Am 1. Mai jährt sich die Osterweiterung der Europäischen Union im Jahr 2004 zum 15. Mal. Zu den Effekten der Erweiterung auf den deutschen Arbeitsmarkt und zu Handlungsbedarfen in der Zukunft äußert sich Marius Clemens, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Konjunkturpolitik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
15 Jahre nach der EU-Osterweiterung ist klar, dass sich die Ängste vor einem Ansturm von Niedriglohn-Arbeitskräften aus Osteuropa und vor einem Wegfall von Arbeitsplätzen hierzulande insgesamt nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil: Deutschland hat wirtschaftlich von den neuen Möglichkeiten sogar profitiert, denn viele Unternehmen haben zuletzt immer händeringender Arbeitskräfte gesucht. Ohne Zuwanderung aus anderen EU-Ländern – und eben auch aus den östlichen – wäre der Daueraufschwung der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren nicht möglich gewesen. Das Beispiel der EU-Osterweiterung zeigt, dass man Zuwanderung mit einer gezielten Migrationspolitik in die richtigen Bahnen lenken kann. Dies wird künftig noch wichtiger werden, da der Arbeitsmarkt in Deutschland nicht nur in konjunkturellen Hochphasen, sondern aufgrund des demografischen Wandels immer mehr grundsätzlich von Zuwanderung abhängig sein dürfte. Da dies in unseren Nachbarländern nicht anders ist, wird der Wettbewerb vor allem um die klugen Köpfe künftig noch härter werden. Der deutsche Arbeitsmarkt sollte daher stärker auch für Personen aus Drittländern geöffnet werden. Nötig ist ein konkretes Einwanderungsgesetz mit klaren und transparenten Kriterien, die sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientieren.Die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ist vom Tisch. Dazu eine Einschätzung der Ökonomin Franziska Bremus, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):
Nicht nur aus Sicht der Beschäftigten und Investoren gibt es gute Gründe gegen einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank. Auch aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive birgt die Schaffung eines „nationalen Bankenchampions“ Risiken. Denn wenn zwei heimische Banken zu einer komplexen nationalen Großbank fusionieren, wird die Verbindung zwischen Banken und Staat enger. Statt auf den Zusammenschluss großer heimischer Finanzinstitute hinzuwirken, sollte die Politik vielmehr rechtliche und institutionelle Hindernisse für eine grenzüberschreitende Konsolidierung des europäischen Bankensektors identifizieren und abbauen. Bankenfusionen über Ländergrenzen hinweg können unter anderem die Bankenlandschaft stabilisieren, weil Gewinne und Verluste breiter gestreut werden und die gegenseitige Abhängigkeit von Banken und ihren Heimatstaaten sinkt.Central bank intervention in foreign exchange markets is a common tool to influence exchange rates. Although central bankers are convinced of their policy’s effectiveness, econometric estimates of precise effects differ across studies. The difficulties with estimations mostly result from a lack of adequate data. This article highlights different econometric approaches that aim to mitigate estimation problems. Techniques comprise control and matching approaches, event studies, as well as the use and imputation of high-frequency data. Their comparison reveals a trade-off between clear identification of the effect and establishing its validity over a sustained period.
Inmitten des Brexit-Chaos fordert die AfD in ihrem Europawahlprogramm einen Dexit, einen Austritt Deutschlands aus der EU in fünf Jahren. Dies mag man für absurd und weltfremd halten. Dabei ist ein Dexit und gar ein Kollaps der Europäischen Union gar nicht so unwahrscheinlich, vor allem wenn Deutschland nicht die richtigen Lehren aus dem Brexit zieht. Denn Großbritannien und Deutschland unterliegen ähnlichen Illusionen in ihrer Weltsicht: Sie unterschätzen beide die Bedeutung der Europäischen Union für die eigene Zukunft.
Vor fünf Jahren hat kaum jemand einen Brexit für möglich gehalten. Denn Großbritannien hat stark von seiner EU-Mitgliedschaft profitiert. Diese hatte einen Zusammenbruch der britischen Industrie und den Niedergang der Landwirtschaft in den 70er- und 80er- Jahren verhindern können. Die City of London konnte sich nur durch die EU-Mitgliedschaft zu Europas einzigem globalen Finanzplatz entwickeln. Der größte Teil der Transaktionen in Euro-Finanzprodukten findet in London statt, obwohl die britische Regierung sich geweigert hat, den Euro im eigenen Land einzuführen. Und kaum ein Land hat wirtschaftlich so von der Zuwanderung aus der EU profitiert.
Trotz dieser vielen Vorteile konnte sich Großbritannien nie wirklich mit Europa identifizieren. Die britische Politik hat sich häufig opportunistisch verhalten, versucht, eine Extrawurst auszuhandeln und regelmäßig wichtige Reformen zu blockieren. Der Grund für dieses Verhalten hängt auch mit der Geschichte des Vereinigten Königreichs zusammen. Viele in Politik und Gesellschaft geben sich noch immer der Illusion hin, das Land sei eine Weltmacht und brauche Europa für seinen Wohlstand und seine Zukunftssicherung nicht.
Viele in Deutschland unterliegen ähnlichen Illusionen: Deutschland als größtes und wirtschaftlich stärkstes Land brauche Europa nicht, denn die wirtschaftliche Zukunft liege in Asien, und politische Entscheidungen werden in erster Linie in den USA und nun in China getroffen. Sie skandieren, Europa sei eine Transferunion, in der wir “Zahlmeister” seien und die unseren Interessen schade. So haben es manche in der Politik, aus der Wissenschaft und einige Medien geschafft, den Deutschen einzureden, die Rettung Griechenlands und anderer Länder oder das Zahlungssystem Target hätte Deutschland Verluste beschert. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Der deutsche Steuerzahler hat keine Verluste für diese Programme oder das Zahlungssystem erleiden müssen, sondern deutsche Banken und deutsche Investoren wurden durch diese Programme geschützt, und somit letztlich auch der deutsche Steuerzahler.
Gerne wird in Deutschland über die Zuwanderung geklagt, aber gleichzeitig verschwiegen, dass ohne die mehr als vier Millionen europäischen Zuwanderer der Wirtschaftsboom der vergangenen zehn Jahre gar nicht möglich gewesen wäre. Die deutsche Politik verhält sich zu häufig als politischer Hegemon wider Willen und als wirtschaftlicher Hegemon wider den guten Verstand. Sie verfolgt seit Langem eine Wirtschaftspolitik, die zu riesigen Handelsüberschüssen führt, die gleichzeitig hohe Defizite und Schulden in anderen europäischen Ländern erfordert, über die sich dann die deutsche Politik wiederum echauffiert.
Deutschland ist zum Blockierer wichtiger europäischer Reformen geworden und verfolgt zu häufig eine Europapolitik des “Nein”. Die Bundesregierung hat hartnäckig auf einer Austeritätspolitik in vielen europäischen Ländern bestanden, obwohl diese Politik verfehlt war und die Krise verschärft hat. Ferner hat die deutsche Regierung der massiven heimischen Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht widersprochen und es versäumt, sich vor diese für Deutschland und Europa so wichtige Institution zu stellen. Sie verschleppt seit vielen Jahren die Vollendung der Bankenunion, die so essenziell für die wirtschaftliche Gesundung Europas ist. Die deutsche Politik kritisiert gerne die fehlende Regeltreue der europäischen Partner, ignoriert die gleichen Regeln jedoch, wenn es opportun erscheint. Sie hat immer wieder nationale Alleingänge in Europa verfolgt - bei der Energiewende, in der Flüchtlingspolitik, in der Industriepolitik oder bei Handelsverhandlungen.
Auch bei den wichtigen Reformen der Währungsunion bremst Deutschland, statt Alternativen anzubieten und die ausgestreckte Hand des französischen Präsidenten Macron zu ergreifen. Ohne eine Vollendung des Binnenmarktes von Dienstleistungen, ohne eine Vertiefung der Kapitalmärkte durch gemeinsame, sichere Anleihen und ohne ein gemeinsames Budget zur Stabilisierung und Vermeidung von Krisen wird Europa wirtschaftlich nicht ausreichend zusammenwachsen können, um sich als globale Wirtschaftsmacht zu etablieren.
