Seit 2022 hat Russlands Führung ihre Aktivitäten zur patriotischen und militärischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen noch einmal massiv ausgeweitet. Das gilt sowohl für verpflichtende Maßnahmen als auch für Freiwilligenangebote. Trotz einer vordergründigen Vielfalt an Programmen und beteiligten Akteuren stehen diese unter strikter Kontrolle des Kremls. Dessen Ziel ist, die nächste Generation im Sinne der politischen Führung zu erziehen, loyalen Nachwuchs für Regime und Militär zu rekrutieren und kritische Individuen frühzeitig zu identifizieren. Die Maßnahmen erfassen eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen und reichen mittlerweile bis in die Kindergärten hinein. Die Betroffenen reagieren darauf mit einer Mischung aus Begeisterung, Indifferenz und Opportunismus. Offener Widerstand ist aufgrund eines hohen Konformitätsdrucks und des repressiven Charakters des Regimes nur punktuell festzustellen.
Die Rückkehr von Macht auf den Markt ist das Wesensmerkmal einer geoökonomischen Zeitenwende, wie sie die internationale Politik derzeit erlebt. Damit wurde der alten Erkenntnis neue Aufmerksamkeit verschafft, wonach wirtschaftliche Tätigkeit nicht nur Wohlstand erzeugen, sondern auch außen- und sicherheitspolitische Zielsetzungen befördern kann. Für die Analyse und eine Strategie der Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik bedarf es einer klaren Konzeptionalisierung des Begriffs der Geoökonomie. Dies ist nicht zuletzt deshalb erforderlich, um Kosten und Nutzen geoökonomischer Maßnahmen fundiert abwägen und deren Erfolgsaussichten realistischer einschätzen zu können. Die Beiträge dieser Sammelstudie fokussieren sich auf die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen geoökonomischen Denkens und untersuchen in funktional definierten Politikfeldern ausgewählte empirische Fallbeispiele geoökonomischen Handelns. Damit die deutsche Politik mehr Effektivität und Kohärenz in ihrem geoökonomischen Handeln erreichen kann, empfehlen sich folgende Vorgehensweisen: erstens der Aufbau ressortübergreifender Strukturen für die Querschnittsaufgabe Geoökonomie, zweitens der Ausbau von Kommunikation und Koordination mit relevanten Stakeholdern aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie drittens die Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern.