Berlin/München – Der Streit zwischen CDU und CSU über die Asylpolitik wurde in der vergangenen Woche immer erbitterter. Jetzt beraten die Führungsgremien beider Parteien darüber. Kommt es zum Showdown zwischen Kanzlerin Merkel und ihrem Innenminister Seehofer?
CDU und CSU steuern im zuletzt eskalierten Streit über die Asylpolitik an diesem Montag auf eine Entscheidung zu. Die Führungsgremien beider Schwesterparteien beraten in Berlin und München über den unionsinternen Konflikt, der zum Sprengsatz für die grosse Koalition in Berlin werden könnte. In München kommt der CSU-Vorstand (10.00 Uhr) zusammen. Es wird erwartet, dass er Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer grünes Licht für sein Vorhaben geben wird, künftig Asylbewerber an der Grenze abzuweisen, die bereits in einem anderen EU-Land registriert wurden. Offen ist aber, ab welchem Zeitpunkt dies umgesetzt werden soll.
In Berlin trifft sich zunächst das Präsidium (09.00 Uhr) und später der Bundesvorstand (11.00 Uhr) der CDU. Die Parteivorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel lehnt einen nationalen Alleingang in der Flüchtlingspolitik ab. Sie setzt darauf, eine Lösung unter dem Dach der Europäischen Union zu erreichen, und strebt bilaterale Abkommen mit Staaten wie Italien, Österreich oder Griechenland zur Zurückweisung von Flüchtlingen an.
Am Sonntagabend beriet sich Merkel bereits in einem engen CDU-Führungszirkel über das weitere Vorgehen. Ergebnisse des fast siebenstündigen Treffens wurden nicht bekannt.
Die «Welt» berichtet unter Berufung auf hohe EU-Diplomaten, Merkel plane ein Sondertreffen mit Italien, Österreich und weiteren Staaten im Vorfeld des EU-Gipfels Ende Juni. Dabei sollten neue umfangreiche Massnahmen im Kampf gegen die illegale Zuwanderung beraten werden. Konkret werde es unter anderem darum gehen, das Mandat und damit die Aufgaben der EU-Grenzschutzbehörde Frontex deutlich zu erweitern und die Zusammenarbeit mit Drittstaaten zu stärken.
Im Unionsstreit zeigte sich Seehofer zuletzt moderater. In der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Montag) schrieb er, es sei von entscheidender Bedeutung, «dass der EU-Gipfel Ende Juni endlich zu Beschlüssen kommt, die Deutschlands Lasten in der Migrationspolitik anerkennen und einen wirksamen Schutz der EU-Aussengrenzen und eine faire Verteilung der Menschen mit Bleiberecht ebenso gewährleisten wie eine schnelle Rückführung der Menschen ohne Bleiberecht». Auch der CSU-Vizevorsitzende Manfred Weber zeigte sich in der Zeitung optimistisch: «Ich bin zuversichtlich, dass CDU und CSU einen gemeinsamen Weg finden werden.»
Innenstaatssekretär Günter Krings (CDU) warnte: «Sollte es bei dieser Frage, in der wir gar nicht weit auseinander liegen, zu einem Bruch zwischen CDU und CSU kommen, wäre das schlimmer als der Kreuther Trennungsbeschluss von vor 40 Jahren.» Damals sei man gemeinsam in der Opposition gewesen«, sagte er der »Rheinischen Post« (Montag). »Einen Bundestag aber, in dem sich die CDU auf der Regierungsseite und die CSU auf der Oppositionsseite wiederfindet, mag sich niemand ernsthaft vorstellen.« Im November 1976 hatte die CSU-Landesgruppe im Bundestag beschlossen, die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU aufzukündigen. Dieser Beschluss wurde wenige Wochen später wieder zurückgenommen.
Die CSU hat für ihre unnachgiebige Haltung im Asylstreit mit der CDU nach einer Meinungsumfrage die Rückendeckung der grossen Mehrheit der Bürger in Bayern. Dort befürworten fast 71 Prozent der Menschen einen Bruch der grossen Koalition im Bund, wenn sich die CSU nicht mit ihrer Forderung nach Abweisung von Flüchtlingen an der Grenzen durchsetzen sollte. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der »Augsburger Allgemeinen« (Montag) ergeben. Nur rund 24 Prozent sind demnach anderer Auffassung.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans appellierte an die CSU, »keine vollendeten Tatsachen zu schaffen, sondern Vernunft walten zu lassen und die Tür zu einem gemeinsamen Unionskompromiss nicht vorschnell zuzuwerfen«. Der CDU-Politiker warnte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe: »Die Zuspitzung des Streits ist für die Union als Ganzes existenzgefährdend.«
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner machte in der »Passauer Neuen Presse« (Montag) deutlich, dass seine Partei bei einem Zerbrechen der grossen Koalition nicht als neuer Partner zur Verfügung stehe: »Wir sind kein Notnagel. Ich wüsste auch nicht, was das für eine Koalition von wem mit wem werden könnte. Sollte die Regierung scheitern, müssten die Wählerinnen und Wähler bei Neuwahlen das Wort haben.«
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der »Rheinischen Post« (Montag): »An Spekulationen über Neuwahlen und Koalitionsoptionen will ich mich nicht beteiligen. Klar ist: Diese Regierungskrise ist fatal für Deutschland und Europa.« Co-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der »taz« (Montag): »Wir haben genug deutlich gemacht, dass wir bereit sind, zu regieren. Aber wir sind nicht der Notnagel. Es gibt gravierende Unterschiede zur SPD und auch zur CDU."
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* Im 5. Abs., letzter Satz CSU-Vorsitzende statt CSU-Vorsitzender, im 6. Abs., 1. Satz wurde das Wort vor eingefügt.
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In den USA haben am Sonntag tausende Menschen gegen die Familientrennungen an der Grenze zu Mexiko protestiert. Nun äusserte sich auch Melania erstmals zur umstrittenen Praxis — und schoss dabei auch gegen ihren Ehemann und US-Präsidenten Donald Trump.
Starker Tobak zum Wochenstart für US-Präsident Donald Trump! Seine Ehefrau Melania, First Lady der USA, hat sich am Sonntagabend via Pressesprecherin zur umstrittenen Einwanderungspolitik von Trump geäussert. In ihrem Statement schiesst sie — wohl ungewollt — auch gegen ihren Ehemann, der die Null-Toleranz-Politik im April durchgesetzt hat.
Melanias Statement im Wortlaut: «Frau Trump hasst es, Kinder von ihren Familien getrennt zu sehen und hofft, dass beide Seiten endlich zusammenkommen können, um eine erfolgreiche Einwanderungsreform zu erreichen. Sie glaubt, dass wir ein Land sein müssen, das allen Gesetzen folgt, aber auch ein Land, das mit Herz regiert.»
