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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / Briefing Paper

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Publikationen des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Updated: 2 months 5 days ago

Die deutsche Nachhaltigkeitspolitik an der Schwelle zum Wahljahr 2021

Thu, 11/19/2020 - 08:24

An der Schwelle zum Bundestagswahljahr 2021 stehen Parteien und Politik im Bann von Covid-19 und Kandidat*innensuche. Doch geraten dabei die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) aus dem Blick? Oder könnte auf der Grundlage der Europawahlprogramme und der jüngsten Bundestagsdebatte vom 16. September 2020 ein echter Neuanfang in der Nachhaltigkeitspolitik entstehen? Mit Ausnahme der Alternative für Deutschland (AfD) hatten sich dort alle Parteien mit viel Verve zur Agenda 2030 und der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) bekannt. Aber wie wird aus Anträgen und Debatten konkretes politisches Handeln?

Parteien und Nachhaltigkeit: inzwischen mehr als nichts

In den Programmen der Parteien zur Bundestagswahl 2017 tauchten die Agenda 2030 und die SDGs allenfalls in den Unterkapiteln für Umwelt- und Entwicklungspolitik auf, nicht aber als übergreifendes Narrativ mit Wirkungsmacht in allen Politikfeldern. In den Europawahlprogrammen von 2019 fanden sich verstärkt einige Referenzen zu den Nachhaltigkeitszielen bereits in Präambeln und Einleitungen. So erwähnten CDU, SPD und Grüne die Agenda 2030 und ihre Ziele erstmals schon am Beginn ihrer Programme. Auch die FDP bekannte sich explizit zur Agenda 2030. Die Linke forderte ihre verbindliche Umsetzung. Doch keines der Wahlprogramme hat die SDGs in den einzelnen Fachkapiteln systematisch und explizit zum Maßstab genommen und mit konkreten politischen Maßnahmen und Forderungen verbunden.

Bundestagsdebatte: Momentum für Nachhaltigkeitspolitik im Wahljahr 2021?

Nachdem die Europawahlprogramme eine Aufwertung der Agenda 2030 mit sich brachten, könnte die Bundestagsdebatte vom 16. September 2020 zum Thema „Nachhaltigkeit“ als Impulsgeber für die Wahlprogramme 2021 dienen. In ihrem Antrag forderten die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD, dass alle Ressorts ihre Aktivitäten an der Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Zur Mitte jeder Legislaturperiode müsse eine Bestandsaufnahme zur Umsetzung und Erreichung der SDGs im Rahmen der DNS vorgenommen werden. Auf dieser Grundlage soll die Bundesregierung einen Maßnahmenkatalog vorschlagen, der dem Bundestag vorgelegt werden kann. Die Grünen forderten in ihrem Antrag, dass die Neuauflage der DNS als übergeordnete Strategie dient, deren Prinzipien und Ziele kohärent in die zahlreichen Einzelstrategien- und Programme verbindlich implementiert werden sollen. Die FDP forderte in ihrem Antrag, im Zuge der für 2020 geplanten Reform der DNS, Ziele auf nationaler Ebene konsequent umzusetzen und als führende Industrienation mit gutem Vorbild voranzuschreiten. Die Linke, die keinen eigenen Antrag eingebracht hatte, sprach sich in der Debatte für soziale Sicherheit als Kernelement für Nachhaltigkeit und Klimaschutz aus. Wenn diese Impulse der Bundestagsdebatte ihren Weg in die Bundestagswahlprogramme fänden, könnte dies zu einer Neuausrichtung der Nachhaltigkeitspolitik ab 2021 führen. Auch der von SDSN Germany vorgelegte Vorschlag einer Fokussierung der DNS auf Schlüsseltransformationen, wie die Kreislaufwirtschaft oder die Agrar- und Ernährungswende und übergreifende Hebel in Form von Finanzen, könnte dabei hilfreich sein. Die Bundesregierung hat diese Überlegungen in der am 1. Oktober 2020 veröffentlichten Dialogfassung für die Weiterentwicklung der DNS in einem gesonderten Abschnitt reflektiert. Im Forum Nachhaltigkeit des Bundeskanzleramtes am 15. Oktober 2020 hat diese Reformoption breite Unterstützung gefunden.

Jetzt das Heft des Handelns in die Hand nehmen

Mit ihren Europawahlprogrammen, den Anträgen ihrer Fraktionen im Bundestag und den vorliegenden Reformoptionen gibt es jetzt gute Grundlagen für die Parteien, für die Agenda 2030 und die SDGs das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Sie sollten die Agenda 2030 in ihren Wahlprogrammen als übergreifendes Narrativ verankern und aufzeigen, wie sie die deutsche Nachhaltigkeitspolitik strukturell neu aufstellen und in den einzelnen Transformationsfeldern umsetzen wollen. Nur wenn die Parteien sich in den nächsten Monaten hier klar positionieren, kann dies in den Koalitionsverhandlungen im Herbst zu konkreter Politik werden. Denn es wird Zeit, bloße Lippenbekenntnisse ad acta zu legen und die von der Weltgemeinschaft beim SDG-Gipfel 2019 ausgerufene Dekade des Handelns zu gestalten. Die Covid-19-Pandemie macht den Weg zu den SDGs nicht leichter, aber genauso sind es eben jene SDGs, die den Kompass für den Weg aus der Krise bieten. Deshalb sollte das Covid-19-Wahljahr 2021 bei allen Parteien und Kandidat*innen im Zeichen der Agenda 2030 und ihrer universellen SDGs stehen.

