Die Wirtschaftskrise in der EU und die Maßnahmen zur Konsolidierung der nationalen Haushalte haben erhebliche soziale Folgen – zunehmende Armut, hohe Arbeitslosigkeit und insbesondere Jugendarbeitslosigkeit. Die Rufe nach Solidarität innerhalb der EU werden lauter, das Streben nach einem sozialen Europa rückt auf der europapolitischen Agenda weiter in den Vordergrund. Dabei ist die Forderung nach einer sozialen Dimension des europäischen Integrationsprozesses so alt wie dieser Prozess selbst. Soziale Belange sind seit jeher wesentlicher Bestandteil der europäischen Einigung.
Umstritten und unbefriedigend bleiben jedoch bis heute die Antworten darauf, wie ein soziales Europa aussehen sollte und welcher Weg zu diesem Ziel führen könnte. Welche Instrumente braucht eine EU-Sozialpolitik? In welchem Verhältnis sollen die Sozialpolitiken der Mitgliedstaaten und jene der EU stehen? Wäre eine verstärkte soziale Dimension primär für die Eurozone nötig, um die restriktiven nationalen Budgetpolitiken auszugleichen, oder sollte sie das Leitprinzip sein für alle 28 Mitgliedstaaten der EU?
Die Studie bietet einen Überblick über den derzeitigen Bestand des sozialpolitischen Acquis und diskutiert verschiedene Vorschläge, wie die EU ihre soziale Dimension stärken könnte. Generell gilt, dass die vielleicht wichtigste politische Funktion der europäischen Sozialpolitik darin besteht, die Legitimität des Integrationsprozesses zu stärken und das Zusammengehörigkeitsgefühl in Europa zu festigen. Solidarität ist in der Regel die Folge einer gewachsenen Identität in und mit einer politischen Gemeinschaft. Die EU muss den umgekehrten Weg gehen – durch die Institutionalisierung einer europäischen Solidarität, die für die Unionsbürger sichtbar ist, kann eine gemeinsame Identität wachsen.
Andrea Gilli received the EDA-Egmont PhD Prize during the European Defence Agency’s (EDA) Annual Conference held on 16 November 2015. The award was handed over by Prof Sven Biscop, Director of “Europe in the World Programme” at the Egmont Institute, and Rini Goos, EDA Deputy Chief Executive.
The biannual EDA-Egmont PhD prize is awarded by the European Defence Agency and the Egmont Institute to academic scholars to stimulate research in the field of European defence, security and strategy. This year’s winner, Andrea Gilli, is a post-doctoral fellow at the Centre for Security Studies, Metropolitan University Prague, and his research on armaments cooperation has received recognition. The awarded thesis is titled “Unipolarity, Technological Change and Arms Manufacturing: Industrial Alliances in the European Defense Industry”.
Before handing over the award, Rini Goos, EDA Deputy Chief Executive, raised the issue of the future visions which often combine the practitioner’s and academic perspectives: “The practitioner’s view comes from accumulated experience, realism, pragmatism and an understanding of the practical mechanics of defence and diplomacy. The academic view on the other hand is blessed by being outside the system and provides objectivity, independence, innovation and analysis in a global context. Together, these perspectives provide a complete picture.”
Prof Sven Biscot pointed out that the winner of the prize delivered a very courageous thesis based on an extensive and empirical material, and that it presents very concrete ideas for defence policies.
“It is an honour to be here today to receive this prize and to share the contents of my research with you,” said Andrea Gilli. “In the age of fast technological change and budgetary constraints, we often hear that European countries have to increase their cooperation on future military technologies,” he said and added that such cooperation may be extremely difficult because of “the process of technological disruption”. In his thesis, Gilli dwells upon, among other things, various aspects of cooperation in armaments production, technological advancement as well as implications for the European defence industrial base.
Background
EDA-Egmont PhD prize was created in 2013 to stimulate research in the field of European defence, security and strategy. The unique partnership enables Egmont to ensure academic substance while the EDA exposes the research to the heart of the European policy making.