Ähnlich wie den Briten sollte uns Deutschen klar werden, dass unser Land aus einer globalen Perspektive gesehen klein ist, unser Wohlstand aber gleichzeitig wie für kaum ein zweites Land von einem starken, geeinten Europa abhängt, gerade weil Deutschland und auch Europa geopolitisch und wirtschaftlich an Bedeutung verlieren. Dies zeigt sich schmerzlich immer häufiger, so wie jetzt im Handelskonflikt mit den USA.
Noch können Deutschland und Europa selbst entscheiden, ob die globale Weltordnung in diesem Jahrhundert eine bipolare ist, in der die USA und China den Ton angeben, oder ob Europa sich als dritte globale Macht etabliert. Dies erfordert die Einsicht, dass nationale Souveränität bei den großen, wichtigen Fragen unserer Zeit - von der Verteidigungs-, Sicherheits- und Außenpolitik über Klimapolitik bis hin zur Handels- und Währungspolitik - eine Illusion ist. Was für manche paradox klingt, ist Realität: Die Wahrung nationaler Interessen erfordert eine stärkere europäische Integration in vielen Bereichen, ohne das Prinzip der Subsidiarität aufgeben zu müssen.
Damit Deutschland seine Interessen wahren kann und sich nicht irgendwann enttäuscht von Europa abwendet - wie das Vereinigte Königreich es gerade tut -, muss die deutsche Politik einen grundlegenden Wandel ihrer Europapolitik vollziehen und, zusammen mit Frankreich, eine kluge Integration Europas vorantreiben. Dies erfordert mutige Reformen des Euro und eine Stärkung europäischer Institutionen und öffentlicher Güter, wie in der Sicherheits- und Sozialpolitik. Und ja, es erfordert auch, dass die Bundesregierung Geld aufbringt für ein gemeinsames Budget zur Krisenbekämpfung und für kluge Investitionen in die Zukunft Europas, und damit auch Deutschlands.
Dieser Text von Marcel Fratzscher ist am 23. April 2019 als Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung erschienen.
Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, kommentiert die neuesten Inflationszahlen im Euroraum wie folgt:
Die neusten Zahlen zur Inflation für März im Euroraum sind besorgniserregend. Sie zeigen, dass die EZB noch immer große Schwierigkeiten hat, ihr Mandat der Preisstabilität zu erfüllen. Meine größte Sorge ist die zu schwache Verankerung der Inflationserwartungen. Dies zeigt, dass wirtschaftliche Akteure Zweifel haben, dass die EZB ihr Mandat in den nächsten Jahren wird erreichen können. Die schwache Inflationsentwicklung ist eine Folge der wirtschaftlichen Abschwächung in Europa. Auch wenn die Prognosen für das kommende Jahr positiv sind, so dürfen wir nicht vergessen, dass die Risiken enorm hoch sind. Ein Handelskonflikt mit den USA, ein erneutes Aufflammen der Krise in Italien, ein ungeordneter Brexit und Finanzinstabilität in China würden sich alle stark negativ auf die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum auswirken. Die EZB muss weiterhin klug als Risikomanagerin agieren und die vorhandenen Risiken in ihren geldpolitischen Entscheidungen berücksichtigen. Das neue Kreditprogramm TLTRO III ist sinnvoll, um die Banken Europas mit ausreichend Liquidität auszustatten. Sollte es aber zu einer weiteren wirtschaftlichen Abschwächung kommen, dann wird die EZB zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen. Dies könnte auch ein erneutes Anleihenkaufprogramm oder eine Umstrukturierung der bestehenden Anleihenkäufe notwendig machen.Höhere Altersgrenzen bei der Rente bedeuten nicht unbedingt späteren Erwerbsaustritt – Sollte der Arbeitsmarktboom nicht anhalten, drohen insbesondere Menschen mit geringer Bildung, prekärer Beschäftigung und niedriger Gesundheit große sozialpolitische Risiken – Sozialpolitische Unterstützung für einzelne Gruppen gerade bei weiteren Anhebungen des Renteneintrittsalters notwendig
Der Fall des Eisernen Vorhangs in Europa und der Berliner Mauer liegen nun fast 30 Jahre zurück. Dies wird mit Recht zum Anlass genommen, in nahezu allen gesellschaftspolitischen Bereichen auch Bilanz zu ziehen in den deutsch-deutschen Beziehungen. Was ist erreicht worden, wo besteht noch Hand-lungsbedarf? [...]