Proteste in Los Angeles und an der GrenzeAm Freitag teilte die US-Regierung mit, dass zwischen dem 19. April und dem 31. Mai insgesamt 1995 Kinder von ihren Eltern an der Grenze getrennt wurden.
Seither gibt es eine wachsende Protestbewegung, die gegen die Familientrennungen auf die Strasse gehen. Ende vergangener Woche versammelten sich tausende Menschen in Los Angeles, um gegen die Null-Toleranz-Politik von Trump zu protestieren. Am Sonntag gingen tausende Menschen anlässlich des Vatertags an die Grenze zu Mexiko.
Trumps Beraterin: «Niemand sieht gerne Babys, die ihrer Mutter aus dem Arm gerissen werden»Das Weisse Haus steht nach wie vor hinter der Null-Toleranz-Politik — auch wenn Kellyanne Conway, eine Beraterin von Trump, gegenüber dem Sender «NBC» einräumte: «Niemand sieht gerne Babys, die ihrer Mutter aus dem Arm gerissen werden.»
Die Praxis wird von den Demokraten massiv kritisiert. Sie ist aber auch in Trumps Republikanischer Partei, die traditionell die Familienwerte hochhält, umstritten. Im Repräsentantenhaus zirkulierten zwei Gesetzentwürfe zur Einwanderung, über die möglicherweise in der kommenden Woche abgestimmt werden soll. (nim)
Bei einem schweren Erdbeben in Japan sind am Montag mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Nach Regierungsangaben wurden bei dem Erdstoss der Stärke 5,3 zudem 20 Menschen verletzt.
Das Beben erschütterte Japans zweitgrösste Stadt Osaka im morgendlichen Berufsverkehr. Vielerorts wurde der Zugverkehr gestoppt, zehntausende Häuser waren ohne Strom. Die Behörden warnten vor tagelangen schweren Nachbeben.
Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte, bei dem Beben seien ein Kind und ein Mann ums Leben gekommen. Zudem werde noch ein dritter Tote befürchtet.
Nach Polizeiangaben handelte es sich bei dem Kind um ein neunjähriges Mädchen aus der Stadt Takatsuki nördlich von Osaka. Medienberichten zufolge wurde es von einer eingestürzten Wand in seiner Schule eingeklemmt. Wie der Rundfunksender NHK berichtet, wurde auch der 80 Jahre alte Mann von einer Wand erschlagen. Bei dem befürchteten dritten Todesopfer handelt es sich demnach um einen Mann, der unter seinem Bücherschrank lag.
Laut der US-Erdbebenwarte (USGS) hatte der Erdstoss eine Stärke von 5,3. Eine Tsunami-Warnung wurde nicht ausgegeben. Auch die japanische Atomregulierungsbehörde erklärte, nach dem Beben keine Unregelmässigkeiten in ihren Atomkraftwerken festgestellt zu haben.
Berichte über grössere Sachschäden in dem dicht besiedelten Gebiet gab es zunächst nicht. Nach Angaben des Unternehmens Kansai Electric waren aber zunächst 170.000 Häuser ohne Strom.
Zudem wurde in einigen Gegenden mitten im Berufsverkehr der Zugverkehr unterbrochen. Betroffen war auch der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Der Sender NHK zeigte Bilder von Löscharbeiten an einem brennenden Haus nördlich von Osaka. Strassen wurden überflutet, weil darunterliegende Rohre geborsten waren.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, die Priorität der Regierung bestehe darin, «Menschenleben zu retten». Er habe seine Mitarbeiter angewiesen, «schnell Informationen über Schäden zu sammeln, grösste Bemühungen bei der Rettung von Leben zu unternehmen und die Öffentlichkeit schnell und angemessen zu informieren».
Dem Hauptbeben folgten eine Reihe von Nachbeben. Regierungssprecher Suga warnte die Menschen in der Erdbebenregion vor weiteren «starken Nachbeben» in den kommenden zwei bis drei Tagen. Der Wetterbehörde warnte zudem vor einstürzenden Häusern und Erdrutschen in den betroffenen Gebieten.
Japan liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo es häufig zu Erdbeben kommt. Im März 2011 hatte ein verheerendes Erdbeben der Stärke 9,0 Japan erschüttert und einen zerstörerischen Tsunami ausgelöst. Tausende Menschen kamen ums Leben, im Atomkraftwerk Fukushima ereignete sich als Folge der Naturkatastrophe das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986. (SDA)
Skopje – Bei gewaltsamen Demonstrationen in der mazedonischen Hauptstadt Skopje gegen die mit Griechenland getroffene Vereinbarung zur Änderung des Landesnamens sind am Sonntagabend mehrere Menschen verletzt worden. Zudem wurden mindestens elf Demonstranten festgenommen.
Nach ersten Medienberichten mussten sieben Polizisten und mindestens drei Demonstranten zur Behandlung ins Spital. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, um die gewaltsamen Proteste vor dem Parlamentsgebäude aufzulösen.
Die Demonstranten hatten zuvor die Absperrgitter durchbrochen und Steine und Knallkörper auf die Sicherheitskräfte geworfen. «Die Stadtmitte sieht aus wie ein kleines Beirut», berichtete der Fernsehkanal «1TV», der einen verletzten Kameramann beklagte.
Die Proteste richteten sich gegen die Vereinbarung zwischen Skopje und Athen, mit dem der jahrelange Streit der Nachbarn um den Staatsnamen Mazedonien beigelegt werden soll. Danach soll sich die ehemalige jugoslawische Teilrepublik künftig Nord-Mazedonien nennen. Als Gegenleistung will Athen den Weg des Landes zur Nato und in die EU nicht länger blockieren. Das Abkommen war am Sonntag von den Aussenministern der beiden Länder in der Grenzregion des Prespa-Sees unterzeichnet worden.
Hunderte griechische und mazedonische Nationalisten demonstrierten am Sonntag auf beiden Seiten der Grenze, während das Abkommen unterzeichnet wurde. Am Vorabend hatte die Polizei vor dem Athener Parlament Pfefferspray eingesetzt, um einige Dutzend Demonstranten daran zu hindern, ins Parlamentsgebäude zu gelangen.
Bis zur vollen Umsetzung des Abkommens sind mehrere Schritte vorgesehen. In den kommenden Wochen muss zunächst das Parlament in Skopje die Vereinbarung billigen. Im Herbst werden dann die Mazedonier in einer Volksabstimmung das letzte Wort haben.
