie bringen wir erst hin, wenn wir direkt betroffen sind.

Wie kommen Sie vom Meer gerade ins Berner Hallenbad Hirschengraben?
Wir haben mehrere Bäder in Erwägung gezogen. Wir wollten eines nahe am Bahnhof, zentral gelegen, und die Regionen verbinden. Die Fensterfläche ist gering, was gut ist, kämpfen wir doch gegen den grössten Projektor der Welt an, die Sonne.

Welches ist der Kern des künstlerischen Aktes?
Die Performance ist eine emotionell-poetische Antwort aufs Thema. Mich interessiert das körperliche Bewusstsein. Wir Menschen sind eine Mischung aus Korallen, Affen und Schweinen. Diesen Umstand wollte ich fern des Intellektuellen angehen, auf die körperliche Art, damit uns buchstäblich ein Licht aufgeht. Die Lichtprojektionen aufs Wasser sind wie ein Streicheln des Körpers, es sieht aus wie flüssiges Gold. Unsere Augäpfel haben auch eine Wasserschicht drüber. Und darunter Fett, damit das Wasser nicht überquillt. Diese Tausenden von medizinischen Fakten sind hochkomplex, auf der gefühlsmässigen Ebene können wir sie jedoch einfacher begreifen.

Und der konkrete Ablauf?
Man kommt nur mit Badekleidern rein, ist so verletzlicher. Sobald Kittel und Hose weg sind, fehlt der Schutz. Miteinander ins Wasser zu steigen, ist ein physisch-emotionelles Ritual.

Dann ist der Sonntag nicht zufällig, sondern eine Art Alternativpredigt?
Diesen Gedanken hatte ich noch gar nicht, das gefällt mir, eine ganz neue Dimension, diese Verbindung zum Taufen. Als Ritual hat die Taufe ja immer mehrere Ebenen. Eine davon ist es, den anderen zu zeigen, was man alles auf sich nimmt. Für die Gemeinschaft geht man ins Wasser. Der verbindende Aspekt ist da. In dieses Becken, dieses Farbenmeer zu steigen, in dieses Licht, dieses Geglitzer.

Dann wird das ein Kommen und Gehen?
Ja, von 12 bis 17.30 Uhr läuft die Performance. Wir sind gespannt, wie viele Leute erscheinen. Geplant ist ein Turnus von ungefähr 30 Minuten. Die Leute bekommen beim Eingang eine Spielkarte. 50 Prozent sind eine Alge, 50 Prozent eine Koralle. Im Hallenbad bilden sie zusammen eine Symbiose. Am Schluss gibts für jedes Paar eine Überraschung. Das könnte eigentlich fast eine neue Dating-Plattform sein – und ein neuer Flirtspruch: Darf ich deine Koralle/Alge sein? 

Es klopft, ein Handwerker steht plötzlich im Eingang und fragt: «Würde es extrem stören, wenn ich hier jetzt Löcher in die Wand bohre? Oder soll ich lieber am Freitag wiederkommen?» Freitag wäre wohl besser, sagt Rist und lacht

Wir hatten einen Rohrbruch, jetzt ist die Feuchtigkeit in den Mauern drin. Auch hier wieder das Thema Wasser. Wie wir selber zu 90 Prozent aus Wasser bestehen. Wo sind wir stehen geblieben?

Bei der Symbiose …
Genau! Und die Leute bekommen zum Abschluss eine Überraschung. Eine Medaille und damit eine Auszeichnung, dass sie sich taufen liessen von den Farben. Ein befreundeter Künstler in Italien hat die Medaillen mit Flüchtlingen zusammen produziert. Jede ist ein Unikat. Ein Band, daran befestigt sind Plastikteile aus dem Meer.

Woher kam die Idee ursprünglich?
Ich ging auf den WWF zu, weil ich so mitgenommen war nach dem Tauchgang vor zwei Jahren. Ich wollte einen proaktiven Schritt machen, auch weil hier meine Familientradition reinspielt. Ich komme aus einer supergrünen Familie und lebe mit diversen Widersprüchen. Diese versuche ich zu reduzieren, wo es immer möglich ist. Die Idee zur Performance selber haben wir dann gemeinsam entwickelt.

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Kleines Büsi, grosses Leid: Mit Kastrationspflicht gegen Katzenjammer

Sun, 10/07/2018 - 03:11

Unzählige verwaiste Katzen: Die Schweiz hat ein Streunerproblem. Jetzt fordern Tierschützer eine Kastrationspflicht. Besuch in einer Auffangstation.

Vorsichtig wickelt Vreni Loosli (64) ein winziges Kätzchen in ein Tuch. Acht Tage alt ist es, der Kopf kaum grösser als Looslis Daumen. Die zierliche Frau mit den raspelkurzen Haaren seufzt, während sie ihrem jüngsten Sorgenkätzchen vorsichtig die Spritze mit der Milch zwischen die Zähne schiebt. Es heisse immer, die Katzen im Ausland leiden. Aber in der Schweiz sei es genauso schlimm: «Das Elend ist riesig.»

Auffangstationen und Tierheime sind überfüllt, beim Tierschutz gehen täglich Meldungen von verwaisten und verwilderten Katzen ein. «Diese Katzen hätten nie geboren werden sollen», sagt Vreni Loosli. In Courchavon JU führt die pensionierte Krankenschwester seit zehn Jahren eine private Katzenauffangstation. Seither ist sie keinen Tag mehr weg gewesen. Hat sie die einen Kätzchen aufgepäppelt, kommen schon die nächsten rein. Hunderte im Jahr. Katzen, die sonst der Fuchs geholt, die Seuche oder das Gewehr getötet hätten.

1,4 Millionen Katzen in unseren Stuben

Bis zu 300'000 streunende Katzen leben hierzulande, viele davon ausgehungert, krank und dreckig. Auf Bauernhöfen, verlassenen Arealen. Dort vermehren sich Katzen wie Krankheiten schnell. Einige der geretteten Büsi in der Auffangstation haben verklebte Augen. Viele leiden an Katzenschnupfen, manche an schlimmeren Infektionen, wenn sie hier ankommen. Loosli impft und entwurmt sie, verabreicht Medikamente. Nicht alle überleben. Auch an diesem Tag muss eines der Kätzchen sein Leben lassen.

Um das Leid zu beenden, gebe es nur eines, sagt Loosli: kastrieren. Zwar sind Tierhalter bereits rechtlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sich ihre Büsi nicht übermässig vermehren. Doch noch immer ist es vielen Haltern und Landwirten zu teuer oder zu unwichtig, die Tiere kastrieren zu lassen. Deshalb fordert die Tierschutzorganisation Network for Animal Protection in einer Petition vom Juni, eine gesetzlich verankerte Kastrationspflicht für alle Katzen, die regelmässig im Freien sind.

1,4 Millionen Samtpfoten schnurren in Schweizer Stuben. Drei von vier sind Freigänger. Und längst sind nicht alle kastriert. So sorgen sie für noch mehr Nachwuchs in den Streunerkolonien. Und rund 10000 Katzen gehen jedes Jahr verloren und verwildern selbst.

Büsi werden weniger krank, sind entspannter und verschmuster

Jetzt wollen der Bund, die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) und der Schweizer Tierschutz mit Sensibilisierung gegen den Katzenjammer angehen und lancieren eine neue Kampagne: «Luna & Filou» zeigt Vorteile einer Kastration auf. Die Gegenargumente: Kas­trierte Katzen jagen weniger Mäuse, werden dick. Und eine Kätzin, die nie Junge geboren habe, trage einen Schaden davon. Alles Vorurteile, sagen Tierärzte. «Das Jagdverhalten ist unabhängig von Geschlechtshormonen», sagt Marie Müller, Vorstandsmitglied der Fachsektion Kleintiermedizin der GST.

Die Kastration beeinflusse zwar den Stoffwechsel der Tiere, dick würden sie aber nur bei falscher Fütterung. Und es schade einer Kätzin weder psychisch noch körperlich, wenn sie keinen Nachwuchs bekomme. Weil kastrierte Tiere durch das Wegfallen der Partnersuche weniger streunen und kämpfen, sind Verletzungen und Weglaufen gar seltener. Die Büsi werden weniger krank, sind entspannter und verschmuster. Und Kater hinterlassen in der Wohnung keine übel riechenden Markierungen mehr.

«Es sind einfach zu viele»

Vreni Loosli legt das Minikätzchen behutsam zurück in seine Box. Mit Wärmeflaschen simuliert sie die Nähe einer Katzenmutter. Es ist nicht sicher, ob das Kleine überleben wird. Vielleicht aber hat es Glück und wird bald irgendwo auf einem Sofa schnurren. Das Telefon klingelt. «Hier liegen zig verletzte und ausgemergelte Katzen», sagt die Anruferin. Loosli lacht verbittert auf und schielt auf die vielen Büsi: «Es sind einfach zu viele. Das muss endlich aufhören.»

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Helen Keller rechnet mit der Politik ab: SVP-Initiative müsste ungültig sein!

Sun, 10/07/2018 - 03:11

Die Schweizer Richterin in Strassburg rechnet mit der Politik ab: Die Selbstbestimmungs-Initiative hätte gar nie zugelassen werden dürfen.

Am 25.November stimmt die Schweiz über ein Volksbegehren ab, bei dem sich Befürworter und Gegner in einem Punkt einig sind: Der Urnengang wird wegweisend. Die sogenannte Selbstbestimmungs-Initiative der SVP für «Schweizer Recht statt fremde Richter» verlangt nichts weniger als eine Neubewertung der Schweizer Rechtsordnung: Interna­tionale Verträge und internationales Recht sollen der heimischen Gesetzgebung unterstellt sein.

Im Visier der Initianten steht vor allem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg, dessen Rechtsprechung Auswirkungen auf Entscheide des Bundesgerichts hat.
Zu den «fremden Richtern» gehört auch eine Schweizerin: Wir treffen die Juristin Helen Keller in ihrem Büro an der Universität Zürich.

BLICK: In Strassburg arbeiten Sie eng mit «fremden Richtern» zusammen. Wie erklären Sie denen die Selbstbestimmungs-Initiative?
Helen Keller: Das sind keine fremden Richter. Der Gerichtshof für Menschenrechte ist ein international zusammengesetztes Gremium. 47 Staaten dürfen einen Richter oder eine Richterin stellen. Wäre es nicht seltsam, wenn ein internationales Gericht aus 47 Schweizern bestünde? Übrigens stellen wir als einzige Nation zwei Richter – der Richter für Liechtenstein, Carlo Ranzoni, ist Schweizer Bürger.

Wie reagieren Ihre Kollegen am Gerichtshof auf die Initiative?
Die schütteln den Kopf, sie können das nicht verstehen. Ich versuche, ihnen zu erklären, dass die Initiative nicht viel mit unserem Gerichtshof zu tun hat. Es ist primär ein Angriff auf das Bundesgericht, verpackt mit einem ganz falschen Titel.

Ein Angriff auf das Bundesgericht?
SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt selber bezeichnet die ­Initiative als Reaktion auf ein Bundesgerichtsurteil aus dem Jahr 2012. Damals stoppte das Bundesgericht die Ausweisung eines Mazedoniers und betonte den grundsätzlichen Vorrang der Menschenrechtskonvention gegenüber der Ausschaffungs-Initiative. Die Initiative ist ein Angriff auf die eigenen Richter, nicht auf die fremden.

Die Initianten sagen, es gehe ihnen um die Wahrung der Volksrechte. Sie sehen darin einen Sturm auf die Justiz.
Die SVP macht das ja schon länger, indem sie unbequeme Richterinnen und Richter in der Wiederwahl abstraft. Das ist Teil eines grösseren Kontextes.

Wie meinen Sie das?
Dass populistische Kreise nach der unabhängigen Justiz greifen, sieht man in ganz Europa. Dramatisch ist es in Ungarn und in Polen. Die führenden Parteien haben zwar eine Mehrheit im Parlament und können dort ihre Anliegen durchpeitschen, aber die Verfassungsgerichte schieben ihnen einen Riegel. Deshalb wollen die Regierungsparteien die Gerichte lahm­legen.

Der Initiativtext nennt die Bundesverfassung die oberste Rechtsquelle der Schweiz. Das tönt doch vernünftig.
Die Verabsolutierung der Verfassung ist in unserem System gefährlich, denn es ist im Vergleich zu anderen Staaten flexibel. Hans-Ueli Vogt sagt zwar, die Verfassung sei nicht verhandelbar. Das ist aber falsch! Wir sind drei- bis viermal jährlich dazu aufgerufen, mittels Volksinitiativen unsere Verfassung zu ändern, also neu auszuhandeln.

Das ist direkte Demokratie – das Modell bewährt sich.
Aber wir müssen uns bewusst sein, dass auch bei uns schon recht viel Absurdes in der Verfassung stand – ein Absinthverbot, ein Jesuitenverbot, ein Schächtverbot. Wenn man solche Dinge in die Verfassung schreibt, kann sie zu einem gefährlichen Manipulationsinstrument werden.

Erklären Sie das!
Ich nenne ein Beispiel, in dem es nicht um Menschenrechte geht: Ein Initiativkomitee will einen Schoggi-Artikel in die Verfassung schreiben, der staatliche Subven­tionen für die Schokoladenproduzenten vorschreibt. Die Schweiz könnte ausländische Märkte mit billiger Schokolade überschwemmen. Worauf Belgien erfolgreich bei der WTO protestiert, weil der Schoggi-Artikel gegen WTO-Recht verstösst. In so einem Fall verlangt die Initiative, dass der Bund die Handelsverträge neu aushandelt oder nötigenfalls kündigt. Das wäre katastrophal für den Wirtschaftsstandort. Unser Erfolgsmodell besteht darin, dass wir immer verlässliche Handelspartner waren.

Welches Signal würde eine Annahme der Initiative nach aussen senden?Das Signal wäre verheerend! Wir leben in einem Europa, in dem Demokratie und Menschenrechte in Gefahr sind. Ich schaue mit Sorge in die Türkei und nach Russland. Wie sollen Politiker im Europarat den Kollegen jener Länder plausibel machen, dass sie die EMRK respektieren sollen, wenn nun die Schweiz austritt? Das könnte zu einem verhängnisvollen Dominoeffekt führen.

Sie malen tiefschwarz. Dabei steht nichts vom Austritt aus der EMRK in der Vorlage.
Der Initiativtext ist nicht klar. Es gibt eine harte Auslegung, die eine Kündigung der EMRK umfasst. Man darf den Initianten auch bei einer weichen Auslegung guten Gewissens unterstellen, dass sie zumindest mit der Kündigung wichtiger Verträge spielen.

Fühlen Sie sich in der Schweiz manchmal missverstanden?
(Überlegt) Nein, im grossen Ganzen nicht. Aber man muss mit solchen Volksinitiativen aufpassen. Im Argumentarium der Befürworter ist praktisch jeder Satz falsch.

Nennen Sie ein Beispiel.
«Die Selbstbestimmungs-Initiative schafft Klarheit und Rechtssicherheit.» Das Gegenteil ist richtig! Da ist nichts klar. Der Initiativtext ist sehr widersprüchlich. Der offizielle Titel «Schweizer Recht statt fremde Richter» ist falsch. Die Initiative hat nichts mit fremden Richtern zu tun; es geht auch nicht um das ganze Schweizer Recht, sondern nur um die Bundesverfassung. Zum Begriff Selbstbestimmungs-Initiative: Selbstbestimmung ist ein Terminus aus dem Völkerrecht und betrifft etwa die Frage, wann sich ein Volk abspalten darf. Ich denke da an den Kosovo. Mit Selbstbestimmung hat die Initiative gar nichts zu tun.

Sie und Herr Vogt haben das Büro an der Uni Zürich auf demselben Stock. Tauschen Sie sich auch direkt aus?
Wir kennen uns seit Studienzeiten und haben ein kollegiales Verhältnis. Er weiss sehr gut, was ich von dieser Initiative halte.

Immer wieder kollidieren erfolgreiche Volksbegehren mit internationalem Recht – etwa die Verwahrungs- oder die Pädo-Initiative. Verstehen Sie nicht auch die Gegenseite ein wenig?
Ich finde das Initiativrecht etwas vom Besten, was wir im Staatsrecht haben. Es ist sehr kreativ, viele Nationen beneiden uns darum. Das Problem ist, dass die rudimentären Regeln für die Zulässigkeit von Initiativen immer weniger eingehalten werden.

Ihre Erklärung?
Die grossen Parteien haben dieses Instrument entdeckt, um ständigen Wahlkampf zu betreiben. Oft geht es gar nicht so sehr darum, etwas in die Verfassung zu schreiben, sondern um politisches Kalkül. Dann wandern Dinge in die Verfassung, die nicht dorthin gehören. Nehmen Sie die Ausschaffungs-Initiative: Wir haben einen Deliktskatalog in der Verfassung! So etwas gehört ins Strafgesetzbuch.

Von welchen Regeln für die Zulässigkeit reden Sie?
Die Einheit der Materie: Die Ecopop-Initiative zum Beispiel hätte man nicht zur Abstimmung bringen dürfen. Da wurden zwei unterschiedliche Anliegen verknüpft, zu denen der Stimmbürger nur im Paket Ja oder Nein sagen konnte. Wie auch beim aktuellen Fall!

Tatsächlich? Es geht doch einfach um die Frage: Landesrecht vor Völkerrecht?
Der Initiativtext enthält fünf Artikel an ganz verschiedenen Stellen in der Verfassung. Auch hier kann sich der Bürger nur zur Gesamtvorlage äussern. Er ist darin, ob er zu einem einzelnen Aspekt Ja oder Nein sagt, nicht mehr frei. Aber das Parlament drückte beide Augen zu. Initiativen sind zu heiligen Kühen geworden. Das ist gefährlich für das Ini­tiativrecht.

Sie finden, diese Initiative müsste unzulässig sein?
Ja. Für mich wird die Einheit der Materie durch dieses Anliegen verletzt. Wenn Tausende völkerrechtliche Verträge neu verhandelt werden sollen, ändert das den Charakter der Verfassung in fundamentaler Weise. Im Grunde handelt es sich um eine Totalrevision der Bundesverfassung: Sie betrifft die rechtsstaatlichen Grundsätze, die Kompetenzen des Bundesgerichts, die Normenhierarchie und die bestehenden völkerrechtlichen Verträge. Dazu diese Kündigungsaufforderung.

Im Völker- und Menschenrecht gilt die Schweiz als Musterschülerin. Wo gibt es noch Nachholbedarf?
Im Bereich des humanitären Völkerrechts hat die Schweiz mit der Genfer Konvention und der Genfer Flüchtlingskonvention eine Vorreiterrolle gespielt. Aber im Menschenrechtsschutz sind wir nicht Pioniere. Es ist ein Mythos, dass die Schweiz eine Musterschülerin ist. Nehmen Sie das Frauenstimmrecht, die Kinder der Fahrenden, die ihren Eltern weggenommen worden sind, oder die Zwangsmassnahmen und fürsorgerischen Freiheitsentzüge bis in die 80er-Jahre: Da waren wir rückständig oder haben sogar arg gesündigt. Bei der Gleichstellung von Mann und Frau sind heute viele Länder weiter als wir.

Die SVP stellt selbst Europaratsdelegierte. Ist das richtig oder heuchlerisch?
Ich finde es richtig, dass auch die SVP Europaratsdelegierte stellt. Die Schweizer Delegation leistet wertvolle Arbeit in Strassburg, da gehören auch die SVPler dazu.

Welche Rückmeldung erhält eine Strassburger Richterin aus der Bevölkerung?
Manche sind enttäuscht, wenn ihre Beschwerde nicht durchkommt. Die meisten sind aber auch froh, dass es den Gerichtshof gibt. Für viele Menschen am Rande der Gesellschaft – psychisch Kranke, Häftlinge, Behinderte – ist Strassburg die letzte Hoffnung.

Es gibt aber auch Polemik. Wie schaffen Sie es, die Angriffe auf den EGMR nicht persönlich zu nehmen?
Das gehört zum Job. Dadurch wird der Rücken breiter.

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Tina Turner über den Suizid ihres Sohnes: «Craig war eine verzweifelte Seele»

Sun, 10/07/2018 - 03:10

Nur dank der Nierenspende ihres Mannes ist Tina Turner (78) noch am Leben. Nicht der einzige Schicksalsschlag für die Rocklady: diesen Sommer nahm sich ihr Sohn Craig (†59) das Leben. Teil 2 des exklusiven Vorabdrucks ihrer Biografie im BLICK.

«Hallo, meine Liebe. Ich wollte nur deine Stimme und dein ganz besonderes Lachen hören.» Ich musste schmunzeln, als mein Sohn Craig das sagte, denn gemeinsam hatten wir oft darüber gewitzelt, dass er mich «meine Liebe» nannte. Wer nennt seine Mutter schon so? Unser Gespräch an jenem Tag erschien mir wie ein ganz normaler Austausch von Neuigkeiten zwischen einer Mutter und ihrem Sohn. Nicht weiter aussergewöhnlich. Es war Mitte Juni; Craig befand sich in Los Angeles, ich mich in der Schweiz. Wir freuten uns schon auf seinen Besuch, der für den August geplant war und an dem wir seinen bevorstehenden sechzigsten Geburtstag feiern wollten. An manchen Abenden führten wir wirklich lange Telefonate. Gelegentlich sahen wir uns dabei einen kompletten Film an, über den wir dann lustige Bemerkungen machten.

Dieses Gespräch gehörte jedoch nicht dazu. Craig erzählte mir von einer Frau, die er kennengelernt hatte und die Gefühle in ihm wachrief, wie er sie seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. «Ich bin wirklich glücklich, Mutter», sagte er. Weil er meiner Ansicht nach viel zu oft allein war, freute ich mich sehr für ihn. Ausserdem erwähnte er, dass er gleich zum Chanten gehen werde, was mich ebenfalls freute. Das Chanten öffnet den Geist, das Herz und die Seele. Als wir uns verabschiedeten, sagte er mir noch: «Du machst mir Mut, weisst du das? Du gibst mir richtig gute Tipps.» Unsere liebevollen Worte und das zwanglose Geplänkel kamen mir damals völlig harmlos vor. Es machte das, was dann geschah, noch viel schrecklicher.

Die Schocknachricht kam per Telefon

Der 3. Juli 2018 versprach, ein herrlicher Tag zu werden. Erwin und ich feierten unseren fünften Hochzeitstag, und ich fühlte mich stark genug, um nach Paris zur Modenschau meines Freundes Giorgio Armani zu reisen. Da ich mich von der Nierentransplantation nur mühevoll, mit vielen Auf und Ab erholt hatte, war ich begeistert über jede sich bietende Möglichkeit, etwas Unbeschwertes zu erleben. Wir assen mit Freunden zu Abend, unterhielten uns und lachten viel. Als Erwin und ich ins Hotel zurückkehrten, wollte ich mich nur noch schlafen legen, da ich sehr müde war.

Erwin checkte noch unsere Nachrichten und spielte die unseres Beraters vor. Sie betraf Craig und begann mit den Worten: «Stell die Mithörfunktion aus!» Erwin tat es und ging mit dem Telefon ins Nebenzimmer. Ach, in was ist Craig denn nun wieder hineingeraten?, fragte ich mich. Ich dachte dabei an ein Auto, das er zu Schrott gefahren hatte, oder andere Probleme dieser Art. Als Erwin wieder ins Zimmer kam, wirkte er tief erschüttert. Er sagte mir, dass Craig gestorben sei. Nicht bei einem Unfall, den ich als besorgte Mutter ständig befürchtete. Nein, mein Sohn hatte sich selbst getötet. Er hatte sich erschossen. Ich hörte zwar, was Erwin noch sagte, aber ich verstand es nicht. Ich war wie erstarrt. «Bitte, lass es nicht wahr sein», betete ich. Was dann geschah, weiss ich nicht mehr. Keine Ahnung, was ich dachte oder fühlte. Ich weinte und schrie, dass ich es nicht glauben könne. In meinem Herzen ein stechender Schmerz. Die Nacht war furchtbar, ich war den schlimmsten Gefühlen ausgesetzt, die man sich nur vorstellen kann. Hinzu kamen Fragen, endlose Fragen. Warum nur? Warum?

