Die forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) im DIW Berlin sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n
Postdoc (w/m/div) (Vollzeit, Teilzeit möglich, befristet).
Wir suchen ab sofort eine/n promovierte/n wissenschaftliche/n MitarbeiterIn mit starkem Interesse an arbeits- und verteilungsökonomischen Fragestellungen. Es wird erwartet, dass der/die KandidatIn in die Forschungsaktivitäten der SOEP-Abteilung "Angewandte Panelanalyse" eingebunden wird, insbesondere um die laufende Forschung zu unterstützen und neue Forschung zu initiieren. Der/die KandidatIn ist verantwortlich für das Arbeitsmarktmodul des SOEP und die Verknüpfungsprojekte mit administrativen Biographie Daten. Wir sind besonders an Kandidaten mit einem starken Hintergrund in Mikroökonometrie und angewandter mikroökonomischer Theorie interessiert.
Die Abteilung Klimapolitik sucht zur Mitarbeit in einem Forschungsprojekt ab Januar 2022 ein/e
studentische Hilfskraft (w/m/div)
10 bis 19 Wochenstunden
Als Reaktion auf die hohe Inflation hat die US-Notenbank Fed die Leitzinsen erhöht. Diesen Schritt und ob das auch für die Europäische Zentralbank (EZB) der richtige Weg wäre, kommentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:
-->Dass die US-amerikanische Notenbank den Leitzins erhöht, ist richtig und überfällig. Für die EZB wäre eine Zinserhöhung zu diesem Zeitpunkt jedoch ein Fehler. Die amerikanische und die europäische Wirtschaft befinden sich in völlig unterschiedlichen Situationen. Auch dank einer stark expansiven Finanzpolitik haben sich die USA deutlich schneller als Deutschland und Europa von der Pandemie erholt. Zudem trifft der Krieg gegen die Ukraine die europäische Wirtschaft um ein Vielfaches stärker als die amerikanische. Mit jeder Woche, die der Krieg andauert, wächst der wirtschaftliche Schaden für Europa. Ein Lieferstopp oder ein Embargo werden immer wahrscheinlicher. Solche Beschränkungen würden die europäische Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren in eine Rezession treiben. In dieser Situation dürfte die EZB gezwungen sein, ihren Kurs der expansiven Geldpolitik nicht nur fortzusetzen, sondern nochmals zu verstärken.Russland hat angekündigt, ab heute kein Gas mehr nach Polen und Bulgarien zu liefern. Dazu eine Einschätzung von Claudia Kemfert, Energieökonomin und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Der Gas-Lieferstopp seitens Russlands nach Polen und Bulgarien ist die nächste Eskalationsstufe Putins, um Europa in Angst und Panik zu versetzen und die europäischen Staaten dazu zu zwingen, ihre Gasrechnung in Rubel zu begleichen. Sie zeigt zudem, wie sehr Russland auf Rubel-Zahlungen angewiesen ist. Für Deutschland hat dies zunächst einmal keine unmittelbaren Auswirkungen, da die Gaslieferungen nach Deutschland in erster Linie über andere Pipelinerouten getätigt werden. Über die polnische Leitung wird seit Monaten weniger Gas geliefert. Es ist derzeit nicht mit Versorgungsengpässen zu rechnen, da Deutschland und Europa ausreichend mit Gas versorgt sind. Polen hat sich auf diese Situation seit langer Zeit vorbereitet und wird in erster Linie durch Flüssiggaslieferungen versorgt, norwegische Gaslieferungen kommen zudem künftig hinzu. Bulgarien ist sehr abhängig von russischen Gaslieferungen und wird über den europäischen Verbund Hilfe benötigen. Auch dort ist kurzfristig mit keinen Versorgungsengpässen zu rechnen, da die bulgarische Regierung vorgesorgt hat und die Gasspeicher ausreichend gefüllt sind.Mit einem Kohle-Embargo erhöht die Europäische Union den Druck auf Russland. Nach einer Übergangsfrist soll im August keine russische Kohle mehr importiert werden. Jüngere Studien zeigen, dass Deutschland die Einfuhren aus Russland bis zum Sommer durch Importe aus anderen Ländern ersetzen kann. Da aber auch ein Aus für die russischen Erdgaslieferungen droht, müssen Pläne zur Versorgungssicherheit entwickelt werden. Das DIW Berlin hat in Szenariorechnungen analysiert, wie das deutsche Stromsystem auf einen Stopp russischer Energielieferungen (insbesondere Kohle und Erdgas) reagieren kann, ohne den beschleunigten Kohleausstieg beziehungsweise den Atomausstieg 2022 in Frage zu stellen. Es zeigt sich, dass im kommenden Jahr 2023 auch ohne russische Energielieferungen eine sichere Stromversorgung möglich ist; die Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke kann und sollte wie geplant im Dezember 2022 erfolgen. Kurzfristig müssen Kohlekraftwerke aus der Netzreserve genutzt und die Sicherheitsbereitschaft einiger Kraftwerke verlängert werden. Mittelfristig ist bei dem von der Bundesregierung im Osterpaket angestrebten beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien ein rückläufiger Bedarf an Erdgas- und Kohleverstromung bis 2030 zu beobachten. Somit bleibt das im Koalitionsvertrag angestrebte Ziel eines auf 2030 vorgezogenen Kohleausstiegs erreichbar.
Die Ergebnisse der heutigen Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) kommentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:
Die EZB hält an ihrem Kurs fest, ihre Geldpolitik graduell zu straffen. Sie hat aber angesichts der enormen wirtschaftlichen Risiken durch den Krieg in der Ukraine und die Pandemie keine andere Wahl, als sich alle Optionen offen zu halten. Denn bei einem Embargo oder Lieferstopp von russischem Gas und Öl dürfte die Wirtschaft des Euroraums und auch Deutschlands in die Rezession rutschen. In diesem Fall könnte die EZB gezwungen sein, eine Kehrtwende zu vollziehen und eine wieder expansivere Geldpolitik zu verfolgen. Wenn die Wirtschaft sich hingegen weiterhin erholt, dann sollte die EZB möglichst bald mit ihrem Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik beginnen.Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Abhängigkeit Deutschlands von Energielieferungen aus Russland erfordern ein Umdenken: Während die Debatte über ein sofortiges Energie-Embargo hochkocht, könnte auch Russland jederzeit seine Lieferungen einstellen. Deutschland bezog bisher rund 55 Prozent seines Erdgases aus Russland. Das DIW Berlin hat Szenarien entwickelt, wie das deutsche Energiesystem im europäischen Kontext schnellstmöglich von diesen Importen unabhängig werden könnte: Auf der Angebotsseite können Lieferungen anderer Erdgasexportländer einen Teil der russischen Exporte kompensieren. Die Versorgungssicherheit würde es erheblich stärken, wenn die Pipeline- und Speicherinfrastruktur effizienter genutzt wird. Auf der Nachfrageseite gibt es ein kurzfristiges Einsparpotenzial von 19 bis 26 Prozent der bisherigen Erdgasnachfrage. Mittelfristig ist insbesondere ein Schub in Richtung erneuerbarer Wärmeversorgung und höherer Energieeffizienz notwendig. Wenn Einsparpotenziale maximal genutzt und gleichzeitig die Lieferungen aus anderen Erdgaslieferländern so weit wie technisch möglich ausgeweitet werden, ist die deutsche Versorgung mit Erdgas auch ohne russische Importe im laufenden Jahr und im kommenden Winter 2022/23 gesichert.