Mazedonien grenzt im Süden an die griechische Region gleichen Namens. Griechenland spricht dem Nachbarland das Recht auf den historischen Namen Mazedonien (Altgriechisch: Makedonia) ab. Aus diesem Grund blockiert Athen seit der Unabhängigkeit Mazedoniens 1991 den Beitritt des Nachbarn in die Nato und die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der EU.
Bei einer Verfolgungsjagd im Süden des US-Staates Texas sind am Sonntag mindestens fünf illegale Migranten ums Leben gekommen.
Spektakuläre-Verfolgungsjagd im US-Staat Texas: Eine Grenzpatrouille hatte am Sonntag bei Big Wells einen voll besetzten SUV verfolgt. Später kamen auch Fahrzeuge des örtlichen Sheriffs hinzu. Der SUV sei dann bei hoher Geschwindigkeit verunfallt und habe sich mehrfach überschlagen.
Die 14 Insassen seien auf die Strasse geschleudert worden. Vier Menschen waren nach Angaben von Sheriff Marion Boyd auf der Stelle tot. Eine weitere Person starb wenig später im Spital an den schweren Verletzungen. Zwölf der 14 Insassen seien illegale Migranten gewesen; der Fahrer des SUV sei bereits wegen Menschenschmuggel vorbestraft. (SDA)
MARSEILLE (FRANKREICH) - Eine Frau hat in einem südfranzösischen Supermarkt zwei Menschen mit einem Teppichmesser verletzt. Vor der Tat soll sie «Allahu Akbar» gerufen haben.
Panik in einem Supermarkt in Marseille (Frankreich): Eine Frau verletzte am Sonntag zwei Menschen mit einem Messer.
Die Täterin schrie erst «Allahu Akbar» (arabisch für: Gott ist gross) und ging anschliessend an einer Kasse des Marktes in Seyne-sur-mer im Departement Var auf einen Kunden los. Sie verletzte ihn am Hals, wie der zuständige Staatsanwalt am Sonntag mitteilte. Der Mann wurde in ein Spital gebracht, er war ausser Gefahr. Eine Kassiererin wurde leicht verletzt.
Staatsanwalt Bernard Marchal sprach von einer «Einzeltat». Die Frau habe offenbar «psychische Probleme». Eine Radikalisierung sei dennoch nicht auszuschliessen. «Wir wissen noch nicht, ob wir es mit terroristischen Umständen zu tun haben, aber sie sind in jeden Fall terrorisierend», sagte Marchal.
Die 24-jährige Frau wurde in Gewahrsam genommen. Bislang war sie der Polizei nicht aufgefallen. Die Wohnung der Frau wurde am Nachmittag durchsucht.
Die Kunden standen gerade an der Kasse des Supermarktes an, als sich der Angriff ereignete. Die Kassiererin wurde verletzt, als sie einschritt. Die Angreiferin wurde von Kunden überwältigt.
Nach Angaben aus Ermittlerkreisen war die Angreiferin bereits früher in dem Supermarkt aus unterschiedlichen Gründen mit Angestellten aneinander geraten. Möglicherweise sei der Tat vom Sonntag ein Streit mit einem Kunden vorausgegangen. (SDA)
Der konservative Kandidat Iván Duque hat die Präsidentenwahl in Kolumbien gewonnen. Er kam in der Stichwahl am Sonntag auf rund 54 Prozent der Stimmen.
Kolumbien hat gewählt! Iván Duque ist der neue Präsident des Landes. Er erreichte 53,95 Prozent der Stimmen. Sein Konkurrent Gustavo Petro von der linken Bewegung Colombia Humana erhielt demnach 41,83 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 52,18 Prozent. Duque folgt damit auf Staatschef Juan Manuel Santos.
Bei der Abstimmung ging es aber nicht nur um die Wahl eines neuen Präsidenten Kolumbiens, sondern auch um die Zukunft des historischen Friedensabkommens mit der linken Guerillabewegung Farc. Vor eineinhalb Jahren legten Regierung und Rebellen den seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg mit über 220'000 Toten und Millionen Vertriebenen bei. Duque will das Abkommen in wesentlichen Punkten ändern und könnte die Ex-Rebellen damit zurück in den Untergrund treiben.
Ex-Präsident Uribe hat grossen Einfluss auf DuqueDer 41-jährige, konservative Anwalt Duque gilt als politischer Ziehsohn des rechten Ex-Präsidenten Álvaro Uribe. Ohne die Unterstützung seines prominenten Förderers wäre der bis vor kurzem recht unbekannte Politiker nie so weit gekommen. «Er wird Präsident, weil ihn Uribe dazu gemacht hat», sagte etwa Gimena Sánchez-Garzoli vom Forschungsinstitut Washington Office on Latin America.
Uribe gilt als der schärfste Kritiker des Friedensabkommens, das sein Nachfolger Santos mit den Farc aushandelte. Bei einer Volksabstimmung fand der Vertrag keine Mehrheit. Uribes Zögling Duque verkündete damals, er wolle das Abkommen «in Stücke reissen». Zuletzt mässigte er seinen Diskurs etwas: Nun spricht Duque nur noch von Änderungen am Vertrag. Doch selbst kleine Modifikationen dürften den Rebellen gar nicht gefallen.
Zufrieden ist niemandDer international bejubelte Friedensprozess ist in dem südamerikanischen Land äusserst umstritten. Nach der Einschätzung der Rechten hat der Staat den Rebellen zu viele Zugeständnisse gemacht. Beispielsweise müssen sie nur relativ milde Strafen fürchten und erhalten zehn garantierte Sitze im Parlament. Nach Ansicht der Linken erfüllt die Regierung ihre Zusagen an die Ex-Guerilleros wie Schutz vor Anschlägen und Hilfe bei der Rückkehr in das zivile Leben nicht. Richtig zufrieden ist niemand.
Bei allen Problemen lassen sich die Fortschritte seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags nicht von der Hand weisen. Weite Teile des Landes sind wieder frei zugänglich, zahlreiche Anti-Personen-Minen wurden entschärft, heftige militärische Auseinandersetzungen wie zu Zeiten des Bürgerkriegs gehören der Vergangenheit an.
Dennoch steht Duque nun vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen: Er muss die grosse Armut im Land bekämpfen, die Friedensverhandlungen mit der kleineren Guerillaorganisation ELN zum Abschluss führen, ein Rezept gegen die sich ausbreitenden kriminellen Banden finden und dem Drogenhandel Einhalt gebieten. (SDA)
Das 1:1 gegen Brasilien war eine der besten Leistungen einer Schweizer Nationalmannschaft aller Zeiten. Ein Kommentar von BLICK-Fussballchef Andreas Böni.