Der kleine Mensch sehnte sich nach seiner Mutter

Ich will ehrlich sein, auch ehrlich zu mir selbst. Craig war eine verzweifelte Seele. Ich sehe ihn vor mir, den kleinen Jungen von vielleicht zwei, drei Jahren, der sich nichts mehr wünschte, als auf meinem Schoss zu sitzen, aber von Ike auf sein Zimmer geschickt wurde. Dieser kleine Mensch konnte sich noch nicht äussern, wie sehr er sich nach seiner Mutter sehnte, wie sehr ich ihm fehlte, wenn ich fort war. Doch er hatte es auf seine Weise ausgedrückt. Ich hatte mir dieses Leben auf Tour nicht ausgesucht. Es war unser Broterwerb. Kaum hatte Craig sich an meine Anwesenheit gewöhnt, war es Zeit, wieder aufzubrechen, und er blieb erneut allein zurück. Mutter ist wieder fort. Und obwohl meine Schwester, meine Mutter oder eine vertraute Kinderfrau für ihn da waren, gab es für Craig nur eins: Er wollte zu seiner Mutter.

Ich glaube, diese Erinnerungen haben Craig sein Leben lang begleitet. Als er älter wurde und ich allein auftrat, arrangierte ich es so, dass er in meiner Nähe bleiben konnte. Ich nahm ihn sogar mit auf Tournee. Craig hatte jedoch Schwierigkeiten, sich ins Team einzufügen, weil alles nach seinem Kopf gehen sollte. Das war wohl die Zeit, in der er zu trinken begann. Irgendwann stiess er zu den Anonymen Alkoholikern, die ihm offenbar halfen. Seine Einsamkeit und Unsicherheit kehrten allerdings immer wieder zurück.

Und plötzlich umfing Craig erneut die Dunkelheit

Besuchte Craig mich in Frankreich und später in der Schweiz, wurde er ganz still und traurig, sobald der Tag seiner Abreise näher rückte und er wieder nach Los Angeles zurück musste. «Jetzt ist dieses Gefühl wieder da», sagte er dann und meinte seine Einsamkeit. Wann immer er davon sprach, versuchte ich, ihn zu trösten. «Mein Schatz, wenn es dir so geht, musst du etwas dagegen tun. Such dir eine Frau, mit der du leben kannst. Heirate sie. Du musst vergessen, was früher einmal geschehen ist. Das Leben verändert sich ständig.» Damit wollte ich ihm vor Augen führen, wie es bei mir aufwärts gegangen war, nachdem ich Ike verlassen hatte. Er versicherte mir, er würde daran arbeiten. Und ich glaubte ihm.

Ich gewann den Eindruck, er hätte Fortschritte gemacht, als ich von ihm hörte, wie glücklich er mit seinem neuen Arbeitsplatz, seiner Freundin und seinem neuen Zuhause sei, das er gerade renoviert hatte. Warum aber hatte ihn an diesem Punkt in seinem Leben erneut die Dunkelheit umfangen? Womöglich hatte er wieder zu trinken begonnen – offenbar befanden sich leere Schnapsflaschen in seiner Wohnung, als er starb. Vielleicht hatte er deshalb auf den Abzug gedrückt. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass er eine Waffe besass, und fragte Ronnie, meinen jüngeren Sohn, woher sie stammte. Es ist eine schreckliche Ironie der Geschichte, dass sie einmal Ma gehörte. Nach ihrem Tod hatte Craig sie an sich genommen und bei sich aufbewahrt. Unter Umständen hatte er schon damals die Vorstellung gehabt, dass er eines Tages Verwendung für die Waffe finden könnte.

Eine rote Rose als letzter Gruss

Dass er seine Selbsttötung genau geplant hatte, war für mich eine entsetzliche Vorstellung. Allein der Gedanke. Dann die Vorbereitungen. Und anschliessend die Umsetzung. Er hatte Briefe geschrieben, mir versichert, dass er mich liebte, Anweisungen für seine Bestattung gegeben und Dinge verschenkt. Ich organisierte einen kleinen privaten Gottesdienst in Los Angeles nur für Familienangehörige und ein paar enge Freunde. Mir war wichtig, dass Craig so in Erinnerung blieb, wie er gelebt hatte, und nicht, wie er gestorben war. Der Raum war voller weisser Blumen und zahlloser Fotos von Craig mit seinem gewinnenden Lächeln. Da er nach seinem Highschool-Abschluss in der Marine gedient hatte und ehrenhaft entlassen worden war, gab es für ihn, den Veteranen, ein Begräbnis mit militärischen Ehren, mit dem Hissen der US-Flagge und dem intonierten Signalruf «Taps». Gerührt musste ich daran denken, wie stolz er auf dieses Zeremoniell gewesen wäre. Zum Abschluss bestiegen wir ein Boot und verstreuten, wie schon bei meiner Mutter und meiner Schwester, Craigs Asche im Meer vor der kalifornischen Küste. Als letzten Gruss warf ich eine rote Rose zu ihm ins Wasser.

Ich wollte nur wenige Dinge von Craig aufbewahren. Seine Brille war ein solches Erinnerungsstück – ich hatte ihn immer damit aufgezogen, wie komisch sie ihm auf der Nase sass. Und die Fotos, die er bei seinen Besuchen bei uns in Frankreich und in Zürich aufgenommen hatte. In meinem Gebetsraum werde ich einen kleinen Schrein einrichten, damit mein Sohn in den Momenten, in denen ich ruhe, bei mir ist. Ich versuche, ihn in meiner Nähe zu halten. Er war zwar schon neunundfünfzig, als er starb, aber er wird immer mein kleines Baby bleiben.

Irgendwie werde ich es überstehen, das weiss ich. Ich bin stark. Wenn ich doch nur einen Teil meiner Kraft an Craig hätte weitergeben können! Oder wenn er sie nur in sich selbst gefunden hätte! Aber eigentlich wünsche ich mir nichts weiter, als wieder die Stimme meines Sohnes zu hören, wie er «meine Liebe» zu mir sagt.

Lesen Sie morgen im BLICK:  Tina Turner und die Schweiz.

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Beat Villiger spricht über die Auto-Affäre: «Ich habe eine uneheliche Tochter»

Sun, 10/07/2018 - 03:10

ZUG - Im SonntagsBlick-Interview macht der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger reinen Tisch. Die Frau, die ohne Ausweis sein Auto fuhr, war seine Affäre. Mit ihr hat er eine Tochter. Nun hofft er, dass die Wähler ihm verzeihen.

Bis vor kurzem war die Wiederwahl des Zuger Regierungsrats Beat Villiger (61) Formsache. Dann aber warf ihm das Onlinemagazin «Republik» Anfang Woche vor, einer Bekannten zweimal sein Auto ausgeborgt zu haben, obwohl er geahnt haben könnte, dass sie keinen Führerschein besitzt.

Die Staatsanwaltschaft Luzern hatte darauf 2017 eine Strafuntersuchung gegen Villiger eingeleitet. Dies auch, weil die Frau plötzlich einen Kaufvertrag präsentierte, der sie als Besitzerin des Wagens auswies. Es bestand der Verdacht, dass die beiden den Vertrag nachträglich aufgesetzt und rückdatiert hatten. Der Vorwurf der Urkundenfälschung stand im Raum.

Im Frühling 2018 stellte die Staatsanwaltschaft die Untersuchung aber rechtsgültig ein. Dennoch hatte die «Republik» davon erfahren. Vor wenigen Wochen war sie an Villiger herangetreten. Als es dem Sicherheitsdirektor klar war, dass das Magazin alles publik machen will, erwirkte er eine superprovisorische Verfügung gegen Teile der Veröffentlichung.

Dennoch schwieg die «Republik» nicht. Seither spekulierten die Medien über die Auto-Affäre. Villiger äusserte sich nur schriftlich.

Der Regierungsrat liess sich aber darauf ein, den SonntagsBlick auf der Sicherheitsdirektion zu empfangen. Nervös öffnete eine Direktionsmitarbeiterin dem SonntagsBlick-Team am Freitag die Tür. Noch angespannter betrat Villiger das Sitzungszimmer.

Im Vorgespräch fasste sich der CVPler ein Herz, der Öffentlichkeit noch am heutigen Wahltag in einem Exklusivinterview tatsächlich seine Sicht der Dinge darzulegen und das Urteil der Bevölkerung anzunehmen.