Developing a framework for the analysis of Arctic indigenous institutions in a rapidly transforming region

Wed, 11/18/2020 - 15:29

Over the past decades, the Arctic has gone through a period of transformation. These changes particularly impact the everyday life of its Indigenous inhabitants due to their location in high-risk environments, vulnerability and dependency on environmental conditions. Although these communities are used to adapt to changing circumstances, the governance in times of transformative changes differs because of the complexity of change. Furthermore, the Arctic is affected by (post-) colonial and global dynamics through international agreements addressing Indigenous rights, sustainable development and climate change framed as international norms. However, global arrangements have to be rooted in regional contexts, which puts political institutions at these levels in a central position. Sustainable development studies consider inclusive institutions as key for achieving global commons. In order to overcome gaps in our understanding of policy approaches regarding sustainable development in the Arctic, this paper addresses the key role of Indigenous institutions. Against this backdrop, the paper proposes a framework on the nexus of Indigenous peoples and sustainable development by focusing on the governance of transnational political Indigenous institutions. Following sustainable development studies, this framework adds to the field of inclusive governance the relevance of political identity and Indigenous knowledges as complementing factors for the analysis of Arctic Indigenous institutions. The developed framework is exemplarily applied to two institutions, the Inuit Circumpolar Council and the Saami Council, to allow initial insights into its applicability. The framework could further act as a theoretical basis for in-depth analyses and support the derivation of testable hypotheses on the (inter)relation of transformative changes and the governance of Indigenous institutions.

Soziologin zum globalen Umbau während der Pandemie: Kooperation der EU-Mitglieder macht Mut

Wed, 11/18/2020 - 12:05

Internationale Kooperation kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie auf gemeinsamen Zielen aufbaut, sagt Prof. Imme Scholz. In ihrem Gastbeitrag zur RND-Themenwoche „Wie wollen wir jetzt leben?“ geht die Soziologin der Frage nach, inwiefern die Pandemie die internationale Zusammenarbeit behindert. Außerdem benennt die Vizedirektorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik mögliche Gefahren einer stockenden Kooperation der EU-Staaten.

The politics of data portals in international- and transdisciplinary research

Wed, 11/18/2020 - 11:49

In this paper, we argue that the ongoing processes of datafication and dataism are constraining initiatives to construct open data portals contributing to inter- and transdisciplinary research. The former overvalues quantitative data, whereas the latter reinforces the belief that ‘raw data’ is neutral and apolitical, ignoring how data is processed. Based on the case study of an open data portal being developed at an inter- and transdisciplinary research institute, we argue that datafication and dataism are highly problematic trends, because they marginalize qualitative data employed in critical, constructivist, and other interpretive methods, thereby limiting the possibility of complementing and extending each other. Nonetheless, we also maintain that these trends are not technologically determined but are modifiable, based on the design of data portals. Accordingly, we conclude by offering suggestions for constructing data portals, such as opening up the design process and democratizing standards.

The Arctic Council as a success case for transnational cooperation in times of rapid global changes?

Mon, 11/16/2020 - 20:20

In times of rapid global changes, agreements such as the Paris Climate Agreement illustrate the growing need for transnational cooperation to solve complex and interrelated challenges that affect humanity at large. In past decades, a number of forums and institutions formed to enhance cooperation and coordinate different approaches and policies transnationally. Not all of them have been assessed to be a success. The Arctic Council is a forum that is widely perceived as facilitating transnational cooperation – also in times of rapid global changes. This article explores systematically in how far the Arctic Council can be considered an example to learn from and identifies useful “ingredients” for strengthening transnational cooperation more generally. First, by drawing on global governance research this study shows that in the literature, very different perspectives consider similar factors as strengthening transnational cooperation. Second, it outlines how the AC has adhered to various factors identified in the literature but also recognises the need to improve its process management. The concluding section argues that particularly the Arctic Council’s focus on knowledge generation and expertise has encouraged the maintenance of robust transnational cooperation.

Multilateralism as a tool: Exploring French military cooperation in the Sahel

Mon, 11/16/2020 - 19:21

President François Hollande entered public office in 2012 with a non-interventionist agenda that promised to draw down French troops in Africa and promoted collective African and European mechanisms to reduce France’s military footprint in the region. One year later, the same president deployed 4,000 combat troops to Mali, initially without any multilateral participation. To understand this apparent contradiction between multilateral rhetoric and operational unilateralism, this article looks at France’s efforts in previous years to establish African and European military operations in support of the Malian state. The article finds that France’s commitment to multilateralism is genuine yet not absolute – meaning that French policy-makers do not shy away from operational unilateralism if conditions on the ground seem to require swift and robust military action, as long as they can count on the political support of key international partners.

Wie kann Entwicklungszusammenarbeit machtkritischer werden?

Mon, 11/16/2020 - 09:00

Entwicklungszusammenarbeit steht seit ihrer Entstehung in den 1950er Jahren unter dem Verdacht, koloniale Verhältnisse fortzuführen. Vertreter*innen von Post-Development-Theorien betonen deshalb, dass das Konzept „Entwicklungszusammenarbeit“ eine problematische Einteilung der Welt vornimmt: In „entwickelte“ Länder einerseits, und weniger „entwickelte“ Länder – die sich dem westlich-kapitalistischen Vorbild anpassen sollten – andererseits. In den Augen der Kritiker*innen führt diese Zweiteilung zu einer Fortsetzung eines kolonialen Machtgefüges, in dem Expert*innen des Globalen Nordens als „rückständig“ empfundenen Gesellschaften des Globalen Südens Lösungsansätze empfehlen.