Wer Valon Behrami gegen Brasilien kämpfen sieht, dem steigen als Anhänger dieser Nati fast die Tränen in die Augen. Beeindruckend, ehrlich, einfach unfassbar stark. Selbst verletzt bringt er Neymar noch zur Weissglut.
Wir ziehen den Zuckerhut! Nicht nur vor Behrami, vor allen Nati-Spielern. Und vor Nati-Trainer Vladimir Petkovic, dessen Taktik, Neymar mit gesunder Härte zu begegnen, voll aufgeht.
Was diese Nati gegen Brasilien leistet, macht stolz. Trotz 0:1-Rückstand derart ruhig zu bleiben. Mutig und ohne Komplexe weiter zu spielen. Auszugleichen und darauf gegen ein Weltklasse-Team den Kasten rein zu halten – das ist Reife. Es ist einer der besten WM-Auftritte der Schweizer Nati aller Zeiten. Auch wenns logischerweise auch Glück und ein wenig Hilfe vom Video-Schiri braucht. Man hat es sich erarbeitet.
Und man kann zuversichtlich auf Freitag schauen, da wartet das Spiel des Jahres. Gegen Serbien wird es ein ganz heisser Tanz, vor allem für unsere Spieler mit kosovo-albanischen Wurzeln.
Serbien weigert sich weiter, den Kosovo – seine ehemalige Provinz – als unabhängig zu akzeptieren. Und 2014 ist es, als Serbien gegen Albanien wegen einer Schlägerei auf dem Platz abgebrochen wird.
Auch Taulant Xhaka befindet sich mitten in den Tumulten. Es braucht daher wenig Fantasie, sich vorzustellen, dass Taulants Bruder Granit nun medial und auch auf dem Feld besonders provoziert wird. Zumal sich die Serben mit einem Sieg gegen uns den Achtelfinal sichern können.
Ruhig Blut, Granit. Du bist jedem Serben sportlich überlegen. Nehmen wir nach der Brasilien-Mutmacher diese Hürde.
Auf dem Fussball-Feld.
Nach dem Punktgewinn im WM-Hit gegen Brasilien ist für Gesprächsstoff gesorgt. Moderator René Rindlisbacher empfängt zu diesem Zweck ab 9 Uhr illustre Gäste zum Frühstücks-Talk.
Der Schweizer Brasilien-Hit ist vorbei!
Heute um 9 Uhr wird das Spiel seziert. Auf eine nicht bierernste Art und Weise. Beim WM-Frühstück auf Blick.ch und der Blick-Sport-Facebook-Seite. Moderator ist TV-Star, Kabarettist und Fussballfan René Rindlisbacher.
Die Gäste: Ex-Nati-Coach Rolf Fringer, DJ Antoine, der den offiziellen WM-Song produziert hat, und Felix Bingesser, Blick-Sportchef.
BERLIN - Horst Seehofer (68) will Flüchtlinge an der deutschen Grenze zurückweisen, die Bundeskanzlerin sucht eine europäische Lösung.
Heute wird es brenzlig in Berlin. Der schwelende Machtkampf zwischen CSU-Innenminister Horst Seehofer (68) und CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel (63) droht die Union zu sprengen. Sogar der Sturz der Dauer-Staatschefin scheint möglich.
Zankapfel ist der neue Masterplan des deutschen Innenministers. Darin will Seehofer unter anderem Flüchtlinge, die in einem EU-Land registriert wurden, an der deutschen Grenze zurückweisen. Damit stösst er ins Horn weltweiter Populisten.
Merkel zieht europäische Flüchtlingslösung vorCDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel (63) ist gegen die Zurückweisungen. Sie zieht eine europäische Lösung vor. Angesichts der zunehmenden Alleingänge nationalistischer EU-Regierungen ringt die Kanzlerin um Einigkeit in der EU. Sie will erst Rücknahme-Abkommen schliessen, bevor Flüchtlinge in die Ankunftsländer zurückgeschickt würden.
Als Innenminister kann Seehofer die Zurückweisungen anordnen – egal, was die Bundeskanzlerin denkt. «Ich kann mit Angela Merkel nicht mehr arbeiten», klagte er gegenüber Parteifreunden, wie die «Welt am Sonntag» schreibt.
Seehofer geht es vor allem um die bayerischen Landtagswahlen im Herbst und um die rechte Wählerschaft, die sich der AfD zuwenden könnte. Eine harte Hand gegen Flüchtlinge bringt Stimmen, so das Kalkül.
«Niemand in der CSU will die Kanzlerin stürzen»Angela Merkel hingegen könnte Seehofer seines Amtes entheben. Die Union stünde auf dem Spiel. Jetzt kämpft die Kanzlerin um einen Kompromiss, den sie beim EU-Gipfel vom 28. und 29. Juni vertreten kann – und bittet ihren Kontrahenten um eine Frist von zwei Wochen.
Niemand in der CSU wolle die Kanzlerin stürzen, so Horst Seehofer unterdessen in der «Bild am Sonntag». Man wird sehen, was passiert.
MUTTENZ BL - Vor über vier Jahren griff Paulo Balicha (41) mit einer Meute von rund 20 Männern Todfeind Shemsi Beqiri (32) in dessen Trainingscenter in Reinach BL an. Heute startet der Prozess gegen die Angreifer.
Es war die Eskalation im Basler Kickboxer-Krieg: Am 24. Februar 2014 griff Paulo Balicha (41) mit einer rund 20 Männer grossen, vermummten und mit Schlagstöcken bewaffneten Truppe das Kampfsportcenter von Erzfeind Shemsi Beqiri (32) in Reinach BL an. Balicha forderte Beqiri zum Kampf einer gegen einen auf. Die beiden mehrmaligen Kickbox-Weltmeister bekämpften sich minutenlang. Der Überfall wurde auf Video festgehalten.
Dabei waren die beiden Kontrahenten einst befreundet: Balicha war Beqiris Mentor und Trainer. Doch Beqiri fand, dass Balicha ihn sportlich nicht mehr weiterbringen könne. Es kam zum Streit. Provokationen, Beleidigungen folgten. Und dann der Überfall.
Fast viereinhalb Jahre nach der Attacke beginnt heute früh der Prozess am Strafgericht des Kantons Baselland in Muttenz BL.
Das Strafgericht zeigt BLICK die Dimensionen des Monsterprozesses auf: 17 Angeklagte, 31 Opfer, 65 Seiten Anklageschrift. Vor Prozessbeginn mussten über 50 Ordner studiert werden. Jeder umfasst mehrere hundert Seiten.
BLICK stellte beide Protagonisten vor Prozessbeginn zur RedeBeqiri ist vor dem Prozess nicht zuversichtlich: «Es hat viel zu lange gedauert, bis es zum Prozess kommt. Ich fühle mich vom System verarscht.» Das Video, das Hauptbeweismittel, spreche doch eine klare Sprache, sagt Beqiri.
