After approximately 20 years of negotiations, the EU and the Mercosur countries agreed on a joint trade agreement in 2019 – however, it has not yet been concluded. The objection of the countries blocking the agreement was that the Brazilian president at the time, Jair Bolsonaro, did not put a stop to the large-scale slash-and-burn clearances in the Amazon region. However, since the new head of government, Luiz Inácio “Lula” da Silva, took office, there has been growing confidence that the agreement will be concluded quickly.
But still, one key question remains with regard to the trade agreement with the Mercosur countries, that is, Argentina, Brazil, Paraguay, and Uruguay: Is trade possible without the risk of deforestation? Civil society and some EU member states, such as France and Austria, claim the clauses in the draft are not enough because they are not enforceable. They are calling for effective protection against deforestation and forest degradation that will endure even if agricultural land-use pressures increase – not least because of the export opportunities created by the agreement. Effective sanctions are a key element here, but they are difficult to implement because modifications to the current text version are challenging.
The new EU regulation for deforestation-free supply chains offers some leverage. It is planned to be adopted in spring 2023 and enter into force at the end of 2024. According to this regulation, certain products such as beef, soy, coffee, and palm oil may only be made available to the European market if they have been produced in a way that does not involve deforestation or forest damage. The deciding factor is that they cannot come from areas that have been deforested after the end of 2020. Future expansion of the product range and ecosystems to be protected is possible.
The regulation creates due diligence obligations. European companies will no longer buy raw materials or products if it cannot be ensured that they comply with the requirements of the regulation. Essentially, this comes very close to a sanction.
Unilateral EU regulations decrease the agreement’s appealHowever, to leave enforcing sustainability solely at the reference to the new regulation would ignore the potential of an interplay between agreement and regulation. In its 2022 Communication “The power of trade partnerships: together for green and just economic growth”, the Commission identifies effective sanctions as a last resort for enforcement, but it also highlights the importance of partnership cooperation and the linking of trade agreements with unilateral measures.
Such a cooperative approach is also warranted in light of the EU-Mercosur Agreement, as the regulation has raised serious concerns among producing countries. They have to exert considerable effort to stop deforestation by effectively enforcing their own laws. Apart from the fact that the EU is thus unilaterally defining requirements and specifications, future exports to the EU will require considerable investments in certification and logistics as a result of the new regulation. This poses major challenges for small and medium-sized enterprises in particular, but also for farmers in supplier countries. And last but not least, unilateral requirements can reduce the incentive for joining a trade agreement, at least with regard to the sustainability obligations contained therein.
Partnership roadmap for sustainabilityThis is where a cooperation for the implementation of the agreement and the regulation could play a role, linking targets, measures, and corresponding support with a concrete timetable within the framework of a roadmap. In the case of the EU-Mercosur Agreement, it could be adopted as an addendum that allows for a later expansion to include additional products from the outset, as is also possible under the regulation. This could be conceivable for sugar cane and maize, both of which are subject to a possible expansion of production that risks deforestation due to the greater European market access provided in the agreement.
Similar cooperation would be possible retroactively for trade agreements that have already entered into force and vice versa as an incentive for future agreements. They are future-oriented for trade agreements, unilateral measures, and as well their interlinkage. One reason is because they can significantly promote the establishment of new trade agreements and the implementation of existing ones. But also, because the need for a cooperative partnership accompanying unilateral measures will increase with the Timber Trade Regulation, which has been in place for some time, and the planned regulations on due diligence obligations for corporations.
Whether it is market access, trade diversification, or geo-strategy – the EU is seeking new trade relations, not least because of experiences following Russia’s attack on Ukraine. In doing so, it must not lose sight of its sustainability goals and must remain attractive to partners. The agreement with the Mercosur countries provides a good opportunity for this.
Nach rund zwanzig Jahren Verhandlungen einigten sich die EU und die Mercosur-Staaten 2019 auf ein gemeinsames Handelsabkommen – abgeschlossen ist es aber bis heute nicht. Grund der blockierenden Länder war, dass der damalige brasilianische Präsident Jair Bolsonaro die großflächigen Brandrodungen im Amazonasgebiet nicht unterband. Doch seit dem Amtsantritt des neuen Regierungschefs Luiz Inácio »Lula« da Silva wächst die Zuversicht auf einen schnellen Abschluss.