von Ludovica Gambaro, Tobias Linberg, Frauke Peter
Sprachliche Fähigkeiten unterscheiden sich bei Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren mitunter deutlich nach der Bildung der Eltern. Die meisten bisherigen Studien – und damit auch viele bildungspolitische Maßnahmen – orientierten sich mit Blick auf die Sprachkompetenzwerte am Durchschnitt innerhalb der verschiedenen Bildungsgruppen. Dieser Bericht zeigt, dass dies zu kurz greift und mögliche Ungleichheitsmuster im Verborgenen bleiben. Als einer von wenigen untersucht er die Verteilung der Sprachkompetenzen detaillierter. Dabei zeigt sich auf Basis von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), dass die Unterschiede nach der Bildung der Eltern im unteren Sprachleistungsbereich deutlich größer sind. Kinder mit niedrigerem Bildungshintergrund sind also stärker benachteiligt und müssen sehr viel mehr aufholen als bisher gedacht. Die Ergebnisse sind insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass jährlich mehrere Millionen Euro in Förderprogramme zum Spracherwerb fließen. Um Unterschiede nach der Bildung der Eltern zu reduzieren, sollten Programme so ausgestaltet sein, dass leistungsschwächere Kinder aus bildungsferneren Familien deutlich gezielter unterstützt werden.
Am 23. März 2019 haben das DIW Berlin, das ifo-Institut München und der Lehrstuhl für Ressourcenökonomik der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer öffentlichen Tagung das FoReSee-Projekt eröffnet. Im FoReSee-Projekt „Fossile Ressourcenmärkte und Klimapolitik: Stranded Assets, Erwartungen, und die politische Ökonomie des Klimawandels“ werden die Interaktionen von fossilen Ressourcenmärkten und Klimapolitik aus verschiedenen Perspektiven untersucht. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Ökonomie des Klimawandels“ gefördert (2018-2021).
Bei der Auftaktveranstaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin wurden gemeinsam mit dem Projektbeirat und Experten aus Wissenschaft, Ministerien und Stiftungen diskutiert, welche Strategien Ressourcenbesitzer anwenden, um trotz des notwendigen Ausstiegs aus dem fossilen Ressourcenverbrauchs weiterhin Erlöse aus Kohle, Erdöl und Erdgas zu ziehen. Der drohende Wertverlust ihrer Ressourcen, der als „Asset Stranding“ bezeichnet werden kann, führt zu Abwehrreaktionen der Ressourcenbesitzer, die bei der Gestaltung von Klimapolitikmaßnahmen mitbedacht werden müssen. Das FoReSee-Projekt wird durch ökonomische, spieltheoretische, polit-ökonomische und modellierungsbasierte Forschung klimapolitische Maßnahmen für den fossilen Ressourcensektor untersuchen. Bei der Tagung wurde festgestellt, dass die Erfassung und Definition der möglichen „stranded assets“ bisher noch unzureichend ist und dies wird daher ein erster Arbeitsschritt im Projekt sein.
Das DIW Berlin hat gemeinsam mit 14 weiteren Forschungspartnern aus ganz Europa am 21. März 2019 das dreijährige Forschungsprojekt „SET-Nav: Navigating the Roadmap for Clean, Secure and Efficient Energy Innovation” mit einer Abschlusskonferenz in Brüssel erfolgreich beendet. Dabei wurde aufgezeigt, dass für eine erfolgreiche Dekarbonisierung des Energiebedarfs im Strom-, Wärme-, Industrie- und Verkehrssektor verschiedene Technologieoptionen existieren, die gleichermaßen effektiv zum Erreichen der Klimaziele in Europa führen können.