Auch wenn Selbstbestimmung (Ownership) spätestens seit der Paris Agenda von 2005 eine Priorität der Entwicklungszusammenarbeit ist: In der Praxis werden die Ziele von Entwicklungsprojekten, obgleich sie sich an Strategien der Partnerregierungen orientieren, oft von Expert*innen im Globalen Norden definiert. Das Machtgefälle ist strukturell verwurzelt, und deshalb im entwicklungspolitischen Alltag schwierig zu überwinden. Allzu häufig sind die auf Projektebene mitwirkenden Durchführungspartner*innen, also beispielsweise die Mitarbeiter*innen der nationalen Ministerien oder Verbände, und die Adressat*innen der Projekte wenig in die Entscheidungsprozesse involviert. Sie müssen sich damit abfinden, die Projektziele ausländischer Organisationen umzusetzen, die weniger über die genauen lokalen Gegebenheiten wissen als sie. Blaupausen, die im Globalen Norden erdacht wurden, scheitern oft, wenn sie in ihrer Allgemeinheit nicht zum lokalen Kontext passen. Auch Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Bereich der Regierungsführung (Governance), berücksichtigen den lokalen Kontext oftmals nicht ausreichend, wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in einer Evaluierung selbst feststellte. Wenn jedoch Lösungen diktiert werden, anstelle sie gemeinsam zu entwerfen, besteht nicht nur die Gefahr, dass Projekte keinen Erfolg haben. Auf der sozialen Ebene kann eine unzureichende Mitbestimmung der Partnerorganisationen auch zu einer Ablehnung der Zusammenarbeit führen.

Die Post-Development-Debatte kann dazu inspirieren, die Entwicklungszusammenarbeit im Sinne von mehr Macht- und Kontextsensibilität zu überdenken und die Selbstbestimmung der Partner*innen und Adressat*innen der Projekte stärker in den Fokus zu setzen. Konkret bedeutet dies, dass Problemstellungen, Projektziele und Indikatoren von den Partner*innen und anderen Beteiligten im Dialog definiert und Projekte selbst durchgeführt werden. Mitarbeiter*innen aus dem Globalen Norden hätten so nicht die Rolle der Expert*innen inne, welche die vermeintlichen Lösungen bieten. Sie wären vielmehr Suchende, Moderator*innen und Mediator*innen, die alle Interessensvertreter*innen an einen Tisch bringen, sie bei der eigenen Planung konstruktiv begleiten und finanzieren. Die direkt Beteiligten des Partnerlandes setzen dabei ihre Kenntnisse über ihr Umfeld in der Projektplanung ein und definieren das Problem, dessen sozialen, politischen und ökonomischen Kontext sie selbst am besten kennen. Dies gilt insbesondere auch für marginalisierte oder finanziell benachteiligte Gruppen, deren Mitbestimmungsrecht in Entwicklungsstrategien bisher zu wenig Beachtung findet. Der Post-Development-Ansatz mahnt, bereits in der Problem- und Projektdefinition auf lokale Stärken zu bauen. Häufig stehen derzeit bei der Projektplanung von außen definierte Mängeln eines Partnerlandes im Fokus, was mit einer Defizitanalyse gleichzusetzen ist. In vielen afrikanischen Kulturen gibt es beispielsweise direktdemokratische Traditionen, die es stattdessen anzuerkennen und in der Projektdurchführung zu integrieren gilt. Der Post-Development-Ansatz kann in der Praxis dabei helfen, Eigenverantwortung zu stärken und gleichzeitig kontext-sensibler zu agieren – und so auch den Erfolg von Entwicklungsprojekten zu erhöhen.

Ein solch machtkritisches Vorgehen ist ebenfalls in der Entwicklungsforschung anwendbar. Die Fragestellungen gemeinsamer Forschungsvorhaben müssen gleichermaßen durch Forschende im Globalen Süden definiert werden. Ebenso sollten Forschende und Intellektuelle der Partnerländer finanziell und ideell gefördert werden, ihre eigenen Ideen, beispielsweise von nachhaltiger Entwicklung, zu finden und zu verbreiten. Dies würde einen gleichberechtigten und wechselseitigen Austausch stärken.

Um dies zu erreichen, ist ein Umdenken notwendig. Mitarbeiter*innen von Entwicklungsorganisationen und Entwicklungsforscher*innen im Globalen Norden sollten sich nicht mehr als Expert*innen und Strateg*innen eines Landes oder gar eines Kontinents verstehen. Die Projekt- und Finanzplanungen müssen flexibler werden, damit die Ideen der Partner*innen maßgeblich in die Gestaltung einfließen können. Nur so kann ein Teil des kolonialen Erbes abgelegt werden. Das sind wir dem Globalen Süden schuldig.

Tim Kornprobst ist Teilnehmer des 56. Kurses des Postgraduierten-Programms am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Er ist Koautor der Publikation Postkolonialismus & Post-Development: Praktische Perspektiven für die Entwicklungszusammenarbeit des Stipendiatischen Arbeitskreises Globale Entwicklung und postkoloniale Verhältnisse der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES).

Anna Schwachula ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprogramm Inter- und transnationale Zusammenarbeit am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Wie afrikanische Regionen Migration regeln: Personenfreizügigkeit in West- und Nordost-Afrika

Fri, 11/13/2020 - 17:41

In der EU gilt Freizügigkeit als wichtige Errungenschaft. Auch Großregionen in Afrika wollen intraregionale Migration durch den Abbau von Hindernissen fördern. Diesen Bestrebungen stehen aber Sicherheitsinteressen gegenüber – nicht zuletzt die der EU.