Eine Kernfrage mit Blick auf das Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten, also Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, aber bleibt: Ist Handel ohne Entwaldungsrisiko möglich? Der Zivilgesellschaft und einigen EU-Mitgliedstaaten wie Frankreich und Österreich reichen die bisherigen Klauseln im Entwurf nicht, weil sie nicht durchsetzbar sind. Sie fordern wirksame Vorkehrungen gegen Entwaldung und Waldschädigung, die auch dann Bestand haben, wenn sich der landwirtschaftliche Nutzungsdruck verstärkt – nicht zuletzt wegen der durch das Abkommen geschaffenen Exportchancen. Wirksame Sanktionen sind dabei ein Schlüsselelement – aber nur schwer zu realisieren, da Änderungen im aktuellen Abkommenstext aufwendig sind.
Einen Hebel bietet hier die neue EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten. Sie soll im Frühjahr beschlossen werden und Ende 2024 in Kraft treten. Danach dürfen auf dem europäischen Markt bestimmte Produkte wie Rindfleisch, Soja, Kaffee und Palmöl nur noch angeboten werden, wenn sie ohne Entwaldung oder Waldschäden erzeugt worden sind. Maßgeblich dafür ist, dass sie nicht von Flächen stammen, die nach Ende 2020 abgeholzt worden sind. Eine zukünftige Erweiterung der Produktpalette und zu schützender Ökosysteme ist möglich.
Die Verordnung schafft Sorgfaltspflichten. Europäische Unternehmen werden keine Rohstoffe oder Produkte mehr kaufen, wenn sie nicht sicher sein können, dass sie den Vorgaben der Verordnung entsprechen. Das kommt in der Wirkung einer Sanktion sehr nahe.
Unilaterale EU-Verordnungen senken die Attraktivität für das AbkommenEs aber allein bei dem Verweis auf die Verordnung zu belassen, würde das Potential eines Zusammenspiels von Abkommen und Verordnung kaum ausschöpfen. In ihrer Mitteilung »Die Macht von Handelspartnerschaften: gemeinsam für ein grünes und gerechtes Wirtschaftswachstum« von 2022 nennt die Kommission wirksame Sanktionen als letztes Mittel der Durchsetzung, hebt aber auch die Bedeutung der partnerschaftlichen Kooperation und einer Verknüpfung von Handelsabkommen mit unilateralen Maßnahmen hervor.
Zu einem solchen kooperativen Ansatz besteht auch angesichts des EU-Mercosur-Abkommens Anlass, da die Verordnung bei den Erzeugerstaaten ernsthafte Bedenken hervorgerufen hat. Sie müssen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um der Entwaldung durch effektive Durchsetzung der eigenen Gesetze Einhalt zu gebieten. Abgesehen davon, dass die EU damit einseitig Anforderungen und Vorgaben definiert, erfordern Exporte in die EU durch die neue Verordnung erhebliche Investitionen in Zertifizierung und Logistik. Sie stellen gerade kleine und mittelständische Unternehmen, aber auch bäuerliche Erzeugerinnen und Erzeuger in Zulieferländern vor große Herausforderungen. Und nicht zuletzt können unilaterale Vorgaben den Anreiz für ein Handelsabkommen senken, zumindest für darin enthaltene Nachhaltigkeitspflichten.
Partnerschaftliche Roadmap für NachhaltigkeitHier könnte eine Kooperation zur Umsetzung von Abkommen und Verordnung ansetzen, die im Rahmen einer Roadmap Ziele, Maßnahmen und entsprechende Unterstützung mit einem konkreten Zeitplan verbindet. Im Falle des EU-Mercosur-Abkommens könnte sie als Zusatz vereinbart werden, die von Beginn an eine spätere Erweiterung um zusätzliche Produkte zulässt, wie es nach der Verordnung ebenfalls möglich ist. Dies wäre für Zuckerrohr und Mais denkbar, für die der im Abkommen eröffnete höhere europäische Marktzugang eine mögliche entwaldungsriskante Produktionsausweitung mit sich bringt.
Ähnliche Kooperationen wären nachträglich für schon in Kraft getretene Handelsabkommen und umgekehrt als Anreiz für zukünftige Abkommen möglich. Sie sind sowohl bei Handelsabkommen als auch unilateralen Maßnahmen und deren Vernetzung der EU zukunftsweisend. Nicht nur, weil sie den Abschluss neuer und die Implementierung bestehender Handelsabkommen wesentlich fördern können. Sondern auch, weil mit der schon länger bestehenden Holzhandelsverordnung und der geplanten Regelungen zu Sorgfaltspflichten von Unternehmen der Bedarf nach einer partnerschaftlich-kooperativen Begleitung von unilateralen Maßnahmen noch zunehmen werden.
Ob Zugang zu Märkten, Diversifizierung im Handel oder Geostrategie – die EU bemüht sich nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine um neue Handelsbeziehungen. Dabei darf sie ihre Nachhaltigkeitsziele nicht aus den Augen verlieren, muss aber für Partner attraktiv bleiben. Das Abkommen mit den Mercosur-Staaten bietet dafür eine gute Gelegenheit.
Deutschland und die EU möchten künftig Wasserstoff und dessen Derivate aus den arabischen Golfstaaten importieren. Zwar hat Deutschland dafür eine gemeinsame Absichtserklärung mit dem Sultanat Oman unterzeichnet, konzentriert seine Anstrengungen aber in erster Linie auf dessen größere Nachbarstaaten. Oman hintanzustellen wäre jedoch ein energiepolitischer, geostrategischer und klimaaußenpolitischer Fehler. Nicht nur können Omans ambitionierte Wasserstoffpläne für bezahlbare saubere Energie sorgen. Darüber hinaus entsprechen vertiefte (Handels-)Beziehungen mit dem Sultanat dem Ansatz einer werteorientierten Handelspolitik, fördern den internationalen Klimaschutz und tragen zur Stabilisierung der Machtverhältnisse im Golf bei. Damit beugen sie gefährlichen Konflikten vor.
Über den Jahreswechsel haben sich die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo wieder einmal verschärft. Dies geschah im Kontext der Verhandlungen über einen neuen Vorschlag der EU – den deutsch-französischen oder »europäischen« Vorschlag –, der darauf abzielt, die Beziehungen zwischen Belgrad und Pristina nach dem Vorbild des deutsch-deutschen Grundlagenvertrags aus dem Jahr 1972 zu formalisieren. Am 27. Februar gab es einen Durchbruch in den Verhandlungen: Beide Seiten haben sich auf den Text des Vorschlags geeinigt, der allerdings noch nicht unterschrieben wurde. Auch wurde bislang die Reihenfolge der Punkte in der sogenannten Implementierungsmappe nicht festgelegt, um die es Streit geben könnte. Um eine Verabschiedung und vollständige Implementierung des Abkommens sicherzustellen, sollte die EU Fortschritte nicht nur im Rahmen der EU-Beitrittsverhandlungen beider Länder bewerten. Darüber hinaus sollte sie auch spezifische Implementierungs- und Monitoring-Mechanismen etablieren, die bescheidenere Zwischenziele für die Umsetzung einzelner Punkte im Abkommen absichern würden. Nur so ließe sich das neue Abkommen erfolgreich umsetzen.
Replacing the US nuclear guarantee with a French nuclear umbrella for Europe would face major political and logistical challenges. Nevertheless, given the growing uncertainty in Europe and Asia, the German government should consider scenarios and options that go beyond today’s deterrence architecture. Above all, it is conceivable that France would play a more visible complementary role to US extended nuclear deterrence. This could take various forms – from strengthened consultations to joint nuclear exercises. Even though any such steps are currently unlikely, it appears that now more than ever, US and European interests are aligning in a way that might allow for a better coordinated Western deterrence policy.
Kein anderes bilaterales Verhältnis hat vergleichbare Bedeutung für die Zukunft der internationalen Ordnung wie das zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Volksrepublik China. Innenpolitische und gesellschaftliche Strukturmerkmale prägen das Konfliktverhalten der beiden Staaten wesentlich mit. Diese Faktoren tragen zur Verschlechterung des bilateralen Verhältnisses bei und machen es krisenanfällig. Aus den Verflechtungen zwischen beiden Gesellschaften und Volkswirtschaften ergeben sich Verwundbarkeiten. Das Bewusstsein dafür kann Impulse für Zusammenarbeit liefern. Auch das Bemühen, Eskalationsrisiken zu vermeiden, kann Kooperation begünstigen. Beide Staaten sind auf eine leistungsfähige internationale Ordnung angewiesen. Allerdings gerät diese Einsicht gegenüber den konfliktträchtigen Aspekten des bilateralen Verhältnisses nur allzu leicht ins Hintertreffen. Hier liegt die Aufgabe und zugleich Chance für die deutsche und europäische Politik: Sie sollte der europäischen Mitwirkung am Weltregieren zu stärkerem Gewicht verhelfen und auf China wie Amerika mäßigend einwirken.
The agreement signed by the Tigray People’s Liberation Front (TPLF) and the Ethiopian government on 2 November 2022 offers a real chance to end one of the bloodiest wars in the world. The implementation of the agreement is going well so far. However, the peace process has brought into focus the question of a stable distribution of power within Ethiopia and in the Horn of Africa. The government under Prime Minister Abiy Ahmed faces three key challenges. First, it must integrate the TPLF and at the same time disengage from the partnership with Eritrea. Second, it must rebalance the domestic relationship between the main political actors in order to stop the escalating violence in the states of Amhara and Oromia. Finally, it must bring together a society divided and impoverished by war. International partners should support Ethiopia in addressing these challenges with conditional financial assistance and peacebuilding projects.