Das Onlinemagazin «Republik» machte öffentlich, dass Sie zweimal einer Bekannten Ihr Auto geliehen hatten, obwohl diese keinen Führerschein besass. Was ist passiert?
Beat Villiger: Ja. Ich habe einen Fehler gemacht. Mein Grundvertrauen spielte mir einen Streich. Ich dachte fälschlicherweise, die Frau besitze einen Ausweis. Letztlich führte das zu einer Strafuntersuchung durch die Staatsanwaltschaft Luzern, die zu Recht eingeleitet worden ist. Ich konnte aber darlegen, dass ich meinen Wagen nicht ohne Vorsichtsmassnahmen übergeben hatte.

So glaubhaft ist das nicht. Sie erkundigten sich bei der Luzerner Polizei, ob die Person einen Führerschein hat.
Ja, als Privatperson. Nicht als Zuger Sicherheitsdirektor.

Dann hegten Sie also einen Verdacht? Sonst hätten Sie nicht angerufen.
Es gab eine Unsicherheit. Als die Frau kein Auto mehr hatte, sagte ich, sie könne meinen Wagen haben. Zuerst nur mündlich. Später schlossen wir einen Kaufvertrag ab. Ich glaube, wir stellten diesen auf den 4. Juni aus.

Genau dieser Punkt ist umstritten.
Wissen Sie immer noch in allen Einzelheiten, was Sie vor Monaten gemacht haben? Eigentlich muss man in so einem Fall nicht zwingend einen Vertrag erstellen. Wir massen dem Ganzen nicht so eine grosse Bedeutung zu. Damit man das versteht, muss ich wohl die persönliche Geschichte dahinter offenlegen.

Was ist die Geschichte?
Ich hatte mit dieser Frau vor Jahren ein Verhältnis. Wir haben ein gemeinsames Kind. Ich habe eine uneheliche Tochter. Sie kam 2012 zur Welt. Die Mutter lebte mit ihr in den USA. Als sie wieder in die Schweiz zurückkam, vermietete ich ihr eine Wohnung. Mit der Frau bin ich aber schon länger nicht mehr liiert. Mehr sage ich weder zu dieser Frau noch zum Kind, das uns verbindet.

Es gab Zweifel. Man dachte, Sie beide hätten den Kaufvertrag nachträglich aufgesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Urkundenfälschung. War da nicht noch mehr?
Man kam in der Einstellungsverfügung zum rechtskräftigen Schluss, dass keine Urkundenfälschung vorliegt. Auch wenn ich es der Presse nicht vermitteln konnte, erklärte ich es der Staatsanwaltschaft offenbar nachvollziehbar. Mehr ist nicht vorgefallen.

Unglaubwürdig wurde die Angelegenheit, als Sie gegen die «Republik» eine superprovisorische Verfügung erwirkten, damit nichts geschrieben wird. 
Nein, als das Magazin doch darüber schrieb, ist es in der Öffentlichkeit unglaubwürdig geworden. Das ist ein Unterschied.

Mit Superprovisorischen will man die Presse mundtot machen.
Ich wollte meine uneheliche Tochter schützen. Genauso wie meine Frau und unsere drei ehelichen Kinder. Dass alle für etwas büssen müssen, was ich vor Jahren getan habe, geht nicht. Ich habe das Magazin gebeten, mein Privatleben zu respektieren. Das ist nicht passiert, weshalb ich zur Superprovisorischen griff. Ich gebe zu, bei der Übergabe des Autos war ich zu wenig konsequent. Das tut mir leid.

Warum gaben Sie der Frau Ihren Wagen ein zweites Mal, nachdem sie bereits einmal ohne Führerschein damit erwischt worden war?
Nach dem ersten Vorfall war ich wütend. Ich wollte das Auto zurück. Aber sie meinte, wir hätten einen Vertrag und sie gebe mir das Auto nicht mehr retour. Sie verlangte, dass ich das Auto wie vereinbart vorgeführt übergebe. Fakt ist: Ich hätte die Autonummer schon bei der Vertragsunterzeichnung abnehmen sollen. Das bereute ich schon oft.

Heute wollen Sie als Regierungsrat wiedergewählt werden. Haben Sie so lange geschwiegen, damit die Wahl nicht gefährdet wird?
Nein. Es ging wirklich darum, die Personen zu schützen.

Ihre Familie wusste also nichts von der Affäre und dem daraus entstandenen Kind?
Meine Frau wusste es schon länger. Meine ehelichen Kinder erst später. Diese Woche informierte ich meine Familie im Detail über den Autovorfall. Ich will betonen, dass es dieser Frau sehr leidtut, dass sie ohne Führerausweis fuhr.

Aber Sie sind auch nicht unschuldig. Weshalb machten Sie nicht schon früher reinen Tisch?
Weil es ein Recht auf Privatsphäre gibt.

Gut, doch als Politiker haben Sie auch Verpflichtungen Ihren Wählern gegenüber. Verzeiht Ihre christliche Partei die Affäre? 
Ich weiss es nicht. Dies zeigt das heutige Wahlresultat. Doch ich bekomme extrem viele aufmunternde Zuschriften. Aber zu Recht applaudiert meine Partei nicht. 

Stehen Sie zu Ihrer unehelichen Tochter?
Natürlich. Es gibt auch eine vertragliche Vereinbarung, die meine finanziellen Verpflichtungen regelt. Zu meiner Tochter habe ich regelmässig Kontakt. Sie weiss, dass ich ihr Vater bin.

Ihre Frau hält zu Ihnen. Das ist nicht selbstverständlich.
Ich möchte mich an dieser Stelle dafür entschuldigen, dass ich eine Affäre hatte. Das muss ich nun mit meiner Familie austragen, und da sind wir auch dran. Meine Familie ist wunderbar, sie verdient das nicht. Es tut mir leid.

Wie haben Sie es geschafft, dass Ihre Frau Ihnen verzeiht?
Gute Frage (überlegt lange). Die Sache müssen wir miteinander aufarbeiten. Die Situation ist auch für sie sehr belastend. Sie ist eine besondere Frau, die Kraft hat. Sie steht hin und sagt: Wir halten zusammen. Mir ist bewusst, so kann und will nicht jede Frau handeln. Ich verstehe selber nicht, weshalb ich die Affäre hatte. Wir sind eine starke Familie. Das Persönliche ist mir wahnsinnig wichtig (kämpft mit den Tränen).

Sind Ihre Partei- und Regierungskollegen im Bild?
Ich habe sie diese Woche informiert, nachdem die Sache publik wurde. Ich habe es ihnen erklärt, nachdem ich sah, dass der Persönlichkeitsschutz nicht mehr hält.

Ist es eine Erleichterung, jetzt reinen Tisch zu machen?
Es ist nicht angenehm, darüber zu reden. Aber auch nicht, mit so einem Geheimnis zu leben. Für meine Familie ist es schwierig, die ganze Sache nachzuvollziehen, zu verstehen und zu bewältigen. Familie und Freunde sagen mir aber, es ist gut, dass du informierst, wir stehen zu dir. Es ist ein gewisser Befreiungsschlag nach aussen. Es nimmt etwas den Druck weg.

Sind Sie als Politiker weiter glaubwürdig?
Ja, ich meine schon. Ich wurde nicht verurteilt. Ich versuche als Regierungsrat immer, mein Bestes zu geben. Im privaten Bereich lief es nicht immer schön, dazu stehe ich.

Machen Sie sich Sorgen, heute nicht genug Stimmen zu erhalten?
Ja, das Bekanntwerden des Vorfalls macht es schwierig. Aber auch wenn ich das Vertrauen nochmals erhalte, werde ich das Resultat analysieren. Vor vier Jahren hatte ich das drittbeste Ergebnis aller Kandidaten. Wenn es knapp wird, muss ich mir Fragen stellen. Ein Rücktritt ist im Moment aber kein Thema.

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Brasilien: Brasiliens Ex-Präsident gibt Wahlempfehlung

Sun, 10/07/2018 - 02:29

Curitiba – Am Vorabend der Präsidentenwahl in Brasilien hat der inhaftierte Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva seine Landsleute zur Wahl von Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei (PT) aufgerufen.

«Von allen Parteien hat die PT am meisten Erfahrung darin, Brasilien erfolgreich zu regieren», schrieb Lula in einem am Samstag veröffentlichten Brief. «Die Urne ist kein Ort des Hasses, sondern der Hoffnung. Wählt Haddad zum Präsidenten. Lula ist Haddad.»

Lula ist noch immer der populärste Politiker des südamerikanischen Landes. Wegen Korruption verbüsst er derzeit aber eine zwölfjährige Haftstrafe. Zunächst wollte er sich selbst erneut um das höchste Staatsamt bewerben. Als ein Gericht seine Kandidatur untersagte, trat Lulas bisheriger Vize Haddad an.

Vor dem ersten Wahlgang am Sonntag liegt der Ex-Bürgermeister von São Paulo in den Umfragen deutlich hinter dem ultrarechten Favoriten Jair Bolsonaro. Sollte kein Bewerber in der ersten Runde die absolute Mehrheit erzielen, treffen die beiden stärksten Kandidaten in der Stichwahl in drei Wochen aufeinander.

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In Saudiarabischem Konsulat in der Türkei: Journalist von Mordkommando getötet

Sun, 10/07/2018 - 01:44

Die türkische Polizei geht davon aus, dass der verschwundene saudiarabische Journalist Jamal Khashoggi bei einem Besuch im Konsulat seines Landes in Istanbul getötet worden ist. Ersten Erkenntnissen zufolge sei dafür extra ein Mordkommando in die Türkei gereist.

Jamal Khashoggi soll tot sein. Die türkische Polizei geht davon aus, dass der verschwundene saudiarabische Blogger bei einem Besuch im Konsulat seines Landes in Istanbul getötet worden ist. Ersten Erkenntnissen zufolge sei dafür extra ein Mordkommando in die Türkei gereist. Dieses Killerteam habe das Land noch am selben Tag wieder verlassen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Samstag aus türkischen Regierungskreisen.

Sie glaube nicht, dass Khashoggi getötet worden sei, schrieb dagegen seine türkische Verlobte, Hatice C., im Kurzbotschaftendienst Twitter. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Polizei berichtet, am Dienstag seien rund 15 Saudi-Araber an Bord von zwei Flugzeugen in Istanbul gelandet und hätten das Land nach einem zeitgleichen Besuch mit Khashoggi im Konsulat am selben Tag wieder verlassen.

Khashoggi schreibt auch für «Washington Post»

Der 59-jährige Khashoggi, der unter anderem für die «Washington Post» schreibt, war am Dienstag in das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul gegangen, um ein Dokument für seine Hochzeit abzuholen. Laut seiner Verlobten, die währenddessen draussen wartete, kam er nicht wieder heraus. Die saudiarabischen Behörden erklärten hingegen am Donnerstag, Khashoggi sei erst nach Verlassen des Konsulats verschwunden.

Saudi-Arabien bot der Türkei an, das Konsulat zu durchsuchen. Kronprinz Mohammed bin Salman sagte in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg, der Journalist befinde sich nicht in dem Konsulat, die türkischen Behörden könnten sich selbst davon überzeugen. «Wir laden die türkische Regierung ein, hinzugehen und unser Anwesen zu durchsuchen», sagte er über das Konsulatsgelände, das saudiarabisches Staatsgebiet ist. «Wir haben nichts zu verbergen.»

Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters gingen daraufhin in das Konsulat und wurden vom saudischen Generalkonsul in Istanbul Mohammad Al-Otaibi durch das sechsstöckige Gebäude geführt.

Der frühere Regierungsberater Saudi-Arabiens und Blogger Khashoggi war im September 2017 aus Furcht vor einer Festnahme ins US-Exil gegangen. Er hatte wiederholt die Politik des mächtigen Kronprinzen bin Salman sowie die Militärintervention des Königreichs im Jemen kritisiert. Bin Salman hat zwar weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen eingeleitet, doch zugleich die Repression gegen Kritiker und Oppositionelle verschärft. (SDA)

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BLICK analysiert die Ernennung von Brett Kavanaugh: Trumps grösster Sieg

Sun, 10/07/2018 - 00:27

Die Ernennung des konservativen Richters Brett Kavanaugh (53) an die höchste Gerichtsinstanz des Landes ist Trumps bislang grösster Erfolg in seiner zweijährigen Präsidentschaft.

Donald Trump (72) ist das gelungen, wovon viele konservative Amerikaner seit Jahrzehnten träumen: Eine solide Mehrheit am höchsten Gerichtshof des Landes zu erringen. Mit der Ernennung von Brett Kavanaugh (53) hat er den Supreme Court über Jahre hinweg auf Rechtskurs gebracht. Denn die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Und keiner der nun fünf Konservativen ist älter als 70, aber zwei der vier Liberalen haben bereits die 80-Jahre-Marke überschritten.

Auch wenn die Richter gerne betonen, dass der Oberste Gerichtshof neutral und ohne Rücksicht auf die Politik Entscheide fällt: Bei den grossen Themen, an denen sich die gesellschaftliche Spaltung der USA aufzeigt, wie bei der Abtreibung, Einwanderung oder Waffenbesitz, wurden die Urteile stets knapp und hochpolitisch gefällt. 

Der Richter-Showdown der vergangenen Wochen war ein erbitterter Kampf zweier verfeindeter Lager, der vor allem eines aufzeigte: Die tiefe Spaltung des Landes. Auf der einen Seiten die Republikaner, die den umstrittenen Kavanaugh vor den Halbzeitwahlen im November durchboxen wollten – koste es, was es wolle. Auf der anderen Seiten die Demokraten, die Trumps Schützling unbedingt zu verhindern versuchten. Dabei verrannten sich Chuck Schumer, Dianne Feinstein und Co. am Ende auch in der fünftägigen FBI-Sonderuntersuchung, die sie zuerst in der Not begrüssten und Tage später als «zu knapp» kritisierten. 

Dass nun ein Mann den Weg an den Supreme Court gefunden hat, dem mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorwerfen, ist ein arger Vertrauensverlust für die wichtigste Institution des Landes. Ob Kavanaugh schuldig ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle mehr. Für die Hälfte des Landes sitzt ein Vergewaltiger am Supreme Court, für die anderen ein hoch qualifizierter Jurist, der in seinen Teenager-Jahren gerne Bier trank und Opfer einer Schmutzkampagne wurde. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. 

Für die Demokraten gibt es an der Ernennung Kavanaughs nur etwas Gutes abzugewinnen: Kurzfristig werden sie von der Wut ihrer Anhänger profitieren, die in den vergangenen Tagen zu Tausenden gegen den konservativen Richter demonstriert haben. Weil die Halbzeitwahlen bereits in einem Monat anstehen, prognostizieren viele Politbeobachter einen zusätzlichen Schub für die «Blauen». 

Doch auch wenn Trumps Gegner am 6. November die Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus zurückerobern: Kavanaugh kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Er wird die Gesetze des Landes über Jahrzehnte hinweg mitprägen.

 

 

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Formel 1 live ab 7.10 Uhr: Siegt Überflieger Hamilton auch beim GP Japan?

Sun, 10/07/2018 - 00:13

In Suzuka geht die Formel 1 beim GP Japan in die nächste Runde. Kann WM-Leader und Pole-Mann Lewis Hamilton seinen vierten Sieg in Folge einfahren? Die Antwort gibts ab 7.10 Uhr live im Ticker und Stream auf BLICK!

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Tschechien: Populisten führen bei Wahl in Tschechien

Sat, 10/06/2018 - 23:48

Prag – Nach der ersten Runde der Senatswahl in Tschechien zeichnet sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Nach Auszählung von mehr als 85 Prozent der Wahlbezirke lag die populistische ANO des Ministerpräsidenten und Multimilliardärs Andrej Babis knapp vorn.

Sie schickt die meisten Kandidaten, nämlich elf, in die Stichwahl in einer Woche. Dicht auf den Fersen folgten ihr die oppositionellen Bürgerdemokraten (ODS) mit zehn Finalisten. Das geht aus den am Samstagabend veröffentlichten vorläufigen Zahlen der Statistikbehörde CSU hervor.

Die Wahlen galten als erster Stimmungstest für die Ende Juni angetretene Regierungskoalition, die sich unter anderem gegen EU-weite Flüchtlingsquoten stellt.

Die Sozialdemokraten (CSSD), der Juniorpartner in der Regierung, erlitten indes herbe Verluste. Sie mussten 13 Sitze verteidigen, doch kamen nur fünf ihrer Kandidaten überhaupt weiter. Der Christdemokrat (KDU-CSL) Jiri Cunek siegte indes gleich in der ersten Runde. Wie alle zwei Jahre wird nur ein Drittel der Sitze (27 von 81) im Senat, dem Oberhaus des Parlaments, neu besetzt.

Auch bei den parallel stattfindenden Kommunalwahlen konnte die ANO ihre Erfolgsserie fortsetzen und lag in den meisten grösseren Städten wie Brünn (Brno) und Pilsen (Plzen) vorn - zunächst aber nicht in Prag, obwohl ANO-Gründer Babis einen Sieg in der Hauptstadt zur Prestigefrage erklärte hatte. Die Partei hatte mit dem Slogan «Wir machen Tschechien reicher» geworben.

Mit dem endgültigen Ergebnis wird wegen des komplizierten Wahlsystems erst am Sonntag gerechnet. Knapp 8,4 Millionen Bürger waren aufgerufen, ihre Vertreter in insgesamt mehr als 6000 Stadt- und Gemeinderäten zu bestimmen. Die Beteiligung lag nach dem vorliegenden Teilergebnis unter 50 Prozent.

Der Chef der Sozialdemokraten, Jan Hamacek, machte die geringe Beteiligung für den eigenen Misserfolg verantwortlich: «Auch Nichtwählen ist ein Recht.» Der Vorsitzende der neoliberalen ODS, Petr Fiala, freute sich über das Abschneiden der Opposition: Seine Partei habe gezeigt, dass sie eine «starke Alternative» zur ANO-Bewegung sei.

Überschattet wurde die Abstimmung von Berichten über mögliche Wahlmanipulationen in Nordböhmen. Die Polizei untersuchte Fälle von möglichem Stimmenkauf in der Stadt Bilina (Bilin) sowie einen plötzlichen Anstieg der Einwohnerzahl der Erzgebirgsgemeinde Moldava (Moldau) kurz vor der Wahl.

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Nobelpreis für Naturwissenschaftlerinnen: Ja, es gibt diese Frauen!

Sat, 10/06/2018 - 23:30

Der Nobelpreis in Physik und Chemie ging an zwei Frauen. Das sind mutige und ermutigende Zeichen, denn gerade in den Naturwissenschaften braucht es weibliche Vorbilder.

Physik und Chemie sind exakte Wissenschaften. Was Forscher dort beobachten, fassen sie in allgemeingültige Formeln. Die kanadische Physikerin Donna Strickland (59) erhält nun «für bahnbrechende Erfindungen im Bereich Laserphysik» den Physik-Nobelpreis 2018. Und ihre US-Kollegin Frances H. Arnold (62) empfängt die bedeutendste Auszeichnung der Welt für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Chemie.

Das sind mutige und ermutigende Zeichen, denn gerade in den Naturwissenschaften braucht es weibliche Vorbilder. An den Eidgenössischen Technischen Hochschulen studieren 30 Prozent Frauen, als Lehrende wirken immerhin 14 Prozent – und damit gehört die Schweiz noch nicht einmal zu den fortschrittlichsten Nationen.

Erhielten Frauen bis anhin einen Nobelpreis, dann zumeist für ein bisschen Frieden oder schöne Literatur. In keiner Kategorie ist die Ungleichheit so krass wie in den Naturwissenschaften. Vergleicht man den Anteil Nobelpreis-gekrönter Frauen mit dem der Männer, liegt er im Durchschnitt bei 1 zu 16, im Fach Chemie bei 1 zu 43 und in Physik bei 1 zu 102!

Arnold ist erst die fünfte Frau, die einen Nobelpreis für Chemie erhält, Strickland gar erst die dritte in Physik. Ihre erste Stellungnahme: «Wir müssen Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draussen.»

Ein Statement, das nachhallt. Denn wie sagte vor ein paar Tagen ein italienischer Physiker im Genfer Cern an einem Workshop über Chancengleichhei? «Die Physik wurde von Männern erfunden und aufgebaut.» Genau. Sie waren es, die die Atombombe gebaut haben. Hätten Frauen das auch getan?

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Katzenjammer: Braucht ein Kater Sex?

Sat, 10/06/2018 - 23:28

Tierschutzorganisationen fordern eine Kastrationspflicht für Katzen. Richtig so, findet BLICK-Redaktorin Katja Richard.

Ein echter Kater soll auch seinen Spass haben. So denken zu viele Katzenhalter, vor allem Männer. Und zwar nicht nur in Spanien, Griechenland oder irgendwo in der Schweizer Pampa. Auch moderne Städter können ganz schön verbohrt sein. «Filou muss doch seine wahre Natur leben», erklärte mir ein Freund, kurz nachdem zwei Katzenjunge bei ihm einzogen. Er liess nur das Weibchen sterilisieren, damit es zumindest bei ihm zu Hause keine weiteren Büsi gibt.

Ein egoistisches Denken, das radikale Forderungen nach sich zieht. Die Tierschutzorganisation NetAP hat beim Bund eine Peti­tion eingereicht und fordert eine Kastrationspflicht für Katzen mit Freilauf.
Vor allem in Landregionen gibt es zu viele Streuner, man schätzt bis zu 300'000, manche verenden kläglich, viele verwahrlosen. Sie vermehren sich unkontrolliert – auch wegen Hauskatern wie Filou.

Er und sein Schwesterchen kamen bei einer Familie zur Welt. Die Kinder sollten das einmal erleben dürfen, dann wurde Mama Katze sterilisiert.

Mit einer Kastrationspflicht wäre ein solches Erlebnis nicht mehr möglich. Bund und Schweizer Tierschutz rufen deshalb mit einer Kampagne zur Kastration und zum Chippen von Katzen auf – ein Appell an die Eigenverantwortung und für wahre Tierliebe, die über die Bedürfnisse von vier- und zweibeinigen Filous hinausgeht. Zumal eine solche Pflicht auch nicht so leicht durchzusetzen sein wird.

Damit deren Besitzer zur Verantwortung gezogen werden können, müssten sämtliche Katzen regis­triert werden – 1,4 Millionen gibt es in Schweiz, gechippt ist nur ein Drittel.

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Rogers Boxenstopp: Wegen den neuen Chefs gibts weniger Kohle für die Teams

Sat, 10/06/2018 - 23:22

Zum zweiten Mal bezahlen die neuen Formel-1-Besitzer den Teams weniger Geld. Überhaupt sorgen die Amerikaner im GP-Zirkus für Ärger.

Die neuen Formel-1-Besitzer von Liberty Media drehen sich weiter nur im Kreis. Die Amerikaner wollen für ihre «Show» einfach alles nur verändern und verärgern so ihre wichtigsten Figuren im GP-Zirkus.

Grid Girls weg (die Grid Kids werden kaum beachtet). Neue Startzeiten, 25 Rennen im Jahr –  und jetzt plant man auch die Qualifikation von drei auf vier Teile zu erhöhen. Also zuerst 4 der 20 Autos raus, dann die nächsten 4 und nochmals 4 – bis zum Finale mit acht Autos.

Vettel lästert: «Warum nicht neun odert zehn Teile? Wir brauchen heute zu viel Unterhaltung, um happy zu sein. Weniger wäre auch hier mehr. Ich würde zum alten System zurückkehren. Eine Stunde für alle – und die schnellste Runde zählt!»

Auch beim irrsinnigen Plan von 25 Rennen im Jahr gibts Ohrfeigen für die Amis. Miami und Koppenhagen haben ihre Projekte eingestellt. So musste man jetzt beim «zurückgetretenen» Hockenheim betteln gehen, damit man 2019 weiter 21 Rennen hat!

Mercedes-Chef Toto Wolff: «Unser Sport würde mit nur 15 Rennen viel mehr Spannung bieten – und die Fans würden sich aufs nächste Rennen richtig freuen. Zudem würde es alle Mitarbeiter entlasten.»

Doch Liberty will einfach nur viel Kohle machen. Und das geht jetzt wieder in die Hosen. Zum zweiten Mal zahlen die Amerikaner 2019 weniger Geld an die Teams – 3,7 Prozent!  Mercedes verliert dadurch rund 7 Millionen, Sauber etwa 2 Millionen. Der Grund: Die neuen Chefs nehmen weniger Geld ein und geben viel mehr aus. Kein Wunder bei weit über 200 Mitarbeitern – Bernie Ecclestone schmiss den Laden einst mit 40.

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Im Streit um die Gesundheitskosten: Ärzte und Kassen spielen nicht mit

Sat, 10/06/2018 - 23:22

Ärzte und Krankenkassen haben es versäumt, mit einem eigenen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Das zwingt den Staat zum Eingreifen.