African-European relations in 2019

Fri, 11/13/2020 - 11:19

The Africa Yearbook covers major domestic political developments, the foreign policy and socio-economic trends in sub-Sahara Africa – all related to developments in one calendar year. The chapter reviews the partnership between Africa and Europe over the course of 2019, with a special view to peace and security, trade relations, and investments as well as a regional focus.

Gaps and opportunities for synergies in international environmental law on climate and biodiversity to promote the Sustainable development Goals

Thu, 11/12/2020 - 16:10

It has been argued that achieving the SDGs requires knowledge about the interactions between different SDGs; i.e., how action to promote a specific goal or target supports or hinders the achievement of the other goals. Previous analysis has identified both trade-offs as well as synergies between efforts that intend to pro-mote different goals. Though the SDGs are grounded in existing commitments expressed in various international agreements and soft law instruments, there is scarce explicit empirical analysis of how the interactions between different SDGs are addressed by the international legal framework, particularly international environmental law (IEL). Most international institutional arrangements tend to operate in relative isolation, and the potential of the SDGs, as ‘integrated and indivisible’, to introduce coherence remains an open question.
In this paper, we focus on the interactions between climate action (SDG 13) and halting (terrestrial) biodiversity loss (SDG 15) vis-à-vis the international legal framework; in particular, the relevant major legal instruments: the United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)20 and the Convention on Biological Diversity (CBD). First, we review the drivers of climate change and biodiversity loss and identify actions that would likely harness synergies in efforts to promote SDGs 13 and 15 based on existing literature. An analytical framework, including a set of focus areas and related keywords, is derived from the review. The UNFCCC and CBD are then analyzed for their potential to support harnessing those synergies, as well as the extent to which they address potential trade-offs between SDGs 13 and 15. Concurrently, we analyze how the interactions between SDGs 13 and 15 are addressed in the context of the United Nations Environment Assembly (UNEA), as a way of looking ahead at future plans through current political discourse.
Both CBD and UNFCCC address the direct drivers as well as some of the indirect drivers causing climate change and biodiversity loss, although with varying emphasis. The two Conventions make reference to each other, and the interactions between climate and biodiversity are acknowledged from multiple perspectives; that climate change can lead to biodiversity loss, but climate action could also affect biodiversity and ecosystems, and that biodiversity protection and enhancements are an important element in regulating the climate. However, further strengthening of policy coherence between the two strands in needed. Moreover, concrete binding measures are missing in the case of most drivers and some important topic areas remain largely unaddressed in at least one or in both conventions: agriculture, soil degradation and wetlands conversion, biofuel impacts, among others. While explicit references to interactions between climate change and biodiversity loss are sporadic at best in the UNEA resolutions, and they do not yet seem to represent many new openings on better accounting for interactions in international cooperation, the strongest potential for addressing widely synergistic action concerns the UNEA focus on sustainable consumption and production (SDG 12).

Wer profitiert von der Digitalisierung?

Wed, 11/11/2020 - 22:03

Kann Digitalisierung wirtschaftlichen und sozialen Ausgleich befördern und Teilhabe verbessern? Viele Hoffnungen sind mit der Digitalisierung verbunden. Insbesondere für die Ärmsten der Armen soll sie ein Tor zur Welt sein und so Armut und Hunger bekämpfen. Ganz illusorisch ist das nicht. Die Digitalisierung bietet in der Tat Möglichkeiten dafür, dass sich mehr Menschen einfacher an vielen Prozessen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens beteiligen können. Fraglich ist allerdings, ob diese Potenziale auch tatsächlich genutzt werden.

Ansätze der Kleinbauernförderung im Globalen Süden: Kontroversen, Erfahrungen, Synthesen