Vor dem Angriff generierte sein Trainingscenter Einnahmen von 500'000 bis 800'000 Franken jährlich, erzählt der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln. Doch durch den Angriff verlor er unzählige Mitglieder – und viel Geld. Beqiri: «Ich habe 20 Jahre investiert und mir etwas aufgebaut. Mit dieser Aktion hat Balicha meine Existenz zerstört. Es ging ihm nie um einen Eins-gegen-eins-Fight.»
Beqiri erzählt, dass es drei Tage vor dem Angriff zu einer Begegnung zwischen ihm und Balicha kam: «Wir liefen uns in einem Basler Parkhaus über den Weg. Ich war alleine. Er war mit zwei Kollegen da. Er hätte mich auch dort schlagen können. Doch er tat es nicht. Er wollte mich dort zerstören, wo es mir am meisten wehtut: am Ort, wo ich meinen Lebensunterhalt verdiene.»
Beqiri hat jetzt ein neues Center im Basler Dreispitz-Areal. «Die Infrastruktur ist mies. Wir haben beispielsweise nur Toi-Toi-Toiletten.» Das Center wirft kaum Geld ab. «Ich bin froh, wenn ich die Miete bezahlen kann.» Dazu fehlen Beqiri frühere Sponsorenverträge. «Ich bin auf Jobsuche. Ich bin ja gelernter Gipser. Bis jetzt hagelte es aber nur Absagen.»
Beqiri ist von allen enttäuschtBeqiri ist von allen enttäuscht: von der Justiz und von Balicha. «Es ist einfach nur traurig. Ich habe keine Hoffnung, dass der Prozess etwas hervorbringt. Ich glaube auch nicht, dass die Angreifer bestraft werden.»
Balicha selbst bereut das Geschehene: «Es war ein Fehler. Ich habe mir in 30 Jahren dank meines Sports eine Existenz aufgebaut. In wenigen Minuten habe ich alles kaputtgemacht. Es tut mit leid für die Personen, die an diesem Tag im Trainingscenter waren und die nicht an der ganzen Sache beteiligt waren. Im Idealfall wäre nur Shemsi da gewesen.»
Balicha sagt, Medien und Öffentlichkeit hätten von Anfang an ihre Position bezogen: «Für alle bin ich der Böse und Shemsi der Gute. Doch Shemsi ist kein Engel. Er hat mich jahrelang provoziert und beleidigt.»
Doch er sei froh, dass es nun endlich zum Prozess komme. «Das Beweismittel, das Video, entlastet mich. Alle sagen, ich habe Shemsi feige mit Schlagringen angegriffen. Auf dem Video ist die Wahrheit zu sehen. Es waren auch keine Messer und keine Schusswaffen involviert.»
Balicha will für Taten büssenDass er der Täter ist, sei unbestritten: «Ich werde für meine Taten geradestehen. Ich bin ein emotionaler Mensch. Bis zu diesem Tag im Februar 2014 waren meine Emotionen stets positiv.»
Auch wenn das Urteil noch nicht gesprochen ist – Balicha findet, das Leben habe ihn bereits bestraft: «Ich habe in den vier Jahren seit dem Überfall viel verloren. Viele Menschen beurteilen mich seither anders. Doch ich habe auch viel gelernt.»
Würde er des Landes verwiesen, wäre Balicha traurig. «Doch ich befinde mich in einer machtlosen Position. Ich hoffe, ich erhalte die Chance, mich zu rehabilitieren.»
Die Parteiverhandlungen dauern zwei Wochen. Das Urteil wird erst am 20. September verkündet.
GENF/ROM - Ausgerechnet zu seinem Besuch beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf intrigieren Reform-Muffel gegen Franziskus. Vatikan-Experte Andreas Englisch analysiert für BLICK.
Eigentlich sollte es für Papst Franziskus eine unkomplizierte Stippvisite, ein harmloser Pflichtbesuch in Genf werden. Doch jetzt wird sie zur Nagelprobe. Den konservativen Kräften im Vatikan gelang es, ihm eine Falle zu stellen. Löst sein Besuch nun einen Streit aus über das gemeinsame Kommunionhalten? Eine Kontroverse, die Franziskus gar nicht will? Es klingt nach einer Nichtigkeit. Aber die Unterstützer des Papstes geben offen zu: Wir machen uns Sorgen.
Nächsten Donnerstag wird in Genf das 70-jährige Bestehen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gefeiert – und Franziskus, Oberhaupt von 1,1 Milliarden Katholiken, könnte eigentlich nur eines falsch machen: fernbleiben. Das würde die anderen Kirchen kränken. Natürlich nahm Franziskus die Einladung an. Er würde nach Genf fliegen, dem ÖRK gratulieren, zum weltweiten Zusammenhalt der Kirchen aufrufen, vor allem in humanitären Katastrophengebieten wie Syrien, und wieder heimkehren. Alles kein Problem. Seine Berater freuten sich auf den Termin.
Ein Dorn im Auge der KonservativenSie wissen, dass seine internen Gegner im Vatikan es mit Entsetzen sehen, dass der Papst die katholische Kirche gegenüber anderen christlichen Kirchen immer weiter öffnet. Dabei hatte Joseph Ratzinger, damals Chef der Glaubenskongregation, später Papst Benedikt XVI., noch im Jahr 2000 in der Grundsatzschrift «Dominus Iesus» erklärt, es sei «objektiv» besser, katholisch zu sein, wenn man in den Himmel kommen wolle. Der ÖRK in Genf war damals entsetzt.
Doch dann wurde 2013 Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien zum Papst gewählt. Das ökumenische Klima änderte sich unter Franziskus deutlich. 2014 besuchte er einen alten Freund, Giovanni Traettino, Pastor einer sogenannten Pfingstkirche. Jahrhundertelang hatte die Pfingstbewegung die Katholiken als Ketzer beschimpft. Die Konservativen im Vatikan empfanden es darum als Verrat an seinem Amt, dass Franziskus sich mit Pfingstlern traf – und sich dann auch noch für die katholische Kirche entschuldigte!
Die Kirche als SekteDenn in der Zeit des Faschismus hatten Katholiken Pfingstkirchler denunziert. Diktator Benito Mussolini hielt diese nämlich für «schädlich für die Rasse». Pfingstbewegte wurden verhaftet. Doch noch schlimmer als die Entschuldigung fanden die Konservativen das, was Franziskus danach sagte: dass es aus Sicht der katholischen Kirche leicht sei, andere als Sekten zu bezeichnen – dabei könne man die Kirche ja auch als Sekte ansehen.