Gesundheitsminister Alain Berset (46) platzte kürzlich an einer Medienkonferenz über die Gesundheitskosten der Kragen: «Es braucht endlich Bewegung in diesem verfahrenen System.» Sein Departement des Innern (EDI) fordert seit Jahren von Ärztevereinigung FMH und Krankenkassen, sie sollten selbst Vorschläge für schlankere Verrechnungsstrukturen einreichen – ohne Erfolg!

Bersets Ärger: Der Vertrag zwischen Ärzten, Spitälern und Krankenkassen über die Abgeltung ambulanter ärztlicher Leistungen ist völlig veraltet. Technischer Fortschritt wie die Lasertechnik in der Augenchirurgie, neue Immuntherapien oder die Digitalisierung der Administration verlangen dringend eine neue Beurteilung.

Dass die Tarifpartner Verhandlungen über neue Strukturen ignorieren oder gar blockieren, die Einsparungen von 400 Millionen versprechen, ist unbegreiflich. Das Streitobjekt heisst Tarmed, eine Wortschöpfung aus dem französischen «Tarif médical». In über 4600 Positionen dieses Vertragswerks ist festgelegt, was ärztliche Leistungen kosten dürfen. Jede Röntgenuntersuchung, jede Injektion, jede Beratung, jede Pflasterabgabe ist mit Taxpunkten reglementiert.

Weil Ärzte und Kassen sich nicht auf eine Lösung einigen konnten, griff der Bundesrat zweimal direkt ein: 2014 setzte er eine stärkere Gewichtung der intellektuellen Leistung der Ärzte gegenüber der technischen Angebote durch. Am 1. Januar 2018 verfügte Bundespräsident Berset Tarifsenkungen – etwa bei Gerätekosten und Zeitlimiten bei Untersuchungen.

Diese Anpassungen sind jetzt mehr als ein halbes Jahr in Kraft. Ärzte und Krankenkassen haben die Chance verpasst, eigene Lösungen zu präsentieren. Dafür reagierten sie auf ihre Weise: H+, der Spitzenverband der Schweizer Spitäler, Kliniken und Rehazentren, will 2019 bei den Tarifverhandlungen gar nicht mehr mitmachen – wegen «Uneinigkeiten bei den Verhandlungen». Auch die Krankenkassenverbände konnten sich auf keine gemeinsame Strategie festlegen. Der Haus- und Kinderärzteverband Schweiz sucht eigene Lösungen: Seine Mitglieder bevorzugen den Ausweg durch das Hintertürchen und verbuchen mehr Behandlungen – oder nehmen Selbstausbeutung in Kauf.

Ärzte und Krankenkassen haben es versäumt, mit einem eigenen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Das zwingt den Staat zum Eingreifen.
Dass er damit recht hat, zeigt eine aktuelle Studie, laut der bei Schweizerinnen und Schweizern die Gesundheit neuerdings an erster Stelle steht, noch vor der finanziellen Sicherheit.

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14. Zurich Film Festival: «Walden» am Filmfestival ausgezeichnet

Sat, 10/06/2018 - 23:18

BERN - BE - Am 14. Zurich Film Festival ist das Roadmovie «Walden» von Daniel Zimmermann mit dem Förderpreis für den besten Schweizer Film ausgezeichnet worden. Die Goldenen Augen im internationalen Spielfilm- und Dokumentarfilmwettbewerb gingen nach Belgien und Dänemark.

Das Goldene Auge für den Hauptpreis in der Kategorie «Internationaler Spielfilm» durfte der belgische Regisseur Lukas Dhont für sein Drama «Girl» entgegennehmen. Dhont erzählt in seinem Erstlingswerk die Geschichte einer jungen Transfrau, die auf ihrem Weg zur Ballerina zeitgleich mit einer Geschlechtsumwandlung zur Frau, hohem Leistungsdruck und sozialen Erwartungen zu kämpfen hat.

Er freue sich unglaublich über diese Auszeichnung und darüber, dass der Film dadurch einem breiten Publikum zugänglich gemacht werde, sagte Lukas Dhont am Samstag an der Award Night im Zürcher Opernhaus.

Der Preis für den besten internationalen Dokumentarfilm ging an den dänischen Filmregisseur Janus Metz und seine Ehepartnerin Sine Plambech. Im Fokus von «Heartbound» steht der dänisch-thailändische Heiratsmarkt. Metz und Plambech begleiteten vier thailändische Frauen, ihre dänischen Ehemänner und deren Kinder über zehn Jahre und gingen dabei universellen Fragen der Liebe und Familie nach.

Als der beste Film im Wettbewerb «Fokus Schweiz, Deutschland, Österreich» hat sich der Jugendfilm «L’animale» der österreichischen Regisseurin Katharina Mückenstein durchgesetzt. Der Film handelt von der jungen Mati und ihrem Verhältnis zu ihren Eltern und ihrer Jungsclique und behandelt Themen wie Geschlechterstereotypen und Feminismus.

Die Goldenen Augen der beiden internationalen Wettbewerbe sind mit je 25'000 Franken dotiert, während die Auszeichnung der Sektion «Fokus Schweiz, Deutschland, Österreich» mit einem Preisgeld von 20'000 Franken verbunden ist.

In dem mit dem Förderpreis für den besten Schweizer Film ausgezeichneten Roadmovie «Walden» geht der Thuner Daniel Zimmermann der Frage nach, wie wir täglich mit unserem Lebensraum umgehen. Zimmermann nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu mit auf eine Reise, die in den Wäldern von Österreich beginnt und im Herzen des brasilianischen Regenwaldes endet. Der Film besteht aus dreizehn 360-Grad-Aufnahmen.

Manchmal müsse man in den Wald gehen, um eine andere Sicht auf die Gesellschaft zu erhalten, manchmal müsse man herunterfahren, um seine Umgebung wahrzunehmen und manchmal müsse man zivilen Ungehorsam walten lassen, um die Machtstrukturen zu ändern, liess Daniel Zimmermann den Gästen der Award Night ausrichten. Und manchmal sei es nötig, einen Film über all diese Themen zu drehen, und manchmal erhalte man sogar einen Preis dafür, ergänzte er humorvoll.

Den Treatment Award - eine Auszeichnung für die Drehbuchschaffung - strichen die Zürcher Autoren Maurizius Staerkle Drux und Lenz Baumann ein. Das Projekt «C.O.D.A. - Child Of Death Adults» überzeugte die Jury am meisten. Die beiden erhalten 5000 Franken als Preissumme sowie weitere 25‘000 Franken für die Drehbuchentwicklung.

Der Kritikerpreis für den besten Erstlings-Film gewann der Däne Gustav Möller mit «The guilty». Erfolgreich endete das Festival auch für Ismet Sijarina. Er gewann mit «Cold November» den Publikumspreis.

Insgesamt zeigte das Zurich Film Festival an seiner 14. Ausgabe 160 Filme aus 48 Ländern, darunter 42 Erstlingswerke, 12 Weltpremieren und 16 Schweizer Filme.

Bereits bekannt war, dass der deutsche Regisseur Wim Wenders an der Award Night den diesjährigen «A Tribute to... Award» entgegennehmen würde. Zu Ehren dieses Anlasses wurde eine Retrospektive seiner zwölf wichtigsten Filme - darunter «The salt of the earth» und «Buena Vista Social Club» - gezeigt.

Wenders gehört zu einer Reihe weiterer Film-Berühmtheiten - unter ihnen die britische Schauspielerin Judi Dench (Golden Icon Award) und der kanadische Schauspieler Donald Sutherland (Lifetime Achievement Award), die ihre Auszeichnungen im Verlauf des Festivals persönlich abholten.

Wie immer war die Veranstaltung von einem feierlichen Promi-Schaulaufen begleitet. Über den Grünen Teppich schritten etwa der US-Designer Tommy Hilfiger und der britische Schauspieler und Model Max Irons.

Des Weiteren zeigten sich die deutschen Schauspielkollegen Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Iris Berben und Janina Uhse, die am Festival mit ihrem Film «Der Vorname» Premiere feierten. Auch Schweizer Prominenz wie Sänger Seven, Komiker Michael Elsener und Snowboarder Iouri Podladtchikov waren mit von der Partie.

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