Wed, 11/11/2020 - 10:10

Es herrscht weitgehend Konsens, dass die Sicherstellung der Welternährung nicht ohne die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern (nachfolgend Produzent*innen) in Afrika, Lateinamerika und Asien möglich sein wird. Dies sind bis zu 570 Millionen Betriebe bzw. 2 Milliarden Menschen. Schon aufgrund der sehr großen Zahl ist auch für die Erreichung weiterer Nachhaltigkeitsziele eine nachhaltige Entwicklung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft unabdingbar.
Kontrovers diskutiert wird die Frage, wie Kleinbauernhaushalte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen diese Herausforderungen bei wachsender Weltbevölkerung und bei zunehmend knapper Agrarfläche bewältigen sollen. In der Diskussion um zielführende Entwicklungs- und Förderstrategien lassen sich vier wesentliche Kontroversen erkennen: Fokus (ganzheitliche oder spezialisierte Unterstützung), Technologie (Low- oder High-input-Landwirtschaft), institutioneller Rahmen (vornehmlich staatliche oder privatwirtschaftliche Dienstleistungen) und Ausrichtung der Marktorientierung (lokale bzw. regionale oder globale Ausrichtung).
Mittlerweile werden diese vier strategischen Kontroversen kombiniert zu zwei „idealisierten“ agrarpolitischen Grundorientierungen: einer auf ökologischen Prinzipien und lokalem Wissen basierenden, input-extensiven, auf lokale bzw. regionale (Nahrungs-)Bedürfnisse ausgerichteten, öffentlich geförderten bäuerlichen Agrarproduktion und als Gegenmodell die Einbettung in eine globale privatwirtschaftliche Agrarwirtschaft basierend auf input-intensiver Modernisierung.
Diese auf konzeptioneller Ebene geführte Diskussion findet auf lokaler und praktischer Ebene oft eine Auflösung in pragmatischen Kompromissen. Rein marktwirtschaftlich orientierte Förderansätze verkennen den Bedarf an Diversifizierung und auch Subsistenzorientierung, während zu starke Binnenorientierung Spezialisierungs- und Einkommenschancen vergibt. Staatliche Fördersysteme haben oft gravierende Schwächen, aber private Dienstleister*innen sind oft nur selektiv an bestimmten Betrieben und Produkten interessiert. Externe Betriebsmittel mögen effizient sein, aber die Kosten und Risiken sind für Produzent*innen oft nicht tragbar.
Die Analyse der lokalen Bedürfnisse und Möglichkeiten zeigt oft, dass zielgruppen- und standortgerechte Kombinationen von Strategieelementen gefragt sind, die sich am Ziel einer sozial inklusiven und ökologisch nachhaltigen Intensivierung kleinbäuerlicher Landwirtschaft orientieren. Der dafür nötige Suchprozess sollte durch folgende strategische Grundorientierungen geleitet werden:
• Förderung sollte nicht einseitig von den Erfordernissen der Märkte ausgehen, sondern gleichermaßen kleinbäuerliche Livelihood- und lokale Ökosysteme berücksichtigen.
• Die Suche nach ertragssteigernden, breitenwirksamen und nachhaltigen Innovationen erfordert einen öffentlich finanzierten Prozess lokal angepasster Agrarforschung unter Einbeziehung unterschiedlicher Zielgruppen.
• Die jeweiligen Vorteile von privatwirtschaftlichen und öffentlichen Agrardienstleistungen sollten im Rahmen von Public-private-Partnerships kombiniert und an den Bedürfnissen der Produzent*innen orientiert werden.
• Nicht nur die Produktion von Nahrungsmitteln, sondern auch die breite Verfügbarkeit von Bargeldeinkommen sollte gefördert werden.
• Für die Realisierung solcher Strategien bedarf es einer Verknüpfung des ländlichen Raumes mit der steigenden Nachfrage der Städte durch Infrastruktur und z.T. auch eines partiellen Schutzes vor globaler Konkurrenz unter Berücksichtigung der Interessen armer Konsumenten.

Cómo mejorar la coordinación en la gobernanza del agua en el sur de España: cooperación, incentivos y persuasión

Tue, 11/10/2020 - 08:24

En este documento se presenta uno de los seis análisis realizados sobre los retos que plantea la coordinación intersectorial. Los análisis forman parte del proyecto de investigación STEER y se han publicado en distintos informes.
La Directiva Marco del Agua (DMA) de la Unión Europea (UE) exige a los Estados miembros que garanticen el buen estado de todas las masas de aguas para el año 2027. Los países mediterráneos, como España, se enfrentan a problemas graves asociados a la cantidad de agua, razón por la cual uno de los retos principales para lograr el buen estado del agua es mantener los caudales ecológicos y reducir la sobreextracción de aguas subterráneas. Las autoridades competentes deben mediar entre los conflictos de interés de los distintos sectores que utilizan el agua, tales como el riego, el abastecimiento urbano y el uso turístico y la conservación del medio ambiente. Pese a las reiteradas peticiones de la comunidad académica y a los compromisos de la clase política de mejorar la coordinación entre los distintos sectores y escalas para abordar este tipo de negociaciones, sigue faltando coordinación. Este documento analiza los retos de coordinación y ejecución entre la demanda y el uso del agua para fines agrarios y demás usos del agua, en aplicación de la DMA en la Demarcación Hidrográfica del Guadalquivir, en el sur de España. Se han identificado los siguientes retos: (I) falta de revisión de las concesiones tras la puesta en marcha del riego por goteo, (ii) debilidades del sistema de control del uso del agua y cierre de pozos ilegales, y (iii) escaso intercambio intersectorial durante los procesos participativos. Estos retos están entrelazados por la dificultad subyacente de imponer decisiones impopulares contra los intereses de actores poderosos del sector agrícola. Para superarlos, se sugieren diversos instrumentos de coordinación basados en incentivos, cooperación voluntaria, persuasión e intercambio de información. En concreto, recomendamos las siguientes medidas:
• Aumentar los recursos humanos y económicos para revisar las concesiones otorgadas, controlar el uso del agua y el cierre de pozos ilegales.
• Facilitar procesos cooperativos para alcanzar un consenso multisectorial que permita establecer cómo y dónde se reducirán los derechos concesionales.
• Ofrecer incentivos a las comunidades de regantes para promover el autocontrol del consumo de aguas subterráneas entre sus miembros.
• Reforzar el intercambio entre las partes interesadas de los distintos sectores mediante procesos participativos, especialmente entre los grupos de interés de los sectores de la agricultura y el medio ambiente, y mejorar la comunicación con la ciudadanía.
• Utilizar medios de información más inclusivos e integrales en el contexto de la planificación hidrológica.
Sin embargo, dado que los retos señalados son sistémicos y afectan a cuestiones distributivas fundamentales, el potencial de los instrumentos de coordinación puede verse limitado. Por tanto, también es necesario que haya una señal clara de la existencia de voluntad política.

Wissenschaftliche Konferenzen brauchen eine Generalüberholung!