Die «allein selig machende» katholische Kirche auf einer Stufe mit allen anderen? Eine unerhörte Provokation. Es scheint, als erhält Franziskus diese Woche dafür die Retourkutsche. Und dabei kam seinen Gegnern der Zufall zu Hilfe.
Abendmahl bei der anderen KonfessionEs begann in Deutschland: Kardinal Reinhard Marx, Chef der einflussreichen Deutschen Bischofskonferenz, plante, ein altes Problem endlich aus der Welt zu schaffen. Die Kirche solle zur Kenntnis nehmen, was schon längst Praxis ist: dass nämlich katholische und evangelische Christen zu Gast bei Gottesdiensten der jeweils anderen Konfession trotzdem am Abendmahl, der Kommunion, teilnehmen – obwohl die Kirche das eigentlich verbietet.
Dabei hält man sich selbst im Vatikan nicht mehr an das Verbot. Seit Jahren gibt dort ein hoher Funktionär seiner evangelischen Mutter sonntags die Kommunion, obwohl er es ja nicht dürfte.
Kardinal Marx will auf eine legale Basis stellen, was Zehntausende deutschsprachige Katholiken und ihre evangelischen Familienmitglieder jeden Sonntag praktizieren. Der Vorschlag schien eine unkomplizierte Sache zu sein. Doch dann machten die Franziskus-Gegner aus diesem scheinbar harmlosen Vo rstoss aus Deutschland die perfekte Bombe für Genf.
Der Papst läuft den Intriganten ins MesserDenn Kardinal Marx erlebte zunächst genau das, was in anderen Ländern in der gleichen Frage auch geschehen war: Die Bischöfe wurden sich nicht einig. Reform-Muffel wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Wölki wollten sich nicht nach dem Chef der Bischofskonferenz richten, sondern forderten eine Entscheidung des Papstes. Franziskus ging zunächst auf den befreundeten Kardinal Marx ein. Er schlug nämlich vor, die deutschen Bischöfe sollten sich einigen. Zu Deutsch: Macht, was ihr wollt, aber bitte fragt mich nicht! Denn wenn ihr mich fragt, muss ich das Thema zur offiziellen Sache machen. Und dann werden die mächtigen konservativen US-Bischöfe oder die orthodoxen Kirchen erklären, dass sie dagegen sind.
Jetzt schlug die Stunde der Konservativen im Vatikan. Was würde passieren, so ihre Überlegung, wenn kurz vor dem ÖRK-Treffen in Genf herauskäme, dass der Papst gegen ein gemeinsames Abendmahl sei? Statt einer netten Festrede gäbe es handfesten Streit. Der Papst, der doch so sehr auf die Öffnung gegenüber anderen Kirchen gedrängt hatte, stünde plötzlich als Zauderer da.
Zwietracht ist gesätUnd genau das gelang. Denn zwar war der Schriftverkehr zwischen Franziskus und Kardinal Marx in dieser Sache geheim. Aber die brisanten Dokumente wurden hinter dem Rücken des Papstes trotzdem weitergereicht. So gelangte vor wenigen Wochen ein vertrauliches Schreiben an die Öffentlichkeit, in dem der Papst auf Unzulänglichkeiten im Schreiben von Marx hinweist. Was bedeutet: noch kein gemeinsames Abendmahl!
Das schlägt auf die Feierlaune in Genf. Die Chefs der Kirchen müssen nun darüber rätseln, wie viel Macht der Papst noch hat, wenn ihn eigene Leute so hintergehen. Und Franziskus befürchtet, dass er in Genf als der grosse Schwindler dastehen wird, der sich zuerst so offen für die Ökumene zeigt und dann das Ruder herumreisst. Die Zwietracht ist gesät: Die lutherischen Kirchen werden enttäuscht sein, weil Franziskus doch nicht der grosse Reformator zu sein scheint; und den orthodoxen Kirchen wiederum ist Franziskus immer noch viel zu offen.
Es wird hoch hergehen hinter den Kulissen der frommen Feierstunden von Genf.
Mit 21 Jahren wanderte Nadine Vinzens nach Los Angeles aus. Die grosse Liebe hat sie dort nicht gefunden. Diese sucht sie nun hier.
Die einstige Schönheitskönigin Nadine Vinzens (34) ist zurück in der Schweiz und sucht hier ihre grosse Liebe. Und sie hat klare Vorstellungen. «Er soll wissen, was er will, zuverlässig, ehrlich und treu sein», sagt die Schauspielerin und DJane. Äusserlich steht die Ex-Miss von 2002 auf «tätowierte Typen mit schönen Händen und kurzen Haaren». Und lachend ergänzt sie: «Er sollte nicht grösser sein als ich in High Heels.»
Noch nicht bereit für eine eigene FamilieVor 13 Jahren ist sie nach Los Angeles ausgewandert. Ihren Traummann hat sie dort nicht gefunden. Mit dem US-Punkrocker Neshawn Hubbard (41) war sie von 2005 bis 2008 verheiratet, es endete in einer Scheidung. Ihr letztes Date hatte Vinzens vor einem Jahr. Weshalb klappts nicht mit der Liebe? «Das weiss ich leider auch nicht. Bis anhin war es so, dass viele Männer – wie eben auch mein Ex – sehr schnell eine Familie gründen wollten, wozu ich bis heute nicht bereit bin. Oder sie wollten Fun, und das mit mehr als einer Frau gleichzeitig, was für mich nicht in Frage kommt.»
Mal hat sie sich getrennt, manchmal wurde sie verlassenMal habe sie deshalb einen verlassen, manchmal habe man ihr den Schuh gegeben. «Ein Mann, der mein Leben, das aus vielen Reisen besteht, cool findet und versteht, ist mir so eben noch nie begegnet.» Auch Sex für eine Nacht sei nicht mehr ihr Ding. «Ich habe mich ausgetobt, es bringt mir heute nichts mehr», so die sexy Churerin. Die Hoffnung gibt sie aber nicht auf. «Ich suche nun die grosse Liebe in der Schweiz», so Vinzens.
In Bern dreht sie eine Mystery-WebserieFür die nächsten vier Monate bleibt sie hier, steht ab August für die Mystery-Webserie «Sandstone» von Markus von Känel (45) in den Gassen von Bern vor der Kamera. «Ich spiele die Böse aus der Vergangenheit, trage dazu wunderschöne Kostüme.» Ihr Engagement für dieses Projekt ist für die nächsten drei Jahre gesichert. «Gut möglich, dass ich dann meine Wohnung in Miami aufgebe. Klappt es hier mit der Liebe, dann wandere ich noch so gerne wieder hierher zurück.»