Die Beantwortung dieser Frage bestimmt auch die Einsatzart der Gewalt zur Niederringung des IS. Trifft für den Islamischen Staat die Definition und die Zuordnung eines staatlichen Gebildes zu, dann hat Präsident Hollande recht mit seiner Aussage, dass der IS Frankreich den Krieg erklärt hat. Nur Staaten können anderen Staaten den Krieg erklären. Bei der Kriegsführung gegen einen Staat sind alle Mittel erlaubt, die völkerrechtrechtlich zulässig sind, so auch die Ausführung von Flächenbombardierungen durch russische Mittelstreckenbomber Tu-22M-3 Backfire C. Durch diese Flächenbombardierungen werden auch Zivilisten getötet. Diese haben sich durch ihren freiwilligen Aufenthalt in den Gebieten des IS zum Islamischen Staat bekannt und können deshalb als legitime Ziele der Bombardierungen bezeichnet werden.
Ist der IS aber lediglich eine kriminelle Organisation, die terroristische Anschläge plant und ausführt, dann muss der IS mit den Mitteln und Waffen der Terrorismusbekämpfung (Counterterrorism) niedergerungen werden. Dazu gehören auch selektive Einsätze durch Kampfflugzeuge und Drohnen, so wie sie die USA insbesondere in ihrem Kampf in Afghanistan gegen die Taliban seit 2001 entwickelt haben. Mit diesen „homöopathischen“ Luftkriegseinsätzen soll das Leben unschuldiger Zivilisten, die sich im Gebiet des IS aufhalten, geschont werden. Kollateralschäden durch die Luftangriffe sollen deshalb unter allen Umständen vermieden werden.
Welche Charakteristik weist der IS auf? An der Spitze des IS steht der Kalif Ibrahim mit seiner Regierung und seiner Verwaltung. Der IS kontrolliert ein Gebiet in Syrien und im Irak, das grösser als England ist. Er verfügt damit über ein zusammenhängendes Territorium, das er mit seiner Armee schützt. Der IS verwaltet sein Territorium und versorgt seine Bevölkerung mit Wasser und Energie. Kinder unterstehen der Schulpflicht. Aufgrund der Dreikomponentenlehre des Völkerrechts[1] – ein Staat besteht aus einer Regierung, einem Staatsgebiet und einer Bevölkerung, die er mit einer Armee schützt – muss der Islamische Staat mindestens als Proto-Staat bezeichnet werden und stellt ein Gebilde dar, das zu einem eigentlichen Staat werden könnte. Viele der heutigen Staaten in Europa haben ihre Entstehung der Bildung von Proto-Staaten zu verdanken. Dazu gehört auch die Schweiz, die bis 1848 ein lockerer Staatenbund und damit ein Proto-Staat war.
Ist der Islamische Staat ein Staat bzw. ein Proto-Staat, dann trifft die Feststellung des französischen Präsidenten vollumfänglich zu. Der IS hat Frankreich den Krieg erklärt und Frankreich hat mit der zur Verfügungen stehenden Gewalt zurückgeschlagen. Ähnlich reagiert auch der russische Präsident Wladimir Putin, der als Vergeltung für den Bombenanschlag auf die russische Passagiermaschine über der Sinai-Halbinsel den IS durch Flächenbombardierung versucht zu enthaupten und damit zu vernichten. Diese Flächenbombardierungen sind im Sinne des Völkerrechts, auch des Kriegsvölkerrechts, grundsätzlich zulässig, sofern sie gezielt und angemessen erfolgen. Dagegen ist der „homöopathische“ Luftkrieg des US-Präsidenten Barack Obama abzulehnen. Dieser amerikanisch bestimmte Luftkrieg wird nicht zum Ziel der Vernichtung des IS führen, da dieser mehr als eine kriminelle Organisation ist.[2] Der IS muss mindestens als ein Proto-Staat bezeichnet werden, der wie der Staat der Nazis, verbrecherische Ziele verfolgt und einen Genozid an religiösen Minderheiten führt und dabei unschuldige Menschen ermordet. Die Antwortet auf einen solchen totalen Krieg kann nur die totale Kriegführung sein, die zur Auslöschung eines verbrecherischen Staates zu führen hat.
[1] Wildenauer, F., Staatenbildung, Souveränität, Staatszerfall. Schwache Staaten in den aktuellen internationalen Beziehungen im Licht des Staatenbildungszerfalls, Zürcher Dissertation, 2006.
[2] Trofimov, Y., West’s Dilemma: How to Fight Islamic State, in: the Wall Street Journal, November 20-22, 2015, P. A2.