Mon, 11/09/2020 - 08:00

Seit Beginn der COVID-Pandemie verlagern sich wissenschaftliche Veranstaltungen vermehrt in den digitalen Raum. Corona zwingt uns, virtuelles Neuland zu betreten. Angesichts der Klimakrise und des großen CO2-Fußabdrucks von Präsenzkonferenzen sollte das auch in Zukunft so bleiben. Die digitale Transformation müssen wir aber auch dazu nutzen, unsere Konferenzformate radikal zu ändern. Denn schon vor Corona waren sie keine guten Vorbilder: Frontalberieselung, PowerPoint-Schlachten und dominante Alleswisser*innen in Diskussionen werden auch im digitalen Raum nicht attraktiver. Darüber hinaus laufen sie ihrer eigentlichen Zielsetzung zuwider, Wissen auszutauschen, neues Wissen zu schaffen und Netzwerke zu bilden. Erfüllen Konferenzen diese Zwecke nicht, dann sind sie vergeudete Zeit. Das gilt für wissenschaftliche Veranstaltungen im physischen ebenso wie im digitalen Raum.

Wie kann man also wissenschaftliche Konferenzen und Treffen so digitalisieren, dass sich daraus ein sinnvolles „building back better“ ergibt? Es gilt, die spezifischen Herausforderungen des digitalen Raums zu meistern und gleichzeitig die Formate anregend, angemessen und inklusiv zu gestalten. Implizite Normen, die in der realen Welt eine reibungslose Kommunikation ermöglichen, müssen im Digitalen explizit erläutert werden: Wer spricht wann? Wie macht man sich bemerkbar? Verbale und nonverbale Rückmeldungen an Vortragende fehlen, wenn Kameras und Mikrophone ausgeschaltet sind. Ob der Input interessant ist, ob das Publikum eine Sichtweise teilt, ist für Sprechende somit schwer erkennbar. Gleichzeitig verführen digitale Formate dazu, nur kurz einzuschalten und nebenher anderes zu tun: Der digitale Raum ist unverbindlich. Um einer digitalen Fatigue entgegenzuwirken, braucht man kurze Einheiten, regelmäßige Pausen, Aktivierungsübungen wie Energizer und mehr Partizipationsmöglichkeiten für Teilnehmer*innen. Eine gute Veranstaltung braucht klare Ziele, für die man ein passendes Format entwickeln sollte. Geht es darum Kontakte zu knüpfen, Wissen auszutauschen, oder gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln? Für das Netzwerken ist es wichtig, dass Teilnehmer*innen sich in einer wertschätzenden Atmosphäre begegnen. In Kaffeepausen Kontakte zu knüpfen ist kein Selbstläufer und gerade für introvertierte Teilnehmer*innen eine Herausforderung. Besser ist es, thematische Gesprächsanlässe zu schaffen. Die Palette der Möglichkeiten ist breit: Speed dating mit vorgegebenen Fragen, eine digitale Pinnwand mit „Ich suche…“- und „Ich biete…“-Angeboten, Thementische, an denen sich Personen austauschen. Oft fällt es Menschen auch leichter, Kontakte aufzubauen, wenn sie etwas gemeinsam tun – beispielsweise gemeinsam ein Problem lösen.

Geht es um Wissensaustausch, zum Beispiel über Forschungsergebnisse, sind Panels, bei denen mehrere Papiere monoton präsentiert werden, ungeeignet. Wie wäre es als Alternative mit Kurzvorträgen, um Forschungsergebnisse in drei bis fünf Minuten zu pitchen? Wer dann mehr erfahren möchte, besucht eine vertiefende Gesprächsrunde. Zusätzlich kann man durch einen Preis für den anschaulichsten Vortrag (oder das beste Poster) Anreize schaffen, Ideen innovativ zu präsentieren.

Möchte man ein Forum für die Entwicklung von (Forschungs-)Projekten bieten, sollten Organisator*innen explizit dazu einladen, Ideen zu einem frühen Stadium vorzustellen. Organisator*innen können den Rahmen für einen inspirierenden Austausch schaffen. Das können Feedback-Regeln sein oder konkrete Fragen für das Publikum (welche Aspekte fanden Sie besonders hilfreich, wo sehen Sie das größte Potenzial, was hat Sie nicht überzeugt?). Ist das Ziel, Lösungen für konkrete Probleme zu entwickeln, sind praxisorientierte Workshops oder interaktive Formate wie zum Beispiel World Cafés gefragt.

Mangelnde Diversität und die Dominanz privilegierter Gruppen ist nicht nur aus Sicht derjenigen problematisch, die nicht zu Wort kommen. Mangelnde Inklusion verstärkt bestehende Wissens- und Machtasymmetrien. Für nachhaltigkeits-orientierte Wissenschaften, für die unterschiedliche normative und inhaltliche Perspektiven von zentraler Bedeutung sind, ist das ein Verlust.

Was aber ermutigt junge, weibliche, aus dem globalen Süden stammende oder introvertierte Personen, sich aktiv einzubringen? Eine Reflexionspause vor Diskussionen hilft, die Gedanken zu sortieren. Das verhindert, dass diejenigen sofort das Wort ergreifen, die – etwa aufgrund ihrer Seniorität – besonders schnell einen Kommentar formulieren können. Einer Studie zufolge ist es von Bedeutung, wem zuerst das Wort erteilt wird: Ist dies eine Frau, so ist die anschließende Beteiligung weitaus diverser. Zusätzlich bietet das Digitale hier auch Chancen. Digitale Tools wie Chats, Apps zur Sammlung von Fragen oder digitale Pinnwände erleichtern es Personen, die sich nicht gerne verbal äußern, sich einzubringen. Will man komplett neue Wege gehen, sind Barcamps, bei denen Teilnehmer*innen spontan Sitzungen einbringen, geeignet – auch um Hierarchien zu nivellieren.