Das SET-Nav-Projekt wurde zwischen 2016 und 2019 von der EU-Kommission im Rahmen des Förderprogramms Horizon 2020 unterstützt. 15 Projektpartner haben sowohl auf Sektorenebene als auch für das europäische Innovationssystem untersucht, inwiefern einzelne Technologien ausgebaut oder gefördert werden müssen, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Dabei wurde ein Fokus auf Technologieoptionen gelegt, die im SET-Plan adressiert werden, wie Atomkraft, CCS (Carbon Capture and Storage) und Stromnetzausbau. Unter Nutzung von computergestützten Modellen der betroffenen Sektoren, die in innovativen Forschungsansätzen gekoppelt wurden, wurden Handlungsempfehlungen für die europäische Energie- und Klimapolitik abgeleitet. Das DIW Berlin hat sich u.a. mit CCTSMOD und dem Global Gas Model beteiligt.
Auf der Abschlusskonferenz in Brüssel am 21. März 2019 wurden die Forschungsergebnisse und Politikempfehlungen mit weiteren Experten und Vertretern der EU-Kommission diskutiert. So empfiehlt das SET-Nav-Konsortium, weiterhin ein diversifiziertes Technologieportfolio anzustreben, und die Förderung der Technologieinnovation noch stärker in kollaborativen Prozessen zwischen öffentlicher Hand, Unternehmen und Wissenschaft zu organisieren.
Die neueste Ausgabe des Newsletters "Bildung und Familie @ DIW Berlin" ist erschienen, dieses Mal mit dem Schwerpunktthema Zentren für Familien. Darüber hinaus gibt es unter anderem neue Publikationen und ein spannendes Interview mit Mathias Huebener, in dem er unter anderem über nichtmonetäre Bildungserträge spricht. Und: Ein prominenter Gast am DIW Berlin - schauen Sie einfach mal rein!
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Repräsentative Umfragen zeigen: 45 bis 52 Prozent in Deutschland befürworten ein bedingungsloses Grundeinkommen – Zustimmung eher bei jungen und besser gebildeten Menschen, Menschen mit niedrigen Einkommen und politisch links orientierten Personen – Nicht nur die persönliche Situation, auch grundsätzliche Gerechtigkeitseinstellungen spielen eine Rolle
Herr Schupp, wie groß ist die Ablehnung, beziehungsweise die Befürwortung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland?
Wenn man die Fehlerintervalle mit berücksichtigt, schwankt die Anzahl der Personen, die einer solchen Idee zugeneigt sind, in einem Korridor von 45 bis 52 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass die Schweiz im Jahr 2016 eine Volksabstimmung zum Grundeinkommen durchgeführt hat, bei der lediglich 26 Prozent der Idee zugestimmt haben, überrascht es dann schon, dass in Deutschland offensichtlich so viele Menschen dieser Idee grundsätzlich zustimmen. [...]
Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, soll die Forschung von Unternehmen künftig auch steuerlich gefördert werden. So hat es die Regierung im Koalitionsvertrag festgelegt und arbeitet derzeit an einer entsprechenden Gesetzesvorlage. Dennoch bestehen weiterhin Zweifel, sowohl an der Notwendigkeit einer steuerlichen Förderung als auch an ihrer Eignung gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Deutschland ist zwar inzwischen eines der wenigen Länder, in denen es keine steuerliche Forschungsförderung gibt. Dennoch sind die privaten Forschungsinvestitionen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt höher als in den USA, Frankreich und Großbritannien. Kleine forschungsstarke Länder wie die Schweiz, Schweden und Österreich haben eine deutlich geringere private Forschungsintensität als Baden-Württemberg und Bayern. Im Jahr 2017 sind die Forschungsausgaben der Unternehmen in Deutschland um sagenhafte 9,3 Prozent gestiegen. Eine zusätzliche breite steuerliche Forschungsförderung erscheint auf dieser Grundlage nicht notwendig. [...]
Gestern, 08. April, hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue zu einem Gespräch mit deutschen und französischen Ökonominnen und Ökonomen getroffen, darunter Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin. Thema waren die deutsch-französischen Reformvorschläge zur Vertiefung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, die eine Gruppe von 14 Ökonominnen und Ökonomen aus Deutschland und Frankreich im vergangenen Jahr vorlegte. Deren Umsetzung würde den Euroraum robuster und krisenresistenter machen, für solidere Staatsfinanzen sorgen und mehr Wirtschaftswachstum ermöglichen.
„Wenn die Währungsunion ihr Wohlstandsversprechen halten und für zukünftige Krisen gewappnet sein will, sind Reformen im Euroraum dringend geboten. Dies gilt umso mehr angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten.“, so Marcel Fratzscher. „Daher haben wir begrenzte und realistische Maßnahmen vorgeschlagen, die aber das Potential haben, sehr effektiv zu sein.“
Die Autorinnen und Autoren der Vorschläge sind Agnès Bénassy-Quéré (Paris School of Economics und Université Paris 1), Markus Brunnermeier (Princeton University), Henrik Enderlein (Hertie School of Governance und Jacques Delors Institut Berlin), Emmanuel Farhi (Harvard University), Marcel Fratzscher (DIW und Humboldt Universität Berlin), Clemens Fuest (ifo Institut und Universität München), Pierre-Olivier Gourinchas (University of California at Berkeley), Philippe Martin (Sciences Po und Conseil d'Analyse Économique), Jean Pisani-Ferry (Bruegel, EUI, Hertie School of Governance und Sciences Po), Hélène Rey (London Business School), Isabel Schnabel (Universität Bonn und Sachverständigenrat zur Begutachtung des gesamtwirtschaftlichen Entwicklung), Nicolas Véron (Bruegel und Peterson Institute for International Economics), Beatrice Weder di Mauro (INSEAD und Universität Mainz) und Jeromin Zettelmeyer (Peterson Institute for International Economics). Alle Autorinnen und Autoren haben sich im eigenen Namen beteiligt.
Seit 1. April unterstützt Hans Walter Steinhauer das SOEP-Team im Bereich Surveymethodik und –management.
Hans wird den Bereich bei Themen der Stichprobenziehung, Gewichtung und Imputation unterstützen. Hierbei wird er Erfahrungen aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) sowie weiteren Studien des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe einbringen. Hans ist promovierter Survey-Statistiker mit Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Item- und Unit-Nonresponse sowie Panelattrition.
Pressemitteilung der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle, ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München in Kooperation mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel), RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien
Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2019 deutlich gesenkt. Für Deutschland erwarten sie eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent. Das ist mehr als ein Prozentpunkt weniger als im Herbst 2018, als man noch mit 1,9 Prozent rechnete. Hingegen bestätigen die Institute ihre vorherige Prognose für das Jahr 2020: Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dann um 1,8 Prozent zunehmen. Das geht aus dem Frühjahrsgutachten der Gemeinschaftsdiagnose hervor, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird.
Anteil der Niedriglohnbeschäftigten stagniert seit 2008 bei etwa einem Viertel – Rund neun Millionen Beschäftigungsverhältnisse mit Niedriglöhnen, inklusive Nebentätigkeiten – Besonders junge Erwachsene, Frauen, MigrantInnen und Ostdeutsche erhalten überdurchschnittlich häufig Niedriglöhne – Neue Minijobregelungen, bessere Qualifizierung und offensivere Lohnpolitik können helfen, den Niedriglohnsektor einzudämmen
DIW Berlin untersucht die Auswirkungen der Reform auf die Erwerbstätigkeit von Frauen und zieht eine gemischte Bilanz
Die Abschaffung der Altersrente für Frauen für die Geburtsjahrgänge ab 1952 hat zur Folge, dass mehr Frauen über 60 erwerbstätig bleiben. Auf der anderen Seite bleiben durch die Erhöhung der Altersgrenze jetzt auch mehr Frauen dieser Altersgruppe längere Zeit arbeitslos oder beruflich inaktiv. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zieht deshalb eine gemischte Bilanz der Reform. „Viele berufstätige Frauen haben Ihren Rentenzugang verschoben. Insofern war die Reform erfolgreich: Erwerbstätige Frauen bleiben länger erwerbstätig“, sagt Studienautor Johannes Geyer. Für arbeitslose oder nichterwerbstätige Frauen verlängere sich dagegen nur die Zeit bis zum Renteneintritt ohne eine Chance auf Wiederbeschäftigung. Bei künftigen Reformen der Altersgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung sollte daher auf eine längere Anpassungszeit geachtet werden und die berufliche Wiedereingliederung von älteren Menschen mehr im Mittelpunkt stehen.