Das Tösstal kommt erstmals auf die Karte des Weltfussballs: Steven Zuber aus Rikon ZH köpft zum goldenen 1:1 gegen den 5-fachen Weltmeister Brasilien. Der mexikanische Schiri ist zweimal auf unserer Seite. Valon Behrami muss verletzt raus.
Die Schweiz sieht gegen den fünffachen Weltmeister zuerst gut aus. Und auch akustisch sind die «Hopp-Schwiiz»-Rufe in der Rostow-Arena nicht zu überhören. Nach einer Vorlage von Shaqiri kommt Dzemaili im Strafraum gar zu einer ersten Chance. Der Ball ist schwierig anzunehmen, aus der Drehung schiesst der Bologna-Söldner drüber.
Behrami gibt Neymar erstmals den Tarif durch. Xhaka macht's gar mit der Textil-Bremse gegen den Brasil-Superstar. Glück für ihn, dass er nicht früh Gelb sieht.
Dann brennt's erstmals richtig. Schär schiesst sich im Fünfer ans eigene Bein. Paulinho zieht ab, Goalie Sommer ist noch dran. Zentimeter daneben. «Krieger» Behrami bearbeitet weiter Neymar, Ref Ramos pfeift. Den Freistoss schiesst der 222-Millionen-Euro-Mann in die Mauer.
Die Brasilianer haben zu dieser Zeit 64 Prozent Ballbesitz, und nach 20 Minuten auch die Führung. Sie entsteht, wen wundert's, über die linke Brasil-Seite. Neymar zu Captain Marcelo. Zuber wehrt mit dem Kopf ungenügend ab. Barças Philippe Coutinho zieht ab. Via Pfosten ist der Ball drin – Traumtor! Nichts zu halten für Sommer.
Die Schweiz kommt noch vor der Pause zu einem Konter. Dzemaili zieht los, doch vorne verstolpert Seferovic. Shaqiri wäre mitgelaufen. Schade, das muss man konsequenter durchziehen. Behrami gewinnt vor den Augen seiner Freundin Lara Gut nochmals einen Zweikampf gegen Neymar.
Xhaka, in der Vorbereitung mit Knochenprellung im Knie, hat mitunter einen Fehlpass im Repertoire. Ungewohnt.
Dann die 50. Minute. Shaq holt an der Eckfahne einen Corner raus. Tritt ihn gleich selbst. Zuber schubst Miranda ein wenig, steht deshalb völlig frei. Und nickt ein! Wahnsinn! 1:1 gegen Brasilien. Petkovic zum Schubser: «Das war ein normaler Zweikampf. Der Gegner ist eher schlecht gestanden anstatt wir ein Foul gemacht haben. Wir machten kein böses Foul, auch keine Schwalbe. Meine Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt.»
Und wenn mal Behrami nicht bei Neymar ist, zupft Schär an dessen Leibchen. Bis zum Geht-nicht-mehr. Oder bis zur Gelben. Philippe Coutinho bucht fast das 2:1 für die Südamerikaner. Behrami, der beste Schweizer, muss in der 70. Minute mit einer Verletzung vom Platz. Zakaria kommt.
Nati-Coach Petkovic: «Er hat Probleme mit den Adduktoren bekommen. Es begann zuzumachen. Es war der letzten Moment, um ihn rauszunehmen. Wir brauchen ihn auch für die nächsten Spiele.»
Eine heisse Szene kurz darauf: Akanji klammert Gabriel Jesus. Jesses, da könnte man gegen einen Elfer nichts einwenden.
Neymar, für einmal frei, schiesst. Sommer entschärft. Das war knapp. Nochmals Neymar mit dem Kopf. Was für eine Chance! Wo war Zakaria? Lichtsteiner-Ersatz Lang macht's besser. Neymar am Boden.
Neymar mal mit einem Freistoss. Joker Firmino köpft, aber Sommer glänzt wieder. 1:1 gegen Brasilien. Das ist fast so eine Überraschung wie 2010 das 1:0 gegen den späteren Weltmeister Spanien.
Petkovic: «Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Der Gegner war schon besser. Aber wir haben die ganzen 90 Minuten nie die Moral verloren. Wir haben zuletzt gezeigt, dass wir gegen Spanien und Brasilien einen Rückstand aufholen können.» Und weiter: «Ja, die Welt nimmt uns Ernst. Wir haben jetzt in 22 Spielen nur einmal verloren (gegen Europameister Portugal, die Red.) Diese Marke ist nicht so einfach zu erreichen.»
Rund 5500 Schweizer Fans sollen in Rostow am Don dabei sein. Darunter sind natürlich auch die Freundinnen der Nati-Stars. Auch Lara Gut drückt ihrem Valon die Daumen.
Stefan Küng wollte den Sieg im abschliessenden Zeitfahren der diesjährigen Tour de Suisse. Er hat ihn eindrücklich geholt. Der Gesamtsieg geht an BMC-Teamkollege Richie Porte.
Exzellente Bilanz des BMC-Teams. Die Mannschaft dominiert diese Tour de Suisse vom ersten bis zum letzten Tag. Erst gewinnen die schwarzroten Teufel das Teamzeitfahren. Stefan Küng (24) trägt vier Tage das Gelbe Leadertrikot.
In Leukerbad wird von seinem Teamkollegen Richie Porte abgelöst. Der Australier gewinnt im ersten Anlauf die Tour de Suisse.
Stefan Küng dominiert das Abschlusszeitfahren, gewinnt seine erste TdS-Etappe. Es ist seine zweiter Profi-Sieg in einem WorldTour-Zeitfahren. Angesprochen auf seine Gedanken vor dem Rennen meint er: «Ich konnte den Start kaum erwarten, ich war wie der Löwe im Käfig.»
Küng macht in Bellinzona nur einen kleinen Fehler: In der letzten Rechtskurve vor dem Ziel fährt er zu schnell, doch er rettet sich weg von den Balustraden. «Wir hatten eine tolle Tour de Suisse. Schade, dass Andy Rihs diese tolle Woche nicht mit uns teilen konnte. Den Sieg im Zeitfahren widme ich ihm - er war mein Velo-Papa.»
Im Gesamtklassement verdrängte der Däne Jakub Fuglsang den Kolumbier Nairo Quintana im Zeitfahren vom zweiten Gesamtrang. TdS-Gesamtsieger Richie Porte (14.) verliert auf den 34,1 Kilometer 64 Sekunden auf Teamkollege Küng.