Wissenschaftliche Konferenzen brauchen eine Generalüberholung. Für die Gestaltung attraktiver Austauschformate müssen wir ausgetretene Pfade verlassen und kreativ werden. Vielleicht ist hier die durch Corona bedingte Digitalisierung sogar nützlich, weil sie Raum für Innovation schafft. Nutzen wir die Gelegenheit, Konferenzen zu revolutionieren!

The role of preferences for pro-environmental behaviour among urban middle class households in Peru

Thu, 11/05/2020 - 13:31

Pro-environmental behaviour (PEB) is known to reflect people's social preferences, time preferences and risk preferences. Previous research has tended to consider these in isolation, which means they may proxy for omitted ones, leading to biased estimates. Moreover, it has not considered ambiguity preferences, which for some PEBs is conceptually more relevant than risk preferences. Using a survey module from the Global Preference Survey (GPS), we investigate the role of a large range of preferences for PEB in a sample of 900 middle class households in Lima, Peru. The PEBs we consider are habitually saving energy, avoiding the use of plastics, and limiting expenditures on electricity. We find that social preferences matter mainly for saving-energy behaviour; time, risk and ambiguity preferences matter mainly for the consumption of plastics; and time and ambiguity preferences matter for expenditures on electricity. The insight that particular preferences matter for particular PEBs has important policy implications.

Digitalising the fiscal contract: an interdisciplinary framework for empirical inquiry

Thu, 11/05/2020 - 09:15

Tax systems worldwide face far-reaching transformations through the implementation of digital technologies. A growing body of academic literature addresses these transformations and explores how digitalisation is affecting the operations and efficiency of revenue agencies, and taxpayer compliance. However, the literature largely ignores the diversified body of research regarding the characteristics, dynamics and determinants of the “fiscal contract”. This term describes an implicit agreement between state and both citizen and business taxpayers that associates individual tax compliance and the distribution of the tax burden within a society with public service delivery and access to political decision-making.
Fiscal contract theory helps us to understand that taxation is primarily a political – not a technical – issue. But what happens if some technologies cause profound power shifts in the relationship between revenue authorities and taxpayers? Will they trigger the emergence of broad-based, stable fiscal contracts, or might tax system digitalisation increase exclusion and decrease stability? What drives these changes? How do digital technologies in the tax systems of developing countries affect their fiscal contracts?
This paper seeks to lay the conceptual groundwork at the intersection of two dynamic academic debates. Based on a thorough review of the literature, it proposes a research framework that combines economic, public management and political science perspectives in order to generate knowledge about institutional, attitudinal and behavioural responses to tax system digitalisation.

It's the end of the COP as we know it: reflections by the Co-Chairs

Tue, 11/03/2020 - 14:16

In June 2020, the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) together with Wuppertal Institute organised a series of discussions on the future of the UN climate conferences. The online workshop series examined how the nature of the annual meeting of the COP to the UNFCCC may be shaped in the future to make the best use of this global focusing event for climate action. Specifically, how may the COP evolve to shift its focus from negotiation to implementation. These "Co-chairs reflections" summarize the main outcomes of the workshop series concerning inter alia the COP's effectiveness and legitimacy, the quest to align related policy agendas, the relevance of non-Party actors and the question of who could drive institutional change under the UNFCCC?

Die US-Wahl und die Entwicklungspolitik

Mon, 11/02/2020 - 08:00

Die US-Wahl am 3. November 2020 ist auch eine Wahl zwischen zwei Ausrichtungen für die amerikanische Entwicklungszusammenarbeit: vier weitere Jahre, in denen die Trump-Administration den öffentlichen Dienst aushöhlt, Loyalisten mit wenig Fachwissen auf Führungspositionen beruft und internationale Partner verprellt, oder eine Biden-Administration, die einen technokratischen, kooperativen Ansatz in die Führung der US-Behörde für internationale Entwicklung, USAID, zurückbringt.

Zu Beginn von Trumps Präsidentschaft schien es zunächst, als würde er die technokratische Herangehensweise seines Vorgängers Obama mit der parteiübergreifenden Ernennung von Mark Green, einem ehemaligen Kongressabgeordneten und US-Botschafter in Tansania, zum Leiter der Behörde, fortsetzen. Green verfolgte eine Strategie, die darauf abzielte, die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von der Entwicklungszusammenarbeit zu verringern – eine sogenannte „Reise in die Selbstständigkeit“. Diese Strategie war nicht bahnbrechend neu, doch Green gelang es im Stillen von Anfang 2017 bis Anfang 2020 eine funktionierende US-Entwicklungsagenda zu verwalten, an der Trump selbst wenig Interesse zeigte. Die einzige Ausnahme hiervon war Trumps Ansinnen im Jahr 2019, die Zahlungen von Geldern für Entwicklungshilfe an diejenigen Länder in Zentralamerika auszusetzen, die ihre Bürger*innen nicht von der Auswanderung in die USA abhielten.

Mit Greens Rücktritt am 10. April 2020 zugunsten einer Position als Exekutivdirektor des McCain Institute for International Leadership fand das Chaos, das Trumps Regierung auszeichnet, auch Einzug bei USAID. Die derzeitige Kontaktperson zwischen dem Weißen Haus und USAID, William Maloney, hat die Ernennung von USAID-Mitarbeiter*innen begleitet, deren Qualifikationen begrenzt, die jedoch Trump gegenüber loyal sind. Dies hat die Arbeitsmoral im öffentlichen Dienst von USAID ruiniert und das Durcheinander und die Inkompetenz, die das Markenzeichen der Trump-Administration sind, noch verstärkt. So behinderten in jüngster Zeit auch Managementfehler und Missverständnisse innerhalb der Verwaltung die Unterstützung von Entwicklungsländern im Kampf gegen COVID-19. Die Entscheidung der US Regierung, die Weltgesundheitsorganisation zu verlassen, welche bei der Bereitstellung von Hilfsleistungen im öffentlichen Gesundheitswesen der wichtigste Partner ist, verschlimmerte die Situation weiter.

Es liegt auf der Hand, dass vier weitere Jahre Trump für USAID ruinös sein könnten, doch was würde eine Biden-Regierung anders machen? Könnte Biden den institutionellen Schaden der Trump-Administration beheben und die Beziehungen zu Partnerländern und internationalen Organisationen wiederaufbauen, die Trump strapaziert hat?

Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Biden einen traditionellen, auf Expertise basierenden Führungsstil zu USAID zurückbringen, und damit sowohl die Behörde selbst als auch die Arbeitsmoral des Personals stärken. Als ehemaliger Vize-Präsident der Obama-Regierung erlaubt das Vermächtnis ihrer USAID-Strategie darüber hinaus potentielle Rückschlüsse auf Bidens Herangehensweise zu ziehen. Von 2010-2015 reformierte USAID-Administrator Rajiv Shah den Prozess der Auftragsvergabe, sodass mehr lokale Akteure direkt Mittel erhielten. Außerdem rief er das „Global Development Lab“ ins Leben, das den Einsatz von Wissenschaft und Technologie in der amerikanischen Entwicklungszusammenarbeit stärken soll.

Könnte Biden Beziehungen, Partnerschaften und die amerikanische Position in internationalen Organisationen wiederaufbauen, die gegenwärtig angespannt oder zerbrochen sind? Aus seiner Zeit als Vizepräsident ist Biden eine bekannte Größe und würde damit ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit in die Entwicklungspolitik der USA zurückbringen. Das amerikanische System der politischen Ernennungen bedeutet, dass Biden relativ schnell eine kompetente Führungsriege in die USAID berufen könnte, insbesondere wenn die Demokratische Partei die Mehrheit im Senat erlangen sollte. Die USA verfügt über einen außergewöhnlichen Pool an Expert*innen in den Bereichen öffentliche Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung und Regierungsführung, die mit dem Wiederaufbau der internationalen Beziehungen beginnen könnten, die durch Trumps „America First“-Agenda belastet wurden.

Am 3. November werden die US-Amerikaner*innen über zwei radikal unterschiedliche Agenden für die US-Entwicklungspolitik abstimmen. Vier weitere Jahre unter Trump würden USAID wahrscheinlich als Organisation zurücklassen, in der kaum noch Fachwissen vorhanden ist und die Entwicklungshilfe als Druckmittel einsetzt. Biden dagegen würde voraussichtlich Expertenwissen zurückbringen, sowie Politikkohärenz und eine Entwicklungsstrategie, die auf Zusammenarbeit und Partnerschaft aufbaut. Die Wahl am 3. November wird die globale Gesundheits- und Klimapolitik und Regierungsführung nicht nur während der nächsten Präsidentschaft, sondern während des restlichen Jahrzehnts prägen.

Eine Version dieses Textes ist in der Samstagsausgabe der Frankfurter Rundschau erschienen. Sie finden die Online-Version hier.

Tackling climate change and reducing poverty: is “building back better” possible?

Fri, 10/30/2020 - 14:50

The Covid-19 pandemic and the consequent recession are having negative effects on economies and, most importantly, on poverty. In building recovery plans, many use the slogan of “building back better”. This means designing recovery strategies that take account of the need to mitigate climate change and protect the environment coupled with a focus on well-being and inclusiveness.

Securitization of climate and environmental protection in China's New Normal

Thu, 10/29/2020 - 18:27

Around 2009, China’s economy has become the largest greenhouse-gas emitter. Climate protection policies have gradually entered the ‘high politics’ sphere in China particularly when climate and environmental protection have proved to be effective tools in achieving other political goals. When Xi Jinping came to power in 2012, China has entered into the “new normal” with a more comprehensive economic strategy that includes or even elevates a wide range of climate and environmental protection policies. China’s economic development is now shifting the balance of growth away from heavy-industrial investment and toward a more sustainable growth. Why – and how – did China change its tune? The key driver of change on the political importance of climate and environmental protection is China’s effort to recentralize governance. At the same time, while acknowledging that centralization is itself not the end but also a means to other political goals, this paper focuses on how the securitization of climate change and environmental protection has effectively served multiple purposes. It serves as a guiding principle on socioeconomic development and it serves as legitimacy to reestablish control by the Chinese Communist Party (CCP) with Xi at the helm. With the linkage of climate and environmental protection to these political goals, China’s experience becomes distinct from the usual securitization process. Also, China shows that while most political processes do not formally include democratic deliberation or the direct approval of an audience, climate and environmental protection does encourage more latent forms of participation not only of citizens, but of experts. Therefore, the process of securitization is also feasible in non-democratic societies

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