Die Schlussklassmente der Tour de Suisse 2018Gesamt
1. Richie Porte (Aus)
2. Jakob Fuglsang (Dan) +1'02
3. Nairo Quintana (Kol) +1'12
Punkte
1. Peter Sagan (Slk) 26
2. Michael Matthews (Aus) 26
3. Sören Kragh Andersen (Dan) 21
Berg
1. Mark Christian (Gbr) 36
2. Nathan Haas (Aus) 32
3. Romain Sicard (Fra) 24
Andrea Kelly wirft R. Kelly häusliche Gewalt vor und erzählt, dass sie beinahe Suizid beging, weil sie keinen Ausweg aus der gewalttätigen Beziehung sah.
Zehn Jahre nach ihrer Scheidung von R. Kelly (51), bürgerlich Robert Sylvester Kelly, spricht Andrea Kelly (44) erstmals über ihre Ehe-Hölle mit dem Sänger. In einem emotionalen Interview in der TV-Show «The Sister Circle» verrät sie, dass sie die mit Gewalt erfüllte Beziehung mit dem «I Believe I Can Fly»-Star fast in den Suizid trieb. Das Paar liess sich 2009 nach dreizehn Ehe-Jahren scheiden. Für R. Kelly war es die zweite Ehe – er war zuvor mit Sängerin Aaliyah (†22) verheiratet. Er heiratete die Sängerin, als sie 15 und er 27 Jahre alt war.
Sie wollte in den Tod springen
Erst jetzt spricht Andrea Kelly über ihre Zeit an der Seite des US-Stars. Der Grund: Im vergangenen Jahr wurde dem Sänger vorgeworfen, Frauen in seinem Haus in Georgia gegen ihren Willen als Sex-Sklavinnen zu halten. «Ich glaube nicht, dass mein Ex-Mann jemanden in seinem Leben hat, der ehrlich zu ihm ist», sagt sie im Gespräch. «Ich war bisher nicht stark genug. Wie kann ich eine Stimme für die sein, die keine haben, wenn selbst keine habe? Ich musste warten, bis Gott entscheidet, dass es Zeit ist. Ich musste mich selbst aufbauen, musste eine Therapie machen. Ich musste an den Punkt kommen, an dem ich akzeptierte, dass ich ein Opfer von häuslicher Gewalt bin», erklärt sie.
«Was er mit angetan hat, ist kriminell»Ihre Ehe sei so schlimm gewesen, dass sie sich in Miami von einem Balkon stürzen wollte. Im letzten Moment habe sie an ihre beiden Kinder gedacht, die sie mit R. Kelly hat. «Ich erinnere mich, wie ich runter schaute. Es war, als hatte mich Gott in die Zukunft sehen lassen. Ich sah meinen Körper in einer Blutlache, die Ambulanz kam. Dann hörte ich die Stimme meines Babys. Ich sagte Gott: Du musst mir heute eine Antwort geben. Was soll ich tun, willst du, dass ich ihn verlasse?»
Sie habe die Eingebung gehabt, ihren Laptop zu schnappen und nach häuslicher Gewalt zu suchen. «Ich dachte: Dieses Mädchen bin ich nicht. Mir fehlen keine Zähne, meine Knochen sind nicht gebrochen.» Gott habe ihr gesagt, weiter zu scrollen. Auf einer Seite über häusliche Gewalt habe sie einen Fragebogen mit 17 Fragen ausgefüllt. «Sie fragten, was dein Peiniger dir alles angetan hat. Von den 17 Punkten hat Robert mir 15 angetan», erklärt R.Kellys Ex-Frau unter Tränen. «Was er mit angetan hat, ist kriminell.»
Sie hoffe, dass ihr Interview ihren Ex-Mann dazu bewegt, seinen Lebensstil zu ändern. Im Interview blickt sie in die Kamera und sagt: «Robert, du wirst meine Geschichte nicht erzählen. Du wirst den Leuten nicht erzählen, dass wir uns scheiden liessen, weil ich keine Hausfrau sein wollte», erklärt sie und spielt damit auf R. Kellys Biografie an, in der 2012 über seine Scheidung mit Andrea schrieb. «Wir wurden geschieden, weil ich mich nicht mehr länger verletzen lassen wollte.» (kad)
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer verlangt die Zurückweisung von Flüchtlingen. Dies hätte auch Konsequenzen für die Schweiz, die momentan vor allem als Transitland von Migranten und Flüchtlingen genutzt wird.
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (68, CSU) fordert eine Wende in der Flüchtlingspolitik. Und stellt sich offen gegen Kanzlerin Angela Merkel (63, CDU). Sollte sich der machtbewusste Bayer im Konflikt mit Merkel durchsetzen, hätte das auch Konsequenzen für die Schweiz, Deutschlands südlichen Nachbarn. Seehofer hat im Sinn, dass jeder Flüchtling, der bereits in einem anderen Mitgliedsland von Schengen-Dublin registriert worden ist, direkt an der Grenze zurückgewiesen werden soll. Ein Asylverfahren würde in einem solchen Fall gar nicht erst eröffnet.
Zwei Drittel der Asylsuchenden tauchen abDas könnte zurückfallen auf die Schweiz, die auf der Route in den Norden liegt. Die NZZ berichtete diese Woche, dass aus dem Ausreisezentrum des Bundes im zürcherischen Embrach beinahe zwei Drittel der Asylsuchenden abtauchen, bevor das Verfahren beendet wurde. In Embrach werden vor allem Flüchtlinge und Migranten untergebracht, die wenig Aussicht auf Asyl haben.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) erklärte der NZZ, dass seit der Eröffnung des Ausreisezentrums Embrach 649 Eintritte registriert wurden, davon reisten 309 Personen «unkontrolliert ab». Wohin die Asylsuchenden reisen, entzieht sich offiziell der Kenntnis der Behörden. Hinter vorgehaltener Hand sagen die Verantwortlichen aber: Die meisten reisen nach Deutschland weiter.
Die meisten Migranten nutzen die Schweiz als TransitlandInsider räumen ein, dass die Schweizer Asylpolitik nicht zuletzt darum so entspannt ist, weil die meisten Flüchtlinge und Migranten die Schweiz lediglich als Transitland nutzen. Das war schon in der Vergangenheit so: Im 2016 wurde bekannt, dass in einzelnen Asylzentren 90 Prozent der Bewohner vor Abschluss des Asylverfahrens nach Norden weiterreisen.
Zugleich droht der Chef der rechtspopulistischen Lega und frischgebackene italienische Innenminister Matteo Salvini (45), Tausende Migranten aus Italien zu vertreiben. Das brächte die Schweiz in eine ernste Situation: ein starker Zustrom aus Italien bei gleichzeitig geschlossenen deutschen Grenzen. Bislang habe man keine Anzeichen, dass Rom seine Ankündigung tatsächlich wahr macht, heisst es im SEM. Die Situation sei aktuell nicht angespannt, könne sich aber jederzeit ändern, erklärt ein Mitarbeiter des SEM im Tessin.